Donnerstag, 3. März 2011

Blütenberg

Ein schlauer Fuchs ist er ja schon, der Herr Guttenberg. Zuerst schaffte er es, seine Dissertation mit einem Mindestaufwand an persönlicher Mühe zu bewerkstelligen. Während andere Prätendenten auf den Doktortitel im Schweiße ihres Angesichts über Bücherbergen brüteten, werkte der Produzent wissenschaftsethischer Blüten offensichtlich lieber an seiner politischen Karriere.

Und jetzt schafft er es auch noch, sich im richtigen Zeitpunkt aus dem Staub zu machen. Und das auch noch hollywoodreif. Zuerst wird pathosvoll der sauer verdiente Doktortitel in den Sand geworfen, dann weicht KTzG der Gewalt. Er will nicht, dass das Schicksal "seiner" Soldaten ob des Skandales in den Hintergund rückt, sagt er. Wie edel.

Dass er sich in die Rolle des politisch Gejagten gut einfinden konnte, verdankt er auch der Opposition. Angesichts der Schwindel erregenden Beliebtheitswerte des Groschenromanhelden-tauglichen Freiherrn hat man sich schon seit einiger Zeit so massiv auf ihn eingeschossen, dass man manchmal das Gefühl hatte, es gebe in der deutschen Bundesregierung nur eine einzige Person. Aus jedem toten Soldaten versuchte man ihm einen persönlichen Strick zu drehen, warf sich mit unzähligen parlamentarischen Anfragen auf ihn. Das half Guttenberg, sich in die Rolle des Angegriffenen hinein zu finden, die er sich zuletzt dann auch noch redlich verdient hat.

Aber, wer einmal solche Popularitätswerte geschmeckt hat, der will bestimmt einmal zurück. In diesem Sinne darf man die Aussage der CSU, dass der ehemalige Minister "einer von uns" sei, nicht nur als treffende Charakterbeschreibung, sondern durchaus auch als ernst zu nehmende Drohung auffassen.

Vermutlich wird sich Herr zu Guttenberg jetzt einmal ein wenig an den fetten Weiden der politiknahen Wirtschaft gütlich tun. Und, irgendwann einmal kommt er möglicherweise zurück. Mit blütenweißer Weste, versteht sich. Wir wissen, wie schlecht das Gedächtnis der Wählerschaft ist. Eine Hintertüre hat er sich jedenfalls mit seinem gerade noch rechtzeitigen Abgang offen gelassen.

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