Montag, 31. Dezember 2012

Katzenfoto des Monats Dezember 2012

Die Zukunft ist wie eine schwarze Katze. Alles Gute fürs neue Jahr!


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Schwarze Katze

Ein Gespenst ist noch wie eine Stelle,
dran dein Blick mit einem Klange stößt;
aber da, an diesem schwarzen Felle
wird dein stärkstes Schauen aufgelöst:

wie ein Tobender, wenn er in vollster
Raserei ins Schwarze stampft,
jählings am benehmenden Gepolster
einer Zelle aufhört und verdampft.

Alle Blicke, die sie jemals trafen,
scheint sie also an sich zu verhehlen,
um darüber drohend und verdrossen
zuzuschauern und damit zu schlafen.
Doch auf einmal kehrt sie, wie geweckt,
ihr Gesicht und mitten in das deine:
und da triffst du deinen Blick im geelen
Amber ihrer runden Augensteine
unerwartet wieder: eingeschlossen
wie ein ausgestorbenes Insekt. 


Rainer Maria Rilke (1908)

Freitag, 28. Dezember 2012

Das Jahr ist um. Frage..

2012. Was haben wir uns da nicht alles geben müssen.

Die Finanz- und Wirtschaftskrise zeigte uns, wie sehr wir den globalen Märkten, in all ihrer Dysfunktionalität, ausgeliefert sind. Leute wie Frank Stronach hingegen haben ihre Jachten weiterhin im Trockenen und können sich Politik leisten. Diktatoren massakrierten ihr Volk, um es im Griff zu behalten. Felix Baumgartner fiel tief und wünschte sich einen Diktator herbei. Ex-Politiker und Lobbyisten erzählten vor Gericht Geschichten aus Tausendundeinemdeal. In der arabischen Welt kämpfte der Muff von tausenden Jahren mit der Moderne um die Zukunft. Wir bekamen derweil die Vorratsdatenspeicherung. Um Daten ging es auch weiland den Maya, als sie ihre Kalender anlegten. In Kombination mit einigen Wirrköpfen, die ihre eigene Ahnungslosigkeit mit Weisheit verwechselten und JournalistInnen, die nach jedem noch so dürren Strohhalm greifen, bescherte uns das den unnötigsten Medienhype des Jahres. Bei den Olympischen Spielen erlebten wir die übliche, picksüße Selbstbeweihräucherung des Veranstalters (die Sex Pistols - Monarchisten! die Kolonialzeit - welche Kolonialzeit?), die peinlicher Weise noch dafür gelobt wurde, dass sie nicht so peinlich war wie jene vier Jahre zuvor. Boris Johnson wurde wieder Bürgermeister von London, Montenegro verpasste hingegen leider den verdienten Sieg beim Song Contest, bei dem Österreich ähnlich gut ausschaute, wie bei den Olympischen Spielen. In den USA schlotterte und greinte Chuck Norris aus Furcht vor dem Obama-Sozialismus, während Pussy Riot in Moskau in die Kirche und dann ins Straflager gingen.

Alles in allem: ein mühsames Jahr. Aber auch da gab es Dinge, die uns begeistert, aufgebaut, erfreut haben. Die Jahresumfrage 2012 ersucht euch, diese Dinge zu teilen. Es gibt  Kategorien. Wer auch nur eine beantwortet, ist dabei und nimmt an der Jahresumfragen-Preisauslosung teil, bei der es wieder fantastische Preise zu gewinnen geben wird (Vorstellung der Preise: bald auf diesem Blog, Beispiel aus dem Vorjahr). Die Beiträge werden in bewährter Form (Beispiel) veröffentlicht.

Die Kategorien:


Bester Film, 2012 im Kino gesehen

Am liebsten gehörtes Musikalbum 2012 (muss nicht 2012 erschienen sein)

Am liebsten gehörtes Musikstück 2012 (muss nicht 2012 erschienen sein)

Bestes Konzert 2012

Lieblingsbuch 2012


Das Schönste überhaupt im Jahr 2012

Wer wirklich möchte, kann mir auch noch ihr/sein bestes Musikvideo 2012 dazu sagen. Das läuft außer Konkurrenz, da ich nicht abschätzen kann, ob hier genug Rückmeldungen kommen, die ein eigenes Posting rechtfertigen. Wie gesagt, nichts ist obligatorisch! Wer eine Kategorie beantwortet, ist dabei.

Ich bin sehr gespannt auf eure Rückmeldungen. Diese können bis 31. Jänner 2013 abgegeben werden.

Ergänzung: Bitte schickt sie per Mail an einwinzer@gmx.at.

Donnerstag, 27. Dezember 2012

Das Winzerbuch der Rekorde # 9: Die Jahresumfrage und das Jahresumfragen-Gewinnspiel

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Bereits seit 2008 gibt es sie: die Jahresumfrage. LeserInnen dieses Blogs, unschuldige PassantInnen und alle, die unvorsichtig genug waren, einmal mitzumachen, werden alljährlich ersucht, ihr Jahresbestes in verschiedenen Kategorien bekannt zu geben.

Zuletzt waren es 6 regelmäßig wieder kehrende Kategorien, von Musik über Film und Literatur, bis zum Schönsten überhaupt. Stehen Fußballgroßereignisse bevor, werden auch die präsumptiven Gewinner erfragt.

Was motiviert mich zu dieser Ausfratschelei?

Erstens natürlich die pure Neugierde. Zweitens die Aussicht, durch die gegebenen Antworten selbst auf Interessantes gestoßen zu werden. Drittens auch der Umstand, dass Zeilen, die man nicht selber schreiben muss, sondern lediglich abkopiert, eine Arbeitserleichterung darstellen. Viertens ist mit der Jahresumfrage alljährlich eine Preisauslosung verbunden, was mir die Gelegenheit gibt, Menschen mit den gewonnenen Preisen (hoffentlich) eine Freude zu machen.

Einige Zahlen zur Jahresumfrage:

An ihren mittlerweile 4 Austragungen haben insgesamt 24 Personen teilgenommen, davon 18 mehr als einmal und 8 jedes Mal. Die an Rückmeldungen reichhaltigste Umfrage war die Jahresumfrage 2009 mit 19 TeilnehmerInnen, das schwächste Turn-out gab es bei der Umfrage 2008 mit 13. Jedes Mal mit von der Partei: der Rechtsbeistand, dessen Argusaugen die Ziehungen genau im Blick haben.

Die drei erfolgreichsten TeilnehmerInnen der Preisauslosungen waren bisher A.W. (vier Teilnahmen, 10 Punkte), J.R. (vier Teilnahmen, 8 Punkte) und V.S. (drei Teilnahmen, 7 Punkte).

Morgen startet die fünfte Ausgabe der Jahresumfrage samt der Gelegenheit, großartige Preise zu gewinnen.

Winzerbuch der Rekorde - Was soll das?

Mittwoch, 26. Dezember 2012

Pop-Trivia

Am Montag habe ich das letzte Türchen meines tollen Adventkalenders der Vinyl-Singles geöffnet. Hinter den einzelnen Tagen steckte einiges Wohlbekanntes, aber auch viel Unbekanntes und Kurioses.

Zwar hat Sarah die Platten eher nach Kriterien wie "schaut lustig aus"oder "hat einen lustigen Namen" ausgesucht. Eine genauere Recherche (Wikipedia sei Dank) offenbart aber, dass hinter so manchem weniger bekanntem Namen unerwartet Wissenswertes steckt.

Nehmen wir zum Beispiel Bobby Vee. Seinen Hit "Take Good Care of My Baby " (17.12.) hat jede/r schon einmal gehört. Aber, ich wusste nicht, dass seine Karriere begann, als er im Februar 1959 gerade 15-jährig mit einer eben erst formierten Band von Schulkollegen für die bei einem Flugzeugabsturz in Iowa ums Leben gekommenen Rock´n´Roll- Stars rund um sein großes Idol Buddy Holly einsprang. Er soll den Auftritt mit Tränen erstickter Stimme absolviert haben.

Die Band Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich klingt wie ein schlechter Scherz aus dem Hippie-Zeitalter, hat aber auch einen Platz in der Mythenbildung der Rockmusikgeschichte sicher. Bandleader Dave Dee war 1960 als Polizist an der Stätte jenes Autounfalls im englischen Wilshire zugegen, bei dem der Rock´n´Roller Eddie Cochran getötet und sein Kollege Gene Vincent schwer verletzt worden waren. Er nahm die Gitarre von Chochran an sich, brachte sich auf ihr das Gitarrespielen bei und gab sie dann an dessen Familie  zurück. 1961 gründete er seine Band, deren Singles zwischen 1965 und 1969 mehr Zeit in den britischen Charts verbracht haben als jene der Beatles."Okay! " (18.12.) ist eine davon.

Dank der British Invasion, zu der auch Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich gehörten (nebenbei natürlich die Beatles, die Stones, die Kinks oder die Animals), konnte schnelle, Rhythm´n´ Blues-basierte Musik einige Jahre nach den Tragödien von Iowa und Wilshire im amerikanischen Mainstream wieder Fuß fassen. Der erste Rock´n´Roll-Hit amerikanischer Provenienz dieser neuen Ära war 1965 "Wooly Bully" (19.12.) von Sam the Sham and the Pharaohs, einer Gruppe von Latino-Rock´n´Rollern aus Texas. Sie traten tatsächlich in pseudo-altägyptischen Gewändern auf, eine Sitte, die sie erst nach dem Ausbruch des Sechs-Tage-Krieges ablegten. "Wooly Bully" ist ein ausgesprochener Nonsense-Song, immerhin hat aber der Titel einen realen Hintergrund. Wooly Bully war nämlich eine real existierendes Individuum, genauer gesagt die Katze von "Sam" Domingo Zamudio. Sie muss ziemlich stark behaart und ein ziemlicher Tyrann gewesen sein.

Dass Elvis Costello einen Vater hat, war mir klar, dass dieser aber auch ein relativ erfolgreicher Musiker war, weniger. Mit der Single "Patsy Girl" (22.12.) war Ross McManus am europäischen Festland sehr erfolgreich, am höchsten kletterte die an klassischem Ska orientierte Nummer in Österreich, wo sie 1966 Platz 5 erreichte.

A propos: auch österreichisches Bands tauchen dank Vinyl-Singles wieder aus der Versenkung auf. Zu erwähnen ist die Ende der Sechziger Jahre aktive Folk-Band Jack´s Angels ("The Life I´m Livin´", 20.12.), bei der damals, wie ich feststellen konnte, einer meiner Uniprofessoren die Gitarre gespielt hat. Und: DJ Ötzi muss ich etwas Abbitte leisten. "Do Wah Diddy Diddy" (11.12.) ist schon in der Originalversion von Manfred Mann ein gnadenloser Nervtöter..

Dienstag, 25. Dezember 2012

Aktuelle Kamera # 3

Sarah hat sich wieder Lebkuchen-mäßig betätigt. Diesmal ist es ein Turm geworden. Wahlweise per Sonnenlicht oder per Teelicht zu erleuchten.

Lebkuchenturm / Tag
Lebkuchenturm / Nacht
 

Sonntag, 23. Dezember 2012

Weihnachten zu Hause

Meinen ganz persönlichen Zugang zu Weihnachten habe ich vor Jahren schon einmal auf diesem Blog zu beschreiben versucht und allzu viel hat sich daran seitdem nicht geändert. Und wenn man fünf Jahre lang brav Blog schreibt, dann darf auch ruhig einmal ein alter Beitrag wieder verwertet und auf diesen verwiesen werden.

Zur Symbolik dieses Festes könnte man freilich noch mehr sagen, als ich es damals getan habe: die Lichter gehören selbstverständlich dazu und das Leuchten. Schließlich ist der 25. Dezember nach dem Julianischen Kalender der traditionelle Termin der Wintersonnenwende, nach der die Tage wieder länger werden. Er steht somit auch für den Ausgang aus der Finsternis und der Kälte, für den Beginn einer neuen, lichten Ära. Deshalb war es auch für den römischen Kaiser Aurelian (270-275), einen Verehrer des Sonnengottes Sol, nahe liegend, diesen Termin zum Festtag der Geburt des Sonnengottes zu erheben. An diese Traditionslinie dürften auch die Christen angeknüpft haben, als sie den 25. Dezember zum Geburtstag Jesu erklärt haben, wohl wissend, dass der sich eigentlich kaum im Winter zugetragen haben kann.

Weihnachten soll also nicht alleine ein rituelles Würdigen am Ende des Jahres sein, wie ich es damals beschrieben habe, und wie es im Zusammenkommen, Zurruhekommen (hoffentlich) und Schenken zum Ausdruck gelangt. Es soll auch einen Neubeginn anzeigen bzw. die Chance auf einen solchen. Auf dass die Tage wieder länger werden!

A propos Symbolik. Der geniale Pop-Exzentriker Sufjan Stevens leistet dieses Jahr seinen ganz eigenen Beitrag dazu, den Geist von Weihnachten zu erfassen. In dem zugleich unheimlichen wie schönen Video zu "I´ll Be Home For Christmas" eilt ein kleines Mädchen durch ein Haus, in dem merkwürdige Dinge passieren. Wo will sie hin?



Sufjan Stevens kann man überhaupt mit Fug und Recht als den Weihnachts-Nerd unter den Indie-Musikern bezeichnen. Alljährlich nimmt er eine komplette EP mit Weihnachts-Tracks auf, um seine gesammelten Weihnachts-Werke dann alle paar Jahre als Boxset auf den Markt zu bringen. Wem das freilich dann doch zu viel Musik für eine zu kurze Zeit im Jahr ist, der kann sich von Noisetrade einen 12-Stücke-Sampler mit Stevens-Carols frei herunterladen (freiwillige Spende möglich).

Schöne Weihnachten!

Donnerstag, 20. Dezember 2012

Botschaft

Das ist ein Friedensnobelpreisträger! Erzbischof Tutu liest hier der Homophobie und damit auch seinen homophoben Kollegen die Leviten. Guter Typ.

     

Mittwoch, 19. Dezember 2012

Montag, 17. Dezember 2012

Musikvideo des Monats November 2012

Etwas spät, ich weiß, aber der Dezember ist ja eine ach so geschäftige Zeit.

Dafür gibt es diesmal gleich mehrere Videos, denn erstens ist da eine ex-aequo-Wertung und zweitens eine Draufgabe. Schließlich ist ja auch die Jahreszeit des Gebens.

Musikvideo Nummer eins ist zwar kein Musikvideo im klassischen Sinn, sondern ein knapp sechs-minütiger Mitschnitt vom Pearl Jam-Konzert in Prag 2012. Aber, erstens verdient das sowieso Respekt, wenn einer aus dem Tumult einer der vorderen Reihe ein Video dreht. Und zweitens ist der Urheber ein guter Freund.




Aus der Kategorie "reguläres Musikvideo" habe ich mich diesmal für jenes zum "Working Elf´s Theme" von der Polyphonic Spree entschieden. Schließlich ist Weihnachtszeit und das ist eine gute Gelegenheit, um zu sagen: Hände weg von Drogen!




Und, wenn wir schon am Geschenke verteilen sind: Tom Scharpling hat noch ein humoriges Musikvideo gemacht, diesmal nicht für Aimee Mann, sondern für Ben Gibbard (The Postal Service, Death Cab for Cutie).

Sonntag, 16. Dezember 2012

Türl Time, die Zweite

Alle, die wirklich wissen wollen, was sich hinter den Türen meines mir von Sarah geschenkten Adventkalenders (s. schon hier) verbirgt, können das jetzt auf Flickr tagtäglich nachvollziehen.

Einfach über das Foto reinklicken.


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Samstag, 15. Dezember 2012

Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats November 2012

Aimee Mann - Charmer
Los Angeles, Kalifornien
Gewonnene Ränge: + 9


Nichts ist schwerer, als etwas Schweres leicht aussehen zu lassen, das wissen wir alle. Gleichzeitig will die Erschafferin/der Erschaffer des leicht und locker daher kommenden Schweren sicherlich auch wieder, dass die erbrachte Leistung in all ihrer Tiefe gewürdigt wird. Vielleicht ist ja das auch ein Grund, warum Aimee Mann gerne eine Leidensmiene aufsetzt.

Weil: Aimee Manns Musik ist zwar definitiv kein sich aalglatt durchwindender Bubblegum-Pop, aber doch von einer ziemlich betörenden Eingängigkeit. Auf ihrer aktuellen Platte "Charmer" schafft die in Virginia geborene, in Kalifornien lebenden Musikerin etwas, das selten ist: Popmusik, die man auf Anhieb mitsummen kann und die dennoch einen individuellen künstlerischen Anspruch verkörpert und Klasse hat.

Nehmen wir zum Beispiel der Auftaktsong "Charmer". Inhaltlich geht hier - jawohl - um die inneren Leiden jener, die dazu verdammt sind, dem Publikum stets wohl gefällig zu sein. Um den Betrug, den sie Tag für Tag an sich selbst begehen, um die Ausbeutung ihrer Persönlichkeit, der sie ausgesetzt sind. "Charmer" ist, wie jeder Song von Aimee Mann, stark vom unverwechselbaren und klar hervor tretenden Vortrag der Sängerin geprägt, der hier eine nachdenklich-ernste, fast melancholische Stimmung transportiert. Dem steht aber die sonstige musikalische Ummantelung gegenüber, die mit ihrer vorwärts drängenden, Achtziger-affinen Gitarren-Synthies-Kombination einen ziemlich lupenreinen Popsong ergibt. Ein Spiel mit Gegensätzen, das für mich einen großen Teil vom Reiz dieses Tracks ausmacht.

Dazu trägt freilich auch das Video bei, ein typisch herzerwärmend-komisches Tom Scharpling-Werk, wie wir es etwa auch vom Albumnachbarn "Labrador" kennen (s. schon hier). Während er sich bei jenem aber damit begnügt hat, ein Musikvideo aus den Achtzigern nachzudrehen (in dem Aimee Mann schon damals eine Hauptrolle gespielt hat), verhandelt er diesmal in gerade vier Minuten so klassische Themen wie das Doppelgängertum oder die Androiden-Bedrohung.  Auch diesmal ist übrigens wieder ein Hollywood-Star mit von der Partie (Auflösung).

Aimee Mann - Charmer (freier Download)



Aimee Mann - Charmer from Rob Hatch-Miller on Vimeo.

Mittwoch, 12. Dezember 2012

In Concert # 34: Steaming Satellites / Two Gallants, 8.12.2012, Posthof, Linz

Die Unmöglichkeit einer (auch nur annähernd) objektiven Rezension: Wenn du am selben Tag zweieinhalb Stunden in der Dezemberkälte gestanden bist und Unterschriften gesammelt hast, geht beim abendlichen Konzert von deinen Beinen eine gewisse Unlust aus. Das vorweg.

Aber der Kopf war schon noch dabei, vor allem zu Anfang noch, als der Konzertabend im Posthof mit den Steaming Satellites begann. Das war womöglich gar nicht einmal optimal, zielt deren Musik doch eher auf, nunja, andere Ebenen des Bewusstseins. Die Steaming Satellites kommen aus Salzburg und haben sich die Devise Space Rock auf die Fahnen geschrieben. Das Programmheft verheißt "intergalaktischen Psych-Pop", der Bandname und einiges aus dem Textschaffen verweisen ebenfalls auf den kosmischen Kontext. Ein Moog-Synthesizer ist im Einsatz und grundiert den Sound, Gitarren, Bass und Schlagzeug treten hinzu und schaffen gemeinsam einen psychedelischen Vibe. Zu Spüren ist die Suche nach dem nicht allein Klang-, sondern auch Effektvollen, ein Gefühl von durchaus Welt zugewandtem Pop schwebt hier über der vermeintlichen galaktischen Abgehobenheit. Ein durchaus beeindruckender Livesound ist das Ergebnis, der in seiner Tragweite wenige Vergleiche zu scheuen braucht. Hier funkt jetzt freilich mein Kopf dazwischen und merkt an, dass eine Aneinanderreihung von schönen Effekten noch keine ganz große Musik macht. Und, stellt eine zu große Glätte fest, die irgendwie (noch) den Blick auf eine individuelle Seele verstellt. Vielleicht liegt dieser Befund aber auch an der Konstellation als Vorgruppe, die sowohl den Musikern als auch seinem Publikum ein tieferes Eindringen in die erstrebte Dimension verweigern muss.

Ein übertriebenes Heischen nach Gefälligkeit kann man jedenfalls den Two Gallants nicht wirklich vorwerfen. Freilich, das ist kein experimenteller Noise Rock, der da von der Bühne brandet, aber dem Konsens verschriebene Durchschnittsmusik ist es auch nicht. Bei den Two Gallants handelt es sich tatsächlich  um zwei junge Männer. Da ist Adam Haworth Stephens, der die Gitarre (meist elektrisch, selten akustisch) betätigt und da ist Tyson Vogel, der das Schlagzeug beackert. Die White Stripes - Formel gewissermaßen, nur dass hier weniger weltläufige Hipness am Werke ist, sondern vielmehr der Staub des amerikanischen Westens an den Stiefeln klebt. Two Gallants sind in der Americana-Musik geerdet, die sie in die Form harter Rockmusik schaufeln. Das ist Hard Folk Rock gewissermaßen, mit einer Cowpunk-Attitüde versehen. Auf ihrem aktuellen, hörenswerten Album "The Bloom and the Blight" haben sie den Rockimpetus noch einmal merklich verstärkt, lassen die Country- oder Folkballade eher beiseite und marschieren mehr in Richtung "Stairway to Heaven". Live wird daraus dann eine scharfkantige, metallisch schallende Musik, die mit der Introvertiertheit und Intimität des Folk nicht mehr viel gemein hat. Drummer Tyson Vogel hämmert frenetisch den Takt, laut und dominant schallt sein Instrument. So dominant, dass es zuweilen die Möglichkeiten der Band in eine selbst gewählte eiserne Maske legt, unter der auch die markante, rauchige Stimme von Adam Stephens abzutauchen droht. Two Gallants in echt, das ist ganz anders, als von der Platte: die Rhythmik ist brachialer (wenn auch zugleich klar und pointiert), die lyrisch-melodische Qualität weniger ausgeprägt. Die Gefahr: eine gewisse Monotonie. Natürlich waren sie aber im Posthof auch da, die großen Two Gallants-Momente: eine inspirierte Version von "Halcyon Days", ein schönes "Steady Rollin´" (der große Indie-Hit der Band), ein würdiger Abschluss im Form der "Waves of Grain". Etwas enttäuschend fand ich hingegen die etwas lustlose Wiedergabe meiner persönlichen Lieblingsnummer vom aktuellen Album, "Ride Away", ein der großen Rockbands der Siebziger würdiges Stück Gitarrenherrlichkeit. Und dann war da noch "Las Cruces Jail", von Tyson Vogel mit einem gleichmäßigen Affenzahn durchgepeitscht, skelettiert bis auf die Blues-Knochen. Tom Waits ließ grüßen.

Montag, 10. Dezember 2012

Wir sind Friedensnobelpreis!

Sie können es nicht lassen.

Der Standard titelt heute mit einem Foto sehr fidel dreinblickender Spitzen der  Europäischen Union (Van Rompuy hat gerade ein Haiku vorgelesen), die den Nobelpreis "stellvertretend für die rund 503 Millionen Einwohner der Union" (O-Ton) entgegen nehmen dürfen.

Diese pauschale Auszeichnung wirft interessante Fragen auf.

Werden sich Gorbatschow und Bischof Tutu endlich vor mir verneigen, wenn ich sie zufällig auf der Straße treffe?

Wird HC Strache seinen Friedensnobelpreis eigentlich annehmen?

Darf sich Josef Fritzl seinen Friedensnobelpreis in seiner Zelle an die Wand hängen?

Spannend.

Sonntag, 9. Dezember 2012

The Dark Trek

Was, noch ein "Dark Knight"-Film? Nein, das ist Star Trek! Wir sind gespannt.

 


Achja, und der Bösewicht kommt uns auch bekannt vor.

Samstag, 8. Dezember 2012

Mailand und Bergamo in Buchstaben L-Z

Fortsetzung von hier.

L wie Leonardo

Der Maestro aus Vinci hielt sich in seinem von wechselnden Arbeitgebern geprägten Leben zweimal für längere Zeit in Mailand auf. Von 1482 bis 1499 stand der Ingenieur, Architekt, Mechaniker, Anatom, Mathematiker, Physiker, Naturphilosoph, Schriftsteller und Allroundkünstler in Diensten von Mailands damaligem Herrscher Ludovico Sforza, genannt "Il Moro". Der hatte Leonardo eigentlich angestellt,damit der toskanische Künstler ihn in einem imposanten Reiterstandbild verewigt. Das Standbild wurde allerdings nie fertig, was einerseits auf Künstlerallüren Leonardos, andererseits aber auch auf seinen fürstlichen Auftraggeber zurück zu führen ist, der das benötigte Bronzematerial letztlich lieber der Waffenherstellung widmete, um seine Haut zu retten. Was ihm aber dann nicht gelang: mit dem Fall Mailands in die Hände der Franzosen endete auch Leonardos erster Aufenthalt in der Lombardei. Untätig ist er freilich in dieser Zeit keinesfalls geblieben: er machte sich als Gründer und Organisator der städtischen Müllabfuhr von Mailand einen Namen, verbesserte und verschönerte das Castello Sforzesco (s. K) und den Dom (s. D) und führte bei den Partys am Hofe Regie. Nebenbei schuf er auch noch nicht ganz unbedeutende Kunst, zum Beispiel das da oder aber ein Secco (nicht: Fresco!), das er an die Wand des Speisesaales des Franziskanerklosters Convento Santa Maria delle Grazie gepinselt hat. Es stellt Jesus und seine Jünger beim letzten Abendmahl dar und man kann es exakt 15 Minuten besichtigen, wenn man entweder Monate im Voraus auf einer (angeblich rein italienisch sprachigen) Webseite Karten erwirbt oder aber vor Ort für € 60 eine Mailand-Halbtagestour bucht (letzteres haben wir gemacht). Dank intensiver Restaurationsarbeit erstrahlt dieses- aufgrund der gewählten Maltechnik eigentlich nicht für immer geschaffene - Werk heute fast wie frisch aus der Hand Leonardos und ist den Aufwand und die zwei Schleusen, die zuerst durchschritten werden müssen, auf jeden Fall wert. In einem vergleichbaren Zustand wird es vermutlich auch 1506 noch gewesen sein, als Leonardo auf Ruf des französischen Vizekönigs ein zweites Mal nach Mailand kam, wo er in der Folge fünf weitere Jahre verbrachte.

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Leonardo und seine Schüler auf der Piazza Scala.

M wie Mode

Prada, Armani, Versace, Dolce & Gabbana, Valentino. Sie alle drucken Milano auf ihr Briefpapier. Wer sich für Mode interessiert, kommt an Mailand  nicht wirklich vorbei, besonders, wenn es um die so genannte Haute Couture geht. Wessen Kreditkarte auch noch sehr belastbar ist, kann dann auch mal im Goldenen Karree (s. G) in deren Läden shoppen gehen. Etwas weniger Sportliche gehen zu Geox (fragt meinen Begleiter W.).

N wie Napoleon

Der sehr kleine Korse mit den sehr großen Ambitionen ließ sich Anno 1805 pompöser Weise im Dom von Mailand mit der Eisernen Krone der Langobarden zum König von Italien krönen. Nachhaltiger als diese Inthronisation war, was er im Brera-Viertel hinterlassen hat: die Pinacoteca di Brera. In ein säkularisiertes Jesuitenkloster, das bereits die Habsburger den Künsten geweiht hatten, verfrachtete er all jene Altarbilder leer geräumter Klosterkirchen, die der Louvre nicht haben wollte. Und, legte damit den Grundstock für die sehenswerte Sammlung dieser Galerie. Spektakulär, wie die Kollektion den Übergang sichtbar macht, von den wunderschönen, aber zuweilen in der Darstellungsweise des Menschen noch etwas Karikaturen haften, spätgotischen lombardischen Altären zur Explosion des Naturalismus der Renaissance. Höhepunkte der Pinakotek von Mailand sind etwa ein, allerdings grotesk verkürzter, Leichnam Christi von Andrea Mantegna, eine phantasmagorische Auffindung der Leiche des hl. Markus von Tintoretto, eine in ihrer bunten Zartheit an Buchillustrationen gemahnende Hochzeit der Jungfrau Maria von Raphael oder ein sehr grungiges Abendmahl zu Emmaus von Caravaggio. Grundstockleger Napoleon wiederum hat sich im Innenhof der Gebäudes in Form eines in doppelter Hinsicht absurden Werkes verewigt: sein Kopf steckt auf einem stattlichen, muskulösen Männerkörper, das Ganze hat er "Napoleon als Friedens stiftender Mars" genannt. Nun denn.  

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Dank des Wappens erkennt man ihn sogar.

O wie Oper

Was heute die Rivalitäten zwischen Milan-Anhang und Inter-Fans sind (s. S), das spielte sich früher im Umfeld der Opernkultur statt. Verdi-Enthusiasten versus Puccini-Tifosi, das war Brutalität. Bei allen Meinungsverschiedenheiten war die italienische Oper in den Zeiten des Risorgimento aber zweifellos auch ein wichtiger, einigenden Faktor in dem eigentlich so unvereinbaren Land Italien. Ein zentrales Element dieser italienischen Opernkultur steht in Mailand: das Teatro alla Scala. Ab 1776 im Auftrag von Maria Theresia erbaut, ist es ein zweckmäßig ausgeführter, nüchtern-grauer, geradezu abweisend wirkender Bau. Etwas enttäuschend, wenn man so will. Beeindruckender ist das Innere: der imposante Saal, die schönen Logen, ein Bühnenbild für "Norma", mutmaßlich. Ein Museum gibt es auch.

P wie Po

An dieser Stelle muss jetzt leider mit einem gängigen Vorurteil aufgeräumt werden: Italien ist nicht überall eine schöne Gegend. Es gibt da auch noch die Po-Ebene. Die ist vor allem eines: flach, langweilig und dicht bebaut. Rund um Mailand hat sich ein gewaltiger Ballungsraum gebildet, der beinahe die Einwohnerzahl Österreichs erreicht. Hier gehen endlose Felder in endlose Reihen von Fabrikshallen, Lagerhäusern und Wohnbauten über. Das war zumindest unser Eindruck.

Q wie Quartiere Isola

Ein altes Arbeiterquartier nahe des Porta-Garibaldi-Bahnhofs, in dessen unmittelbarer Nähe eine riesige Baustelle ins Auge fällt. Hier wird ein komplett neues Viertel aus dem Boden gestampft, das auch das neue Verwaltungszentrum der Lombardei beherbergen und letztlich den Pirelli-Turm in den Schatten stellen soll.

R wie Ringe

Mailand ist wie eine Zwiebel. In der Mitte ist der harte, glänzende Kern in Gestalt des Domes. Um ihn herum dann die kreisförmig oder oval verlaufenden Schalen, Straßenzüge, die oft ehemaligen Befestigungsanlagen oder Kanälen folgen. Zu diesen gehören auch die Viale, lange, stark befahrene Verbindungsstraßen, die man vielleicht mit dem Wiener Gürtel vergleichen kann. An einer dieses Viale war auch unser Appartement situiert. Leider im Erdgeschoss und mit schlecht gedämmten Fenstern, was dem Erholungswert meiner Nächte nicht so zuträglich war.

S wie San Siro

Wenn man Jahr für Jahr mit ansehen muss, wie die beiden Fußballvereine aus Mailand auf hinterlistigste Weise (Catenaccio!) Titel einheimsen, die eigentlich anderen zustehen, kann man schon eine gewisse Voreingenommenheit gegen die Stadt entwickeln. Was natürlich irgendwie ungerecht ist. Daher macht es Sinn, sich, wenn man dort ist, direkt in das Herz der Finsternis zu wagen. Das Herz der Finsternis war in unserem Fall eine mäßig besuchte und fußballerisch ziemlich elende Begegnung zwischen dem AC Milan und dem FC Genua im Giuseppe Meazza-Stadion (allenthalben San Siro gennant), die die Heimischen passender Weise mit 1:0 gewannen. Aber, die Erkenntnis war da, dass es im San Siro, dem größten Stadion Italiens, eigentlich ganz nett ist, sofern man die berühmten, Parkgaragen-artigen Betonschrauben unbeschadet erklommen hat, die zum obersten Rang führen, wo dann offenbar die anwesenden Fußballtouristen aus halb Europa platziert werden. Außerdem sind wir nachher mit der U-Bahn heimgefahren und ich musste erkennen: AC Milan-Fans sind ganz normale, manchmal sogar richtig sympathisch wirkende Männer, Frauen und Kinder. Ganz ohne Hörner und Hufe. Spooky.

T wie Trenord

Eine an der Mailänder Piazza Cadorna ansässige Eisenbahngesellschaft. Wenn ihre Mitarbeiter streiken, kann es passieren, dass die gewohnte Fahrt mit der Schnellbahn ausfällt. Das ist aber halb so schlimm, solange Mailands sonstige städtische Verkehrsmittel noch ihre Kreise ziehen. Die Hauptstadt der Lombardei ist mittels öffentlichem Verkehr gut und für moderate Preise erschlossen. Die Mailänder nutzen das auch, sodass es zuweilen durchaus recht voll werden kann. Es geht sich aber immer irgendwie genau aus.

U wie Umwelt

Mailand bemüht sich. Besonders Luft verstinkende Kfz zahlen Sondergebühren, wenn sie in die Stadt wollen.  Ökologische Bauprojekte finden statt. City Bikes gibt es natürlich auch schon. Trotzdem hat Mailand immer noch einen Ruf wie Linz damals in den Siebzigern. Vielleicht nicht ganz zu Unrecht, beim Einkaufen kreuzte eine Frau mit Michael Jackson-Gedächtnismaske unseren Weg. Hoffentlich ein Zufall.

V wie Bagatti Valsecchi

Stell dir vor, du lebst im 19. Jahrhundert in einem Palast des 15. Jahrhunderts, der aber mit den Annehmlichkeiten des 20. Jahrhunderts ausgestattet ist. Gibts nicht? Gabs doch, nämlich in der Mailänder Via Gesù, unweit der Via Montenapoleone, in der heute die Modehäuser zuhause sind (s. G und M). Der Stadtadel derer von Bagatti Valsecchi dürfte eher nicht so schlecht bei Kassa gewesen sein, konnte die Familie doch ihre Leidenschaft für Kunst und Design der Renaissance mit einer Vorliebe für Warmwasser und elektrischem Strom verbinden. Jedes Zimmer wurde dabei von den zwei der Familie vorstehenden Brüdern als individuelles Kunstwerk begriffen, in welchem jedes Detail auf das andere abgestimmt sein sollte. Sie kauften originale Kunst aus dem Cinquecento und hängten sie neben zeitgenössische Werke, die dessen Stil nachbildeten oder bastelten gar aus dem Alten und dem Neuen eigenhändig ganz eigenes Mobiliar. So schufen sie ein wahres Schatzkästchen, das dank einer Stiftung und einiger Freiwilliger seit einigen Jahren der Öffentlichkeit zugänglich ist. Von den streng dreinblickenden, ehrenamtlichen Signoras, die die Räume hüten, geht dabei keine wirklich ernsthafte Störung aus und der im Palazzo herum geisternde, hauseigene Kunsthistoriker/Kurator/Nerd gibt gerne freundlich über jedes noch so kleine Detail der Wandtäfelungen Auskunft. Ein absoluter (Geheim?-)Tipp. Sofern man sich den Namen merkt - und nicht Valsetti Balsecchi ins Konzept schreibt.

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Hier geht es hinein. Den Rest müsst ihr euch dann selber anschauen.

W wie Wirtschaft

In Mailand macht nicht nur die Mode Moneten. Die Stadt in der Po-Ebene beherbergt auch Italiens wichtigste Börse, die großen Zeitungsverlage, Werbeagenturen und Banken. Ebenfalls in Mailand beheimatet sind der Getränkehersteller Campari (s. C), der Autoreifen-Krösus Pirelli, der der Stadt auch einen markanten Turm geschenkt hat, und Alfa Romeo. Das Viertel mit der womöglichst höchsten Dichte an Schlipsträgern ist die Zona Affari (siehe Z.)

X wie X für ein U

Lasst euch nichts vormachen. Mailand ist jedenfalls einen Besuch wert, auch wenn manch eine(r) etwas enttäuscht zurück kehren mag. Es macht Sinn, nicht mit klischeehaften Vorstellungen von Italien hinzufahren. Mailand ist nicht dolce far niente, sondern eine der schnellsten, geschäftigsten Wirtschaftsmetropolen (s. W) unseres Kontinents. Mailand hat im Vergleich zu den anderen berühmten Städten des Stiefels weniger alte Bausubstanz. Ein paar römische Steine gibts vielleicht noch, einen mittelalterlich geprägten Platz nahe des Doms (die Piazza dei Mercanti), ein Trastevere-artiges Viertel wie die Brera. Aber keine Geschlechtertürme, keine antiken Arenen. Nicht, dass es das nicht gegeben hätte. In Mailand hat es in seiner langen, bewegten Geschichte alles gegeben, sogar ausgedehnte Kanäle wie in der Lagunenstadt Venedig. Doch Mailand ist eben vor allem auch dynamisch und erbaut sich immer wieder neu.

Y wie Y

Ein Buchstabe, um den ItalienerInnen einen weiten Bogen machen. Vielleicht, weil ihn der grausame Diktator Sulla eingeführt hat. Dazu siehe schon hier und auch hier.

Z wie Zona Affari

Das Stadtviertel der Bankenpaläste, zwischen Scala und Piazza Cardusio gelegen, auch "Finanzkarree" genannt (bei so vielen Karrees werde ich hungrig). Hier verstehen sie etwas von brutto und netto, machen die bilancia, füllen sich die cassa und das conto, sammeln capitale an und erleiden hoffentlich nicht banca rotta.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Rückblog 2011 # 13: So haben sie gewählt

Es ist erstaunlich schnell gegangen. Am Sonntag habe ich angefangen, Mails an die GewinnerInnen auszusenden, schon sind alle Preise der Jahresumfrage 2011 ratzeputz weg. Mit einem erstaunlichen Trend: das Meistermenü blieb diesmal fast bis ganz zum Schluss liegen, erst P.F. erbarmte sich seiner. Ist der Ruf meiner Kochkünste doch nicht so unantastbar, wie man annehmen sollte?

Achja, gezockt wird auch. M.K-M. wählte ein Date mit dem Schicksal und einem 20-seitigen Würfel. Das wird spannend.

So haben sich also die GewinnerInnen der Preisauslosung der Jahresumfrage 2011 entschieden:

G.S. wählte Preis Nr. V - das individuelle Geschenk
A.W. wählte Preis Nr. II - den Eventbesuch
I.W. wählte Preis Nr. IV - den Ausflug mit unbekanntem Ausgang
M.K.-M. wählte Preis Nr. VI - das Würfelgezocke
P.F. wählte den Preis Nr. I - das Meistermenü

Ein Winzer wünscht allen PreisträgerInnen viel Freude beim Einlösen der Gewinne und hofft auf ein Neues bei der diesjährigen Umfrage.

Samstag, 1. Dezember 2012

Türl Time

Heute hebt die Zeit der Adventkalender an. Ist Schokolade darin, ist das schon sehr erfreulich (außer für den Zuckerspiegel). Aber, eigentlich könnte einer doch auch Vinyl-Singles hineintun, hat sich Sarah gedacht, und dieselbigen bei diversen Flohmärkten zusammen gesammelt. Und mich dann mit diesem Adventkalender an unserem Medienregal überrascht.

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Schon eine ganz tolle Freundin, die ich da habe.

Dienstag, 27. November 2012

Rückblog 2011 # 12: Die Entscheidung

Normalerweise ist die Reihenfolge so: zuerst werden alle Preise der vorhergehenden Jahresumfragen-Preisauslosung ausgehändigt, dann erst wird wieder ausgelost.

Zwei Preise zur Umfrage 2010 müssen aber noch warten. Zwei PreisträgerInnen waren - aus verständlichen Gründen -  bislang zu beschäftigt für die Entgegennahme (und ich hatte auch nicht wahnsinnig viel Zeit). Das kriegen wir aber auch noch hin.

Jetzt ist aber die Auslosung der Preise für die Beteiligten der Jahresumfrage 2011 an der Reihe. Denn die Jahresumfrage 2012 naht. Logisch, oder?

 

 Gratulation an die GewinnerInnen!

Sonntag, 25. November 2012

Aktuelle Kamera # 1

Die Aktuelle Kamera gibt es schon lange, in unregelmäßigen Abständen poste ich Fotos und platziere sie am Ende dieser Seite. Ab sofort bekommen diese Bilder auch je ein eigenes Blogpost.


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1010 Wien, Uraniastraße/Donaukanal, 23.11.2012


Samstag, 24. November 2012

EUgnoranz

Tonio Borg (nicht verwandt oder verschwägert mit Tennisspielern oder außerirdischen Invasoren) wird Gesundheits- und Verbraucherpolitikkommissar der Europäischen Union. Das Europäische Parlament hat dem von der maltesischen Regierung nominierten Borg am Mittwoch seine Zustimmung erteilt. Nicht, dass er die unbedingt gebraucht hätte. In der Europäischen Union hat nach wie vor nicht das die gesamte europäische Bevölkerung repräsentierende Parlament das Sagen und das letzte Wort, sondern die nur mittelbar demokratisch legitimierten Regierungen, die wiederum bekanntlich gerne so tun, als wäre die EU ein Ding in Brüssel, für das sie nur ganz mittelbar verantwortlich sind. Aber ich schweife ab.

Die Bestellung von Tonio Borg war umstritten. Borg ist selbst für das sehr katholische und konservative Malta ein ausgesprochen konservativer Mensch. Er gilt zwar als Experte für Menschenrechte, sein Normmensch ist dabei aber eher der heterosexuelle, verheiratete, katholische Mann. Borg möchte, dass Abtreibungen genauso strikt verboten sind wie Ehescheidungen und dass Homosexuelle und unverheiratete Paare gar nicht erst auf die Idee kommen, sie könnten ähnliche Rechte beanspruchen wie Normmenschen.

Bei der Abstimmung im EU-Parlament haben 281 Abgeordnete gegen Borg als Kommissar gestimmt, 386   Abgeordnete fanden ihn annehmbar oder wollten womöglich zumindest einen politischen Konflikt vermeiden, 28 enthielten sich (Quelle). Manche eine(r) verwies dabei auch darauf, dass Borgs Ansichten in Hinblick auf das übernommene Ressort ohnehin keine relevante Rolle spielen würden. Zumindest für den sensiblen Gesundheitsbereich ist diese Behauptung aber mit Sicherheit grober Unfug. Gerade hier sind die moralisch-persönlichen Werthaltungen und Überzeugungen eines Politikers von Bedeutung und sollen Gegenstand einer politischen und öffentlichen Debatte sein können.

Immerhin hat das Europäische Parlament einen gewissen Widerstand geleistet, auch wenn der Nominierte letztlich durch die Konservativen, Christdemokraten sowie einige Abgeordnete der Sozialdemokraten durch gewunken wurde. Funktioniert die Europäische Demokratie also? Perspektivwechsel. Stellen wir uns vor, ein Mann mit den Überzeugungen des Tonio Borg würde in einem beliebigen EU-Staat (mit Ausnahme vielleicht von sehr katholisch geprägten Ländern wie eben Malta, Polen oder Irland), zum Gesundheitsminister nominiert. Was würde geschehen? Eine öffentliche Debatte würde losbrechen, die Medien würden sich in Kommentaren gegenseitig überbieten, es würden Initiativen gegründet, Facebookgruppen gegen die Bestellung des Politikers errichtet. Die Zivilgesellschaft würde sich unüberhörbar zu Wort melden und auch gehört werden.

Anders, wenn es um eines der einflussreichsten Ämter Europas geht, eines Kommissars der Europäischen Union. Dann ist uns das, pointiert gesagt, wurscht. Das ist das wahrhaft Erschreckende an der Bestellung von Tonio Borg zum Gesundheits- und Verbraucherpolitikkommissar.

Donnerstag, 22. November 2012

Mailand und Bergamo in Buchstaben A-K

Ende Oktober war ich einige Tage in Mailand. Jetzt gibt es das obligatorische Alphabet.


A wie Ambrosius

Er ruht in einem gläsernen Sarg unter dem Hochaltar der von ihm begründeten und nach ihm benannten Kirche Sant´Ambrogio, unter ihm die Gebeine der von ihm entdeckten (?) Märtyrer Protasius und Gervasius: der heilige Kirchenlehrer Ambrosius, Schutzpatron Mailands. Zeit seines Lebens war er vor allem eines: ein beinharter Machtpolitiker. Einer überzeugenden Rede verdankte er es, dass er im Jahre 374 vom Statthalter zum Bischof von Mailand, damals immerhin Hauptstadt des Weströmischen Reiches, akklamiert wurde. Als die Arianer, die die völlig absurde Idee vertraten, das Gott möglicherweise eine einzige Person und nicht deren drei sei, danach strebten, ihren Glauben leben zu dürfen, mobilisierte er kurzerhand einen wütenden Mob, um auf die weltliche Macht Druck auszuüben. Und, als ein eben solcher Mob in Kallinikon am Euphrat ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung veranstaltete und die örtliche Synagoge niederbrannte, setzte er sich erfolgreich dafür ein, dass die Täter nicht bestraft werden. 391 erhob Kaiser Theodosius I.  dann das trinitarische Christentum zur Staatsreligion und verfügte ein Verbot der heidnischen Kulte. Wer hier als Ideengeber fungiert hat, gilt als ausgemacht. Wir haben es beim heiligen Ambrosius also quasi mit einem der Erfinder der religiösen Intoleranz im Christentum zu tun. Da zieht man dann doch lieber eilends vorbei.

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Sant´Ambrogio
B wie Bergamo

Reist man von Mailand durch die Po-Ebene (s. P) nordostwärts, erhebt sich diese nach etwa fünfzig Kilometer jählings und man steht vor der Città Alta von Bergamo, die gleichzeitig die Altstadt von Bergamo ist. Dort hinauf geht es dann per Standseilbahn, per pedes oder Automobil - in unserem Fall per Bus. In den Gassen der Bergamasker Altstadt gibt es alte Bausubstanz aus mehreren Jahrhunderten - darunter ein sehr schöne Basilika, die venezianische Einflüsse nicht verleugnen kann - und ein Aufgebot an Spezialitätenläden, das das Herz jedes Küchenbobos höher schlagen lässt. An schönen, klaren Tagen kann der Gast außerdem von den Zinnen Alt-Bergamos auf die Berge sowie weit in die Poebene blicken. Unser Bergamasker Tag war aber definitiv kein solcher Tag.

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Turmblick aus der Altstadt, Poebenenwärts

C wie Campari

Ein Likör im Sinne der EU-Spirituosenverordung, der durch die Firma Davide Campari, Milano S.p.A. aus über 80 Zutaten gebraut wird und dessen rote Färbung bis 2006 aus weiblichen Schildläusen gewonnen wurde (jetzt nicht mehr). Was sich rentiert haben dürfte. Nur so ist es zu erklären, dass sich die Camparis ihre letzte Ruhestätte am Cimitero Monumentale (s. F) mit einer plastischen Nachbildung des letzen Abendmahles krönen lassen konnten (sie trinken aber keinen Campari, das hat sich der Künstler verkniffen). Außerdem gibt es eingangs der Galleria Vittorio Emmanuele (s. E) ein Denkmal geschütztes Caféhaus, von dem die Reiseführer hartnäckig behaupten, dass dort die Wiege des Campari gestanden haben soll, was irgendwie nicht ganz stimmen kann, weil die in Novara war.

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Das Abendmahl-Grabmal

D wie Duomo

Der Duomo di Santa Maria Nascente ist nach dem Petersdom und der Kathedrale von Sevilla die flächenmäßig größte Kirche der Welt. Der marmorne Riese steht logischerweise auf dem Domplatz, der selbst solche Ausmaße hat, dass der Dom auf den unbefangenen Betrachter zunächst gar nicht so riesig wirkt wie erwartet, sondern einen etwas geduckten Eindruck macht. In jedem Fall bildet er das unverwechselbare und zweifellos faszinierende Zentrum der Stadt Mailand.

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Italienisches Design aus weit entfernten Jahrhunderten: der Dom und der Ferrari-Zug



E wie Einkaufstunnel

Den Domplatz (s. D) und die Scala (s. O) verbindet ein imposantes Bauwerk namens Galleria Vittorio Emanuele II. Es ist von einem mächtigen, gläsernen Gewölbe bedeckt und mit Geschäften, Lokalen und einer Burger King-Filiale angefüllt. Außerdem gibt es ein Hotel, das sieben Sterne, aber keinen sichtbaren Eingang hat, weil hier die Starmodels und Hollywoodstars absteigen, wenn sie in der Stadt arbeiten oder einkaufen müssen. Erwähnenswert sind auch die in der Mitte der Galleria (= italienisch für "Tunnel") im Boden gezeigten Wappen der diversen historischen Hauptstädte Italiens. Sich auf dem Geschlechtsorgan des Bullen von Turin zu drehen, bringt übrigens Glück.

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F wie Friedhof

Die Geldigen von Mailand wären nicht die Geldigen von Mailand, wenn sie sich nicht einen eigenen Friedhof gegönnt hätte. Durch den Cimitero Monumentale wandelt man wie durch einen Skulpturenpark. Es heißt zwar, dass der Tod alle gleich macht, hier wird aber ziemlich intensiv darum gewetteifert, das vergessen zu machen.

G wie Goldenes Karree

Das Goldene Karree ist für die Modezaren das, was für die asiatischen Drogenbarone das Goldene Dreieck ist: die Bastion ihrer Macht. Ein Flagshipstore reiht sich hier an den nächsten, in goldenen Lettern prangen die Namen der Fashionisten von den Gebäuden der Via Montenapoleone. Auf den Straßen laufen inmitten der Touristen Außerirdische herum, die sich menschliche Gesichter zwischen ihre exorbitanten Kleidungshüllen gesteckt haben. Mit der Regenpellerine aus zirka 1995 kommt man sich komisch vor.

H wie Hilfsbereitschaft

Man kennt das ja: fragt man irgend wo auf der Welt irgend welche ProvinzbewohnerInnen nach den Menschen, die da die großen, wohlhabenden Städte bewohnen, antworten diese gerne unisono: hochnäsig sind die, verschlossen, hartherzig! Mailand ist nun zwar nicht die offizielle Hauptstadt Italiens, aber doch irgendwie die inoffizielle. Das Geld, die wirtschaftliche Macht des Stiefels sind da zuhause. Da könnte man annehmen, die Milanesen hätten eine schlechte Nachrede. Weit gefehlt, dieser als geschäftig und fleißig geltende Schlag hat auch den Ruf, hilfsbereit zu sein und sich gerne ehrenamtlich zu engagieren. Nehmen wir nun den Taxifahrer, der uns vom Flughafen Malpensa (über 40 Kilometer von Mailand entfernt) in die Stadt chauffiert hat und dem wir ausgeliefert waren, da wir vor Mitternacht bei unserem Appartement anzukommen hatten. Die Ankunft bei unserer Bleibe prognostizierte er in ungefähr 90 Euro. Und, er hielt sein Versprechen auf eindrucksvolle Weise, indem er in eiligem Tempo und mittels permanentem Umspuren über die Autobahn düste, obwohl seine Aufmerksamkeit offenkundig eher seinem Smartphone und der Radioübertragung der sich entwickelnden Champions League-Pleite des AC Milan zu gelten schien. Er schaffte es dabei noch, mit uns Konversation zu führen, die hauptsächlich darin bestand, dass er betonte, wie wunderschön doch Wien und wie hässlich dagegen Mailand sei. Am Ziel angekommen, sorgte er sich rührend darum, ob unsere Unterkunft, die zunächst gar nicht danach aussah, tatsächlich eine seriöse Unterkunft sei und wartete, bis wir uns da ganz sicher waren. Quod erat demonstrandum.

I wie Illuminismo

Er gehört zu den bedeutendsten Menschen der Geistesgeschichte, die kaum jemand kennt: der Marchese de Beccaria-Bonesana (1738-1794). Der aus der Mailänder Aristokratie stammende Rechtsphilosoph, Ökonom und Aufklärer (Illuminismo = italienisch für Aufklärung) gelangte von den Prinzipien der Vernunft und des Utilitarismus ausgehend zu folgenden Überzeugungen: Strafen sollen nicht dazu dienen, Vergeltung zu üben, sondern sind dazu da, Verbrechen zu verhindern. Ihre Wirkung hängt dabei nicht von ihrer Schwere ab, sondern von der Wahrscheinlichkeit ihres Eintritts. Strafen sollen verhältnismäßig sein. Die Todesstrafe ist Unrecht. Folter ist Unrecht. Diese Thesen des Mailänder Marchese waren teilweise scharfer Kritik ausgesetzt, vor allem von Seiten deutscher Intellektueller wie Haller, Goethe, Mendelssohn und Kant, die sich mehr oder minder geschlossenen für die Todesstrafe und ein dementsprechend scharfes Strafrecht aussprachen. Doch sie überlebten und fielen auf fruchtbaren Boden - in der Toskana, wo Großherzog Leopold im Jahr 1786 als erster Fürst überhaupt mit Todesstrafe und Folter Schluss machte. Und später auch anderswo.

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Skulptur in der Pinacoteca di Brera (s. N)

J wie Justiz

Die Mühlen, sie mahlen manchmal langsam. Vor allem, wenn einer mutwillig immer wieder Sand in das Räderwerk hineinstreut und versucht, es zurück zu drehen. Aber, irgendwann erwischen sie sie dann zuweilen doch, die ganz schlimmen Buben. Während wir in Mailand waren, blickte uns plötzlich ein blasser Mann aus dem Fernsehgerät entgegen, der ebenfalls in Mailand weilte. Silvio sprach mit gebrochener Stimmer von "Barbarei" und "Verschwörung" und "Ungerechtigkeit". Und, die Textzeilen der Mediaset-Sender versuchten verzweifelt, die Botschaft aufs Neue immer wieder hinauszuwerfen. Sing Sing statt Bunga Bunga?

K wie Kastell

Das Castello Sforzesco erreicht man, wenn man vom Duomo (s. D) die Via Dante entlang geht. Die Festungsanlage wurde ab 1450 von der die Stadt beherrschenden Familie der Sforza erbaut und war in seiner bewegten Geschichte vielen Veränderungen und Eroberungen unterworfen. Glaubt man unserer Führerin, die uns mittels "Grand Tour di Milano" einen halben Tag durch die Stadt geleitet hat, ist sie jedoch nicht mehr viel mehr als eine leere Hülle, weil die Franzosen, die Spanier und die Österreicher alles mitgehen haben lassen, was nicht niet- und nagelfest war ("Don´t expect to find anything valuable, eh!? They took it all away.."). Nur eine Michelangelo-Skulptur gebe es noch, aber die könne man sich auch genauso gut auf dem Foto vor dem Museum anschauen, denn sie ist sowieso nur halb fertig!

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Fortsetzung folgt..

Quellen: Wikipedia


Dienstag, 20. November 2012

Musikvideo des Monats Oktober 2012

Was passiert, wenn Weihnachten, die Zombie-Apokalypse und der Singer-Songwriter Sufjan Stevens zusammen fallen? Grauenhaftes, schön untermalt.




Den Rest des Jahres dann nur mehr nette Musikvideos des Monats. Versprochen.

Sonntag, 18. November 2012

Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats Oktober 2012

Ugly Custard - Custard´s Last Stand

London, England
Gewonnene Ränge: + 8

Okay, heute wird es etwas obskur. Tippt man "Ugly Custard" in den großen Such-Kraken ein, sind die Informationen, auf die man stößt, eher spärlich. Einen Wikipedia-Artikel dazu gibt es nicht, auf last.fm und allmusic.com findet wir die Band dann doch, samt Hinweis auf ein von ihr veröffentlichtes Album. Eine echte Bandbiographie sucht der neugierige Musikfreund allerdings vergebens.

Etwas mehr scheinen die Leute von Strut Records zu wissen. Die haben anlässlich des Record Store Day 2012 das einzige Album von Ugly Custard neu herausgebracht. "Ugly Custard" ist erstmals 1971 erschienen und nun, 31 Jahre später, in einer Auflage von gerade einmal 1000 Exemplaren aus der Versenkung gehoben worden (einen Reissue gab es bereits 2005 durch ein spanisches Label). Strut Records aus London haben sich ein gewisses Renommee als Schatzgräber der Musikgeschichte erworben. Als Label, das Halbvergessenes in die Gegenwart hievt, Künstler und Musiklabels der Vergangenheit in Erinnerung ruft und würdigt, aber auch zeitgenössische Musiker mit ihren alten Helden zusammen bringt. Eine Besonderheit dabei ist, dass sich Strut nicht auf bestimmte Weltregionen und Musikstile festlegt, sondern einen globalen und vielfältigen Zugang pflegt. Dadurch ist Strut immer für die spannende Entdeckung ungehörter Sounds und Grooves gut.

Wie eben auch jener von Ugly Custard. Um 1971 war es, als sich laut gängiger Rock-Geschichtsschreibung aus der Psychedelischen Ära der späten Sechziger neue Musikstile wie der Progressive Rock, der Hard Rock oder auch der Funk Rock herauszuschälen begannen. Ugly Custard stehen in gewisser Weise für diese Phase des Übergangs. Auf dem spaßig betitelten Instrumentaltrack "Custard´s Last Stand", dem aktuellen Monatsmeister, hören wir einen psychedelisch gefärbten Track, der die Schwere von Hard Rock mit einem knackig-funkigen Groove verbinde und ein markante elektronische Orgel beinhaltet. Die Musiker am Werk sind alles andere Laien, sondern sehr respektable Sessionmusiker, darunter der legendäre Schlagzeuger Clem Cattini oder der Gitarrist Alan Parker. Ugly Custard war ein sehr kurzlebiges Musikprojekt, mehr als jenes eine Album ist der Nachwelt nicht geblieben. Sicherlich der Hauptgrund, warum wir keine Bandbiographie finden können. Ein Wikipedia-Artikel wird sich aber vielleicht eines Tages doch noch ausgehen.

Ugly Custard - Custard´s Last Stand (YouTube)
Ugly Custard - Custard´s Last Stand (freier Download im Rahmen eines freien Strut Samplers)

Donnerstag, 15. November 2012

Selektionsdruck

Tag für Tag das Einserkastl einer Anspruch habenden Tageszeitung zu füllen, stelle ich mir schwierig vor. Selbst, wenn sich eine/r da mit ein, zwei KollegInnen abwechselt, bedeutet, dass doch sicherlich, dass sie/er  oft genug noch kurz vor Blattschluss ratlos davor sitzt und nachgrübelt, welch aktueller wie origineller Kommentar da jetzt Gestalt annehmen soll.

Das merkt man manchmal auch dem Geschriebenen an. Sicherlich, es gibt Naturtalente, wie im Fall meiner täglichen Zeitung den rau. Nicht, dass man immer mit ihm einer Meinung sein muss (nein, bitte, Albert, du musst den Feed jetzt nicht abbestellen), aber schnell aus den Fingern gesogen liest sich das nicht.

Den Kommentar von guha vom gestrigen 14.11.2012 möchte ich aber dann doch ganz gerne unter der Kategorie "Arbeitsunfall" ablegen. In jenem Fall handelt es sich ja auch um eine der besten und renommiertesten MitarbeiterInnen des Blattes, aber "Der Kollaps der Auslese" macht mich einigermaßen betroffen.

In dem Beitrag geht es um einen Stanford-Professor namens Gerald Crabtree, der eine Theorie vertritt, die er selbst als unbewiesen bezeichnet. Die Theorie: Weil wir in der modernen Welt nicht mehr tagtäglich vor Höhlenbären auf der Flucht sind und folglich um unser Leben rennen müssen, überleben heutzutage auch jene, die weniger fähig sind und pflanzen sich demzufolge auch fort. Die Schwächung dieser natürlichen Auslese führt dazu, dass die Welt immer mehr verdummt. Der guha-Kommentar schließt mit dem launigen Zitat aus der Studie, wonach ein Wall-Street-Manager, der früher aufgefressen worden wäre, heute einen fetten Bonus bekommt. Haha.

Dazu muss man folgendes sagen: Ja, über wissenschaftliche Theorien darf diskutiert werden, Tabus sind nicht angebracht. Aber, es soll auch festgehalten werden: die Theorie des Stanford-Professors ist alles andere als neu. Sie enthält den in einen neuen Schlauch gefüllten Grundgedanken einer einstigen Denkdisziplin namens Eugenik: das moderne Leben und der darin gegebene (und geförderte) Schutz der Schwachen führe zu einer Degeneration des menschlichen Erbguts.

Dieser Gedanke war ein maßgebliches geistiges Fundament für mindestens einen Weltkrieg, Völkermorde, "Euthanasie"-Programme, die Ausgrenzung von geistig und körperlich Behinderten und Zwangssterilisationen.

Das, sehr geschätzte Frau guha, eignet sich meines Erachtens nicht für ein unkritisches und lustig gemeintes "Einserkastl".

Dienstag, 13. November 2012

In Concert # 33: Thomas Belhom / Tindersticks, 12.11.2012, Posthof, Linz

Thomas Belhom ist Franzose und Musiker. Belhom hat einen ausgeprägten Hang zum Nomadentum, weswegen es ihn unter anderem auch nach Arizona verschlagen hat. Dort ist er hängen geblieben, nicht in geographischer, aber in musikalischer Hinsicht. Belhoms Musik kann man sich etwa so vorstellen wie Calexico in jenen Momenten, in denen sie französisch singen (lassen), gemischt mit jenen, in denen sie nach Filmsoundtrack klingen. Neben Calexico hat Thomas Belhom in der Vergangenheit auch mit den Tindersticks zusammen gearbeitet, was erklärt, warum er gestern im Posthof für diese eröffnet hat.

Die Bühne des Großen Saales (Sitzplätze, sehr gut gefüllt) bespielte er im Alleingang, umgeben von einer Schar von Musikinstrumenten. Der Löwenanteil seines Klangs kam vom Band, zu dem er dann mit recht müder Miene die um ihn herum platzierten Instrumente der verschiedensten Gattungen betätigte. Das wirkte über weite Strecken nachgerade willkürlich, ja gleichgültig, auch wenn es möglicherweise doch einem ausgefeilten Ablauf geschuldet war. Dergestalt erhob sich also ein atmosphärischer Americana-Sound: der Wind pfiff über die staubigen Ebenen des nordamerikanischen Südwestens, Züge dampften einsam durch die Nacht, aus der Ferne vernahmen wir den metallischen Schlag von Minen- oder Eisenbahnarbeitern. Reizvoll zweifellos, auch die so beiläufig scheinenden Interventionen des Künstlers hatten etwas. Aber der mürrische Habitus, der hier eine gute halbe Stunde zur Schau getragen wurde, wirkte in diesem Kontext - Franzose hin oder her (Entschuldigung, Stereotyp!) - doch etwas befremdlich. Zweifellos auch auf eine gewisse Weise charmant, das Ganze. Aber, geht man deswegen beim nächsten Mal wieder hin?


Zu den Tindersticks geht man wieder hin. Zumindest für mich kann ich da sprechen. 2010 war es, als ich erstmals bei einem Liveauftritt der Band dabei war. Diesen Gig habe ich selbst zum zweit schönsten der von mir rezensierten Konzerte gewählt.

Einiges hat sich seit damals verändert. Stuart Staples, der Frontmann und Sänger, trägt jetzt einen Schnauzbart. Und, ja, die Streicher sind weg - komplett gestrichen. Geblieben ist der wunderbare Kammer-Pop der sechs Mann hoch angetretenen Tindersticks: ein grandioser Wohlklang, zusammen gesetzt aus verschiedensten musikalischen Nuancen und einer wechselnden Instrumentierung, die den Bandmitgliedern einiges abverlangt - vor allem auch Vielseitigkeit. Vielleicht ist das nun weniger Kontinuum, weniger sphärisch als vor zwei Jahren, aber um nichts weniger schön.

Das ist eine Musik, die einem in ihren ganz großen Augenblicken eine Gänsehaut aufziehen kann, wie ich es noch selten erlebt habe. Sicher, die etwas langatmigeren Passagen sind auch noch da, aber sie halten nicht allzu lange an, den nahezu jeder Tindersticks-Song hat die eingebaute Garantie, das er sich zu einer Klimax hinbewegt und schließlich - zuweilen effektvoll unterstützt durch das Bühnenlicht - einen strahlenden Höhepunkt erreicht. Wann und auf welche Weise dieser Gipfel erreicht wird, bleibt zunächst freilich das in jedem einzelnen Stück verkapselte, verführerische Geheimnis.

 Die Stücke nehmen ihren Ausgang dabei, angetrieben von den souveränen Leistungen der einzelnen Musiker (der Schlagzeuger!), in unterschiedlichsten Genres und Rhythmen. Ich habe an diesem Abend Soul gehört, ebenso wie Barjazz, Americana, Düsterfolk, Lateinamerikanisches, sogar New Wave oder Disco. Und doch war es am Ende immer eine Tindersticks-Nummer - unverkennbar und groß. Maßgeblichen Anteil am Wiedererkennungswert hat natürlich auch die überaus eigenwillige Singstimme von Stuart Staples, die irgenwie gleichzeitig einem Trinker und einem Cherubim zu gehören scheint und von einer dramatisch-schönen Inbrunst durchdrungen ist.

Die Tindersticks sind womöglich die erste Liveband, bei der ich nun schon zum zweiten Mal sage: Da muss ich wieder hin.


Sonntag, 11. November 2012

Anstatt eines Alphabets

Ein Gastbeitrag von Sarah.

Der beste Mann der Welt war in Mailand, und daher will er auf diesem, seinem Blog einen Bericht darüber verfassen.

Wie immer wählt er dazu die ebenso originelle wie beliebte Form seines Städte- ABCs. Leider halten ihn diverse Umstände (die auch ich mitverschulde) ab, diesem ABC die notwendige Zeit zu widmen..daher braucht er einen Aufschub, um in gewohnter Qualität seinen Blogeintrag zu vervollständigen.
Und damit das Blog in der Zeit nicht verwaist, beschreibe halt einfach ich, wie ich denke, dass sein Urlaub war.

Wie Sarah glaubt, dass der Winzer und seine fröhlichen Freunde Wolfi und Florian ihre Zeit in der wunderschönen Stadt Mailand verbracht haben.

Viel zu früh und überpünktlich trafen sich die Drei am Flughafen Wien- Schwechat, wo sie ihr Wiedersehensritual abgehalten haben: sich erstmals in gewohnt sarkastischer Weise über irgendwelche halbwegs tagesaktuellen Ereignisse lustig zu machen.
Dann flogen sie nach Mailand. Trotz des typisch männlichen Problems (ja, ein bissi Vorurteile müssen sein) sich in ungewohnten Umgebungen zwischen vielen Leuten nur schwer zurecht zu finden, schafften sie es vom Flughafen in ihr Quartier, letztendlich wesentlich problemfreier, als es der Winzer befürchtet hat.

Während sie in Mailand waren, haben sie sich natürlich viel angeschaut. Weil alle Drei so furchtbar höflich sind, klug außerdem (ja, sind sie, kann man nicht bestreiten) haben sie sich alle wichtigen, „wertvollen“ Sehenswürdigkeiten angesehen, schon alleine, um gegenüber den jeweils anderen nicht zugeben zu müssen, dass das X-te Museum vielleicht nicht so spannend ist. Aber letztendlich war doch alles irgendwie spannend. Den Fotos nach zu urteilen, sind sie auch sehr gerne im Kreis gegangen.
Ja, dann waren sie auch noch irgendwo außerhalb (den Ort hab ich vergessen, die Fotos waren sehr schön) und bei einem Fußballspiel, zu dem sie zu spät gekommen sind, wegen irgendeiner lustigen Begebenheit, die ich mir auch nicht gemerkt habe. Aber obwohl es allen drei unter normalen Umständen fürchterlich unangenehm wäre, irgendwohin zu spät zu kommen, hat sie dieser Vorfall eher amüsiert. Dem Fußballspiel haben sie sicher mit angemessener Ernsthaftigkeit beigewohnt. Zumindest streckenweise.

Irgendwann waren sie vermutlich auch nett essen, auch wenn sie die Abende hauptsächlich im Quartier zugebracht haben und sich über das italienische Fernsehen lustig gemacht haben.

Am letzten Tag waren sie wieder zu früh am Flughafen, und hier kann ich wieder was beisteuern, was ich mit Sicherheit weiß: Ihr Flieger war überbucht. Nur noch ein Platzt frei! Den Platz bekam Wolfi, und die anderen beiden flogen zwei Stunden später. Und zwar genau die Strecke, die im beigefügten Bild aufgezeichnet wurde, weil die besorgte Freundin des Winzers, wann immer er fliegt, irrationale Ängste entwickelt, die sie dazu zwingen, andauernd Flugdaten zu kontrollieren. Dabei ist Fliegen doch viel sicherer als alles andere. Komische Sarah.

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www.openstreetmap.org

Montag, 5. November 2012

In Concert # 32: Young Magic / Destroyed But Not Defeated / Shy / The Pains Of Being Pure At Heart (Ahoi! Pop-Festival), 1.11.2012, Posthof, Linz

Ganz ohne einschlägiges Vorwissen zu einem Konzert zu gehen, kann auch seinen Reiz haben. Mit keiner der vier Bands, die am Donnerstagabend im Posthof im Rahmen des "Ahoi! Pop"-Festivals aufgetreten sind, habe ich mich vorher intensiver beschäftigt, kaum mehr als einzelne Songs habe ich von ihnen bislang gehört. Zumindest bei zwei derselbigen mag dies ein wenig verwundern. Shy sind aus Linz und hier wohlbekannt und The Pains of Being Pure at Heart werden schon einige Jahre in der Welt der Musikblogs und der Indie-Musikpresse hoch gehandelt.

Aber der Reihe nach.

Den Anfang machten am Donnerstag Young Magic, ein Act, der mir selbst dem Namen nach noch nicht bekannt war. Was aber auch daran liegen mag, dass es eine derartige Inflation von Bandnamen mit dem darin enthaltenen Wort "Young" gibt, das man schon einmal den Überblick verlieren kann. Young Magic kommen aus Brooklyn, sind aber eine Indonesierin und zwei Australier. Sie sind weit gereist und ihr Sound repräsentiert ein Amalgam der rund um den Globus gewonnenen Eindrücke und Einflüsse. Die beiden Australier hämmern mit großen Klöppeln, die etwas an weniger glückliche Momente im Musikunterricht erinnern, auf diverse Schlagunterlagen ein, während die mit einem breiten, schwarzen Hut angetane Frontfrau die Gitarre betätigt und auch singt. Getragen wird das Ganze von einem schwebend-ätherischen, elektronischen Dream Pop-Sound, der in spannungsvollem Gegensatz zu den geradezu tribalistisch anmutenden Rhythmen der Schlagwerker steht. Mag es Young Magic dabei womöglich noch etwas an der letzten Dringlichkeit und Reife mangeln, so weckt ihre Musik doch Interesse. Davon in Zukunft gerne mehr.

Young Magic - Sparkly (Youtube)


Auf Young Magic folgte die erste von zwei österreichischen Bands: Destroyed but Not Defeated. Die neu formierte Truppe versucht sich an einer sehr straighten Version von (Indie?)Rockmusik, die allerdings an jenem Abend beim Publikum im Linzer Posthof auf wenig Begeisterung stieß. Gelangweiltes Warten auf Shy. Meine Begleitung meinte gar, der Livesound der Band klinge wie die Ramones, nur viel zu langsam gespielt. Leider wahr: Ramones auf Ritalin, für mein Empfinden. Das für die Zukunft bitte überdenken.

Destroyed but Not Defeated - Lost in Translation (Youtube)


Um Shy rankten sich ja schon Auflösungsgerüchte, aber sie sind immer noch da und haben jetzt sogar ein neues Album im Gepäck. Am Donnerstagabend wurde den Linzern mindestens soviel Aufmerksamkeit zuteil wie dem im Programmablauf zuletzt (und damit laut Konzertkonvention eigentlich zuerst) gereihten Act. Und das durchaus mit Recht. Shy verkörpern so etwas wie die ganz normale Popband von nebenan. Nicht nur deshalb, weil sie das de facto sind (zwei Bandmitglieder kennt man als Mitarbeiter eines beliebten Linzer Lokales), sondern auch von der Attitüde her. Sympathisch und entspannt treten Shy auf der Bühne auf, so als könnten wir das auch - uns in einem guten Moment einfach da hinstellen und den Saal unterhalten (was natürlich nicht der Fall ist). Unaufgeregte und dennoch souveräne Popmusik liefert die Band dabei ab. Der Sänger macht Tanzbewegungen, die den großen Gestus nur ganz rudimentär andeuten - und dennoch wirkt auch das nicht peinlich, sondern stimmig. Das Shy dem Vernehmen nach einst einen Vertrag bei einem großen Label abgelehnt haben, passt ins Bild. Und trotz (oder wegen?) der sozusagen semi-professionellen Herangehensweise wirkt die Band nach langen Jahren des Bestehens nicht ausgebrannt - im Gegenteil, das gegebene Material vom neuen Album klingt frisch und wie ein zeitgemäßes Update des Bandklangs. Dazu trägt auch die Hereinnahme eines neuen Bandmitglieds bei, das sein elektronisches Handwerks- und Spielzeug mitgebracht hat. Genau da bitte weitermachen.

Shy - April, Mai, Juni (Youtube)


Wenn man nach langer Enthaltsamkeit wieder einmal ein paar Biere trinkt (vor allem auch, weil man darauf eingeladen worden ist), wirkt sich das auf die Wahrnehmung aus. Insoferne war ich bei The Pains of Being Pure at Heart nicht mehr ganz so konzentriert, wie bei den Auftritten davor. Aber, das machte nichts. Denn The Pains of Being Pure at Heart hüllten mich ohnehin ein in den schwelgerisch dahinfließenden Strom ihrer Gitarren getragenen Klangwolke. Die Unterscheidbarkeit der einzelnen Stücke hielt sich für mich dabei in Grenzen. Aber ihr Auftritt funktionierte wie ein großer, intensiver Soundtrack, ein tönender Wohlklang, in dem sich der Rest des Abends auf angenehme Weise verlor. Das dies auch dem restlichen Publikum so ging, konnte man sehen - der Große Saal des Posthof füllte sich nach einem größeren Exodus nach Ende des Shy-Auftritts beharrlich wieder auf. Die gut gemachte Kombination aus der Gefühligkeit von Shoegaze-Pop und der Zügigkeit von Indie Rock vermochte die LinzerInnen durchaus in ihren Bann zu schlagen. Damit darf ich mich dann auch gerne einmal im ganz aufmerksamen Zustand beschäftigen.

The Pains of Being Pure at Heart - Even in Dreams (YouTube)

Freitag, 2. November 2012

Wir ersuchen um Ihre Aufmerksamkeit

Letzte Woche bin ich nach Mailand geflogen und einige Tage später wieder zurück. Natürlich gehören die Sicherheitsanweisungen zur Routine jedes Fluges. Aber, inbesondere auf Kurzstreckenflügen werden sie mittlerweile vom Gros der Fluggästen routinemäßig ignoriert.

Da macht es durchaus Sinn, dass Fluglinien darüber nachdenken, wie sie die Instruktionen unterhaltsamer gestalten können. Die Air New Zealand befindet sich hier in einer Vorreiterrolle und hat schon mehrmals einfallsreiche Videos produziert. Diese Videos dienen freilich nicht nur dazu, die Aufmerksamkeit der Passagiere in Sicherheitsfragen zu gewährleisten, sondern fungieren gleichzeitig auch als Werbevideos für das Unternehmen und virales Marketing-Instrument. Schlau.

Kritiker könnten jetzt einwenden, dass dies kein gebührender Umgang mit dem ernsten Thema der Flugsicherheit sei und vom Wesentlichen ablenke. Ich denke das eigentlich nicht. Denn, der wichtigste Grundsatz, die Grundlage jeder Wissensvermittlung ist es doch, die Aufmerksamkeit des Empfängers zu erlangen und diese dann möglichst lange aufrecht zu erhalten. Das gelingt dem folgenden Video auf jeden Fall.


 

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Das Halloween Musikvideo-Special # 2

Nachdem gestern noch der milde Grusel regiert hat, darf es heute, in der Halloweennacht, schon deutlich heftiger zur finsteren Sache gehen.

Das Video zu dem Track "Dead Film Star" des Team Ghost ist ein echter Schocker, den sich Schreckhafte nicht unbedingt antun sollten.

Dienstag, 30. Oktober 2012

Das Halloween Musikvideo-Special # 1

Österreich ist ein bisschen unheimlich. Wenn man sich ansieht, welche Österreicher es gibt, die zur Zeit weltweite Berühmtheit genießen und was die so verzapfen, dann ist das Bild, das wir abgeben, schon ein wenig gruselig.

Um den gemeinen Österreichgrusel geht es auch alljährlich zu Halloween auf diesem Blog. Kurz vorher schickt mir nämlich Alex immer ein Austro-Pop-Video, das nicht deshalb gruselig ist, weil es Austro-Pop ist, sondern das eine gruselige Thematik aufweist.

Dieses Jahr gruselt sich zuerst Ina Müller wegen Österreich und ab 4:25 singt dann ein Bayer "Es lebe der Zentralfriedhof". Gruselig!

  Video nicht mehr verfügbar.

Sonntag, 28. Oktober 2012

Road Tunes # 21

Mailand zu verlassen, ohne einen der berühmten italienischen Opernkomponisten gespielt zu haben, geht natürlich nicht.

Wir erleben hier eine reichlich pompöse Inszenierung des "Aida"-Triumphmarsches aus der Scala, die vermutlich auf wohlbetuchte Touristen abzielt. Das Gehüpfe der dunkelhäutigen (?) Sklaven, das nach fünf Minuten einsetzt, finde ich peinlich, ist aber möglicherweise das, was sich Giuseppe Verdi vorgestellt hat.

Samstag, 27. Oktober 2012

Road Tunes # 20

Nino Rota gehört zu den bedeutendsten Filmkomponisten des 20. Jahrhunderts. Für den legendären Score zum zweiten Teil des "Paten" erhielt der Mailänder einen Oscar. Auch Fellini hat regelmäßig auf seine kompositorischen Künste zurück gegriffen. Zb für "La Strada".

Freitag, 26. Oktober 2012

Road Tunes # 19

Derzeit statte ich der Metropole Milano (Mailand) in der Lombardei einen Besuch ab. Wie immer, wenn ich irgendwo unterwegs bin, gibt es hier kein reguläres Programm, sondern Road Tunes. Das ist Musik, die ich bereits vorab in die Jukebox eingelegt habe, damit sie während meiner Abwesenheit unterhalten möge.

Ab sofort möchte ich das strikt handhaben und nurmehr Werke von Musikern spielen, die mehr oder weniger unmittelbar aus dem Ort kommen, den ich besuche. Im Falle von Mailand war das gar nicht einmal so einfach. Sicherlich, Mailand ist schon seit der Antike ein kulturelles Zentrum ersten Ranges. Mailand ist bekannt für seine Jazzszene wie natürlich die klassische Musik. Aber sein Beitrag zur zeitgenössischen Popularmusik? In Summe gar nicht so groß, wie man es angesichts eines fast 8-Millionen-Ballungsraumes vielleicht vermuten würde.

Freilich ist Italiens prominentester Barde in Mailand geboren und dort aufgewachsen. Wir hören ihn hier mit einer schönen Ballade, die sich mit seiner Kindheit in der Mailänder Via Gluck beschäftigt ("Azzurro" dürft ihr dann gerne selber googeln).

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Mad Men

Seit einiger Zeit schauen wir uns durch die vorhandenen "Mad Men"-Staffeln. Mit durchaus gemischten Gefühlen. Wirklich erbaulich sind die Vorgänge in der Madison Avenue und deren privatem Umfeld ja nicht. Eine auf unheimliche Weise hermetisch wirkende, frostig-hoffnungslose Welt ist das, die uns da aus den Sechziger Jahren entgegen blickt. Es ist eine Verkehrung nostalgischer Emotionen ganz in ihr Gegenteil, die wir erleben. Es befremdet uns, zugleich aber ängstigen uns jene Aneile, die uns so vertraut scheinen.

Natürlich arbeitet "Mad Men" auch mit dem Mittel der Nostalgie, zeigt uns Designs, Lebensart der frühen Sechziger, die heute auf so viel Interesse und Gegenliebe stoßen. Doch die Serie konzentriert sich auf die inneren Landschaften der Protagonisten, ihre Zweifel und ihr seelisches Gefangensein. Wer angesichts des Settings in einer Werbeagentur eine bunte Führung durch eine erblühende Wirtschaftswunderwelt erwartet, dessen Erwartungen werden nicht ganz erfüllt. Auch die sich entfaltenden, historischen Geschehnisse scheinen  eher schmückendes Beiwerk zu bleiben, das von außen in die Welt der Charaktere hinein leuchtet.

Die Erzählweise ist insgesamt ruhig, fast schleppend, was allerdings nicht heißt, dass der nicht in der englische Sprache aufgewachsene Zuschauer nicht seine Schwierigkeiten hätte, jede verbale Pointe zu kapieren. Manchmal, zumal in der ersten Staffel, ertappt man sich bei dem Wunsch nach etwas mehr Tempo, mehr Wechsel. "Mad Men" aber nimmt sich Zeit, Handlungsstränge zu entwickeln.

Das finde ich letztlich natürlich schön - ein dringend benötigter Gegenpol zu jenen populären TV-Serien, in denen die Handlung stets hysterisch von einem "Höhepunkt" zum nächsten taumeln muss. Vielleicht darf ich so kühn sein und die These aufstellen, dass wir hier möglicherweise sogar dem an sich recht unappetitlichen Genre des Reality-TV zu Dank verpflichtet sind. Weil es nämlich den TV-Machern zeigt, dass man auch einmal ein kleines bisschen langweilen darf, wenn man es dafür schafft, ein wenig Authentizität zu vermitteln.

Sollte es einen freilich allzu bleischwer hinunter gezogen haben, in diese "Mad Men"-Welt, gibt es jederzeit Auswege. Wenn einen etwa die ewige Leidensmiene von "Mad Men" - Hauptprotagonist Don Draper, gespielt von Jon Hamm, noch nach Abschalten des TV-Gerätes allzu sehr verfolgt, kann man sich zB dieses Video anschauen. Als ich es zum ersten Mal gesehen und in der Folge gepostet habe, war mir der Darsteller gänzlich unbekannt. Welch schöner "Aha"-Effekt, als ich es wieder einmal zufällig angeklickt habe.

Jon Hamm scheint sich überhaupt ganz gerne in schrägen Musikvideos auszutoben, wie ein interessantes Exemplar zu Aimee Manns neuem Album zeigt:

Montag, 22. Oktober 2012

Mission an die Grenze des Wahnsinns

Jetzt, wo der Baumgartner in einem ganzen Stück wieder herunten ist und von einer Fernsehshow zur nächsten gereicht wird (vorhin bin ich beim Durchzappen über RTL gestolpert, wo ihm seine Mutter gerade den Unterschied zwischen einer Melanzani und einer Gurke erklärt hat), brummt es in der auf Welteroberung fokussierten Marketingabteilung des roten Zuckersaftelherstellers sicherlich schon wieder gewaltig. Bestimmt ist schon the next big thing in der Mache.

Aber, da offenbart sich ein Dilemma: wie soll man den Absprung aus der Stratosphäre noch toppen? Was kommt nach Stratos? Ein paar Vorschläge.

Kolonisation des Mars
Wann: Bevor es jemand anderes tut.
Was: Nicht umsonst heißt dieser neue Markt "roter Planet"! Ein besseres Testimonial lässt sich kaum finden, als eine lebensfeindliche Ödnis, die von Energy-Drink-süffelnden Felix Baumgartner-Klonen kolonisiert wird. Möglicherweise ließen sich dort auch fliegende Superbullen züchten, um hernach den Laden auf der Erde ganz zu übernehmen. Servus TV als Staatsfernsehen? Es gibt Schlimmeres.

Das Wunder in der SCS
Wann: 2013
Was: Josef Bucher springt gemeinsam mit sämtlichen Wählern des BZÖ aus der Frankosphäre in einen in der SCS geparkten Smart und alle finden dort gemeinsam Platz! Die Vorbereitungen laufen schon auf Hochtouren.

Transparenz:
Wann: 2014
Was: Der FPK-Vorstand navigiert in einem gläsernen Raumschiff durch den Asteroidengürtel. Nicht ganz ungefährlich, aber part of the game.

Die Eurorettung
Wann: "Möglichst bald, bitte!" (Frau Merkel)
Was: Die Energy-Drink-Dose wird zum offiziellen Zahlungsmittel der Europäischen Union erhoben. Risiko: Bayern tritt aus der EU aus und kehrt zum Weißbier-Standard zurück.

Heureka!
Wann: 2096
Was: Dietrich Mateschitz hat Griechenland gekauft, in "Heureka- der Energydrink" umbenannt und wieder rentabel gemacht.


Samstag, 20. Oktober 2012

Das Goldene Brett


Ein Gastbeitrag von Sarah Berger.

Das Goldene Brett wurde gestern in Wien verliehen. Dieser Preis möchte das Leugnen wissenschaftlicher Erkenntnisse bzw. das Weiterverbreiten von diesen widersprechendem Unsinn (womöglich noch unter wissenschaftlichem Deckmäntelchen) "auszeichnen". Es ist ein Preis für Pseudowissenschaft.

Ja, es ist leider so, dass man heutzutage Matura oder sogar einen Universitätsabschluss machen kann, ohne je begriffen zu haben, was Wissenschaft bzw die wissenschaftliche Methode ist und wie das Ganze funktioniert.

Dazu kommt, dass die Unwissenschaftlichkeit mittlerweile in Universitäten, Arztpraxen und in der Politik angekommen ist. Ärzte können Diplome in Homöopathie machen, Wissenschaftsminister verleihen Orden für Zauberwasser und man kann Astrologiekurse an Hochschulen belegen.

Diese zwei Tatsachen, das Unverständnis für die wissenschaftliche Methode und, dass sich Esoterik jeder Art überall als gesichert und hoch angesehen gibt, führt dazu, dass die meisten Menschen nicht mehr unterscheiden können, was gesichertes Wissen ist, und wo sie selber nur betrogen werden. Die Opfer dieser Zustände sind diejenigen, die es nicht schaffen -ob aus Bildungsmangel, Zeitmangel oder Desinteresse- sich selber zu informieren, und denen alles aufgeschwatzt werden kann, was dem Schwätzer Geld bringt.

Das Goldene Brett verlieh die Gesellschaft für kritisches Denken an Harald Walach, Professor an der Viadrina Universität in Frankfurt an der Oder, für sein "einzigartiges Bemühen, wissenschaftsbefreite Theorien in die akademische Welt hineinzubringen". Das "Goldene Brett für das Lebenswerk" ging an "Alien-Forscher" Von Däniken.  

Mittwoch, 17. Oktober 2012

Eskalation

Bislang hab ich noch kein Haus gebaut, keinen Baum gepflanzt und kein Kind gezeugt. Dafür ein Katzenvideo auf YouTube gepostet. Ist auch ein Anfang.

 

 Video: Sarah mit ihrem iPhone.

Montag, 15. Oktober 2012

GewinnerInnen der Jahresumfrage 2010 - Preisauslosung # 3

Ich weiß, es ist lange her. Aber manchmal dauert es einfach, bis sich Zeit findet, einen Preis einzulösen, der im Rahmen meiner Jahresumfrage gewonnen wurde. Vor allem, wenn sich bei den GewinnerInnen soviel getan hat. Kinder, Umzüge usf.

Das Warten hat sich aber gelohnt. Gewinnerin S.F. hat sich für den Überraschungsausflug entschieden. Und es ging samt familiärem Anhang in den Tierpark Stadt Haag. Eintritt, Mittagessen, bei seinen Preisen lässt sich der Winzer nicht lumpen.

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Zwei Preise der Umfrage 2010 müssen noch übergeben werden. Wann auch immer das geschieht, spätestens bis Ende dieses Jahres werden die Ausgelosten der Umfrage 2011 ermittelt (Rechtsbeistand, bitte geistig vorbereiten).

Darauf ist noch Verlass! Der alljährliche Halloween-Post

  Danke an Alex P.!