Wir haben hier schon von dem Wunsch gehört,
weiter träumen zu wollen. Und folgerichtig geht es jetzt darum, wie
es ist, aufzuwachen und das ganze Ausmaß der Misere zu sehen. Und, vor allem auch,
die eigene Rolle, ja die Verstrickung darin zu begreifen.
"Open up your murder eyes and see the ugly world that spat you out", singen AJJ da und bringen einen Moment auf den brutalstmöglichen Punkt, der jedem nicht allzu Welt abgewandten Menschen im Zuge seines Erwachsenwerdens einmal dräut.
Aber, Obacht, so ist die Welt gerade einmal. Und es gibt Antworten, auch wenn man sie, zumindest wenn man AJJ ist, erst einmal eher sarkastisch oder auch zynisch ausformulieren muss.
"Sei Stevie Wonder. Schreib einen netten Popsong darüber!". Oder: "Sei Helen Keller. Durchbrich deine Isolation!" Oder: "Sei Temple Grandin. Finde einen netteren Weg zu töten!" (Temple Grandin ist eine autistische Wissenschaftlerin, die weniger grausame Methoden entwickelt, um Nutzvieh zu transportieren und zu schlachten).
Das ist starker Tobak und etwas irre, aber es passt zu AJJ, die vor nicht allzu langer Zeit noch Andrew Jackson Jihad hießen. Das war dann doch etwas zu viel Misere in einem Bandnamen. Und so gewähren sie uns eine rasante Fahrt auf der Hochschaubahn der entsetzten Weltbetrachtung, die mit einem sehr flauen Gefühl im Magen beginnt und dann doch in emotionale Höhen hinauf führt. Die letztlich, ja, Spaß bereitet und ein Gefühl der Selbstermächtigung hinterlässt.
Und es ist eine quirlige Mixtur aus Lo Fi-Punk, Folk und etwas Indie Rock, in die das Ganze hier gesetzt wird. Das ist auch die ideale Folie hierfür. Das ist irgendwie zugleich komisch und tragisch, zugleich todernst und lachhaft. Es ist gleichzeitig altmodisch und modern, zu gleichen Teilen an der Welt resignierend und gegen sie ankämpfend. Für sowas, glaube ich, ist Folk Punk wie geschaffen.
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