Donnerstag, 2. Juni 2011

FIFAntastisch



Genau, Sepp!

Ihr braucht keine externe, unabhängige Agentur, die euer finanzielles Wohlverhalten prüft. Ihr kriegt das auch selber hin. Das habt ihr ja in den letzten Jahren eindrucksvoll bewiesen. Keine Skandale. Keine Korruptionsvorwürfe ehemaliger Spitzenfunktionäre. Keine Schlammschlachten gegenwärtiger Spitzenfunktionäre mit einander. Keine bösen Gerüchte über die unsaubere Vergabe milliardenschwere Großereignisse.

Könnte ja jeder kommen. Staatsanwaltschaften zum Beispiel. Zum Glück ist die Schweiz so ein liberales, Gerechtigkeit liebendes Land! Oder Regierungen. Letztere erdreisten sich ja manchmal, in die Belange mutmaßlich unsaubere Verbandsbosse hinein zu intervenieren. Dann kommt die FIFA rasch in die Gänge und kassiert die Spielberechtigung der Nationalmannschaften. Damit sich die Regierungen das merken. Die FIFA ist eben etwas Besonderes. Eine Welt-Gemeinschaft wie die Katholische Kirche. Ein Facebook des Fußballs, bei dem selbstverständlich jeder mit jedem befreundet ist, solange es nicht um den selben Posten geht und die Geheimdossiers ausgepackt werden.

Zu verlangen, dass sich die FIFA personell erneuert, wäre wirklich eine Unverfrorenheit. All die Erfolge, die Milliarden die in eure Kassen geflossen sind, in euren bescheidenen Verein nach Schweizer Recht. Es mag in Konzernen üblich sein, in Regierungen und Behörden, in internationalen Institutionen und NGOs, dass man einer solchen Vertrauenskrise mit neuen Leuten begegnet. Ihr bleibt so wie ihr seid und das ist gut so. Schließlich seid ihr eine "Familie" (O-Ton Blatter), die Angelegenheiten intern regelt.

Nur schade, dass ihr dabei nach außen so ein trauriges Bild abgebt. Daran muss noch gearbeitet werden, an eurem "Außendarstellungsproblem", um einen Lieblingsausdruck von ÖVP-Politikern aufzugreifen.

Aber genug von diesen unerfreulichen Aspekten. Ich ende hier, schließlich klagt ihr gerne und ich will keinesfalls, dass diese meine Lobeshymne falsch verstanden wird.

Denn, seien wir uns ehrlich, ist nicht alles, was zählt, der Fußball selbst? Ist er nicht wunderschön? Und so fair - vielleicht der fairste Sport der Welt, wollen wir drauf wetten? Ganz ohne unnötigen technischen Schnickschnack kommt er aus, so erdverbunden und ehrlich. Und zugleich so ästhetisch. Was haben wir nicht aufgejauchzt, als uns der FC Barcelona letzten Samstag mit diesem "triangulären Muster in geradezu kristalliner Regelmäßigkeit" (Netzwerkanalyse des Standard) in Verzückung versetzt hat. Denkt doch keiner mehr an den schnöden Mammon, wenn er Barca sieht und spürt! Oder?

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