Diesmal war es anders, touristischer. Wir waren tagsüber unterwegs und liefen uns von einem Sight zum nächsten in der unbarmherzigen Hitze die Füße wund. Wobei laufen gar nicht so schlecht war, denn wenn man zwischendrin irrtümlich in der Sonne stehen blieb, verwandelte sich der Körper binnen Augenblicken in eine Wasserrutsche für die eigenen Ausdünstungen. Die Berliner U-Bahn bot da gar keinen Schutz, man erwartet vielmehr jeden Moment eine Gruppe schmerbäuchiger Finnen in Handtüchern, die zum nächsten Aufguss watscheln. Alles in allem war da weniger Raum für kreatives Verhalten der BerlinerInnen, die gegenüber den sich tapfer durch die Glut kämpfenden TouristInnen oftmals geradezu in der Minderheit schienen.
Berlin war trotzdem toll, weil es das irgendwie immer ist. Weil die Leute in ihrer direkten, zuweilen leicht respektlosen Art gleichzeitig doch so viel hilfsbereiter sind als anderswo, wo Umgangsformen als Maske für Desinteresse oder gar Feindseligkeit getragen werden. Und weil es so ungeordnet und ungeformt erscheint, so unberechenbar ist wie keine andere Stadt, ausgenommen vielleicht New York City, ein Haufen von Individualismen, die aber trotzdem wie eine große Collage zusammen kleben.
Aber jetzt einmal ganz der Reihe nach..
Auf der Anfahrt von Linz nach Berlin hielten wir in Prag. Ich mag Prag nicht besonders, weil es mich an ein Freilichtmuseum mit vielen Souvenirshops erinnert. Wunderschöne Kulissen, aber es fehlt mir immer etwas.
Wirklich, wirklich schöne... |
..Kulissen. |
Da waren wir aber nicht zuhause.. |
Der erste Berlintag war dann der fremdenverkehrsmäßigen Grundausstattung gewidmet, wir spazierten also vom Hauptbahnhof durch das Regierungsviertel und durch das..
Brandenburger Tor. |
In einer dieser Kanten befindet sich der "schnellste Aufzug Europas", der uns einen schönen Ausblick auf Berlin verschafft hat.
Dieser Aufzug ist wirklich verdammt schnell. |
Von der Grillplatte der Berliner Straßen und Plätze entflohen wir dann aber rasch in den Tiergarten. Dort regierte zumindest in Teilen der Schatten.
Eigentlich wollten wir dann Richtung Zentrum von West-Berlin, also Kurfürstendamm, haben uns aber in der Siegessäule derart den Drehschwindel geholt, dass wir komplett falsch abgebogen sind (Pfadfinderin Sarah war hier nicht dabei, muss ich festhalten, sonst schimpft sie mich). Ein rettender Bus brachte uns zum Alexanderplatz, in dessen unmittelbarer Nachbarschaft sich das Nikolaiviertel befindet.
Die Nikolaikirche im Nikolaiviertel. |
Das Nikolaiviertel steht dort, wo Berlin im Mittelalter seinen Ausgang genommen hat. Wie das in Berlin so ist, ist von der mittelalterlichen Originalbebauung natürlich nichts mehr übrig. Aber das macht nichts, denn die DDR-Führung hat sich die Mühe gemacht und alles so wieder aufgebaut, wie sie sich eben das mittelalterliche Berlin vorgestellt hat. Ein DDR-Mittelalter-Park, quasi. Klingt schlimm, ist aber erstaunlich anheimelnd.
Abends haben wir es dann auch noch auf den Kurfürstendamm geschafft, wo mein Onkel verzweifelt versucht hat, einen Toast und Milch zu erstehen. Unmöglich. Kein Lebensmittelgeschäft weit und breit und im KaDeWe nur eine einschüchternde Feinkostabteilung. Zum Glück hatte der Rund-um-die-Uhr-Orientale in Charlottenburg alles.
Am zweiten Tag: Potsdam, die Hauptstadt von Brandenburg. In etwas überzeichneter Betrachtung ein Gegenbild zum nahen Berlin. Ist letzeres in toto chaotisch-kreativ, modern, wunderlich, laut und auch provozierend, ist ersteres vom klassischen preußischen Geist erfüllt, polierte Fassaden des 18. und 19. Jahrhunderts, eingefasst von mit Schlössern versehenen Rokoko-Parks und umgeben von blau funkelnden Seen und Buchten. Man kann verstehen, warum sich die Hohenzollern diese Gegend ausgesucht haben.
Potsdam, Alter Markt. |
Prügelnde Potsdamer Putten. |
Alt-Fritzens Lustschloss. |
Das wir nicht wirklich alle dieser Gärten und Landschaften erwandert haben, hat damit zu tun, dass es einfach unglaublich heiß war. Dafür gab es nach einer längeren Pause und in der (sehr relativen) Abendkühle noch den Gendarmenmarkt in Berlin.
Dritter Tag: Klimatisierte Räume! Dank der empfehlenswerten "Berlin Welcome Card Museumsinsel" (erhältlich an allen Fahrkartenautomaten) hatten wir freien Eintritt in Altes Museum, Neues Museum, Pergamon- und Bode-Museum. Nur die Alte Nationalgalerie blieb uns wegen Hitze versperrt.
Der nächste Tag war auch der letzte unserer Reise. Er führte uns zurück nach Linz.
Endstation Linz? |
Noch mehr Bilder, falls wer mag.
Prag - Berlin - Potsdam 2013, ein Album auf Flickr.
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