Mittwoch, 9. April 2008

Videohitparade #3, Teil 3

Es sind nur mehr 59 Tage, dann kickt die Euro 2008 los. Höchste Zeit, meine Serie der spektakulärsten Tore der Europameisterschafts-Historie abzuschließen.

  • zwei

Euro 2004, 18.6.2004, Italien vs. Schweden, Gruppenphase, Estadio Dragao in Porto, 1:1-Ausgleichstreffer für Schweden durch Zlatan Ibrahimovic in der 85. Spielminute

Als Zlatan Ibrahimovic seine Ausbildung bei einem alten, weißbärtigen Shaolin-Meister auf einem Berg im fernen China abgeschlossen hatte, kehrte er nach Europa zurück und tauschte seine Mönchstracht gegen das Gewand der schwedischen Fußballnationalmannschaft. Alsbald erwartete den jungen Stürmer da seine schwerste Prüfung: die chinesische Mauer unter den Abwehr-Bollwerken der Fußballwelt, die italienische Verteidigung! Doch Zlatan besann sich im richtigen Moment der Lehren seines weisen Meisters und sprang sich in die Annalen des Fußballs wie in jene der fernöstlichen Kampfartistik! Und der alte Meister soll in seiner Hütte im Fernen Osten kaum merklich mit dem schlohweißen Schädel genickt haben..

Was zu dem Zeitpunkt noch keiner wußte: Zlatan hatte damit auch die Stiefelhalbinsulaner aus dem Bewerb gekickt. Diese zeigten sich beeindruckt und Juventus sicherte sich die Dienste des Jungen, der 2006 zu Inter wechselte, wo er auch heute noch seine Kunst demonstriert. Vielleicht tut er dies auch, das Ende seiner nationalen Ladehemmung vorausgesetzt, demnächst bei der Euro ´08.

  • eins


Euro 1988, 25.6.1988, UdSSR vs. Niederlande, Finale, Olympia-Stadion in München, 0:2 durch Marco van Basten in der 54. Spielminute

Es war der 26. März 2008 und da unten, am Rande des Spielfeldes, stand er. Mit verschränkten Armen und in aufrechter Haltung, den Blick fest auf das Geschehen am Rasen geheftet. In seiner typischen Trainer-Pose, eben. Zumindest war ich mir ziemlich sicher, dass er es ist, auch wenn die Entfernung aufgrund unserer Plätze in der hintersten Reihe beträchtlich war. A. war sich nicht ganz so sicher. Er nahm seine Kamera, zoomte und machte eine Aufnahme. Ich weiß bis heute nicht, ob sich mit ihrer Hilfe mein Verdacht bestätigt hat oder nicht. Aber ich gehe einmal davon aus.

Sowohl für A. wie auch für mich ist er ein echter Jugendheld. 1988, bei der Europameisterschaft war er (fußballerisch gesehen) die Lichtgestalt unter den Lichtgestalten, als er gemeinsam mit anderen Hochkarätern wie Ruud Gullit, Frank Rijkaard, den Koeman-Brüdern, Jan Wouters und dem Torhüter Hans van Breukelen den Titel holte. Marco van Basten erschien mir in jener Zeit - ich begann mich gerade intensiv für Fußball zu interessieren - als der Inbegriff des Weltklassespielers schlechthin. Er hatte den Ruf, der Beste zu sein, und sein ganzes Auftreten, ja sein Name passte dazu - "Van Basten", das klang wie "der Beste" oder "fantastisch"..

Nach der Euro 1988 bekam ich von Marco van Basten nicht mehr allzu viel mit. Ich verfolgte Fußball damals vornehmlich auf der internationalen Ebene und so kommt es, dass ich an die darauffolgenden Erfolge des Niederländers mit dem AC Milan (wiederum zusammen mit Gullit und Rijkaard) keine echte Erinnerung habe. Alles, was ich noch gegenwärtig habe, ist, dass van Basten in der Folge immer häufiger durch Verletzungen außer Gefecht gesetzt war, bis er schließlich seine Karriere beenden musste. Dass er bei der WM 1990 und der der EM 1992 spielte, aber eher glücklos agierte, habe ich, wie ich bei Nachschau in Wikipedia feststellen musste, offensichtlich komplett verdrängt.

Marco van Basten wurde und blieb in meiner Erinnerung eben der larger-than-life-Held von ´88, der danach durch ein trauriges Schicksal zu Fall gekommen ist. Das hat auch viel mit dem larger-than-life-Tor zu tun, dass er bei der Europameisterschaft in Deutschland erzielte. Ein Tor, das schon allein deswegen, weil es die Meisterschaft aus dem Spiel heraus entschieden hat, über all den anderen Traumtoren in diesem Ranking steht.

Marco van Basten wird bei der Euro ´08 an der Seitenlinie stehen, so wie beim 4:3 der Niederländer gegen Österreich an besagtem 25.6.2008. Ob die Oranjes dann einen ähnlichen Zauber entfalten werden wie 20 Jahre zuvor, ist sehr fraglich. An dem Monument "Marco van Basten 1988" kann das aber sowieso nichts ändern.

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