Donnerstag, 11. September 2008

In Concert # 5: Florian Horwath & The Mothers Of Scandinavia, 10.9.2008, Posthof (Linz)


Posen in weißen Hosen...



Der gestrige Mittwochabend im Posthof. Zuerst kam die Vorgruppe, Blueburyme. Das war gesamtmusikalisch gesehen zwar ein bisschen Tracy-Chapman-für-Arme, aber immerhin unprätentiös vor- und von schönen Stimmen getragen. Alles in allem somit durchaus eine angenehme Einstimmung.

Es folgte der Hauptact und das waren also Florian Horwath & The Mothers Of Scandinavia. Der Bandname beinhaltet wohl einen kecken Verweis auf Frank Zappa, sowie auf die Tatsache, dass das letzte Album "Sleepyhead" in Schweden mit Menschen aus dem Umfeld der Cardigans-Sängerin Nina Persson eingespielt worden ist. Man darf davon ausgehen, dass der Name Herrn Horwath und Gerald Votava, der bei den "Mothers" Gitarre spielt, in einem Wirtshaus im 7. Wiener Gemeindebezirk oder in einer Berliner Kneipe nach dem jeweils fünften Bier eingefallen ist.

Die Band spielte im Kleinen Saal des Posthofes, der Andrang hielt sich also offensichtlich in Grenzen (was von den auftretenden Künstlern allenthalben auf die angeblich hierzulande ausgebrochene Fußballbegeisterung geschoben wurde). Gerald Votava spielte den Gitarrenkasperl, aber dagegen ist, isoliert betrachtet, nichts zu sagen, er ist auf der Bühne eben die österreichische Antwort auf Jack Black. Florian Horwath selbst spielte in einem ganz und gar weissen Anzug, versuchte sich an einer intensiven Mimik und kämpfte sich ansonsten durch ein Songmaterial, dem es - zumindest im Livekontext - leider an wirklich durchgehender Qualität ermangelte.

Das Ganze lief nicht wirklich schief, aber eben auch nicht wirklich rund. Florian Horwath & The Mothers Of Scandinavia sind eine Art Allstarband, die neben Horwath und Votava auch noch aus einem schwedischen Bassisten (möglicherweise der Cardigans-Mitbegründer Magnus Sveningsson, aber den Namen habe ich nicht richtig verstanden), Rainer Binder-Krieglstein am Schlagzeug und einem Keyboarder besteht.

Diesem Team gelang es nun schon immer wieder, gute Momente zu kreieren. Aber die Zusammengewürfeltheit blieb spürbar und störte doch etwas den Eindruck eines homogenen Kunstwerks. Insbesondere das Zusammenspiel von Horwath und Votava, zwischen denen die Chemie menschlich zweifellos blendend funktioniert, irritierte ein wenig. Da der komische, oft ins Parodistische abgleitende Part an der Gitarre, dort der Frontmann mit seinem leicht affektierten, starke innere Gefühle zum Ausdruck bringenden, durchaus unironisch gespielten, Bühnengehabe. So eine Mischung kann sicherlich funktionieren, wenn sie sich kunstvoll in der Musik widerspiegelt, aber das war hier nicht der Fall, die war zu sehr Horwath. Kurze Rockausritte konnten daran nichts ändern.

Dieser Zustand der Inhomogenität dieses Acts scheint mir aber nun nur ein Teilaspekt eines größeren Problems zu sein: Künstlichkeit. Von Singer-Songwritermusik, wie sie Horwath ohne Zweifel beabsichtigt (dafür sprechen Anmutung, Vorbilder, Themen, Emotionalität der Ausführung) und wie er sie, von der musikalischen Struktur her gesehen, auch macht, erwartet man schlicht, dass sie weniger geziert, weniger prätentiös, weniger affektiert daherkommt.

Nun kann man Erwartungshaltungen natürlich auf einer kunstvolle, kluge Weise brechen. Hier haben wir es aber wohl eher mit einer ein wenig verunglückten Überstilisierung der Person Florian Horwath zu tun, einer neuen, artifiziellen Hülle des ehemaligen Snowboarders, DJs, Radiomoderators, Electro-Clash-Musikers, die die in der Breite nicht ausreichend qualitative Musik nicht gut genug auszubalancieren vermag.

Am Ende freilich, da haben sie uns dann noch einmal so richtig gepackt. "Sleepyhead" ist eine starke Nummer und die dazugehörige Performance ist es ebenfalls. Und dann natürlich, ganz zum Abschluss, "When The Light Came Around", dieses scheinbar simple, Lo-Fi-eske Wunderding. Ein kleiner, heimlicher Klassiker. Es geht also doch. Ein bisschen weniger Bobodandytum, ein wenig mehr Homogenität in der Truppe, ein bisschen mehr Gelassenheit und einfach nur Vertrauen auf die unbestritten vorhandene eigene Musikalität - das wäre Florian Horwath & The Mothers Of Scandinavia zu wünschen.

Zum Weiterlesen: Gut geschriebener Artikel (wohlwollender) im März-DATUM.


Florian Horwath - When The Light Came Around

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