Samstag, 19. Oktober 2013

Im Kino # 23: Ron Howard - Rush

USA/D/UK 2013

Ist es ein besonders guter oder ein besonders schlechter Zeitpunkt? Die Formel Vettel langweilt derzeit wieder wie selten zuvor. Da kommt ein aufwändig produzierter Hollywood-Streifen in die Kinos, der sich mit der von manchen so bezeichneten "Goldenen Ära" der Formel 1 in den Siebziger Jahren befasst. Wobei man das mit der "Goldenen Ära" natürlich sehr differenziert sehen muss, schließlich könnte man diese Epoche auch als die "Ära des Blutvergießens" bezeichnen. Ein gefährliches Spektakel war es damals, das nun die Bühne für Ron Howards Film "Rush" abgibt.

Eine Klimax bildet demgemäß auch ein schwerer Unfall: das flammende Inferno, das Niki Lauda 1976 am Nürburgring Teile seines Gesichts und fast das Leben gekostet hätte. "Rush" erzählt Laudas Geschichte ebenso wie jene von James Hunt, dessen britischen Widersacher um die Weltmeisterschaft - und damit die Geschichte einer großen Rivalität. Ron Howard, der selbst kein Formel 1 - Fan ist, sich aber vom Drehbuch hat überzeugen lassen, hat die beiden Protagonisten treffsicher besetzt:  der Superhelden-Film-erprobte Chris Hemsworth spielt den lebenslustigen Playboy James Hunt, der feinfühlige und wandlungsfähige Daniel Brühl gibt Niki Lauda.

Trotz dröhnender Motoren und turbulenter Rennstrecken-Action ist "Rush" daher bemerkenswerter Weise vor allem gelungenes Schauspieler-Kino. Es ist dabei vor allem Daniel Brühl, der heraus ragt. Seine Darstellung von Niki Lauda ist geradezu beängstigend gut. Er schafft es, jenes eigentümliche Charisma auf die Leinwand zu bringen, das eine Person wie Lauda ausmacht. Diese mit eisernem Willen gepaarte, kühle Rationalität, die schroff daher kommt, immer auf den eigenen Nutzen Bedacht ist und damit keinerlei Sympathien im herkömmlichen Sinne weckt, diese ja auch gar nicht haben will. Die aber so konsequent, so geradlinig und selbstbewusst wirkt, dass man sich einer Faszination und eines Respekts letztlich nicht ganz zu enthalten vermag.

"Rush" gestattet Lauda freilich in einem entscheidenden Moment auch Sentimentalität, ob das jetzt historisch sein mag oder auch nicht. Und schließlich steuert der Streifen auch auf ein sehr Hollywood-mäßiges Ende zu. Ein Finale, in dem Gegensätze einen Sinn erhalten und sich damit eigentlich auflösen dürfen. Das musste wohl sein. Davor liegt allerdings ein unterhaltender, in den Details stimmiger und zeitweise auch humorvoller Blick in eine vergangene Epoche der Sportgeschichte. Ron Howard findet das richtige Mischverhältnis für Drama und Action und wählt auch das richtige Erzähltempo. Das ist pures Hollywood-Kino, sauberst exekutiert.

"Rush" ist demgemäß so, wie die Formel 1 sein sollte. Nicht fad, voll der Wendungen und des sichtbar-leidenschaftlichen Einsatzes aller Beteiligten.

Meine Wertung: 3.5 aus 5 Sternen

Keine Kommentare:

Amnesty informiert: Menschenrechtsmusik V

Auch dieses Jahr stellen wir wieder aktuelle Musik mit Bezug zu Menschenrechten vor. Zum 5. Mal dabei und mittlerweile ein Fixpunkt in unse...