Dienstag, 29. Mai 2012

Meine schönsten Fußballergebnisse aller Zeiten, 10-6

Herausgefordert durch ein schönes e-Mail von Johannes R., in dem er in Vorfreude auf die Europameisterschaft die für ihn persönlich schönsten Fußballergebnisse aller Zeiten rekapituliert, möchte ich es ihm gleich tun. Einiges deckt sich übrigens mit seiner Wahl. Selbstredend haben wir es hierbei natürlich mit einer ganz subjektiven Auswahl zu tun.

10 FC Red Bull Salzburg - SK Rapid Wien 0:7, 23.3.2008

Obgleich ich quasi nächst St. Hanappi aufgewachsen bin, war mein Verhältnis zum SK Rapid zunächst ein sehr Gespaltenes. Das hatte damit zu tun, dass dort alle, die etwas mit Fußball auf der Kappe hatten, für Rapid waren und folglich ich nicht. Das heißt, fast alle waren für Rapid. In meiner Erinnerung gab es am Wolfersberg in Hadersdorf-Weidlingau auch einen bekennenden Austria-Fan, der sich aber meistens nur nachts auf die Straße traute und einen Admira-Anhänger, dem gerne mitleidig auf die Schulter geklopft wurde ("Admira Wacker - Würstel, Bier und Knacker", sangen die Rapid-Fans damals regelmäßig). Andererseits hatte ich immer einen gewissen Respekt vor der Tradition, der Leidenschaft, dem Kult der Hütteldorfer. Und die grün-weißen Dressen waren immer schon schick. Mit der Zeit hat sich mein Verhältnis zur Rapid dann immer mehr entspannt, sogar auf der "West" bin ich einmal gewesen. Mein damals bester Freund wurde 15 und Rapid ging ausgerechnet an diesem Tag gegen die Austria mit 1:5 unter. Obwohl ich nie zum Rapid-Anhänger mutiert bin, habe ich mich 2008 sehr gefreut, als die Grün-Weißen den Kickern aus der Synthetik-Safterl-Retorte (noch dazu mit Giovanni Trapattoni) auf deren eigenem Kunstrasen sieben Bummerln eingeschenkt haben. Auch, weil das damals "meinem" Verein die Meisterschaftschancen erhielt, aber vor allem, weil hier einmal die Fußballtradition dem modernen Marketing und dem neuen Geld so richtig die Stutzen zurecht gezogen hat. An dieser Stelle könnte freilich auch das 4:1 "meines" Vereines gegen die Bullen im Jahre 2007 stehen. Aber, an den mag ich zur Zeit nicht denken.


09 Inter Mailand - FC Schalke 04 2:5, 5.4.2011

Fußball kann wahnsinnig sein. Da schießen die einen nach wenigen Augenblicken ein irres Führungstor fast von der Mittellinie. Die einen sind noch dazu die Heimmannschaft, Champions League - Titelverteidiger und klar favorisiert. Doch dann kommt alles anders und aus einem 1:0 sowie 2:1 wird ein 2:5. Und Raúl Gonzalez Blanco wird zum Liebling im Ruhrpott. Naja, zumindest bei jenem Teil, der blau trägt. Kevin Großkreutz (BVB) soll auf die Frage nach dem Spiel geantwortet haben: "Hab ich nicht gesehen, mein Fernseher war kaputt. Aber ich habe gehört, Inter soll schlecht gewesen sein." Schön! Wobei zum Reiz dieser Partie auch ein guter Kommentator gehörte, was einem im österreichischen Fernsehen ja eher nicht so oft vergönnt ist.


08 Olympique de Marseille - AC Mailand 1:0, 26.5.1993

Das erste Meistercup/Champions League-Finale, an dessen bewusstes Ansehen ich mich erinnere, war jenes im Jahr 1991. Mein Einstieg in den passiven Fußball war über die Euro 1988 erfolgt, 1990 verfolgte ich die Weltmeisterschaft in Italien schon mit großer Aufmerksamkeit. Der Klubfußball folgte mit Verzögerung. 1991 war ich elf, hatte noch keine Ahnung davon und wählte, das weiß ich noch, meine Sympathie nach der Farbe der Dressen. Ich war wohl noch irgendwie religiös und orientierte mich wahrscheinlich auch an den "Don Camillo und Peppone"-Filmen. So drückte ich spontan den "Weißen" von Olympique de Marseille die Daumen. Leider setzten sich aber die finsteren Kommunisten von Roter Stern Belgrad im Elfmeterschießen durch. Zwei Jahre später drohte eine Wiederholung, als die Südfranzosen dem wahrhaft Bösen (so viel ahnte ich nun schon) und hohen Favoriten, nämlich dem AC Mailand, im Münchner Olympiastadion gegenüber standen. Doch Barthez, Angloma, Deschamps, Desailly und Völler schaukelten das Ding und Basile Boli köpfte OM zum Triumph und mich ins Glück.


07 Argentinien - Kamerun 0:1, 8.6.1990

Es ist 1990, wie damals üblich eröffnet der Titelverteidiger die WM. Es ist zwar meine erste Fußballweltmeisterschaft, aber eines weiß ich schon: Argentinien ist die Übermannschaft, sie hat Diego Maradona. Kamerun hingegen ist ein Land, dessen Existenz einem erst durch die Tatsache bewusst wird, das seine Mannschaft jetzt gegen Argentinien antritt. Aber Kamerun hat auch Francois Omam-Biyik und der macht das einzige Tor der Partie. Am Ende stehen nur mehr neun Kameruner auf dem Platz, aber die haben Argentinien geschlagen. Viel sensationeller kann es nicht mehr werden. Wie gesagt, wir schreiben das Jahr 1990 und der afrikanische Fußball ist noch nicht in den Top-Mannschaften Europas angekommen, hier beginnt etwas Historisches. Die "unbezähmbaren Löwen" stoßen bis in Viertelfinale vor und werden zu Vorbildern eines ganzen Kontinents. Zur Verlängerung der England-Partie schickten mich meine Eltern mitleidlos ins Bett. Immerhin, so bleiben mir die Löwen als tatsächlich unbesiegt in Erinnerung.


06 SV Bad Ischl - ASKÖ Pinsdorf 3:1, ?

Ich weiß das Jahr nicht mehr, aber ich bin mir relativ sicher, dass das mein erstes Fußballspiel in echt war. In Frage käme auch noch eine Begegnung Wiener Sportclub vs. Sturm Graz mit dem jungen Otto Konrad im Tor und in Begleitung meines Vaters, aber das dürfte sich etwas später abgespielt haben. Mein Großvater war es, der mich mit auf den Ischler Fußballplatz genommen hat. Mein Großvater war, soweit mich erinnere, eher für Formel 1 (im Sommer) und Skispringen (im Winter) zu haben, aber für seinen einzigen Enkel ist er auf den Fußballplatz gegangen. Es handelte sich um eine Begegnung der oberösterreichischen Bezirksliga Süd, Tempo und Niveau der Partie hielten sich daher im überschaubaren Bereich. Aber, es war eine packende und dramatische Partie. Die Pinsdorfer verfügten über einen ungemein voluminösen und Furcht erregenden Mittelstürmer, der mit seiner Präsenz gefühlt den halben Strafraum einnahm. Er war naturgemäß nicht der Schnellste, aber das spielte auf diesem Niveau keine so große Rolle. Zu meinem Entsetzen gingen die Gäste von der Traunsee-Peripherie auch prompt in Führung. Doch dann kam die Wende in Gestalt einer Tätlichkeit des gewaltigen (und, wie sich herausstellte, auch etwas gewalttätigen) Pinsdorfer Mittelstürmers. Ihres Gravitationszentrums beraubt, fiel die Gäste-Elf in sich zusammen. Der SV Bad Ischl gewann die Partie mit 3:1.


Fortsetzung folgt..

6 Kommentare:

Hannes hat gesagt…

Großer Text - ich dachte immer, Völler hätte den Goldtreffer erzielt.

Ein Winzer hat gesagt…

Boli war das - das kann ich dir heute noch aufsagen, wenn du mich um vier Uhr in der Früh aufweckst und mich danach fragst.

Er ist nach Ende seiner Karriere leider in zweifelhafte Gesellschaft geraten. Nachdem er bekannt hat, dass er Sarkozy verehrt, hat ihm die UMP ein Parteiamt gegeben. Und ins Visier des Wirtschaftspolizei dürfte er dann auch noch geraten sein (kann man alles in der französischsprachigen Wikipedia nachlesen).

Hannes hat gesagt…

How the mighty have fallen...

Sarah hat gesagt…

Darf ich dich mal um 4 Uhr Morgens aufwecken, und dich das fragen?

Ein Winzer hat gesagt…

Du darfst nicht. Aber, wenn du es tun würdest, würdest du die richtige Antwort bekommen.

Sarah hat gesagt…

ja aber.. die Versuchung... Sowas darfst du doch nicht ankündigen. Wie soll ich sich denn jetzt nicht wecken, wenn ich das nächste Mal um 4 Uhr morgens munter bin?

Darauf ist noch Verlass! Der alljährliche Halloween-Post

  Danke an Alex P.!