Dienstag, 7. Juni 2011

Am Flughafenpranger

Die International Air Transport Association (IATA), der Dachverband der Fluggesellschaften, macht sich laut eigenem Bekunden Sorgen um die Menschenwürde. Dem ehrlichen, anständigen Businessreisenden sei es nicht zuzumuten, dass er vor Besteigen des Fliegers von Sicherheitspersonal angefasst wird, seine Dolce & Gabbana-Schuhe ausziehen oder sein Notebook herzeigen muss. Auch die Warteschlangen müssen ihm natürlich erspart werden.

Der Weg, um diese furchtbaren Menschenrechtsverletzungen aus der Welt zu schaffen, wurde laut Medienberichten eben auf der Jahrestagung der IATA vorgestellt und mit heftigen Beifallsbekundungen akklamiert. In Zukunft soll es in der Sicherheitszone der Flughäfen drei Röhren geben: eine für die Vielflieger, die ihre Passdaten sowie biometrischen Daten in einer Datenbank hinterlegt haben, eine für "normale" Reisen und - jetzt kommts - eine für "Risikopassagiere". Je nachdem, welcher Gruppe man zugeordnet wird, fallen die Scans mehr oder weniger intensiv aus.

Wer also in Zukunft vom Flughafenpersonal als "gefährlich" eingestuft wird, der darf sich gleich coram publico in die passende Röhre begeben. Damit auch gleich sämtliche Mitreisenden gewarnt sind, mit wem sie es hier möglicherweise zu tun haben. Menschenwürde?

Die Verletzung der Menschenwürde, die mit diesem Flughafen-Kastenwesen angedacht ist, geht weit über jede Beeinträchtigung hinaus, die durch herkömmliche Sicherheitskontrollen gegeben sein kann. Es muss einem auch bewusst sein, dass sie überall auf der Welt zur Anwendung kommen sollen - in halbwegs sauberen Rechtsstaaten ebenso wie in Systemen, die jede abweichende politische Meinung oder sonstige Orientierung als Straftat, jedwede besondere religiöse oder ethnische Zugehörigkeit als Indiz für "Gefährlichkeit" werten.

Die vorgestellte Maßnahme ist darüber hinaus auch nicht geeignet, die Sicherheit im Flugverkehr zu erhöhen. Ganz im Gegenteil.

Wer ernsthaft glaubt, Menschen aufgrund ihrer Biographie von vornherein als "gefährlich" und "weniger gefährlich" kategorisieren zu können, begeht nicht nur einen gewaltigen Denkfehler, er spielt in Wahrheit clever-manipulierenden Terroristen in die Hände.


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