Montag, 29. Dezember 2008

Zeitenblicke # 1

Der "Adventszauber" vor dem Wiener Rathaus am 10.12.2010. Am Punschstand treffen der Wiener Bürgermeister und der Bundeskanzler aufeinander.

Bürgermeister (zur Punschverkäuferin): "No an, bitte!"
Bundeskanzler (steht plötzlich neben dem Bürgermeister): "Grüß dich, Michel!"
Bürgermeister: "Jo, jessas, Werner, du bists! Jetzt host mi oba g´schreckt. Warum musst du dich auch immer so anschleichen? Was treibt dich in mein Reich?"
Bundeskanzler: "Du, ich hab ein bisschen frische Luft gebraucht nach den ganzen anstrengenden Koalitionsverhandlungen! Und da hab ich mir gedacht, ich schau wieder einmal beim guten, alten Rathausmann vorbei..Haha!" (Bundeskanzler wird der Punschverkäuferin gewahr) "Jo, grüß Gott, grüß Gott, meine Dame! Einen wunderschönen Punschstand hams da..und wie gut der Punsch duftet!"
Punschstandlerin (verlegen): "Jö, danke..Is Bio! Was darfs denn sein?"
Bundeskanzler: "Ja..hm..Josef, bitte!"
(Ostermayer bestellt einen Glühwein für den Bundeskanzler und einen Kinderpunsch für sich selbst)
Bürgermeister: "Für mi a no an, bitte!"
(Eine kurze Redepause tritt ein. Der Bürgermeister trinkt seinen Punsch, der Bundeskanzler lächelt einigen Passanten zu.)
Bürgermeister: "Oiso, Werner, wie schauts jetzt aus bezüglich Regierung?"
Bundeskanzler:"Gut, danke! Ich kann sagen, wir haben soeben eine Einigung erzielt! Und, ich kann sagen, es ist eine gute Einigung für Österreich!"
Bürgermeister: "Gratuliere! Und, war das jetzt schwierig mit den Schwarzen und den Orangen gleichzeitig zu verhandeln?"
Bundeskanzler:"Eine Herausforderung war das schon! Aber, bitte, was is uns auch anderes übriggeblieben, bei dem Wahlergebnis!? Die Grünen nimmer im Parlament und die Linken wollten ja nicht in die Regierung..Und, im Übrigen, unter uns, ich glaub, der Kurt Palm is wirklich nicht ganz normal!"
Bürgermeister: "Jo, eh. Und mitm Strache woitest du jo net.."
Bundeskanzler: "Du, Michel, deine Ansichten in Ehren, aber.."
Bürgermeister (macht eine wischende Handbewegung): "Schwamm drüber! Frau Punschverkäufer, no an bitte!"
Bundeskanzler: "Nu jo, jedenfalls bleibt im Grunde eh alles beim Alten. Die ÖVP behält ihre Ministerien, die JPÖ bekommt das eine oder andere.."
Bürgermeister: "Aha. Wo haast des jetzt konkret?"
Bundeskanzler: "Nu jo, die ÖVP hat diesmal nicht so gut verhandelt, sag ich jetzt einmal so ganz unter uns. Aber sie behält natürlich das Finanzministerium, das Innenministerium, das Außenministerium, das Justizministerium, das Wirtschaftsministerium, das Wissenschaftsministerium, das Lebensministerium, und die diversen Staatssekretäre!"
Bürgermeister: "Und die JPÖ?"
Bundeskanzler: "Die JPÖ bekommt das Verteidigungsministerium. Das wird der Scheibner übernehmen. Der schaut so zackig aus in Uniform. Außerdem ist der hochmotiviert. Der hat schon ein Flugticket für die nächste große Kriegsgeräte-Messe in den Staaten gebucht.."
Bürgermeister: "Aha, der Scheibner also.."
Bundeskanzler: "Naja, und Sozialminister wird der Buchner. Das is super, weil das wern die Leut´ eh nicht checken! Die wern denken der Erwin is wieder da und hat sich halt wieder irgendwas abgeschnitten! Haha!"
Bürgermeister:"Soso, der Buchner also.."
Bundeskanzler: "Was ich ehrlich gesagt etwas weniger leiwand finde, ist, dass sie uns den Westenthaler aufs Aug´ gedrückt haben - als Doppel-Staatssekretär im Innen- und im Justizministerium! Aber, es hat halt gheissen, der hortet Geheimdossiers über seine Parteifreunde. Da hat die JPÖ nicht anders können und hat auf seine Forderungen eigehen müssen. Das muss man irgendwie verstehen.."
Bürgermeister: "Naja, olles is relativ. Zumindest ist der Stadler nimmer dabei, da hats ja am Anfang so Gerüchte geben...Fräulein, an Glühwein, bitte!"
Bundeskanzler (räuspert sich): "Hhmm, also, wegen dem Stadler sind wir jetzt ehrlich gesagt noch länger gesessen! Die Orangen wollten unbedingt einen Ministerposten für ihn, als "Sedativum" wie des der Scheibner ausgedrückt hat. Aber dem Pröll und mir isses gelungen, ihn auf einen Staatssekretärsposten runterzuhandeln. Der Stadler wird jetzt Staatssekretär für Leitkultur- und Weltanschauungsfragen! Aber der Pröll hat mir schon versprochen, er wird ihn über das Budget aushungern lassen..Also, alles net so dramatisch!"
Bürgermeister (nachdenklich): "Hm, also ein Ministerium und drei Staatssekretariate hams kriegt, die JPÖler?"
Bundeskanzler: "Beinahe..da kommt dann natürlich schon noch der Gorbach dazu, als Infrastrukturminister.."
Bürgermeister: "Wie bitte? Der Gorbach?"
Bundeskanzler: "Jo. Da muss man jetzt schon fair sein. Immerhin hat der Mann unlängst einen Berlitz-Sprachkurs besucht. Soll uns bitte keiner nachsagen, die Sozialdemokratie ist dagegen, dass sich Randgruppen bilden!"
Bürgermeister: "Jo eh. Wir hom ja in Wien bis vor kurzem auch die ´Deutsch für Ausländer´-Kurse gefördert.."
Bundeskanzler: "Eben. Und dann ham wir natürlich schon auch noch die ´Kärntner´-Quote beachten müssen.."
Bürgermeister: "Die ´Kärntner-Quote´?"
Bundeskanzler: "Naja, ein einziger Kärntner in der Bundesregierung war der JPÖ doch zu wenig. Deshalb hamma halt zugestimmt, dass die Kultur- und Unterrichtsagenden in Zukunft die Claudia Haider übernimmt. Ein bisserl auch aus Pietät, sag ich dazu."
Bürgermeister:"Oiso, Werner, die Haider, i waaß net..Tschuidigung, an Glühwein no, bitte!"
Bundeskanzler:"Das wars dann im Grunde genommen auch schon. Das einzige was ich, glaub ich, noch nicht erwähnt hab, ist, dass wir ein neues Amt geschaffen haben. Einen ´Volksbeauftragen für die Pflege und den Erhalt des Andenkens auf tragische und gänzlich unverschuldeter Weise ums Leben gekommener Kärntner Landeshauptleute´! Den Job wird der Stefan Petzner übernehmen, wenn er aus dem kalten Raucherentzug im Proksch-Institut zurück ist."
Bürgermeister: "Aha. A propos, wos is mit da Gesundheit?"
Bundeskanzler: "Geht zum Lebensministerium. Sollen die Schwarzen schauen, wies mit dem Scherbenhaufen zurecht kommen, Michel.."
Bürgermeister: "Jo, eh, guter Schachzug, Werner. Oba, wonn der Scheibner jetzt wieder Verteidigungsminister wird, wos macht donn eigentlich der Norbert Darabos?"
Bundeskanzler: "Botschafter im Tschad. Ist ein super Posten und wir sparen uns das Rückflugticket. War dem Lopatka seine Idee. Manchmal hat der wirklich seine lichten Momente."
Bürgermeister: "Und die Bures?"
Bundeskanzler: "Die Dorli wird aus Krepppapier ganz wunderbare Sachen basteln, die dann im Sitzungssaal aufgehängt werden. Aber die Details sind noch geheim. Ich hab dem ÖSTERREICH eine Homestory versprochen!"
Bürgermeister: "Aber die Heinisch-Hosek bleibt für Frauen zuständig, oder?"
Bundeskanzler: "Hm, naja, das ist die zweite Geschichte, die mir etwas Bauchschmerzen
bereitet, ehrlich gesagt, neben der leidigen Westenthaler-Sache. Wir mussten da leider auf einen Tauschhandel eingehen. Wir kriegen den Botschafter im Tschad und dafür übernimmt die ÖVP die Frauenangelegenheiten!"
Bürgermeister:"Hmm...Und wer.."
Bundeskanzler: "Sie wissen es noch nicht so genau. Aber vermutlich wird sich der Mitterlehner um die Frauen kümmern. Sie überlegen auch schon, das BMWA in Ministerium für wirtschaftliche und hauswirtschaftliche Angelegenheiten umzubenennen."
Bürgermeister: "Naja, Humor ham die Schwarzen noch nie gehabt, das wissma eh. Fräulein, noch an, bitte!"
Bundeskanzler (schaut zu Ostermayer hinüber): "Jö, da Josef hat seinen Kinderpunsch ausgetrunken. Magst noch einen?" (Ostermayer nickt eifrig mit dem Kopf)
Bürgermeister (nach einem tiefen Glühwein-Schluck): "Du, Werner, i hob do jetzt scho wos am Herzn.."
Bundeskanzler: "Nur zu, Michel, nur zu. Mir is deine Meinung bekanntlich sehr wichtig. Ich sag immer - wenn mich wer fragt - zuerst kommt der Onkel Hans, dann kommt der Michel Häupl und dann kommt lang nix...Haha!"
Bürgermeister: "Weißt, ich find, ihr habts sicher ganz super verhandelt. Aber, kommt mir des jetzt nur so vor, oder sitzen da bei einer söchanen Ministerratssitzung jetzt doch ein bisserl wenige von den Unsrigen am Tisch?"
Bundeskanzler (kratzt sich am Kinn): "Hm, naja, ganz so schlimm ist das nicht. Die Laura Rudas macht Steno. Und dann gibts ja dann immer noch den Dings mit den Beamten, weißt eh, den Dings, den.."
Bürgermeister: "Von wem sprichst du jetzt?"
Bundeskanzler: "Na, weißt eh, der Dings, der Beamten-Dings..."
Bürgermeister: "Ah, du meinst den Schieder Andi?"
Bundeskanzler: "Genau, der Dings.."
Bürgermeister (unvermittelt): "Hazeeehh!"
Bundeskanzler: "Gesundheit, Michel!"
Bürgermeister: "Na, na, da kummt grod mei Koalitionspartner."
Bundeskanzler: "Ah schau an.."
(Heinz-Christian Strache kommt in Begleitung von zwei blonden Frauen und drei serbisch sprechenden Glatzköpfen mit Sonnenbrillen den "Adventzauber" entlang geschlendert)
HC: "Servus, Meister! Abend, Kanzler! Hallo, Eva!"
(wendet sich der zuletzt angesprochenen Punschverkäuferin zu und bestellt drei Bier)
Bundeskanzler (reibt sich die Augen): "Mein Gott, und wir ham Sie gar nicht erkannt! Das is mir aber jetzt peinlich, Frau Glawischnig. Wie geht es Ihnen?"
Punschstandlerin: "Gut, danke..mal was Neues ausprobieren, nicht wahr? Jetzt wo ATV den ORF gekauft hat und der Volker Generalintendant ist, kann ich mich irgendwie selbst verwirklichen, gell?"
HC: "Ah ja, der Volker, den Mann mag ich. Schöner Vorname und schöne Seidenschals!"
Bundeskanzler: "Du, Michel, schön langsam wird mir ein bisschen kalt.."
Bürgermeister: "Verstehe. Was hältst du davon, wenn wir in die Löwelstraße gehen und uns beim Kaffeeautomaten ein bisserl aufwärmen?"
Bundeskanzler: " Du, ich fürchte, des wird nix."
Bürgermeister: "Wieso?"
Bundeskanzler: "Das is jetzt ein bisschen blöd. Die Innenministerin und die JPÖ richten da nämlich grad ein Auffanglager für renitente Asylwerber ein.."
Bürgermeister: "Naja, wurscht. Gemma dann halt wieder an die Arbeit. Frau Glawischnig! No an ois Wegzehrung!"
Bundeskanzler: "Gut. Ich mach mich dann auch wieder auf den Weg. Begleitest du mich noch ein Stück?"
Bürgermeister: "Passt, Werner. Du, ich hab da noch eine letzte Frage. Den Bundeskanzler, den machst aber schon du, oder?"
Bundeskanzler (hält kurz inne): "Du, das ist die dritte Sache, die mir ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet..."

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