Mittwoch, 24. Februar 2016

Aktuelle Kamera # 32

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Eine Fotografie hält einen Augenblick fest, etwas Flüchtiges und Vergängliches. Wie die Linzer Eisenbahnbrücke. Dadurch, dass sie ihn aber festhält, diesen flüchtigen, der Dynamik alles Seienden unterworfenen Moment, macht sie ihn verfügbar für spätere Momente des Betrachtens und Studierens. Sie schafft dadurch eine Illusion des Unvergänglichen. Dass man einen Istzustand, der vergeht, weiter verfügbar halten kann, ihn quasi besitzen kann, das macht einen Teil der Faszination der Fotografie aus.

Am Samstag sind wir zum letzten Mal über die Linzer Eisenbahnbrücke spaziert. Da waren ganz viele Leute mit Kameras. Es war mir fast unangenehm (ich bin nicht gerne Teil eines Trends). Aber es war auch rührend, wie zB die alte Großmutter mit über 80 Jahren nochmals von ihren Kindern und Enkeln zur Brücke gebracht worden ist, um sich davor abzulichten.

Montag, 22. Februar 2016

In Concert # 54: Foals, 26.1.2016, Gasometer Halle, Wien

Foals haben 2006 erstmals richtig von sich Reden gemacht. "Antidotes" hieß das Debütalbum. Es zelebrierte eine gekonnte Zusammenführung von sehr vielem, was damals gerade modisch und hip war. Glatter Neo-Post-Punk, Dance Punk, Afro-Pop, auch Minimal Techno. In ihren besten Momenten schafften Foals es, den ultimativen Brückenschluss großer Pop-Musik zu Wege zu bringen: die Verbindung zwischen Geist und Seele, zwischen Gehirn und Hüfte.

Stücke wie "Olympic Airways", "Cassius", "The French Open" oder "Balloons" beeindruckten auch mich. Aber das Album als Ganzes, das ich mir sodann besorgte, hinterließ sehr gemischte Gefühle. Foals konnten, so mein Eindruck, einen ganz bestimmten Modus ganz hervorragend, aber es fehlte, trotz der Vielfalt an Einflüssen und Fertigkeiten, dann an Breite, um darüber hinaus zu weisen.

Seitdem sind Foals eine richtig große und etablierte Band geworden. Sie sind mit Kalibern wie Blur, Coldplay und One Direction für die Kategorie "British Group" bei den Brit-Awards nominiert. Ihr letztes Album, "What Went Down" (2015, Transgressive), war in den Charts der ganzen Welt vertreten. Und es zielt auf deren Eroberung. Aus den frickeligen, etwas nerdigen Anfängen haben Foals einen Entwurf für Stadionrock gebaut. Auf der neuen Scheibe hört man Songs in einem U2-Poprock- oder sogar Hard Rock-Idiom.

Foals füllen auch die sperrig geheißene "Planet.tt Bank Austria Halle" im Gasometer. Wir haben den Hintereingang durch das Einkaufszentrum gewählt, was schlau war, denn die Menschenschlange dauert hier kürzer. Lang genug freilich, um zwischen schick angezogenen jungen Frauen und jungen Männern mit Bärten zu stehen, die sich bevorzugt über Praktika in internationalen Organisationen unterhalten. Das Konzert läuft auch unter dem Label "FM4 Indiekiste".

Die Akustik im Saal ist besser als es ihr so manche Gerüchte der Vergangenheit zugestehen wollten. Everything Everything sind Vorband. So ein Auftritt als Aufwärm-Act hat ja seine beträchtlichen Limitierungen, aber das südostenglische Quartett rund um den charismatischen Sänger Jonathan Higgs bemüht sich nach Kräften, diese zu durchbrechen. Higgs wirbelt in einer Gospel-Musiker--Kutte über die Bühne. Seine stimmliche Variabilität ist beachtlich. Vom markanten Falsettgesang abwärts versucht er sich so ziemlich in jeder Diszplin. Eklektisch ist auch die musikalische Ummantelung seiner Performance. Im Kern mögen effektvolle Funk-, Disco- und R´n´B-Rhythmen walten, doch das Gesamtarrangement wird im frenetischen Holterpolter durch die ganze Musikgeschichte geführt. Lustig. Und fast ein bisschen schnell vorbei. Positiv dabei: Da passt dann die Stimmung und Foals können sich auf diese Welle begeben. Eigentlich kann jetzt nichts schiefgehen. Eigentlich.

Die Euphorie trägt anfangs auch. Die live groß aufrockenden Nummern "Snake Oil" und "Mountain My Gates" eröffnen. Dann folgt eine klanglich sehr schöne Darbietung von "Olympic Airways". Foals unterliegen, das muss man sagen, nicht der Schwäche anderer so genannter Indie Rock-Bands - nämlich sich live in der allzu korrekten, aber dadurch wenig spannenden Nachspielung ihrer artifiziellen Studio-Produkte zu verzetteln. Sie haben ihren eigenen Live-Sound, sie haben die Ambition, etwas dem großen Publikum Angemessenes zu bieten. Auch Elemente des wahrhaftigen Rockstar-Gehabes sind da: Sänger Yannis Philippakis begibt sich auch schon mal ins Publikum. Nur, es schaut zumindest aus meiner Perspektive eher nach Pflichtübung aus als nach wirklichem Überschwang.

Überhaupt, mit der Zeit verhängen sich Foals in den raffinierten Rhythmen und dem zweifellos immer noch anspruchsvollen Spiel, ohne, dass ich mich wirklich erreicht oder gemeint fühle, ohne, dass sie sich wirklich frei zu spielen scheinen. Ist es exakt dargebotene Kunst? Oder eher Stadionrock, der zumindest die Illusion des ganz großen Momentes lebt? Irgendwas im unbestimmbaren Zwischenraum und dort - dort wird es schön langsam monoton. Vor allem bei den langsameren Nummern schaue ich schon auf die Uhr.

Am Ende geht es mir wie bei ihren Platten. Vielleicht brauche ich ja nur mehr Geduld. Aber, ich spüre momentan nicht, dass ich die aufbringe. Lieber lasse ich mir wieder einmal aus heiterem Himmel ein isoliertes Foals-Wunderwerk vor den Latz knallen.

Dienstag, 16. Februar 2016

Amnesty informiert: Defenders under attack! Promoting sexual and reproductive rights in the Americas

Die angegriffenen Verteidiger! Das Fordern von sexuellen und reproduktiven Rechte auf dem amerikanischen Doppelkontinent.

Über sexuelle und reproduktive Rechte haben wir ja schon oft gesprochen, und wo in der Welt es diesbezüglich Probleme gibt, das findet man mit einer Internetsuche in Sekunden heraus.

Amnesty hat sich nun angesehen, wie es den Menschen ergeht, die sich für diese Rechte einsetzen. Im Dezember erschien der Bericht „Defenders under attack! Promoting sexual and reproductive rights in the Americas“, der sich mit der Situation der Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivsten in Süd- und Nordamerika befasst, die sich für sexuelle und reproduktive Rechte einsetzen.

Die Aktivist*innen haben mit massiven Angriffen von allen Seiten zu kämpfen.

Wir haben den Bericht gelesen und versuchen in unserer Sendung zusammenzufassen, wie es den Leuten geht.

Gestaltung und Moderation: Sarah Walther

Montag, 8. Februar 2016

Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats Dezember 2015

Yachten - Berg
Hamburg, Deutschland
Gewonnene Ränge: +3

Die Frage nach dem Zusammenhang zwischen Musikvorlieben und bestimmten Jahreszeiten ist ein Ausschnitt aus dem großen Fragenkomplex, wie sich die äußeren Bedingungen auf den Musikgenuss auswirken.

In den vergangenen Jahren war bei meiner Monatsmeister-Kür im Dezember fast immer eine deutschsprachige Nummer vorn.

Der Anteil deutschsprachiger Stücke an sämtlichen Monatsmeistern seit der Einführung dieser Kategorie im Jahr 2009 beträgt hingegen lediglich 6,06%. Bei den sechs Dezember-Champions, die es seitdem gegeben hat, macht er aber 50% aus. Oder, anders gewendet, 75% aller deutschsprachigen Nummern, die es zum Monatsmeister gebracht haben, haben dies im Dezember getan! Warum ist das so?

Sicher, die Muttersprache ist ein vertrautes Zeichen der eigenen Umgebung wie der eigenen Identität. Und der Dezember, die vorweihnachtliche Zeit, ist ein Umfeld, in dem Gefühle der Heimatlichkeit und des Nachhausekommens stark bemüht werden.

Ich glaube, der Hauptfaktor sind vielleicht die Weihnachtslieder. Mit den Stimmungen, Erscheinungen, Gerüchen des Dezember verbinde ich von klein an in musikalischer Hinsicht eben die zur Jahreszeit gehörigen Volkslieder in der eigenen Sprache. Weniger wegen der viel diskutierten Konsumentenberieselung, die einem jegliche positive Assoziation eher auszutreiben geeignet wäre. Vielmehr, weil eben die Weihnachtszeit in der so prägende Phase der Kindheit immer auch in dem Singen von Weihnachtsliedern - oder dem Versuch, das zu tun - unterm Weihnachtsbaum kulminiert hat.

Und so tief geht das offenbar, dass es auch gar nichts ausmacht, dass die Monatsmeister in dieser Kategorie mit dem Stil des weihnachtlichen Traditionssongs wie mit weihnachtlichem Gedankengut nicht allzuviel auf der Zipfelmütze haben. Ein düster-dystopischer ostdeutscher Straßenrap etwa im Jahr 2012, eine grüblerisch-(ver)zweifelnder Post-Punk aus dem nordwestlichen Westfalen dann 2014. Und jetzt, 2015, tief und pathosvoll im Gefühlsleben schürfender und mächtige Metaphern werfender norddeutscher Emo-Punkrock. Hier, freilich, tauchen dann auch "Gefühle, wie am zweiten Weihnachtsmorgen" auf. Immerhin.

Yachten haben übrigens nur kurz existiert, sich mittlerweile schon wieder aufgelöst. So wie sich mein Wunsch, den Song zu hören, vermutlich bald wieder auflösen wird. Manches passt eben genau in seine Zeit und muss dann wieder vergehen.


Samstag, 6. Februar 2016

Rückblog 2015 # 1: Meine Bilder des Jahres, 4-1

Fortsetzung von hier.


04

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Emporstrebend, 30.10.2015, 16:00 Uhr, Mátyás-Templom, Budapest


03

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Herbstbild, 8.11.2015, 16:35 Uhr,  Linz/Donau


02

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Mission Budapest, 30.10.2015, 15:26 Uhr, Budapest


01

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Gemeinsam unterwegs, 10.10.2015, 13:23 Uhr, Ottenschlag im Mühlkreis



Das Rückblog geht zur gegebenen Zeit weiter mit..."Im Kino 2015"

Dienstag, 2. Februar 2016

GewinnerInnen der Jahresumfragen-Preisauslosung 2013 # 2

J. R. ist einer der beständigsten Teilnehmer meiner Jahresumfrage. Und er hat schon viele  fantastische Preise eingefahren, von Flaschenöffnern bis hin zu Bücherstützen. Quasi kann man sagen, die halbe Einrichtung seiner Wohnung stammt aus dem Winzerblog-Gewinnspiel.

Diesmal ist es aber ein Verbrauchsgut, nämlich ein Magenbitter der Marke Unicum aus dem malerischen Szentendre bei Budapest.

Fun Fact: Der Markenname "Unicum" soll auf einen Ausruf zurück gehen, den Joseph II. getätigt hat, nachdem ihm sein Leibarzt das Getränk gereicht hat. Der Legende nach soll sich das 1790 zugetragen haben. Demnach könnten das auch gut und gerne die letzten Worte des Kaisers gewesen sein. Vielleicht war das ja eine experimentelle Version dieses Kräuterschnapses. Uns hat er jedenfalls nicht unmittelbar geschadet.


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Darauf ist noch Verlass! Der alljährliche Halloween-Post

  Danke an Alex P.!