Mittwoch, 4. Januar 2012

Die Donnerstagsverschwörung

Seit Jahren habe ich nun im Glauben an eine finstere Verschwörung gelebt, die alles Zeug dazu hatte, sämtliche Dan Browns und Maya-Kalender dieser Erde in den Schatten zu stellen. Wobei dieses Komplott auch etwas mit dem Kalender zu tun hatte: Ich spreche von der Verschwörung der Donnerstage.

Dazu muss ich etwas ausholen. In meiner Arbeit gibt es einen Wochentag, der für mich einen besonderen Stellenwert besitzt. An jenem Wochentag nämlich habe ich üblicherweise keine oder zumindest kaum fix vorgegebenen Termine zu bestreiten und kann mich somit ganz in meine Erledigungen versenken. Ich kann mehr oder minder ungestört werken, auch komplexere Sachen fertig stellen und muss mir nicht vorgekommen wie Sisyphos, der, kaum scheint er am Ziel zu sein, wieder mit einer neuen Aufgabe belastet wird. Der Tag, von dem ich spreche ist, natürlich, der Donnerstag.

Verschwindet dieser Tag aus dem Arbeitskreislauf, so verliere ich ein Refugium. All die aufgestaute Arbeit muss an den anderen Wochentagen erledigt werden, an denen ich doch gar keine Zeit habe! Das passiert, wenn ein Feiertag auf einen Donnerstag fällt.

Und das passiert oft, wie mir in den letzten Jahren immer wieder unangenehm aufgefallen ist. Nicht, dass ich etwas gegen Feiertage hätte (um Himmels willen!), aber sie sollen sich bitte den Montag (ja!!), den Mittwoch oder den Rest von der Wochenbande für ihr Wirken aussuchen. Ein finstere Verschwörung also, zweifellos, angezettelt von kosmischen Mächten oder finsteren Illuminaten, die vor Jahrhunderten diesen Kalender ersannen, um mein Arbeitsleben zu erschweren!

Wie so oft hält der dumpfe Aberglaube einem kurzen, genaueren Nachgrübeln und einer rational gelenkten Überprüfung nicht stand. Der Blick auf einen übersichtlichen Feiertagskalender offenbart, dass grundsätzlich immer mindestens zwei Feiertag auf einen Donnerstag fallen, Fronleichnam und Christi Himmelfahrt. Daran ist der Katholizismus schuld. Dass dann zumindest einer der neun Feiertage, die nicht auf einen fixen Wochentag fallen, ein Donnerstag ist, erscheint, nunja, nicht ganz unwahrscheinlich.

Was lernt man daraus? Besser die harte Gewissheit, wie die Welt wirklich ist, als ein dunkle, irrationale Ahnung von Irgendetwas, das einen unfroh macht. Immerhin weiß ich jetzt, dass ich nicht auf bessere Zeiten zu hoffen brauche. Ich müsste meinen Modus des Arbeitens umstellen. Meinen Donnerstag zu einem Dienstag oder Mittwoch machen.

Und ja, natürlich ist diese Sache in gewisser Weise auch ein Lappalie. Aber ein schönes Lehrstück, irgendwie.

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