1. Pantéon Rococó: Die Latin-Ska-Könige aus Mexiko bestritten den sonntäglichen Abschluss des diesjährigen Pfingst-Open-Air, und sie taten dies sehr professionell und kundenorientiert, leicht infantil daherkommende Bush-Beschimpfungen inklusive. Der heilige Ska-Geist kam jedenfalls über die Massen. Alles in allem: beschwingtes Getanze und ein schönes Finale (mit Guaraná-Wein).
2. Tschebberwooky: Die positive Überraschung des Festivals. Die Grazer Reggae-Formation bot ein starkes Set und vermochte die Menschen trotz Nachmittagshitze am Samstag mehr als nur zum Mitwippen zu animieren. Ein Versprechen für die Zukunft. Wenn sich die österreichische Reggae-Szene musikqualitätsmäßig ähnlich entwickelt wie einst die Hip-Hopper, dann können die deutschen Kollegen ihren Krempel gerne zusammenpacken..
ex aequo 2. Dendemann: Natürlich gibt es in Deutschland Kollegen, die mit Hip-Hop aus unseren Landen (Linz!) mithalten können ;-) . Dendemann sicher. Er erbrachte wieder einmal den Beweis, dass ein guter Hip-Hopper vor allem ein starker Live-Act ist. Diese Art von Musik ist auf Tonträgern irgendwie leicht verschenkt.
4. Scorefor: Lokale Punk-Helden aus dem Tölzer Landkreis [sic!]. Solider R&R. Verleiteten einen (weiblichen) Fan zum Strip, also muss man hier wohl von wirkungsvollem Rock ausgehen.
5. Tocotronic: Sie hatten es nicht leicht. Tocotronic sind beim jungen Festival-Publikum offenbar dermaßen in den uncoolen Bereich gerutscht, dass es fast schon ohrfeigenmäßig schallt. Die Stimmung war vorher skeptisch, nachher schlecht. Die Band agierte entsprechend nicht sonderlich inspiriert. So schlecht waren sie aber dann auch wieder nicht. Und: Dass Dirk von Lowtzow und Co mit Birkenstock-Sandalen beworfen wurden, war einfach nur lustig.
6. Black Cat Zoot: Neo-Swing aus Deutschland. Eine nicht uninteressante Begegnung. Funktioniert in einem Tanzsaal aber vermutlich besser als in der Mittagshitze von Hauzenberg.
7. Jahcoustix: Reggae aus Deutschland. Nicht in einer Liga mit Tschebberwooky. Und: Lieber europäischer Reggae, müssen deine Texte dermaßen oft dermaßen dämlich sein? Die Schlagermusik der alternativen Jugend? Armer Bob Marley.
8. The Staggers: Nein, sorry, Graz lag vielleicht auf Jamaika, aber nicht in Schweden. Memo an mich selbst: Hives wieder einmal auflegen!
9. Northern Lite: Mag vielleicht noch auf der Tanzfläche okay sein (oder??), aber hier? Zusammengeklaute Beats und dazu Rockgitarrenriffe. Laaangweilig!
10. Joyside: Ein historischer Moment. Erstmals befindet sich eine Band aus der sagenhaft winzigen Rockszene Chinas auf Europa-Tournee. Album soll folgen. Leider aber ein klassischer Fall von traurigem Epigonentum. Sicherlich, technisch ist das Ganze recht sauber umgesetzt, auch der Gitarren-Sound würde eigentlich durchaus passen, aber Joyside spielen ohne den Spirit der (großen) westlichen Vorbilder auch nur ansatzweise zu erahnen. Kalte, seelenlos-uninspirierte Angelegenheit. Malen nach Zahlen. Wer weiss, vielleicht steigern sie sich ja noch.
In absehbarer Zeit folgt: Pfingst-Open-Air 2007, der Rest.