Samstag, 14. März 2015

Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats Februar 2015

Jeff Rosenstock - Hey Allison!
Long Island, New York City, New York
Gewonnene Ränge: +7

Der Plattenindustrie geht es schlecht. In Zeiten allgemeiner Selbstbedienung im Internet befinden sich die Plattenverkäufe weiter im freien Fall. Der Verkauf digitaler Kopien vermag das für die Branche düstere Bild eben so wenig in einem relevanten Maße aufzuhellen wie der kleine Boom im Vinyl-Segment.

Ein Vergleich etwa zwischen dem Jahr 2014 und dem Jahr 1994 fällt beeindruckend aus. Laut Billboard Magazine wurden 2014 in den USA wieder 11% weniger Alben verkauft als 2013. Und auch der Verkauf digitaler Alben ist in diesem Zeitraum um 9% gefallen, ebenso jener digitaler Songs (um 12%). So viel zum Märchen, die Musikindustrie müsse nur ihre digitalen Vertriebswege in die Gänge bekommen, dann würde alles wieder "gut".

Vor diesem Hintergrund erscheinen auch Streamingdienste wie Spotify, die nahezu das gesamte Musikschaffen der Welt zum Okkasionspreis verscherbeln, eher als Schwanengesang denn als Hoffnungsschimmer für die Industrie im Allgemeinen und für das klassische Album im Besonderen.

Jeff Rosenstock beschreitet da andere Wege. Er hält offenbar ohnehin nicht viel von der konventionellen Musikindustrie. Wenn jemand eines seiner Bandprojekte Bomb the Music Industry! nennt, dann darf man das so annehmen. Rosenstock hat das Label Quote Unquote Records gegründet, auf dem alle Alben konsequenter Weise gleich kostenlos zum Download zur Verfügung gestellt werden. Spenden werden dabei freilich erbeten. Das dieses Konzept für manche verwirrend ist, musste Rosenstock am eigenen virtuellen Leib erfahren, als sein eigener Hosting Provider die Labelseite zeitweise herunter nahm, weil er Urheberrechtsverstöße witterte. Der Musiker hatte auf der Seite eigene Songs unter einer Creative Commons-Lizenz veröffentlicht.

Dieser unverkrampften Herangehensweise und den Do It Yourself-Idealen entspricht auch seine Musik. Nehmen wir "Hey Allison!" vom eben erschienenen Jeff Rosenstock-Werk "We Cool?" (das neben dem eigenen Label auch auf dem "regulären" Indie-Label SideOneDummy Records erscheint). Da brettern dicke Gitarren hinein in einen zweieinhalb-minütigen Punk Rock-Energieausbruch. An der Oberfläche unverschnörkelt, geradlinig,  in zugänglichem Soundgewand verdichtet, aber doch raffiniert gedichtet. Und Rosenstock erzählt in der kurzen Zeitspanne eine Geschichte, umreißt in wenigen Zeilen die Lebens- und Gefühlswelt seines an Vereinsamung verzweifelnden Protagonisten. "Hey Allison!" ist eine persönliche Gefühlslage, gekonnt auf ein Ausrufezeichen gebracht. Singer-Songwriter Punk, kann man auch dazu sagen.


Jeff Rosenstock - We Cool? (freier Download, Spende erbeten)




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