Auch dieses Jahr spielt Alex für uns den DJ des Schaurigen und schickt ein Video zu Halloween.
Samstag, 31. Oktober 2015
Mittwoch, 28. Oktober 2015
In Concert # 53: Cat Power, 24.10.2015, Arena, Wien
Chan Marshall hat es auch in der Arena nicht so leicht. Immer wieder geht der Finger nach oben, wird der Soundtechnik Änderungsbedarf signalisiert.
Zwischendurch spricht sie mit uns: Es ist nicht einfach, es läuft nicht wie geprobt. Die Worte, die sie singen will, verwandeln sich in ihrem Mund in Kaugummi. Aber sie ist hier, um ihre Pflicht zu erfüllen. Schließlich und endlich ist es die Anerkennung der Menschen, die sie am Leben erhält.
Flehentlich fast klingt das, was sie uns da mitteilt. Wenn man es versteht, denn sie murmelt teilweise ein wenig in ihr Mikro hinein und verliert sich bei ihren Ausführungen immer wieder in leichten Abschweifungen.
Mehrmals unterbricht sie ihre musikalische Darbietung, um sich ihrer Gedanken zu entledigen. Sie erzählt von Begegnungen mit Jarvis Cocker und Noel Gallagher. Sie spricht darüber, dass sie jetzt ein Kind hat und sich paradoxerweise dadurch sicherer fühlt, obwohl sie doch für die Sicherheit ihre Kindes sorgen muss. Dass sie jetzt am Land lebt. Sie möchte wissen, wer im Publikum Kinder hat. Und wer am Land lebt. "Graz" ruft ein Scherzbold, alle lachen und Cat Power versteht, dass es sich dabei um einen Vorort von Wien handeln muss.
Manchmal kippt der Vortrag etwas ins Unheimliche, etwa wenn sie von ihren Alptraum-haften Begegnungen mit Außerirdischen in der Kindheit berichtet oder über die Bedeutung der Obelisken nachgrübelt. Aber ihre Wortmeldungen helfen, ebenso wie eine auf der Bühne abgehaltene Zigarettenpause, eine Bindung zum Publikum herzustellen.
Das braucht es auch, denn die Musik ist anfangs nicht dazu angetan, das Publikum wirklich in Wallung zu bringen. Cat Power solo, das ist zunächst eine einzelne Gitarre, dann ein einzelnes Piano dann wieder die Gitarre. Alles also ganz spartanisch instrumentiert, ein paar Akkorde bewegen sich hin und her, darüber schwebt die Stimme, die nachdenkliche Inhalte verbreitet.
Die Songs kommen auf ihrem spärlichen Blues- oder Folkgerüst sehr ähnlich daher, die Veränderungen sind mit der Lupe zu suchen. Um die Nummern wirklich auseinander zu halten, hätte ich mich vorbereiten müssen (was ich diesmal nicht getan habe). Cat Power bringt auch einige Cover zur Darbietung (zB "Hit the Road, Jack" oder "Just Like Heaven"), aber irgendwie klingt alles nach einer Variation desselben Stückes. Erst gegen Ende kommt etwas Farbe hinein, einmal ein psychedelischer Spin, dann etwa dunkler Rock.
Aber siehe da, durch die irgendwie beunruhigenden, irgendwie aber auch sympathischen Intermezzi der Wortmeldungen wärmt das Publikum auf und scheint von einer etwas unschlüssig-andächtigen in eine wahrhaft andächtige Stimmung zu wandern.
Mir tun die Beine weh, weil ich wie festgepflockt dastehe und lausche. Also sind da Schmerzen und es ist da auch immer wieder die Frage, ob das jetzt nicht gar monoton, ob das jetzt nicht langweilig wäre. Aber zugleich ist da die Stimme, die fasziniert und die diffizile Strukturiertheit, die durch die Unterschiedslosigkeit dringt. Und der Sound, der womöglich Cat Power fehlerhaft dünkt, aber mir bei weitem nicht.
Mir scheint diese Musik wie die Entsprechung zum Kaugummi, den die Künstlerin selbst im Mund wälzt - es schmeckt etwas komisch, der Vorgang ist etwas monoton, es gehört Arbeit dazu, das zu bearbeiten und es wird auch nicht runter gehen wie Öl. Aber der Vorgang berührt und fasziniert. Jetzt wieder einmal die Platten hören.
Zwischendurch spricht sie mit uns: Es ist nicht einfach, es läuft nicht wie geprobt. Die Worte, die sie singen will, verwandeln sich in ihrem Mund in Kaugummi. Aber sie ist hier, um ihre Pflicht zu erfüllen. Schließlich und endlich ist es die Anerkennung der Menschen, die sie am Leben erhält.
Flehentlich fast klingt das, was sie uns da mitteilt. Wenn man es versteht, denn sie murmelt teilweise ein wenig in ihr Mikro hinein und verliert sich bei ihren Ausführungen immer wieder in leichten Abschweifungen.
Mehrmals unterbricht sie ihre musikalische Darbietung, um sich ihrer Gedanken zu entledigen. Sie erzählt von Begegnungen mit Jarvis Cocker und Noel Gallagher. Sie spricht darüber, dass sie jetzt ein Kind hat und sich paradoxerweise dadurch sicherer fühlt, obwohl sie doch für die Sicherheit ihre Kindes sorgen muss. Dass sie jetzt am Land lebt. Sie möchte wissen, wer im Publikum Kinder hat. Und wer am Land lebt. "Graz" ruft ein Scherzbold, alle lachen und Cat Power versteht, dass es sich dabei um einen Vorort von Wien handeln muss.
Manchmal kippt der Vortrag etwas ins Unheimliche, etwa wenn sie von ihren Alptraum-haften Begegnungen mit Außerirdischen in der Kindheit berichtet oder über die Bedeutung der Obelisken nachgrübelt. Aber ihre Wortmeldungen helfen, ebenso wie eine auf der Bühne abgehaltene Zigarettenpause, eine Bindung zum Publikum herzustellen.
Das braucht es auch, denn die Musik ist anfangs nicht dazu angetan, das Publikum wirklich in Wallung zu bringen. Cat Power solo, das ist zunächst eine einzelne Gitarre, dann ein einzelnes Piano dann wieder die Gitarre. Alles also ganz spartanisch instrumentiert, ein paar Akkorde bewegen sich hin und her, darüber schwebt die Stimme, die nachdenkliche Inhalte verbreitet.
Die Songs kommen auf ihrem spärlichen Blues- oder Folkgerüst sehr ähnlich daher, die Veränderungen sind mit der Lupe zu suchen. Um die Nummern wirklich auseinander zu halten, hätte ich mich vorbereiten müssen (was ich diesmal nicht getan habe). Cat Power bringt auch einige Cover zur Darbietung (zB "Hit the Road, Jack" oder "Just Like Heaven"), aber irgendwie klingt alles nach einer Variation desselben Stückes. Erst gegen Ende kommt etwas Farbe hinein, einmal ein psychedelischer Spin, dann etwa dunkler Rock.
Aber siehe da, durch die irgendwie beunruhigenden, irgendwie aber auch sympathischen Intermezzi der Wortmeldungen wärmt das Publikum auf und scheint von einer etwas unschlüssig-andächtigen in eine wahrhaft andächtige Stimmung zu wandern.
Mir tun die Beine weh, weil ich wie festgepflockt dastehe und lausche. Also sind da Schmerzen und es ist da auch immer wieder die Frage, ob das jetzt nicht gar monoton, ob das jetzt nicht langweilig wäre. Aber zugleich ist da die Stimme, die fasziniert und die diffizile Strukturiertheit, die durch die Unterschiedslosigkeit dringt. Und der Sound, der womöglich Cat Power fehlerhaft dünkt, aber mir bei weitem nicht.
Mir scheint diese Musik wie die Entsprechung zum Kaugummi, den die Künstlerin selbst im Mund wälzt - es schmeckt etwas komisch, der Vorgang ist etwas monoton, es gehört Arbeit dazu, das zu bearbeiten und es wird auch nicht runter gehen wie Öl. Aber der Vorgang berührt und fasziniert. Jetzt wieder einmal die Platten hören.
Montag, 12. Oktober 2015
Montag, 5. Oktober 2015
Aktuelle Kamera # 26
Samstag, 3. Oktober 2015
Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats Juni 2015
Will Varley - King For A King
London, England
Gewonnene Ränge: +8
Ja, der Juni ist lange vorbei. Aber weil sich auf diesem Blog zuletzt nicht mehr viel getan hat, sind auch die Monatsmeister in Stocken geraten.
Es war eine Zeit, die den Blick auf andere Aufgaben gerichtet hat als jene, für eine wohl mittlerweile sehr überschaubare Gruppe von Menschen ein paar Zeilen in ein Weblog zu hauen.
Dabei rede ich gar nicht von Aufgaben im Rahmen großer gesellschaftlicher Zusammenhänge, ich rede von ganz privaten Herausforderungen. Eine zähe Viruserkrankung musste viele Wochen ausgestanden werden. Eine Hochzeit durfte unmittelbar darauf gefeiert werden. Mein Kind ist acht Monate alt und bekommt zu Recht ein hohes Maß an Aufmerksamkeit.
Irgendwann beginnt man an den Fingern abzuzählen, was sich ausgeht und was nicht (mehr). Zeitmäßig. Energiemäßig. Und Motivationsmäßig. Als ich krank darniederlag und zu Anfang auch in Ermangelung einer Diagnose gar nicht wusste, wohin das überhaupt führen würde, war für mich zunächst ganz klar: das Blog fällt. Es kostet zu viel Kraft, um hier noch halbwegs herzeigbare Resultate zu produzieren. Ich kann den Sinn davon oft nicht mehr fassen.
Und jetzt? Ich bin noch in einer "Schaun wir einmal"-Phase. Feststeht, dass das Blog nicht mehr in der Intensität weiter betrieben werden wird wie noch in der ersten Hälfte dieses Jahres (die bereits eine gemilderte im Vergleich zu früheren Jahren mit ihren täglichen Postings war). Aber, es gibt ja Feedreader und die Möglichkeit, über Posts verständigt zu werden. Also geht das schon.
Und um jetzt ganz aufzuhören, bräuchte ich die Inspiration zu einem großartigen, alles subsummierenden Abschlusstext. Oder zumindest nahe dran. Und die habe ich nicht, also kein Abschlusstext und kein Abschluss.
Beziehungsweise, um einen positiveren Grund zu nennen: es hängen auch liebgewonnene Gewohnheiten dran. Zum Beispiel der Monatsmeister.
Im Juni war es Will Varley´s Track "King For A King" und das erscheint wie ein Omen zu den Überlegungen, die mich in der Folge ereilt haben. Immerhin handelt der Folk-Song vom individuellen Leben, vom Geboren- und Erwachsenwerden, von den Prioritäten, die sich in den existenziellen Momenten herauskristallisieren. Die da sind: alles aus jedem Augenblick zu holen und dabei aber zuerst die Beziehungen zu den nächsten Menschen im Blick zu haben.
Das hat nichts mit Rückzug ins Private, mit Neo-Biedermeier zu tun, sondern mit der Frage, was eine gesunde Basis für unser Tun darstellt. Will Varley ist ein politischer Künstler, er hat schon einmal sehr gekonnt die Weltgeschichte in einen Song gepackt ("Weddings And Wars") oder ist bei Occupy London aufgetreten. Auch in "King For A King" übt er dezent Systemkritik. Aber die Qintessenz ist eine nicht-politische, eine ganz ehrlich-persönliche. Und das macht den Song so beeindruckend.
Will Varley beweist hier wieder Songwriting auf hohem Niveau. Hat er bei "Weddings And Wars" die Menschheitsgeschichte erstaunlich schlüssig in einem Musikstück untergebracht, so gelingt ihm dies nun mit der Lebensgeschichte eines Einzelnen.
Will Varley - King For A King (freier Download, mit zwei weiteren Tracks von der EP "Advert Soundtracks", via Newsletter-Bestellung)
London, England
Gewonnene Ränge: +8
Ja, der Juni ist lange vorbei. Aber weil sich auf diesem Blog zuletzt nicht mehr viel getan hat, sind auch die Monatsmeister in Stocken geraten.
Es war eine Zeit, die den Blick auf andere Aufgaben gerichtet hat als jene, für eine wohl mittlerweile sehr überschaubare Gruppe von Menschen ein paar Zeilen in ein Weblog zu hauen.
Dabei rede ich gar nicht von Aufgaben im Rahmen großer gesellschaftlicher Zusammenhänge, ich rede von ganz privaten Herausforderungen. Eine zähe Viruserkrankung musste viele Wochen ausgestanden werden. Eine Hochzeit durfte unmittelbar darauf gefeiert werden. Mein Kind ist acht Monate alt und bekommt zu Recht ein hohes Maß an Aufmerksamkeit.
Irgendwann beginnt man an den Fingern abzuzählen, was sich ausgeht und was nicht (mehr). Zeitmäßig. Energiemäßig. Und Motivationsmäßig. Als ich krank darniederlag und zu Anfang auch in Ermangelung einer Diagnose gar nicht wusste, wohin das überhaupt führen würde, war für mich zunächst ganz klar: das Blog fällt. Es kostet zu viel Kraft, um hier noch halbwegs herzeigbare Resultate zu produzieren. Ich kann den Sinn davon oft nicht mehr fassen.
Und jetzt? Ich bin noch in einer "Schaun wir einmal"-Phase. Feststeht, dass das Blog nicht mehr in der Intensität weiter betrieben werden wird wie noch in der ersten Hälfte dieses Jahres (die bereits eine gemilderte im Vergleich zu früheren Jahren mit ihren täglichen Postings war). Aber, es gibt ja Feedreader und die Möglichkeit, über Posts verständigt zu werden. Also geht das schon.
Und um jetzt ganz aufzuhören, bräuchte ich die Inspiration zu einem großartigen, alles subsummierenden Abschlusstext. Oder zumindest nahe dran. Und die habe ich nicht, also kein Abschlusstext und kein Abschluss.
Beziehungsweise, um einen positiveren Grund zu nennen: es hängen auch liebgewonnene Gewohnheiten dran. Zum Beispiel der Monatsmeister.
Im Juni war es Will Varley´s Track "King For A King" und das erscheint wie ein Omen zu den Überlegungen, die mich in der Folge ereilt haben. Immerhin handelt der Folk-Song vom individuellen Leben, vom Geboren- und Erwachsenwerden, von den Prioritäten, die sich in den existenziellen Momenten herauskristallisieren. Die da sind: alles aus jedem Augenblick zu holen und dabei aber zuerst die Beziehungen zu den nächsten Menschen im Blick zu haben.
Das hat nichts mit Rückzug ins Private, mit Neo-Biedermeier zu tun, sondern mit der Frage, was eine gesunde Basis für unser Tun darstellt. Will Varley ist ein politischer Künstler, er hat schon einmal sehr gekonnt die Weltgeschichte in einen Song gepackt ("Weddings And Wars") oder ist bei Occupy London aufgetreten. Auch in "King For A King" übt er dezent Systemkritik. Aber die Qintessenz ist eine nicht-politische, eine ganz ehrlich-persönliche. Und das macht den Song so beeindruckend.
Will Varley beweist hier wieder Songwriting auf hohem Niveau. Hat er bei "Weddings And Wars" die Menschheitsgeschichte erstaunlich schlüssig in einem Musikstück untergebracht, so gelingt ihm dies nun mit der Lebensgeschichte eines Einzelnen.
Will Varley - King For A King (freier Download, mit zwei weiteren Tracks von der EP "Advert Soundtracks", via Newsletter-Bestellung)
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