Samstag, 24. Juli 2010

Südafrika 2010 in Buchstaben, Teil I

Der Staub hat sich gesetzt, die Emotionen haben sich gelegt. Zeit für einen kleinen Rückblick auf Südafrika 2010 in bewährter ABC-Manier.


A wie Afrika: Der große Gewinner dieser Weltmeisterschaft. Am Anfang der WM wurde von europäischen Medien noch jeder Taschendiebstahl zu einer veritablen Räuberpistole aufgeblasen. Am Ende stand aber die einhellige Meinung, dass die das wirklich verdammt gut gemacht haben, in Südafrika. Damit wurde ein neues Afrikabild in die Köpfe junger Generationen auf der ganzen Welt projiziert - fernab von Katastrophenberichten und Tierdokumentationen. Und das ist ein unschätzbarer, unbezahlbarer Wert, den keine ökonomischen Kosten-Nutzen-Rechnung fassen kann!

B wie Bloemfontain-Tor: Das beste, was der Fußball-Welt passieren konnte. Der Nicht-Treffer, der einer war, ist den stockkonservativen britischen Fußballfunktionären mit ihrer "Fußball-ist-am-schönsten-wie-im-neunzehnten-Jahrhundert"-Attitüde wie ein nasser Waschlappen ins Gesicht gefahren. Sepp Blatter drehte sich danach flugs um seine eigene Achse und das obskure IFAB mit seinen britischen Vetomächten wird wohl folgen müssen. Die Zeiten des Dilettantismus im Fußballsport neigen sich dem Ende zu.

C wie Chelsea-Fluch: Ballack: Innenband- und Syndesmose-Riss, Essien: Knieverletzung, Mikel: Knöchelverletzung, Drogba: Ellenbogen-Bruch, Deco: Hüftverletzung, Lampard: siehe B., Anelka: Raymond Domenech, Spanier oder Niederländer im Chelsea-Kader: Null.

D wie Deutschland: Deutsche Tugenden treffen auf multikulturelle Blutauffrischung. Das sympathischste und sehenswerteste Team der Weltmeisterschaft: Deutschland, wer hätte das gedacht? In Punkto Imagepolitur nur mit A vergleichbar. Früher haben dich die Deutschen einfach nur geschlagen, jetzt schauen sie auch noch gut aus dabei.

E wie England: Siehe B, C und D.

F wie Frankreich: Raymond Domenech oder: Wie mache ich aus einer Ansammlung von Weltklassekickern eine Horde von frustrierten Streithanseln?!

G wie -guay, Uru- und Para- : Zusammen nicht viel mehr Einwohner als Österreich, was zwischen den Weltmeisterschaften dort passiert, weiß keiner, aber dann, bei der WM: oho!

H wie Heimvorteil: Wurde von den Afrikanern im Allgemeinen und von den Südafrikanern im Speziellen nicht weidlich ausgenützt. Letztere brachten es zu einem sehenswerten Treffer gegen Mexiko und einem versöhnlichen Sieg zum Abschluss gegen die zerbröselnde "equipe tricolore", konnten aber sonst fußballerisch nicht überzeugen und fuhren folgerichtig nach der Vorrunde nur deshalb nicht heim, weil sie schon zuhause waren. Aber, viel wichtiger ist ohnehin A.

I wie Irrtümer, folgenschwere: Diese unterliefen den Spielleitern bei dieser Weltmeisterschaft zahlreich. Dabei fiel wieder einmal auf, dass die Pfeifenmänner aus Europa und Südamerika keineswegs viel sicherer agierten als die allzu gerne gering geschätzten und gescholtenen Schiedsrichter-"Exoten" (es lebe die selektive Wahrnehmung). Hilfe brauchen sie alle miteinander (s. auch B).

J wie Jump, Jimmy: Professioneller Flitzer aus Katalonien, der dieses Jahr bereits zwei große Auftritte hatte: beim Eurovision Song Contest, wo er sich zum Bestandteil der Tanzchoreographie des spanischen Beitrages machte, und im Finale der Fußball-Weltmeisterschaft. In letzterem rannte er vor Anpfiff mit einem Anti-Rassismus-Slogan am Shirt aufs Feld und versuchte, dem Weltmeisterschafts-Pokal eine katalanische Mütze aufzusetzen. Das Fernsehpublikum rund um die Welt bekam davon "dank" FIFA-Weltregie-Zensur nichts mit.

K wie Königin: Spaniens Frau König war bei besagtem Finale anwesend, nicht jedoch die Königin der Niederlande. Die ließ sich durch ein Kronprinzenpaar vertreten, das schon im Halbfinale wenig anmutig auf der Tribüne herumgehopst war - vergleichbar den Untertanen unten am Spielfeld. Auch das Duell der Königshäuser ging letztlich deutlich an die Iberer.

L wie Lippi, Marcello: Verkündete nach dem nicht unbedingt vorhergesagten Scheitern Italiens an Paraguay, der Slowakei und Neuseeland ein lautes "Mea Culpa" und entschuldigte sich gar bei seinen Spielern. Dabei wusste jeder: an seinen Fähigkeiten als Cheftrainer kann es am wenigsten gelegen haben.

M wie Maradona versus Müller: Diego, der Junge heißt Müller!

Fortsetzung folgt..

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