Der "Adventszauber" vor dem Wiener Rathaus am 10.12.2010. Am Punschstand treffen der Wiener Bürgermeister und der Bundeskanzler aufeinander.
Bürgermeister (zur Punschverkäuferin): "No an, bitte!"
Bundeskanzler (steht plötzlich neben dem Bürgermeister): "Grüß dich, Michel!"
Bürgermeister: "Jo, jessas, Werner, du bists! Jetzt host mi oba g´schreckt. Warum musst du dich auch immer so anschleichen? Was treibt dich in mein Reich?"
Bundeskanzler: "Du, ich hab ein bisschen frische Luft gebraucht nach den ganzen anstrengenden Koalitionsverhandlungen! Und da hab ich mir gedacht, ich schau wieder einmal beim guten, alten Rathausmann vorbei..Haha!" (Bundeskanzler wird der Punschverkäuferin gewahr) "Jo, grüß Gott, grüß Gott, meine Dame! Einen wunderschönen Punschstand hams da..und wie gut der Punsch duftet!"
Punschstandlerin (verlegen): "Jö, danke..Is Bio! Was darfs denn sein?"
Bundeskanzler: "Ja..hm..Josef, bitte!"
(Ostermayer bestellt einen Glühwein für den Bundeskanzler und einen Kinderpunsch für sich selbst)
Bürgermeister: "Für mi a no an, bitte!"
(Eine kurze Redepause tritt ein. Der Bürgermeister trinkt seinen Punsch, der Bundeskanzler lächelt einigen Passanten zu.)
Bürgermeister: "Oiso, Werner, wie schauts jetzt aus bezüglich Regierung?"
Bundeskanzler:"Gut, danke! Ich kann sagen, wir haben soeben eine Einigung erzielt! Und, ich kann sagen, es ist eine gute Einigung für Österreich!"
Bürgermeister: "Gratuliere! Und, war das jetzt schwierig mit den Schwarzen und den Orangen gleichzeitig zu verhandeln?"
Bundeskanzler:"Eine Herausforderung war das schon! Aber, bitte, was is uns auch anderes übriggeblieben, bei dem Wahlergebnis!? Die Grünen nimmer im Parlament und die Linken wollten ja nicht in die Regierung..Und, im Übrigen, unter uns, ich glaub, der Kurt Palm is wirklich nicht ganz normal!"
Bürgermeister: "Jo, eh. Und mitm Strache woitest du jo net.."
Bundeskanzler: "Du, Michel, deine Ansichten in Ehren, aber.."
Bürgermeister (macht eine wischende Handbewegung): "Schwamm drüber! Frau Punschverkäufer, no an bitte!"
Bundeskanzler: "Nu jo, jedenfalls bleibt im Grunde eh alles beim Alten. Die ÖVP behält ihre Ministerien, die JPÖ bekommt das eine oder andere.."
Bürgermeister: "Aha. Wo haast des jetzt konkret?"
Bundeskanzler: "Nu jo, die ÖVP hat diesmal nicht so gut verhandelt, sag ich jetzt einmal so ganz unter uns. Aber sie behält natürlich das Finanzministerium, das Innenministerium, das Außenministerium, das Justizministerium, das Wirtschaftsministerium, das Wissenschaftsministerium, das Lebensministerium, und die diversen Staatssekretäre!"
Bürgermeister: "Und die JPÖ?"
Bundeskanzler: "Die JPÖ bekommt das Verteidigungsministerium. Das wird der Scheibner übernehmen. Der schaut so zackig aus in Uniform. Außerdem ist der hochmotiviert. Der hat schon ein Flugticket für die nächste große Kriegsgeräte-Messe in den Staaten gebucht.."
Bürgermeister: "Aha, der Scheibner also.."
Bundeskanzler: "Naja, und Sozialminister wird der Buchner. Das is super, weil das wern die Leut´ eh nicht checken! Die wern denken der Erwin is wieder da und hat sich halt wieder irgendwas abgeschnitten! Haha!"
Bürgermeister:"Soso, der Buchner also.."
Bundeskanzler: "Was ich ehrlich gesagt etwas weniger leiwand finde, ist, dass sie uns den Westenthaler aufs Aug´ gedrückt haben - als Doppel-Staatssekretär im Innen- und im Justizministerium! Aber, es hat halt gheissen, der hortet Geheimdossiers über seine Parteifreunde. Da hat die JPÖ nicht anders können und hat auf seine Forderungen eigehen müssen. Das muss man irgendwie verstehen.."
Bürgermeister: "Naja, olles is relativ. Zumindest ist der Stadler nimmer dabei, da hats ja am Anfang so Gerüchte geben...Fräulein, an Glühwein, bitte!"
Bundeskanzler (räuspert sich): "Hhmm, also, wegen dem Stadler sind wir jetzt ehrlich gesagt noch länger gesessen! Die Orangen wollten unbedingt einen Ministerposten für ihn, als "Sedativum" wie des der Scheibner ausgedrückt hat. Aber dem Pröll und mir isses gelungen, ihn auf einen Staatssekretärsposten runterzuhandeln. Der Stadler wird jetzt Staatssekretär für Leitkultur- und Weltanschauungsfragen! Aber der Pröll hat mir schon versprochen, er wird ihn über das Budget aushungern lassen..Also, alles net so dramatisch!"
Bürgermeister (nachdenklich): "Hm, also ein Ministerium und drei Staatssekretariate hams kriegt, die JPÖler?"
Bundeskanzler: "Beinahe..da kommt dann natürlich schon noch der Gorbach dazu, als Infrastrukturminister.."
Bürgermeister: "Wie bitte? Der Gorbach?"
Bundeskanzler: "Jo. Da muss man jetzt schon fair sein. Immerhin hat der Mann unlängst einen Berlitz-Sprachkurs besucht. Soll uns bitte keiner nachsagen, die Sozialdemokratie ist dagegen, dass sich Randgruppen bilden!"
Bürgermeister: "Jo eh. Wir hom ja in Wien bis vor kurzem auch die ´Deutsch für Ausländer´-Kurse gefördert.."
Bundeskanzler: "Eben. Und dann ham wir natürlich schon auch noch die ´Kärntner´-Quote beachten müssen.."
Bürgermeister: "Die ´Kärntner-Quote´?"
Bundeskanzler: "Naja, ein einziger Kärntner in der Bundesregierung war der JPÖ doch zu wenig. Deshalb hamma halt zugestimmt, dass die Kultur- und Unterrichtsagenden in Zukunft die Claudia Haider übernimmt. Ein bisserl auch aus Pietät, sag ich dazu."
Bürgermeister:"Oiso, Werner, die Haider, i waaß net..Tschuidigung, an Glühwein no, bitte!"
Bundeskanzler:"Das wars dann im Grunde genommen auch schon. Das einzige was ich, glaub ich, noch nicht erwähnt hab, ist, dass wir ein neues Amt geschaffen haben. Einen ´Volksbeauftragen für die Pflege und den Erhalt des Andenkens auf tragische und gänzlich unverschuldeter Weise ums Leben gekommener Kärntner Landeshauptleute´! Den Job wird der Stefan Petzner übernehmen, wenn er aus dem kalten Raucherentzug im Proksch-Institut zurück ist."
Bürgermeister: "Aha. A propos, wos is mit da Gesundheit?"
Bundeskanzler: "Geht zum Lebensministerium. Sollen die Schwarzen schauen, wies mit dem Scherbenhaufen zurecht kommen, Michel.."
Bürgermeister: "Jo, eh, guter Schachzug, Werner. Oba, wonn der Scheibner jetzt wieder Verteidigungsminister wird, wos macht donn eigentlich der Norbert Darabos?"
Bundeskanzler: "Botschafter im Tschad. Ist ein super Posten und wir sparen uns das Rückflugticket. War dem Lopatka seine Idee. Manchmal hat der wirklich seine lichten Momente."
Bürgermeister: "Und die Bures?"
Bundeskanzler: "Die Dorli wird aus Krepppapier ganz wunderbare Sachen basteln, die dann im Sitzungssaal aufgehängt werden. Aber die Details sind noch geheim. Ich hab dem ÖSTERREICH eine Homestory versprochen!"
Bürgermeister: "Aber die Heinisch-Hosek bleibt für Frauen zuständig, oder?"
Bundeskanzler: "Hm, naja, das ist die zweite Geschichte, die mir etwas Bauchschmerzen
bereitet, ehrlich gesagt, neben der leidigen Westenthaler-Sache. Wir mussten da leider auf einen Tauschhandel eingehen. Wir kriegen den Botschafter im Tschad und dafür übernimmt die ÖVP die Frauenangelegenheiten!"
Bürgermeister:"Hmm...Und wer.."
Bundeskanzler: "Sie wissen es noch nicht so genau. Aber vermutlich wird sich der Mitterlehner um die Frauen kümmern. Sie überlegen auch schon, das BMWA in Ministerium für wirtschaftliche und hauswirtschaftliche Angelegenheiten umzubenennen."
Bürgermeister: "Naja, Humor ham die Schwarzen noch nie gehabt, das wissma eh. Fräulein, noch an, bitte!"
Bundeskanzler (schaut zu Ostermayer hinüber): "Jö, da Josef hat seinen Kinderpunsch ausgetrunken. Magst noch einen?" (Ostermayer nickt eifrig mit dem Kopf)
Bürgermeister (nach einem tiefen Glühwein-Schluck): "Du, Werner, i hob do jetzt scho wos am Herzn.."
Bundeskanzler: "Nur zu, Michel, nur zu. Mir is deine Meinung bekanntlich sehr wichtig. Ich sag immer - wenn mich wer fragt - zuerst kommt der Onkel Hans, dann kommt der Michel Häupl und dann kommt lang nix...Haha!"
Bürgermeister: "Weißt, ich find, ihr habts sicher ganz super verhandelt. Aber, kommt mir des jetzt nur so vor, oder sitzen da bei einer söchanen Ministerratssitzung jetzt doch ein bisserl wenige von den Unsrigen am Tisch?"
Bundeskanzler (kratzt sich am Kinn): "Hm, naja, ganz so schlimm ist das nicht. Die Laura Rudas macht Steno. Und dann gibts ja dann immer noch den Dings mit den Beamten, weißt eh, den Dings, den.."
Bürgermeister: "Von wem sprichst du jetzt?"
Bundeskanzler: "Na, weißt eh, der Dings, der Beamten-Dings..."
Bürgermeister: "Ah, du meinst den Schieder Andi?"
Bundeskanzler: "Genau, der Dings.."
Bürgermeister (unvermittelt): "Hazeeehh!"
Bundeskanzler: "Gesundheit, Michel!"
Bürgermeister: "Na, na, da kummt grod mei Koalitionspartner."
Bundeskanzler: "Ah schau an.."
(Heinz-Christian Strache kommt in Begleitung von zwei blonden Frauen und drei serbisch sprechenden Glatzköpfen mit Sonnenbrillen den "Adventzauber" entlang geschlendert)
HC: "Servus, Meister! Abend, Kanzler! Hallo, Eva!"
(wendet sich der zuletzt angesprochenen Punschverkäuferin zu und bestellt drei Bier)
Bundeskanzler (reibt sich die Augen): "Mein Gott, und wir ham Sie gar nicht erkannt! Das is mir aber jetzt peinlich, Frau Glawischnig. Wie geht es Ihnen?"
Punschstandlerin: "Gut, danke..mal was Neues ausprobieren, nicht wahr? Jetzt wo ATV den ORF gekauft hat und der Volker Generalintendant ist, kann ich mich irgendwie selbst verwirklichen, gell?"
HC: "Ah ja, der Volker, den Mann mag ich. Schöner Vorname und schöne Seidenschals!"
Bundeskanzler: "Du, Michel, schön langsam wird mir ein bisschen kalt.."
Bürgermeister: "Verstehe. Was hältst du davon, wenn wir in die Löwelstraße gehen und uns beim Kaffeeautomaten ein bisserl aufwärmen?"
Bundeskanzler: " Du, ich fürchte, des wird nix."
Bürgermeister: "Wieso?"
Bundeskanzler: "Das is jetzt ein bisschen blöd. Die Innenministerin und die JPÖ richten da nämlich grad ein Auffanglager für renitente Asylwerber ein.."
Bürgermeister: "Naja, wurscht. Gemma dann halt wieder an die Arbeit. Frau Glawischnig! No an ois Wegzehrung!"
Bundeskanzler: "Gut. Ich mach mich dann auch wieder auf den Weg. Begleitest du mich noch ein Stück?"
Bürgermeister: "Passt, Werner. Du, ich hab da noch eine letzte Frage. Den Bundeskanzler, den machst aber schon du, oder?"
Bundeskanzler (hält kurz inne): "Du, das ist die dritte Sache, die mir ein bisschen Kopfzerbrechen bereitet..."
Montag, 29. Dezember 2008
Freitag, 26. Dezember 2008
Spenden auf Russisch und Amerikanisch
Weihnachtszeit ist Spendenzeit. Die große, volkstümliche ORF-Spendenshow "Licht ins Dunkel" hat wieder einmal das Ergebnis des Vorjahres übertroffen, trotz hereinbrechender Wirtschaftskrise. Im Allgemeinen nimmt aber angesichts klammer Geldbörsen die Bereitschaft der ÖsterreicherInnen zum Geldspenden ab, NGOs konstatieren zunehmend Probleme im Lukrieren der benötigten Mittel.
In dieser Situation liegt nun ein Beschluss des Ministerrates vor, wonach "mildtätige" Spenden künftig steuerlich absetzbar sein sollen.
Was "mildtätig" ist, das wird freilich Josef Pröll selbst bestimmen. Und, er ließ auch schon verlauten, dass er mit Sicherheit keinen "Aktivismus" und keine "Demonstrationen" fördern wolle.
Mit anderen Worte: Wer erstens brav den Mund hält und zweitens jene sozialen Mindeststandards herstellt, für die eigentlich der Staat sorgen sollte, wird von der Regelung begünstigt.
Alle anderen schauen durch die Finger und sehen sich unter Umständen durch die Umleitung der Spendenströme in ihrer Existenz gefährdet. Katholisch-demütiger Dienst am Nächsten: ja, lautstarkes Aufmerksammachen auf gesellschaftliche Missstände und Grundrechtsverletzungen: nein! Das erinnert an jene juristische Tricks, mit denen Wladimir Putin in Russland die Zivilgesellschaft zu gängeln pflegt.
Zugleich ist ein Gesetz zur Absetzbarkeit von Spenden nichts anderes als die konsequente Umsetzung einer ideologischen Agenda. Als wohltätiger Akt getarnt, wird hier in Wahrheit der soziale Bereich privatisiert, es wird dem Staat ermöglicht, sich aus der sozialen Verantwortung hinauszustehlen.
Natürlich begrüßt man im Lager der Hilfsorganisation diese Maßnahme. Dort regiert verständlicher Weise der kurzfristige Blick auf das Wohlergehen der eigenen Organisation und auf die Aufrechterhaltung laufender Projekte. Langfristig kommt die steuerliche Absetzbarkeit karitativer Spenden aber einem dezidiert neoliberalen Wunschtraum verdächtig entgegen: dem völligen Rückbau des Staates zugunsten privater Akteure! Auch im sozialen Bereich.
Natürlich weist private Hilfe gegenüber staatlichen Sozialleistungen Vorteile auf. So können private und kirchliche Organisationen oft schneller und direkter helfen als staatliche Stellen. Allerdings stehen diesen Vorteilen gravierende Nachteile gegenüber. Vereine sind lediglich an vereins- und privatrechtliche Normen gebunden, die Regeln des staatlichen Verfassungsrechts müssen von ihnen nicht beachtet werden. Und das schließt jene Bestimmungen mit ein, die den Schutz der Menschenwürde im Auge haben: die Menschenrechte. Somit darf ein privater Verein im Grunde genommen nach Herzenslust selektieren, wem er wie Hilfe angedeihen lässt. Ein Gebot der Gleichbehandlung, der Sachlichkeit, ein Verbot der Diskriminierung - Fehlanzeige!
Zudem ist private Hilfe stets gefährdet, durch nicht vorhergesehene äußere Umstände plötzlich wegzubrechen. Der Zusammenbruch großer karitativer Stiftungen in den USA im Gefolge der Finanzkrise hat dies eindrucksvoll bewiesen. Wenn es hier keinen organisierten Sozialstaat mehr gibt, der rettend eingreift, sind Tragödien vorprogrammiert (und die dürften sich in den Staaten auch gerade ereignen).
Wünschenswert wäre also in Wahrheit ein kluges Ineinandergreifen sozialer Instrumente des Staates wie der privaten Vereine. Eine steuerliche Absetzbarkeit von Spenden macht in diesem Zusammenhang nur dann Sinn, wenn erstens gewährleistet ist, dass dies nicht mit einem Rückbau des Sozialstaates (und der fängt schon in den Schulen wie in den Polizeiwachzimmern an!) einhergeht, die ausbleibenden Steuereinnahmen also nicht der, an verfassungsrechtlichen Vorgaben orientierten, staatlichen Leistungserfüllung verlustig gehen. Und, wenn zweitens eine solche steuerliche Begünstigung nicht nur handverlesenen "mildtätigen" Organisationen des karitativen Bereiches zukommt, sondern ein weiterer Ansatz gewählt wird, der anerkennt, dass der Dienst am Menschen und der Menschheit in vielfältigen Formen, etwa auch durch den Einsatz für den Klimaschutz oder die Menschenrechte, erfolgen kann.
In dieser Hinsicht sprechen die Aussagen des Finanzminister über "Aktivismus" und "Demonstrationen" nämlich leider Bände. Darüber, wie man die Welt aus einer Perspektive der Engstirnigkeit und Fantasielosigkeit sehen kann, über die Unfähigkeit oder den Unwillen über mehr als zwei Ecken zu denken. Aber auch über mangelndes demokratiepolitisches Gespür und die Unkenntnis der Geschichte. Denn der "Aktivismus" und die "Demonstrationen" waren es erst, die jene Grundlagen geschaffen haben, auf denen Josef Pröll sein Amt ausübt.
In dieser Situation liegt nun ein Beschluss des Ministerrates vor, wonach "mildtätige" Spenden künftig steuerlich absetzbar sein sollen.
Was "mildtätig" ist, das wird freilich Josef Pröll selbst bestimmen. Und, er ließ auch schon verlauten, dass er mit Sicherheit keinen "Aktivismus" und keine "Demonstrationen" fördern wolle.
Mit anderen Worte: Wer erstens brav den Mund hält und zweitens jene sozialen Mindeststandards herstellt, für die eigentlich der Staat sorgen sollte, wird von der Regelung begünstigt.
Alle anderen schauen durch die Finger und sehen sich unter Umständen durch die Umleitung der Spendenströme in ihrer Existenz gefährdet. Katholisch-demütiger Dienst am Nächsten: ja, lautstarkes Aufmerksammachen auf gesellschaftliche Missstände und Grundrechtsverletzungen: nein! Das erinnert an jene juristische Tricks, mit denen Wladimir Putin in Russland die Zivilgesellschaft zu gängeln pflegt.
Zugleich ist ein Gesetz zur Absetzbarkeit von Spenden nichts anderes als die konsequente Umsetzung einer ideologischen Agenda. Als wohltätiger Akt getarnt, wird hier in Wahrheit der soziale Bereich privatisiert, es wird dem Staat ermöglicht, sich aus der sozialen Verantwortung hinauszustehlen.
Natürlich begrüßt man im Lager der Hilfsorganisation diese Maßnahme. Dort regiert verständlicher Weise der kurzfristige Blick auf das Wohlergehen der eigenen Organisation und auf die Aufrechterhaltung laufender Projekte. Langfristig kommt die steuerliche Absetzbarkeit karitativer Spenden aber einem dezidiert neoliberalen Wunschtraum verdächtig entgegen: dem völligen Rückbau des Staates zugunsten privater Akteure! Auch im sozialen Bereich.
Natürlich weist private Hilfe gegenüber staatlichen Sozialleistungen Vorteile auf. So können private und kirchliche Organisationen oft schneller und direkter helfen als staatliche Stellen. Allerdings stehen diesen Vorteilen gravierende Nachteile gegenüber. Vereine sind lediglich an vereins- und privatrechtliche Normen gebunden, die Regeln des staatlichen Verfassungsrechts müssen von ihnen nicht beachtet werden. Und das schließt jene Bestimmungen mit ein, die den Schutz der Menschenwürde im Auge haben: die Menschenrechte. Somit darf ein privater Verein im Grunde genommen nach Herzenslust selektieren, wem er wie Hilfe angedeihen lässt. Ein Gebot der Gleichbehandlung, der Sachlichkeit, ein Verbot der Diskriminierung - Fehlanzeige!
Zudem ist private Hilfe stets gefährdet, durch nicht vorhergesehene äußere Umstände plötzlich wegzubrechen. Der Zusammenbruch großer karitativer Stiftungen in den USA im Gefolge der Finanzkrise hat dies eindrucksvoll bewiesen. Wenn es hier keinen organisierten Sozialstaat mehr gibt, der rettend eingreift, sind Tragödien vorprogrammiert (und die dürften sich in den Staaten auch gerade ereignen).
Wünschenswert wäre also in Wahrheit ein kluges Ineinandergreifen sozialer Instrumente des Staates wie der privaten Vereine. Eine steuerliche Absetzbarkeit von Spenden macht in diesem Zusammenhang nur dann Sinn, wenn erstens gewährleistet ist, dass dies nicht mit einem Rückbau des Sozialstaates (und der fängt schon in den Schulen wie in den Polizeiwachzimmern an!) einhergeht, die ausbleibenden Steuereinnahmen also nicht der, an verfassungsrechtlichen Vorgaben orientierten, staatlichen Leistungserfüllung verlustig gehen. Und, wenn zweitens eine solche steuerliche Begünstigung nicht nur handverlesenen "mildtätigen" Organisationen des karitativen Bereiches zukommt, sondern ein weiterer Ansatz gewählt wird, der anerkennt, dass der Dienst am Menschen und der Menschheit in vielfältigen Formen, etwa auch durch den Einsatz für den Klimaschutz oder die Menschenrechte, erfolgen kann.
In dieser Hinsicht sprechen die Aussagen des Finanzminister über "Aktivismus" und "Demonstrationen" nämlich leider Bände. Darüber, wie man die Welt aus einer Perspektive der Engstirnigkeit und Fantasielosigkeit sehen kann, über die Unfähigkeit oder den Unwillen über mehr als zwei Ecken zu denken. Aber auch über mangelndes demokratiepolitisches Gespür und die Unkenntnis der Geschichte. Denn der "Aktivismus" und die "Demonstrationen" waren es erst, die jene Grundlagen geschaffen haben, auf denen Josef Pröll sein Amt ausübt.
Mittwoch, 24. Dezember 2008
Wie das Fest und der Sinn fällt
Weihnachten war für mich immer der logische Endpunkt des Jahres. Der Ort in Zeit und Raum, an dem man angekommen ist. An dem man sich zurücklehnt, durchatmet, bei sich selbst ist. Man muss mit Religion nicht allzuviel am Hut haben, um diesen rituellen Abschluss des Jahres wertschätzen zu können. Diesen Freiraum des Besonderen, der dem Menschen in sein hart umkämpftes Dasein hineingegeben ist.
Der Stall von Bethlehem ist ein christliche Glaubenslegende, aber er ist auch ein tolles Sinnbild dafür, was Weihnachten ausmacht: das gemeinsame Innehaltendürfen im engen Kreis. Einen Ort der Wertschätzung und des Sichzufriedengebens. Eine Möglichkeit des Innehaltens in der ständigen Suche nach seelischem und moralischem Obdach.
Dagegen habe ich Silvester nie ganz verstanden. Das laute Getöse um etwas, das gerade erst beginnt, das noch völlig ungewiss scheint. Ein naturmystisches Beschwören der Schicksalgötter. Das Verkaufen des Fells des Bären vor dessen Erlegung.
Ich habe mich mit den Neujahrsfeierlichkeiten in den letzten Jahren durchaus arrangiert, ja fast angefreundet. Dennoch, den wesentlichen, den folgerichtigen Endpunkt des Jahres bildet für mich Weihnachten.
In diesem Sinne wünsche ich der Leserin/dem Leser viel Ruhe und ein bisschen von der Fähigkeit, zufrieden auf das zu blicken, was sich im letzten Jahr verwirklicht hat!
Es lebe die Anti-Hektik.
Der Stall von Bethlehem ist ein christliche Glaubenslegende, aber er ist auch ein tolles Sinnbild dafür, was Weihnachten ausmacht: das gemeinsame Innehaltendürfen im engen Kreis. Einen Ort der Wertschätzung und des Sichzufriedengebens. Eine Möglichkeit des Innehaltens in der ständigen Suche nach seelischem und moralischem Obdach.
Dagegen habe ich Silvester nie ganz verstanden. Das laute Getöse um etwas, das gerade erst beginnt, das noch völlig ungewiss scheint. Ein naturmystisches Beschwören der Schicksalgötter. Das Verkaufen des Fells des Bären vor dessen Erlegung.
Ich habe mich mit den Neujahrsfeierlichkeiten in den letzten Jahren durchaus arrangiert, ja fast angefreundet. Dennoch, den wesentlichen, den folgerichtigen Endpunkt des Jahres bildet für mich Weihnachten.
In diesem Sinne wünsche ich der Leserin/dem Leser viel Ruhe und ein bisschen von der Fähigkeit, zufrieden auf das zu blicken, was sich im letzten Jahr verwirklicht hat!
Es lebe die Anti-Hektik.
Samstag, 20. Dezember 2008
Freitag, 19. Dezember 2008
Lichte Tage für dunkle Gestalten?
Mittwoch, 17. Dezember 2008
Keine Torte für Adolf
Ein bislang eher unbekanntes Kapitel der Zeitgeschichte: Naziverfolgungen in den USA!
Montag, 15. Dezember 2008
Mobben für die Menschenrechte
Und, voilà, da ist er, unser Flashmob (?) für die Menschenrechte!
Hurra und Dank an Paul F.!
Hurra und Dank an Paul F.!
Mittwoch, 10. Dezember 2008
Der Amnesty-Pentathlon und seine Resultate
Hinter mir liegen gerade fünf Amnesty-Aktivitäten in drei Tagen - und das neben dem Durchstarten in der neuen Arbeit. Heute haben wir sogar auf dem Linzer Taubenmarkt ein Ständchen dargeboten! Mehr dazu gibt es demnächst, wenn unser Art Director und Regisseur sein Werk vollbracht hat. .
Ich finde, dass muss jetzt fürs erste einmal reichen. Für zwei, drei Tage zumindestens, sagen wir jetzt einmal so. Dann sollte ich mich wieder ein wenig um unsere Homepage kümmern.
Unsere Radiosendung vom Montag kann man jetzt übrigens im Cultural Broadcasting Archive kostenlos downloaden.
Ich finde, dass muss jetzt fürs erste einmal reichen. Für zwei, drei Tage zumindestens, sagen wir jetzt einmal so. Dann sollte ich mich wieder ein wenig um unsere Homepage kümmern.
Unsere Radiosendung vom Montag kann man jetzt übrigens im Cultural Broadcasting Archive kostenlos downloaden.
Dienstag, 9. Dezember 2008
No Garfield
Was wäre die Welt ohne den zynischen Comickater Garfield? Sicherlich weniger komisch.
Wie aber wäre die Welt für Jon Arbuckle, das Herrchen des zynischen Comickaters?
Erschreckend, grauenhaft und grässlich! Ein Alptraum aus Einsamkeit, Depression und psychischer Not.
Dan Walsh hat es unternommen, Garfield aus "Garfield" hinauszuretouschieren. Das Ergebnis ist ein Comic, der genauso rasend komisch ist, wie er todtraurig ist. Schaut euch das am besten selber an!
Wie aber wäre die Welt für Jon Arbuckle, das Herrchen des zynischen Comickaters?
Erschreckend, grauenhaft und grässlich! Ein Alptraum aus Einsamkeit, Depression und psychischer Not.
Dan Walsh hat es unternommen, Garfield aus "Garfield" hinauszuretouschieren. Das Ergebnis ist ein Comic, der genauso rasend komisch ist, wie er todtraurig ist. Schaut euch das am besten selber an!
Sonntag, 7. Dezember 2008
Alle guten Dinge sind drei (fürs erste)
Zwei Amnesty-Aktivismusformen habe ich in den letzten Tagen schon vorgestellt. Da hatten wir das physische Auftreten auf der Straße und auch der Netz-Aktivismus kam zu seinem Recht.
Morgen machen wir dann auch wieder einmal Radio.
“Amnesty International informiert”: 60 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Moderation: Brigitte Egartner
Studiogast:
Martin Walther, Gruppensprecher der Gruppe 8 von Amnesty International in Linz
am Mo, 8.12.2008, 19.00-20.00 Uhr im Freien Rundfunk Oberösterreich (Radio FRO)
am Di, 9.12.2008, 14.00-15.00 Uhr ebenda
am Mo, 15.12.2008, 16.00-17.00 Uhr im Freien Radio Freistadt
Zum Livestream von Radio FRO..
Morgen machen wir dann auch wieder einmal Radio.
“Amnesty International informiert”: 60 Jahre Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
Moderation: Brigitte Egartner
Studiogast:
Martin Walther, Gruppensprecher der Gruppe 8 von Amnesty International in Linz
am Mo, 8.12.2008, 19.00-20.00 Uhr im Freien Rundfunk Oberösterreich (Radio FRO)
am Di, 9.12.2008, 14.00-15.00 Uhr ebenda
am Mo, 15.12.2008, 16.00-17.00 Uhr im Freien Radio Freistadt
Zum Livestream von Radio FRO..
Donnerstag, 4. Dezember 2008
Brief ans Christkind
Früher einmal war das Christkind ein liebliches Barockengerl mit goldenen Flügeln. Heute ist das Christkind ein 47-jähriger amerikanischer Politiker nicht-weißer Hautfarbe.
Barack Obama tritt in einer Zeit sich zuspitzender ökonomischer, geopolitischer, ökologischer und moralischer Krisenerscheinungen in das Amt des US-Präsidenten, das (trotz deutlicher Einbußen, nachwievor) mächtigste politische Amt der Welt. Die Verantwortung, die er übernimmt, ist gewaltig, seine Agenda dementsprechend.
Immerhin im Hinblick auf die Menschenrechtslage kann man ihm jetzt eine klare Botschaft zukommen lassen - gegen die unter dem Amtsvorgänger ausgeübten verbrecherischen Praktiken der US-Geheimdienste und des US-Militärs im so genannten Krieg gegen den Terror (Stichworte: Guantanamo, Rendition Flights, Black Sites..)!
Auf der Welt-Homepage von Amnesty International wartet eine entsprechende Petition auf Unterzeichnung.
Auch in dieser Flickr-Gruppe kann man Obama eine Nachricht hinterlassen.
Tell him!
Barack Obama tritt in einer Zeit sich zuspitzender ökonomischer, geopolitischer, ökologischer und moralischer Krisenerscheinungen in das Amt des US-Präsidenten, das (trotz deutlicher Einbußen, nachwievor) mächtigste politische Amt der Welt. Die Verantwortung, die er übernimmt, ist gewaltig, seine Agenda dementsprechend.
Immerhin im Hinblick auf die Menschenrechtslage kann man ihm jetzt eine klare Botschaft zukommen lassen - gegen die unter dem Amtsvorgänger ausgeübten verbrecherischen Praktiken der US-Geheimdienste und des US-Militärs im so genannten Krieg gegen den Terror (Stichworte: Guantanamo, Rendition Flights, Black Sites..)!
Auf der Welt-Homepage von Amnesty International wartet eine entsprechende Petition auf Unterzeichnung.
Auch in dieser Flickr-Gruppe kann man Obama eine Nachricht hinterlassen.
Tell him!
Dienstag, 2. Dezember 2008
Äktschen
Amnesty ist eine Bewegung. Und zu einer Bewegung gehört, dass sie sich bewegt. Und dadurch, dass sie sich bewegt, bewegt sie vielleicht Menschen. Womit dann hoffentlich wiederum einiges bewegt wird.
Die Gruppe 8 von Amnesty bewegt sich nächste Woche zweimal - einmal in recht geordneter Formation durch die Linzer Landstraße, im Stile einer klassischen Kundgebung, das andere Mal in eher spontaner und ungewöhnlicher Weise am Linzer Taubenmarkt. Jedes Mal geht es darum, das 60 Jahr-Jubiläum der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gebührend zu zelebrieren.
Zu beiden Aktionen seid ihr herzlich eingeladen (wer will, einfach bei mir melden!):
-------------------------------------------------------------------------------------------------
"Spontaner" Flashmob zum 60er der
Allg. Erklärung der Menschenrechte!
Pünktlich ab 6 gibt's ein Ständchen,
um fünf nach 6 ist alles
wieder vorbei. Schauts vorbei und bringts
viele Freunde mit! :)
Event: 60 Jahre Menschenrechte
"Flashmob!"
What: Ceremony
Host: Amnesty International Gruppe 08
/ Linz
Start Time: Wednesday, December 10
at 6:00pm
End Time: Wednesday, December 10
at 6:05pm
Where: Taubenmarkt
Meet Us At: Kapelle@OK Platz,
December 10, at 5:45pm
Text: Paul & Winzer
Die Gruppe 8 von Amnesty bewegt sich nächste Woche zweimal - einmal in recht geordneter Formation durch die Linzer Landstraße, im Stile einer klassischen Kundgebung, das andere Mal in eher spontaner und ungewöhnlicher Weise am Linzer Taubenmarkt. Jedes Mal geht es darum, das 60 Jahr-Jubiläum der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte gebührend zu zelebrieren.
Zu beiden Aktionen seid ihr herzlich eingeladen (wer will, einfach bei mir melden!):
MENSCHENRECHTE IN BEWEGUNG
Eine Aktion der AI-Gruppen aus OÖ
am 08. Dezember 2008
in LINZ
Treffpunkt: 15.00 Uhr Schillerplatz
Zug vom Schillerpark über die Landstraße bis zum Hauptplatz und zurück zum Menschenrechtsbrunnen, wo wir 30 Luftballons in die Freiheit entlassen und 60 Lichter anzünden werden.
Ende: ca. 17.00 Uhr
Wir laden alle, denen die Menschenrechte ein Anliegen sind, zum Mitmachen ein!
Text: Sylvia-------------------------------------------------------------------------------------------------
"Spontaner" Flashmob zum 60er der
Allg. Erklärung der Menschenrechte!
Pünktlich ab 6 gibt's ein Ständchen,
um fünf nach 6 ist alles
wieder vorbei. Schauts vorbei und bringts
viele Freunde mit! :)
Event: 60 Jahre Menschenrechte
"Flashmob!"
What: Ceremony
Host: Amnesty International Gruppe 08
/ Linz
Start Time: Wednesday, December 10
at 6:00pm
End Time: Wednesday, December 10
at 6:05pm
Where: Taubenmarkt
Meet Us At: Kapelle@OK Platz,
December 10, at 5:45pm
Text: Paul & Winzer
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