Samstag, 14. Juni 2014

Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats Mai 2014

Mooryc - Jupiter
 Berlin, Deutschland / Posen, Polen
Gewonnene Ränge: + 8

Die Grenzen zwischen musikalischen Genres, Szenen und Geschmäckern (dazu schon hier) scheinen zunehmend weniger starr gefügt, waren zweifellos schon einmal fester gezogen. Nicht, dass Musik nicht schon immer etwas Durchlässiges, im stetigen Austausch Befindliches gewesen wäre - und zwar in einem globalen Sinne. Natürlich war sie das schon in der Vergangenheit, nur so konnte die Fülle an Musikstilen überaupt entstehen, die wir heute vorfinden.

Aber, wenn ein auf Deep House und Tech House spezialisiertes Label wie "Freude am Tanzen" einem Künstler wie Mooryc für sein Debütalbum freie Hand gibt, dann kann das schon als ein weiteres, kleines Indiz gewertet werden, dass der Trend anhält, Gartenzäune nieder zu reißen.

Denn, wenn man zwar die Kompositionen von Mooryc oftmals durchaus auch der Electronica zuordnen kann, so zielen sie doch in eine andere Richtung. Nämlich hin zum großen Popentwurf. Wenn also etwa das exzellente "Jupiter" des als Maurycy Zimmermann im westpolnischen Poznan (Posen) geborenen, heute in Berlin residierenden, Künstlers mithin nicht nur an zeitgenössischen Indie und angesagte Elektronik gemahnt, sondern vor dem inneren Ohr auch Adult Pop-Kapazunder wie Sting oder Peter Gabriel aufsteigen lässt, dann muss einen das nicht schockieren. Der will das so.

Dabei arbeitet Mooryc mit der Raffinesse und Fertigkeit von einem, der sich schon in seiner Jugend die Beherrschung von einem halben dutzend Instrumenten unterschiedlicher Gattungen angeeignet hat und das Notensetzen von der Pike der so genannte E-Musik auf erarbeitet hat. Bach und Jazz, Genesis und Depeche Mode, alles inklusive. Er strebt, so scheints, auf nicht mehr und nicht weniger als die systematische Erforschung der Konstruktion von Musik und deren Wirkmächtigkeit.

Dabei braucht es auch Gewitztheit und Humor, wie sein Mash-Up der Johnny Cash-Version von "Hurt" mit Bryan Adams´ "Run to You" (!) demonstriert. Das mag als Spielerei gelten (und ist auch nach einigen Hördurchgängen eher durch), den dahinter stehenden Geist der Experimentfreude ohne jegliche Scheuklappen zeigt es aber ebenfalls auf.

Was Pop im besten Falle sein kann - eine Schnittfläche zwischen den Stilen und Genres, perfekt inszeniert - das zeigt uns dann Ernsthafteres wie "Jupiter". Fast kammermusikalisch anmutende Gitarren-Arpeggios treiben einen hämmernden Rhythmus vor sich her, melancholischer, leicht verhallter Popgesang trifft auf schnarrende Synthesizer-Flächen.

Mooryc - Jupiter (freier Download)


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  Danke an Alex P.!