Montag, 8. November 2010

Kopenhagen in Buchstaben, Teil I

A wie Amerikanisierung

Scheint in Dänemark recht weit fortgeschritten zu sein. An jeder Straßenecke gibt es ein "7/11"- Geschäft, Halloween ist eine ganz große Sache und auch der Unfug, zu jeder Jahreszeit einen Stapel Eiswürfel in den Erfrischungsgetränken aufzutürmen, ist weit verbreitet. Womit nur ein paar Beispiele genannt wären. Allerdings gibt es auch Bereiche, in denen die amerikanische Kultur gar nicht durchdringt (siehe F und G).

B wie Bier

Muss wohl als Nationalgetränk Dänemarks angesehen werden, siehe C.

C wie Carlsberg A/S

Carlsberg, der viertgrößter Brauereikonzern der Welt, ist nicht nur in den Wirtsstuben Kopenhagens stark präsent. Seit mehr als hundert Jahren betreibt dieses Unternehmen eifrig Sponsoring im Bereich der Wissenschaften und der Künste. Infolgedessen gründet sich etwa nicht nur die "Ny Carlsberg Glyptothek" (siehe M) sowie die "Kleine Meerjungfrau"(siehe L) auf Biergeld, auch das bedeutende, von Niels Bohr (siehe N) gegründete Institut für Theoretische Physik der Universität Kopenhagen wurde damit finanziell fundiert. Das wirtschaftlich relevanteste Getränk der Brauerei ist übrigens ein Pilsner, das ganz ordentlich ist, mit seinen böhmischen Vettern aber meiner Meinung nach nicht ganz mithalten kann.

D wie "Den Gyldne Okse"

Gasthaus am Dronninglundvej im Kopenhagener Stadtteil Vanlose, nur wenige Gehminuten von unserem Appartment enfernt. Hier haben wir am letzten Abend sehr gut gegessen. Und festgestellt, dass man ein "Wiener Snitsel" (Wiener Schnitzel) auch mit Fisch und Kren anrichten kann. Die Preiselbeermarmelade wurde dafür meinem Roast Beef beigegeben.

E wie Elefanten

Dem aufmerksamen Wanderer durch die Straßen und Museen Kopenhagens wird auffallen, dass man hier immer wieder auf Elefanten trifft. Schuld daran ist der "Elefantenorden", der höchste Orden Dänemarks, der nur an besonders erlauchte Persönlichkeiten vergeben wird. Und wer so einen Orden erhalten hat, der meißelt sich eben einen Elefanten in die Fassade oder in irgend welchen Zierrat.

F wie Fahrräder

Kaum in einer Stadt habe ich so viele Fahrradgeschäfte gesehen (und thailändische Restaurants, aber das ist eine andere Geschichte) wie in Kopenhagen. Fahrradwege sind auch allerorts zu bemerken.

G wie Gemütsruhe

Die Dänen erlebten wir meist ebenso reserviert wie korrekt. Euphorische Begrüßungen und übertriebenen Eifer am Kunden darf man sich hier eher nicht erwarten. Das war nach meinem dreiwöchigen Aufenthalt in den westlichen USA aber ein durchaus angenehmer Akzent.

H wie Hakenkreuz

Im Oktober 1943 rettete der deutsche Diplomat Georg Ferdinand Duckwitz gemeinsam mit einer großen Zahl dänischer Unterstützer 7000 der 8000 dänischen Juden das Leben, in dem er sie in einer Nacht-und-Nebel-Aktion über den Öresund nach Schweden in Sicherheit bringen ließ. Nirgendwo sonst im nationalsozialistisch besetzten Europa wurde ein derart großer Anteil der jüdischen Menschen vor den Vernichtungslagern bewahrt wie in Dänemark. Auf der anderen Seite gab es auch in Dänemark eine nicht unbeträchtliche Zahl von Menschen, die sich für den Nationalsozialismus begeisterten. Und die dänische Regierung sowie das Königshaus gingen nach der Besetzung nicht ins Exil, sondern arbeiteten, widerwillig aber doch, auf administrativer Ebene mit den Nazis zusammen. Das heutige Dänemark tut sich etwas schwer mit dem Thema. Anders ist es nicht zu erklären, dass dem Zeitabschnitt im Dänischen Nationalmuseum nur sehr knapper Raum gewidmet ist. Und, dass man immer wieder auf Hakenkreuze stößt - und zwar auf solche der ganz bösen Sorte. So zum Beispiel auf mehrere, die an den Gemäuern der Carlsberg-Brauerei (siehe C) angebracht sind. Vermutlich sind die dänischen Swastikas älter als der Nationalsozialismus und haben somit einen anderen kulturgeschichtlichen Hintergrund. Für den mitteleuropäischen Gast ist die Tatsache, dass sie nie entfernt wurden, aber doch sehr befremdlich, ja schockierend. Wie soll es angesichts dieser Symbole erst Menschen ergehen, die von den Verbrechen der Nationalsozialisten persönlich betroffen waren? Möglicherweise ist es aber auch eine typisch dänische Eigentümlichkeit, dass man die Freiheit der Bilder und Meinungen gerne mal über tiefe Gefühle von Menschen und auch den sozialen Frieden stellt (siehe J)..


I wie Is

Dänisches Wort für "Eis". Ich habe einige Eissalons gesehen, es war aber irgendwie nicht die Zeit und das Wetter, um da hineinzugehen. Darunter war aber überhaupt kein Häagen-Dazs. Diese Firma tut nämlich nur so, als käme sie aus Dänemark.

J wie Jyllands Posten

Jene Zeitung, die dumm genug war, die so genannten Mohammed-Karikaturen zu veröffentlichen. Nicht in Kopenhagen zuhause.

K wie Königin

Mit vollem Namen Margarethe II. Alexandrine Thorhildur Ingrid von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg. Hat unter einem Pseudonym die dänische Ausgabe von Tolkiens "Herr der Ringe" illustriert und Rechtswissenschaften, Geschichte, VWL und Archäologie studiert. In ihrer Freizeit entwirft sie gerne Kirchengewänder, Theaterkostüme und Bühnenbilder. Berühmt ist auch die "Margarethe-Rührschüssel", die ihr Onkel entworfen und nach ihr benannt hat (Wikipedia). Dem Bautrieb ihrer königlichen Vorfahren verdankt Dänemarks Hauptstadt eine beträchtliche Zahl schöner Schlösser. Die Dänen mögen ihre Königin, also sollte man sich mit Witzen über Rührschüsseln und ähnliches zurück halten.


Hier weilte Ihre Hoheit während Unseres Aufenthaltes in Ihrer Hauptstadt: das durchaus majestätische Schloss Frederiksberg bei Kopenhagen.


L wie "Lille Havefrue"

Das Wahrzeichen Kopenhagens weilte zur Zeit unseres Besuches gerade noch auf der EXPO in Shanghai. In Kopenhagen soll nur eine Videowand zu sehen gewesen zu sein, auf der die "kleine Meerjunfrau" zu sehen war, wie sie sich den Blicken der Chinesen darbietet. Ich kann das weder bestätigen noch dementieren, ich war nicht dort. Egal, Kopenhagen hat wesentlich mehr zu bieten als H.C. Andersens in Stein gehauenes Wasserwesen.

M wie Museum

Kopenhagen ist eine Stadt, die eine unglaubliche Fülle sehenswerter Museen (zB Ny Carlsberg Glyptothek, Dänisches Nationalmuseum, die "Skatkammer" in Schloss Rosenborg [nicht zum Kartenspielen bestimmt, sondern zum Bewundern der Kronjuwelen], Thorvaldsens Museum und viele mehr) beherbergt. Das ist ein wesentlicher Grund, warum man sich in dieser Stadt wirklich viele, viele Tage aufhalten kann.



Alte Marmorschädel in der Neuen Glyptothek.


Fortsetzung folgt..

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