Von dieser Aktion hat vermutlich schon jeder gehört. Aber, das Video kennt vielleicht doch noch nicht jeder.
Und weil ich momentan ohnehin zu nichts anderem komme, poste ich es jetzt.
Absolut gelungene Aktion. Wenn auch kaum wiederholbar, da sich das Konzept wohl bald ad absurdum führen würde.
Samstag, 29. November 2014
Sonntag, 23. November 2014
In Concert # 48: Elvis Costello, 26.10.2014, Posthof, Linz
Am 26. Oktober war Elvis Costello, den sie auch gerne den "unbekanntesten Superstar" nennen, erstmals im Linzer Posthof zu Gast. Ein älterer Herr britischer Herkunft mit Wohnsitz in New York und einem irgendwie verschmitzt-jugendlichen Ausdruck im Gesicht. Er erzählt uns an diesem Abend Geschichten. Zum Beispiel die Geschichte von der Erfindung des Rock´n´Roll: In Linz war das, das wissen die wenigsten. Leider hat es nicht so ganz verfangen und die magische Formel landete in einer Flaschenpost, die dann via Donau und Schwarzes Meer irgendwie in den Atlantik gelangt ist, von wo sie nach New Orleans gespült wurde. Aber auch aus seinem Leben berichtet Elvis Costello und auch da ist nicht immer ganz klar, was Wahrheit und was Schelmenerzählung ist.
Die meiste Zeit macht er aber dann doch Musik. Er hat gezählte sechs Gitarren mitgebracht, von der kleinen Folk-Schramme über verschiedene Westerngitarren, eine elektrische bis zu einem für mich undefinierbaren hölzernen Monstrum. Dafür hat er die Band komplett eingespart, er ist solo da.
Die erste Gitarre ist - wenn ich mich noch richtig erinnere - eine Dreadnought-Westerngitarre. Mit der arbeitet er sich, wenn er nicht gerade zwischendrin Geschichten drückt, engagiert und recht zügig durch die ersten Stücke. Der Sound ist fein, wie immer im Posthof. Diese Anfangsphase ist schon schön, wird aber dann doch fast etwas monoton. Im richtigen Moment haut der Künstler aber die dramaturgische Bremse hinein. Er plaudert amüsant über die Familiengeschichte, greift dann zur kleineren Gitarre, um intimere Stücke auf einem Schemel darzubringen (darunter "She", das viele kennen, weil es in einem Film mit Julia Roberts und Hugh Grant eingesetzt wurde).
Dann wieder ein instrumentaler Wechsel - und wir verlassen, den gediegenen Singer-Songwriter-Duktus. Es wird lauter, ja krachend, scheppernd. "Watching The Detectives", das Elvis Costello angeblich nach einer Nacht des Clash-Konsums geschrieben hat, (post-)punktet eindrucksvoll.
Der 60-jährige Declan Patrick MacManus (bürgerlich), der immer noch ein wenig wie Buddy Holly aussieht, wirkt im positiven Sinne aufgedreht - energiegeladen, aber auch alterssouverän. Sein Publikum ist vor allem letzteres. Im Gedränge vor dem Einlass hörte man Sager wie "Weißt du noch vor 15 Jahren, als wir das letztes Mal hier waren?". In den letzten Jahren war ich auf vielen popmusikalischen Konzerten, ein im Schnitt derart betagtes Publikum ist mir freilich noch nirgends begegnet. Dabei ist Elvis Costello nur wenige Jahre früher geboren als etwa Morrissey (mit dem ihn biographisch erstaunlich viel verbindet), seine Fans aber gehen locker als die Eltern der Morrissey-Konzertgänger durch.
Passend zur Generation seiner (sich im Posthof auch eher getragen betragenden) Zuhörer schließt er nach zweieinhalb Stunden - nach dem berechtigter Weise ebenfalls nicht zu vermeidenden "Shipbuilding" - mit seiner trotzig-bewegende Hymne "(What´s Wrong With) Peace, Love and Understanding?" Passt aber auch zur Weltlage und fährt folglich am Ende dieses Abends noch einmal so richtig hinein.
Der 26. Oktober liegt jetzt doch schon eine Weile zurück. Und dennoch ist da noch dieses intensive, zufriedene Gefühl, wenn ich an jenen Abend zurück denke. Dieses Elvis Costello-Gefühl, wonach ich etwas erlebt habe, das sich einerseits sehr vertraut anfühlt, andererseits aber doch noch seiner tieferen Entdeckung harrt. Etwas, das mich zwar nicht regelrecht angesprungen und umgeworfen, aber dennoch eine tiefen Eindruck des, ja, Legendären hinterlassen hat. Den "unbekanntesten Superstar" sollte einer noch näher kennen lernen.
Die meiste Zeit macht er aber dann doch Musik. Er hat gezählte sechs Gitarren mitgebracht, von der kleinen Folk-Schramme über verschiedene Westerngitarren, eine elektrische bis zu einem für mich undefinierbaren hölzernen Monstrum. Dafür hat er die Band komplett eingespart, er ist solo da.
Die erste Gitarre ist - wenn ich mich noch richtig erinnere - eine Dreadnought-Westerngitarre. Mit der arbeitet er sich, wenn er nicht gerade zwischendrin Geschichten drückt, engagiert und recht zügig durch die ersten Stücke. Der Sound ist fein, wie immer im Posthof. Diese Anfangsphase ist schon schön, wird aber dann doch fast etwas monoton. Im richtigen Moment haut der Künstler aber die dramaturgische Bremse hinein. Er plaudert amüsant über die Familiengeschichte, greift dann zur kleineren Gitarre, um intimere Stücke auf einem Schemel darzubringen (darunter "She", das viele kennen, weil es in einem Film mit Julia Roberts und Hugh Grant eingesetzt wurde).
Dann wieder ein instrumentaler Wechsel - und wir verlassen, den gediegenen Singer-Songwriter-Duktus. Es wird lauter, ja krachend, scheppernd. "Watching The Detectives", das Elvis Costello angeblich nach einer Nacht des Clash-Konsums geschrieben hat, (post-)punktet eindrucksvoll.
Der 60-jährige Declan Patrick MacManus (bürgerlich), der immer noch ein wenig wie Buddy Holly aussieht, wirkt im positiven Sinne aufgedreht - energiegeladen, aber auch alterssouverän. Sein Publikum ist vor allem letzteres. Im Gedränge vor dem Einlass hörte man Sager wie "Weißt du noch vor 15 Jahren, als wir das letztes Mal hier waren?". In den letzten Jahren war ich auf vielen popmusikalischen Konzerten, ein im Schnitt derart betagtes Publikum ist mir freilich noch nirgends begegnet. Dabei ist Elvis Costello nur wenige Jahre früher geboren als etwa Morrissey (mit dem ihn biographisch erstaunlich viel verbindet), seine Fans aber gehen locker als die Eltern der Morrissey-Konzertgänger durch.
Passend zur Generation seiner (sich im Posthof auch eher getragen betragenden) Zuhörer schließt er nach zweieinhalb Stunden - nach dem berechtigter Weise ebenfalls nicht zu vermeidenden "Shipbuilding" - mit seiner trotzig-bewegende Hymne "(What´s Wrong With) Peace, Love and Understanding?" Passt aber auch zur Weltlage und fährt folglich am Ende dieses Abends noch einmal so richtig hinein.
Der 26. Oktober liegt jetzt doch schon eine Weile zurück. Und dennoch ist da noch dieses intensive, zufriedene Gefühl, wenn ich an jenen Abend zurück denke. Dieses Elvis Costello-Gefühl, wonach ich etwas erlebt habe, das sich einerseits sehr vertraut anfühlt, andererseits aber doch noch seiner tieferen Entdeckung harrt. Etwas, das mich zwar nicht regelrecht angesprungen und umgeworfen, aber dennoch eine tiefen Eindruck des, ja, Legendären hinterlassen hat. Den "unbekanntesten Superstar" sollte einer noch näher kennen lernen.
Freitag, 21. November 2014
Amnesty informiert: Rechtlosigkeit, Kriegsverbrechen und Milizenherrschaft im Irak
Seit Jahren wird das Leben der Menschen im Irak von inneren Spannungen, Gewaltakten und Anschlägen überschattet. Im Nordwesten des Irak hat die Gruppe “Islamischer Staat” weite Teile des Landes erobert. Im Rest des Landes sind schiitische Milizen zum dominierenden Faktor geworden. Wir stellen zwei Amnesty-Berichte zur aktuellen Lage vor.
Der Bericht “Ethnic Cleansings on a historic scale. The Islamic State´s systematic targeting of ethnic minorities in northern Iraq” befasst sich mit dem Vorgehen der dschihadistischen, sunnitischen Miliz “Islamischer Staat” gegen ethnische und religiöse Minderheiten im nördlichen Irak. Ein besonderer Schwerpunkt ist dem Schicksal der Jesiden im Distrikt Sindschar gewidmet.
Der Bericht “Absolute Impunity. Miliita rule in Iraq” wiederum handelt von den Aktivitäten der schiitische Milizen in den von ihnen kontrollierten Gebieten. Auch dort kommt es zu schwersten Übergriffen auf Angehörige anderer Bevölkerungsgruppen, hier insbesondere auf Sunniten. Aufgrund der Schwäche des irakischen Staates sowie der damit verbundenen allgemeinen Atmosphäre der Rechtlosigkeit können diese Taten offenbar straflos begangen werden.
Wir stellen die beiden Berichte vor und lassen dadurch auch die Opfer der handelnden Akteure zu Wort kommen.
Außerdem bringen wir aktuelle Meldungen aus dem Bereich der Menschenrechte.
Gestaltung und Moderation: Martin Walther, Technik: Sarah Berger
Der Bericht “Ethnic Cleansings on a historic scale. The Islamic State´s systematic targeting of ethnic minorities in northern Iraq” befasst sich mit dem Vorgehen der dschihadistischen, sunnitischen Miliz “Islamischer Staat” gegen ethnische und religiöse Minderheiten im nördlichen Irak. Ein besonderer Schwerpunkt ist dem Schicksal der Jesiden im Distrikt Sindschar gewidmet.
Der Bericht “Absolute Impunity. Miliita rule in Iraq” wiederum handelt von den Aktivitäten der schiitische Milizen in den von ihnen kontrollierten Gebieten. Auch dort kommt es zu schwersten Übergriffen auf Angehörige anderer Bevölkerungsgruppen, hier insbesondere auf Sunniten. Aufgrund der Schwäche des irakischen Staates sowie der damit verbundenen allgemeinen Atmosphäre der Rechtlosigkeit können diese Taten offenbar straflos begangen werden.
Wir stellen die beiden Berichte vor und lassen dadurch auch die Opfer der handelnden Akteure zu Wort kommen.
Außerdem bringen wir aktuelle Meldungen aus dem Bereich der Menschenrechte.
Gestaltung und Moderation: Martin Walther, Technik: Sarah Berger
Mittwoch, 19. November 2014
Rückblog 2013 # 14: So haben sie gewählt
Die GewinnerInnen der Preisauslosung zur Jahresumfrage 2013 haben ihre Wahl getroffen.
So haben sie gewählt:
S.B. wählte Preis Nr. III - den Ausflug mit unbekanntem Ausgang.
M.K.-M. wählte Preis Nr. II - den Eventbesuch nach Wahl.
G.Z. wählte Preis Nr. I - das Menü, vom Winzer persönlich zubereitet.
J.R. wählte Preis Nr. VI - ein Souvenir von einer Reise des Winzers
S.A. wählte Preis Nr. V - den individuellen Preis
Achtung: die nächste Jahresumfrage naht mit Riesenschritten. Seid bereit.
So haben sie gewählt:
S.B. wählte Preis Nr. III - den Ausflug mit unbekanntem Ausgang.
M.K.-M. wählte Preis Nr. II - den Eventbesuch nach Wahl.
G.Z. wählte Preis Nr. I - das Menü, vom Winzer persönlich zubereitet.
J.R. wählte Preis Nr. VI - ein Souvenir von einer Reise des Winzers
S.A. wählte Preis Nr. V - den individuellen Preis
Achtung: die nächste Jahresumfrage naht mit Riesenschritten. Seid bereit.
Montag, 17. November 2014
Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats Oktober 2014
John Fullbright - Jericho
Bearden, Oklahoma
Gewonnene Ränge: +8
Oklahoma, das ist ländliches Amerika, wie es im Buche steht. Schon bei der Nennung des Staatsnamens tauchen vor dem inneren Auge Planwagen auf sowie Menschen in Latzhosen, eine Heugabel in der einen und eine Bibel in der anderen Hand.
Das sind natürlich Western-Klischees, aber ein Rest Wahrheit verbirgt sich schon noch dahinter. Glaubt man nämlich Wikipedia, dann ist die Landwirtschaft - neben der Gewinnung von Erdöl und -gas - auch heute ein wichtiger Wirtschaftszweig des US-Bundesstaates. Oklahoma ist der fünft größte Produzent von Rindfleisch und von Weizen in den Vereinigten Staaten. Und, passend zu dieser traditionellen Prägung ist Oklahoma auch einer der konservativsten Bundesstaaten und Bestandteil des so genannten "Bible Belt". Mehr als die Hälfte der Bevölkerung gehört evangelikalen Kirchen an, sämtliche nach Washington entsandte Abgeordnete sind Republikaner.
Es nimmt daher nicht unbedingt Wunder, dass eine der bekanntesten popmusikalischen Hymnen auf das reaktionäre Amerika einem "Okie aus Muskogee" (Muskogee ist eine Kleinstadt im östlichen Oklahoma) gewidmet ist.
Irgendwo mitten in diesem Staat liegt der kleine Ort Okemah, der vor allem deshalb bedeutend ist, weil hier am 14.7.1912 ein gewisser Woody Guthrie das Licht der Welt erblickt hat. Unweit von Okemeh, in dem 140-Seelen-Nest Bearden befindet sich die kleine Farm der Fullbright-Familie. John Fullbright hat hier seine Kindheit verbracht und, wie er der amerikanischer Songwriter-Vereinigung in einem Interview berichtet hat, mithilfe eines Klaviers seine "eigene Sprache" gesucht. Und gefunden.
Fullbrights Musik fußt musikalisch auf Country, Folk und Blues. Geradlinige, klare Songs, mithilfe von Gitarre, Klavier, Mundharmonika gezimmert. Aber Fullbright, der im April 26 Jahre alt geworden ist, ist auch ein nachdenklicher Songwriter, seine Texte besitzen Hintergründigkeit und zuweilen einen trockenen Witz. Auch aus dem religiösen Repertoire seiner Herkunft schöpft er und dreht es doch, etwa in "Gawd Above", wenn er Gott sehr mitleidslos, geradezu spöttisch, über seine Schöpfung sprechen lässt. Oder in "Jericho", wo die Mauern der alttestamentarischen Stadt als kraftvolles Bild Verwendung finden in einem scheinbar schlichten und doch ungemein starken und ergreifenden Country-Song. Mehr als nur ein Talent, fürwahr.
John Fullbright - Jericho (freier Download)
Bearden, Oklahoma
Gewonnene Ränge: +8
Oklahoma, das ist ländliches Amerika, wie es im Buche steht. Schon bei der Nennung des Staatsnamens tauchen vor dem inneren Auge Planwagen auf sowie Menschen in Latzhosen, eine Heugabel in der einen und eine Bibel in der anderen Hand.
Das sind natürlich Western-Klischees, aber ein Rest Wahrheit verbirgt sich schon noch dahinter. Glaubt man nämlich Wikipedia, dann ist die Landwirtschaft - neben der Gewinnung von Erdöl und -gas - auch heute ein wichtiger Wirtschaftszweig des US-Bundesstaates. Oklahoma ist der fünft größte Produzent von Rindfleisch und von Weizen in den Vereinigten Staaten. Und, passend zu dieser traditionellen Prägung ist Oklahoma auch einer der konservativsten Bundesstaaten und Bestandteil des so genannten "Bible Belt". Mehr als die Hälfte der Bevölkerung gehört evangelikalen Kirchen an, sämtliche nach Washington entsandte Abgeordnete sind Republikaner.
Es nimmt daher nicht unbedingt Wunder, dass eine der bekanntesten popmusikalischen Hymnen auf das reaktionäre Amerika einem "Okie aus Muskogee" (Muskogee ist eine Kleinstadt im östlichen Oklahoma) gewidmet ist.
Irgendwo mitten in diesem Staat liegt der kleine Ort Okemah, der vor allem deshalb bedeutend ist, weil hier am 14.7.1912 ein gewisser Woody Guthrie das Licht der Welt erblickt hat. Unweit von Okemeh, in dem 140-Seelen-Nest Bearden befindet sich die kleine Farm der Fullbright-Familie. John Fullbright hat hier seine Kindheit verbracht und, wie er der amerikanischer Songwriter-Vereinigung in einem Interview berichtet hat, mithilfe eines Klaviers seine "eigene Sprache" gesucht. Und gefunden.
Fullbrights Musik fußt musikalisch auf Country, Folk und Blues. Geradlinige, klare Songs, mithilfe von Gitarre, Klavier, Mundharmonika gezimmert. Aber Fullbright, der im April 26 Jahre alt geworden ist, ist auch ein nachdenklicher Songwriter, seine Texte besitzen Hintergründigkeit und zuweilen einen trockenen Witz. Auch aus dem religiösen Repertoire seiner Herkunft schöpft er und dreht es doch, etwa in "Gawd Above", wenn er Gott sehr mitleidslos, geradezu spöttisch, über seine Schöpfung sprechen lässt. Oder in "Jericho", wo die Mauern der alttestamentarischen Stadt als kraftvolles Bild Verwendung finden in einem scheinbar schlichten und doch ungemein starken und ergreifenden Country-Song. Mehr als nur ein Talent, fürwahr.
John Fullbright - Jericho (freier Download)
Donnerstag, 13. November 2014
Unterbrechung
Hier findet momentan eine Unterbrechung statt. Ich bin noch alles Mögliche über meine Warschau-Reise schuldig, eine Konzertrezension über ein sehr tolles Konzert und sonst so einiges.
Das ist bis auf Weiteres aufgeschoben. Ernsthafte Weichenstellungen fordern alle Zeit und Energie. Blogschreiben geht sich nicht aus.
Aber das Ende der Fahnenstange ist das noch nicht.
Das ist bis auf Weiteres aufgeschoben. Ernsthafte Weichenstellungen fordern alle Zeit und Energie. Blogschreiben geht sich nicht aus.
Aber das Ende der Fahnenstange ist das noch nicht.
Montag, 10. November 2014
Donnerstag, 6. November 2014
Meow The Jewels
El-P kann nicht nur harte Beats und toughe Reime (siehe da). Er besitzt auch Humor.
Gemeinsam mit dem ähnlich gepolten Kollegen Killer Mike ist er Run The Jewels und versetzt dergestalt die Hip-Hop-Hipster in positive Aufregung. Um das zweite Album RTJ2 zu promoten (das man übrigens derzeit via Stereogum kostenlos herunter laden darf - nur so nebenbei gesagt), haben sich die beiden aberwitzige Pre-Order-Packages einfallen lassen.
So kann man sich zum Beispiel mit dem "Housesitters Deluxe"-Package für satte 35.000 US-Doller El-P und Killer Mike für ein Wochenende ins eigene Haus einladen (würde ich eher nicht empfehlen). Bei Erwerb des "Mystery Time Supreme"-Packages für wohlfeile 50.000 US-Dollar gründen sie wiederum eine Detektivagentur, "where you and run the jewels will work together to unravel local mysteries but mostly just smoke weed in the back of your van." Wer möchte, kann Run The Jewels aber auch in den Ruhestand schicken, das kostet 10 Millionen US-Dollar (sie machen dann nur mehr einen Song pro Jahr, der nach dem Käufer benannt wird).
Und dann gibt es da noch das "Meow The Jewels Album Package", bei dem RTJ2 für 40.000 US-Dollar mit Katzenlauten nochmals aufgenommen würde.
Das ist zu gut, um ein Scherz zu bleiben, hat sich einer gedacht und eine Kickstarter-Kampagne gestartet. Weil El-P sofort aufgesprungen ist und verkündet hat, dass es real wird, wenn das Ziel erreicht wird und zudem der Crowdfunder nun bei 65.783 US-Dollar steht, gibt es also "Meow The Jewels" offenbar jetzt wirklich.
Das ist sehr komisch, schön und natürlich auch cleveres Marketing, wobei aber noch gesagt werden muss, dass El-P seinen Anteil wohltätigen Zwecken zur Verfügung stellen wird.
Seht den Trailer und El-P, wie er in einem Tierheim auf Talentsuche geht:
Dienstag, 4. November 2014
Sonntag, 2. November 2014
In Concert # 47: Morrissey, 24.10.2014, Konzerthaus, Wien
Natürlich braucht er sie, diese Aufmerksamkeit, die Blicke. Die bewundernden, in denen er sich spiegeln kann ebenso wie die verächtlichen, an denen er sich reiben kann. Einer wie Morrissey könnte, wenn es zu viel wird, sich auch gut und gerne darauf zurück ziehen, einfach seine Songtitel (in dieser Disziplin ist er ziemlich unübertroffen) auf T-Shirts drucken zu lassen und damit seine Rente zu bestreiten. Sozusagen.
Und dann gibt es auch wirklich T-Shirts, am Merchandising-Stand am kalten Pflaster neben dem Wiener Konzerthaus, und da steht dann so etwas Merkwürdiges drauf wie "This Is Morrissey´s Town And We Are In It". Hm.
Es war bislang kein einfaches Jahr für Morrissey. Da war zunächst die teilweise Absage der USA-Tour aus gesundheitlichen Gründen, der Konflikt mit dem Label, das gerade sein letztes Album "World Peace Is None Of Your Business" heraus gebracht hat, ja Vorwürfe, er wäre in ein Mordkomplott verwickelt und schließlich die öffentliche Bekanntgabe seiner Krebserkrankung. Wir haben also schon unsere Zweifel, ob und wie uns der ehemalige Smiths-Sänger an diesem nasskalten Wiener Abend in den Räumlichkeiten des Konzerthauses entgegen treten wird.
Im prunkvollen Großen Saal steht ein Mikrophon auf der Bühne und kündet davon, dass er heute da sein wird. Der Saal selbst ist zur offiziellen Beginnzeit eher locker gefüllt, was sich dann doch noch ändert, randvoll wird er aber nicht. Hinter dem Standmikro dominiert eine sehr große, weiße Leinwand den Bühnenraum. Auf den Eintrittskarten steht "Morrissey & Guests" und wir fragen uns, wer den diese Gäste sein mögen. Treten hier neben Morrissey und seiner Band noch andere Musiker auf? Bezeichnet er seine Band als "Gäste"? Oder uns? Bei Morrissey muss man mit vielem rechnen.
Die Leinwand geht an und die Ramones spielen auf. In der folgenden halben Stunde reisen wir in schwarz-weißen Bildern durch die kulturelle Sozialisation des Steven Patrick Morrissey. Musiker (überwiegend), Comedians, sogar Poesie. Neben den Ramones glauben wir Nico wieder zu erkennen sowie X Ray Spex (?). Chris Andrews singt "Yesterday Man". Und Charles Aznavour gibt mit einem Standmikrophon vor einem weißen Vorhang "Emmenez-moi", was zu der Mutmaßung verleitet, eine wichtige Inspirationsquelle für Morrisseys mimische und gestische Stilistik entdeckt zu haben.
Dem musischen fügt sich auch der politisch-provokante Morrissey bei. Schon am Eingang haben uns junge Frauen Flyer in die Hand gedrückt, auf denen uns der Künstler gemeinsam mit PETA auffordert, vegan zu werden. Dessen Singstimme vernehmen wir erstmalig beim Zusammenschnitt eines Best-Ofs der schlimmsten Stierkämpfer-Unfälle. Und schon vorher haben wir Aufnahmen einer Anti-Thatcher-Demo gesehen, welche sehr unmissverständlich hiermit untermalt war.
Diese recht unterhaltsame Clip-Show dauert eine gute halbe Stunde. Dann, recht plötzlich und unvermittelt, steht Morrissey auf der Bühne. Begleitet wird er von seiner Band, die ein wenig wie seine höchstpersönlichen Büroangestellten am casual friday aussehen. Von der Leinwand blickt uns jetzt sehr grimmig ihre Majestät die Königin an und reckt uns sehr unfreundlich ihre beiden Mittelfinger entgegen. "The Queen Is Dead" schallt durch den Saal.
Bedingt durch die lockere Publikumsmasse zu Anfang haben wir Plätze zirka in Reihe 15, also weit vorn. Das hat den Vorteil, dass wir Morrissey sehr genau bei seinem Tun beobachten können. Der Nachteil ist, dass die Gitarren in diesem Großen Saal so nahe an der Bühne ziemlich laut und grell herüber kommen und ich mir Ohrenschützer wünsche. Etwas schade, denn stimmlich ist Morrissey in Form, seine klangschöne Artikulation tönt unbeirrt durch den Raum.
"World Peace is None of Your Business" ist das nächste, das er uns mit fester Stimme entgegen hält - und es macht Spaß. Dann folgt "The Bullfighter Dies", wiederum mit Bildern von siegreichen Stieren. Ein erster Höhepunkt ist interessanter Weise "Istanbul", ebenso wie "World Peace..." ein Song vom neuen Album, ein geradezu psychedelisch-bluesiger Jam, der gekonnt in ein pumpend-bedrohliches "How Soon Is Now?" übergeleitet wird.
Morrissey gibt sich dem Publikum gegenüber huldvoll, reicht Hände (auch denen, die versucht haben die Bühne zu stürmen), erfüllt Wünsche und spielt einen Song, den er seit 2007 nicht mehr hat vernehmen lassen ("Suedehead"). Er lobt die Stadt ("a beautiful city,...quite beautiful"). Anders als bei einem mir noch erinnerlichen Frequency scheint er den Rahmen ihm angemessen zu finden.
Die Konzertbesucher wiegen sich jetzt zufrieden im Takt des Poprock mit dem Morrisseyschen Weltschmerz-Schmelz. Doch der hat noch etwas vor. Zum Abschluss des Hauptblocks warnt uns die Leinwand, dass jetzt sehr unschöne Dinge gezeigt werden und so ist es auch. Zu Bildern von Tierfabriken und Schlachthäusern gibt Morrissey eine eindrucksvolle Performance von "Meat Is Murder". Das Publikum wirkt danach wie paralysiert, gerade jetzt muss es aber die Zugaben einfordern. Morrissey-Humor.
Er kommt wieder und will offensichtlich trösten, denn er spielt eine sehr schöne pianobegleitete Version von "Asleep". Und dann noch "Everyday Is Like Sunday", dieses fast euphorische Lied, in dem sich der Protagonist wünscht, dass endlich eine Atombombe die öde englische Kleinstadt auslöscht.
Damit endet dieser Abend, gerade eineinhalb Stunden hat der Auftritt gedauert. Morrissey hat sich offenbar seine Kräfte gut eingeteilt, hat Haus gehalten. Eine Ökonomie, die auch anzeigt: da ist jemand, der genau kalkuliert, der sich gezielt inszeniert und wohl auch mit Plan provoziert. Morrissey, das ist ein wenig wie ein Hochbegabter, der zu genialen Dingen fähig ist, aber seinen Intellekt genauso einsetzt, um in einer Welt, die ihm lächerlich und unwürdig ist, mit Sticheleien auf sich aufmerksam zu machen.
Egal aber ob er gerade Diva oder Gentleman ist, Schöngeist oder politischer Aktivist, selbstironisch oder zynisch, aufgeräumt oder Grantler, eines ist ein Live-Auftritt von Morrissey in Normalfall jedenfalls: ziemlich unterhaltsam.
Und dann gibt es auch wirklich T-Shirts, am Merchandising-Stand am kalten Pflaster neben dem Wiener Konzerthaus, und da steht dann so etwas Merkwürdiges drauf wie "This Is Morrissey´s Town And We Are In It". Hm.
Es war bislang kein einfaches Jahr für Morrissey. Da war zunächst die teilweise Absage der USA-Tour aus gesundheitlichen Gründen, der Konflikt mit dem Label, das gerade sein letztes Album "World Peace Is None Of Your Business" heraus gebracht hat, ja Vorwürfe, er wäre in ein Mordkomplott verwickelt und schließlich die öffentliche Bekanntgabe seiner Krebserkrankung. Wir haben also schon unsere Zweifel, ob und wie uns der ehemalige Smiths-Sänger an diesem nasskalten Wiener Abend in den Räumlichkeiten des Konzerthauses entgegen treten wird.
Im prunkvollen Großen Saal steht ein Mikrophon auf der Bühne und kündet davon, dass er heute da sein wird. Der Saal selbst ist zur offiziellen Beginnzeit eher locker gefüllt, was sich dann doch noch ändert, randvoll wird er aber nicht. Hinter dem Standmikro dominiert eine sehr große, weiße Leinwand den Bühnenraum. Auf den Eintrittskarten steht "Morrissey & Guests" und wir fragen uns, wer den diese Gäste sein mögen. Treten hier neben Morrissey und seiner Band noch andere Musiker auf? Bezeichnet er seine Band als "Gäste"? Oder uns? Bei Morrissey muss man mit vielem rechnen.
Die Leinwand geht an und die Ramones spielen auf. In der folgenden halben Stunde reisen wir in schwarz-weißen Bildern durch die kulturelle Sozialisation des Steven Patrick Morrissey. Musiker (überwiegend), Comedians, sogar Poesie. Neben den Ramones glauben wir Nico wieder zu erkennen sowie X Ray Spex (?). Chris Andrews singt "Yesterday Man". Und Charles Aznavour gibt mit einem Standmikrophon vor einem weißen Vorhang "Emmenez-moi", was zu der Mutmaßung verleitet, eine wichtige Inspirationsquelle für Morrisseys mimische und gestische Stilistik entdeckt zu haben.
Dem musischen fügt sich auch der politisch-provokante Morrissey bei. Schon am Eingang haben uns junge Frauen Flyer in die Hand gedrückt, auf denen uns der Künstler gemeinsam mit PETA auffordert, vegan zu werden. Dessen Singstimme vernehmen wir erstmalig beim Zusammenschnitt eines Best-Ofs der schlimmsten Stierkämpfer-Unfälle. Und schon vorher haben wir Aufnahmen einer Anti-Thatcher-Demo gesehen, welche sehr unmissverständlich hiermit untermalt war.
Diese recht unterhaltsame Clip-Show dauert eine gute halbe Stunde. Dann, recht plötzlich und unvermittelt, steht Morrissey auf der Bühne. Begleitet wird er von seiner Band, die ein wenig wie seine höchstpersönlichen Büroangestellten am casual friday aussehen. Von der Leinwand blickt uns jetzt sehr grimmig ihre Majestät die Königin an und reckt uns sehr unfreundlich ihre beiden Mittelfinger entgegen. "The Queen Is Dead" schallt durch den Saal.
Bedingt durch die lockere Publikumsmasse zu Anfang haben wir Plätze zirka in Reihe 15, also weit vorn. Das hat den Vorteil, dass wir Morrissey sehr genau bei seinem Tun beobachten können. Der Nachteil ist, dass die Gitarren in diesem Großen Saal so nahe an der Bühne ziemlich laut und grell herüber kommen und ich mir Ohrenschützer wünsche. Etwas schade, denn stimmlich ist Morrissey in Form, seine klangschöne Artikulation tönt unbeirrt durch den Raum.
"World Peace is None of Your Business" ist das nächste, das er uns mit fester Stimme entgegen hält - und es macht Spaß. Dann folgt "The Bullfighter Dies", wiederum mit Bildern von siegreichen Stieren. Ein erster Höhepunkt ist interessanter Weise "Istanbul", ebenso wie "World Peace..." ein Song vom neuen Album, ein geradezu psychedelisch-bluesiger Jam, der gekonnt in ein pumpend-bedrohliches "How Soon Is Now?" übergeleitet wird.
Morrissey gibt sich dem Publikum gegenüber huldvoll, reicht Hände (auch denen, die versucht haben die Bühne zu stürmen), erfüllt Wünsche und spielt einen Song, den er seit 2007 nicht mehr hat vernehmen lassen ("Suedehead"). Er lobt die Stadt ("a beautiful city,...quite beautiful"). Anders als bei einem mir noch erinnerlichen Frequency scheint er den Rahmen ihm angemessen zu finden.
Die Konzertbesucher wiegen sich jetzt zufrieden im Takt des Poprock mit dem Morrisseyschen Weltschmerz-Schmelz. Doch der hat noch etwas vor. Zum Abschluss des Hauptblocks warnt uns die Leinwand, dass jetzt sehr unschöne Dinge gezeigt werden und so ist es auch. Zu Bildern von Tierfabriken und Schlachthäusern gibt Morrissey eine eindrucksvolle Performance von "Meat Is Murder". Das Publikum wirkt danach wie paralysiert, gerade jetzt muss es aber die Zugaben einfordern. Morrissey-Humor.
Er kommt wieder und will offensichtlich trösten, denn er spielt eine sehr schöne pianobegleitete Version von "Asleep". Und dann noch "Everyday Is Like Sunday", dieses fast euphorische Lied, in dem sich der Protagonist wünscht, dass endlich eine Atombombe die öde englische Kleinstadt auslöscht.
Damit endet dieser Abend, gerade eineinhalb Stunden hat der Auftritt gedauert. Morrissey hat sich offenbar seine Kräfte gut eingeteilt, hat Haus gehalten. Eine Ökonomie, die auch anzeigt: da ist jemand, der genau kalkuliert, der sich gezielt inszeniert und wohl auch mit Plan provoziert. Morrissey, das ist ein wenig wie ein Hochbegabter, der zu genialen Dingen fähig ist, aber seinen Intellekt genauso einsetzt, um in einer Welt, die ihm lächerlich und unwürdig ist, mit Sticheleien auf sich aufmerksam zu machen.
Egal aber ob er gerade Diva oder Gentleman ist, Schöngeist oder politischer Aktivist, selbstironisch oder zynisch, aufgeräumt oder Grantler, eines ist ein Live-Auftritt von Morrissey in Normalfall jedenfalls: ziemlich unterhaltsam.
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