Fortsetzung von hier.
L wie Leinwand
Kinofilme sind in den Niederlanden wie in Skandinavien ganz generell in Originalsprache, mit landessprachlichen Untertiteln. Sehr gute Sache und eine gute Option für den späteren Abend.
M wie Museen
Gibt es sehr viele in Amsterdam. Was gut ist, weil es da an der Küste schon zuweilen regnen kann. So wurden wir nur ein bisschen nass, als wir eines Samstags vor dem Rijksmuseum am Museumsplein eine halbe Stunde auf unseren Einlass warten mussten. Es hat sich aber gelohnt, insbesondere, wenn man der großen Sammlung von Kunstwerken des so unglaublich produktiven 17. niederländischen Jahrhunderts gedenkt. Das Amsterdam Museum empfiehlt sich zum Auftakt eines Amsterdambesuchs, denn es stellt die Geschichte der Stadt in moderner und recht unterhaltender Weise dar. Im Van Gogh - Museum kann man die Entwicklung eines Malers nachvollziehen (s. V) und Konzerte besuchen. Das Stedeleijk Museum oder das Schifffahrtsmuseum haben wir dann zB gar nicht mehr geschafft.
N wie Nahrungsaufnahme
Jetzt einmal ehrlich: Wegen des Essens fährt eh niemand nach Holland. Die Nationalspeise ist ein Gericht, das übersetzt "Stampftopf" heißt und im Wesentlichen aus Kartoffeln und Gemüse zusammen gemanscht wird, worauf man ein Würstchen legt. Außerdem gibt es Pfannkuchen. Das eine Mal, wo wir wirklich einheimisch essen waren, glich mehr einem Raubüberfall, bei dem einem auch noch in den Magen geboxt wird. Aber es wäre unfair, das zu verallgemeinern, sonst war es auf sehr unspektakulärem Niveau solide. Am letzten Tag waren wir dann in einem der zahlreichen argentinischen Restaurants. Das war sehr gut.
O wie Ostindische Handelscompanie
Die Vereenigde Oostindische Compagnie mit Sitz in Amsterdam war Mitte des 17. Jahrhunderts der Handelsgigant der Weltmeere. Bei der Verfolgung ihrer Ziele war die Kompanie freilich, wie alle europäischen Kolonialisten, nicht gerade zimperlich. Man zerstörte Städte, massakrierte ganze Volksgruppen, hielt Sklaven und behandelte auch die eigenen Angestellten zuweilen eher wie Tiere als wie Menschen. Im 18. Jahrhundert ging es mit ihr zu Ende und in den Bankrott. Es gab auch ein westindisches Pendant, das unter anderem eine Insel namens Manhattan erwarb, die dann aber die Engländer weg nahmen.
P wie Prostitution
Ich bin ja jetzt kein puritanischer Verfechter ganz strenger Sittengesetze. Aber, Frauen, die sich öffentlich und spärlich bekleidet hinter Glas räkeln, so als wären sie lebendige Konsumwaren hinter einer Markttheke? Nicht meine Vorstellung von Menschenwürde. Im einschlägigen Viertel gibt's das übrigens auch am hellichten Tag.
Q wie Qual der Wahl
Die hat man hier wirklich. Amsterdam selbst bietet auf verhältnismäßig wenig Fläche (s. I) verhältnismäßig sehr viel Sehenswertes. Allein die diversen Museen (s. M) kann man tagelang besuchen. Dazu kommt, dass Amsterdam in der Randstad Holland gelegen ist, einem Netz von eng beisammen liegenden Städten, zu denen auch Den Haag, Utrecht, Rotterdam oder Delft gehören. Da wird einem nicht fad.
R wie Rembrandt van Rijn
Aus Leiden stammender Mann, der unter seinem Vornamen in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Im Rembrandthuis im ehemaligen Judenviertel kann man sich ein Bild davon machen, wie er gelebt und Bilder gemacht hat. Das Haus wurde mit Hilfe von alten Inventarlisten und - no, na - Gemälden wieder in der Originalzustand versetzt. Es gibt dort auch einen Mann, der nicht gerne fotografiert wird, einem aber gerne demonstriert, wie man Radierungen anfertigt. Außerdem gibt es eine tolle Sammlung eben solcher, die vom Meister selbst stammen. Diese kleinen Kunstwerke haben mich wesentlich stärker beeindruckt als seine großen Gemälde (zB die "Nachtwache" im Rijksmuseum), die mir doch etwas düster (teilweise sicherlich auch zeitbedingt nachgedunkelt) scheinen und für meinen Geschmack etwas zu statische Darstellungen beinhalten. In biographischer Hinsicht erfährt man, dass auch Rembrandt seine düsteren Seiten hatte: sein Vermögen brachte er erfolgreich durch und eine Geliebte, die er nicht heiraten wollte, brachte er erfolgreich ins Spinhuis, das nicht so heißt, weil dort etwa irgendwelche spinnerten Frauen hingekommen wären, sondern weil die Frauen dort Zwangsarbeit leisten mussten.
S wie Säkularisierung
Zwar gibt es in den Niederlanden nach wie vor eine Minderheit strengst gläubiger Christen verschiedener Konfessionen, generell ist aber bekanntlich die Säkularisierung weit fortgeschritten. Das kann man auch in den großen Kirchen erkennen. In der Nieuwe Kerk fanden wir einen Ausstellung über die chinesische Ming-Dynastie vor, in der Oude Kerk gibt es ein Kaffeehaus, in der Zuiderkerk finden Kongresse statt. Das stelle man sich einmal in Wien vor.
Die Oude Kerk. |
T wie Toleranz
Hat in Amsterdam Tradition. Weil in Amsterdam schon im 17. Jahrhundert mehr als nur eine Glaubensrichtung geduldet wurde, zogen viele religiös und weltanschaulich Verfolgte hierher. Dabei waren es eher die Wohlhabenden und Gebildeten, die es schafften, sich ansässig zu machen, denn man wurde durch Sonderabgaben für Neuzuziehende und Andersgläubige sowie durch die generell hohen Steuern ganz ordentlich zur Kassa gebeten. Womit sich die Toleranz für die protestantischen Regierenden auch finanziell sehr ausgezahlt hat (s. U). Damit sich das nicht änderte, hielten sie die Zügel fest in der Hand und ließen gerade so viel Meinungsfreiheit und Mitbestimmung zu, wie ihnen noch akzeptabel erschien. Da war aber immer noch deutlich mehr als irgendwo sonst in Europa. Weswegen das Verlagswesen erblühte und es die philosophischen, naturwissenschaftlichen, aber auch literarischen Autoren in Scharen zu den hiesigen Verlagen zog.
U wie Unternehmergeist
Hat in Amsterdam auch Tradition. Angefangen hat es mit Heringen und deutschem Bier. Irgendwann kamen dann die Tulpenzwiebel (inklusive dramatischer Spekulationsblase), das spanische Gold und schließlich die Gewürze der Ostindischen Handelscompanie (s. O). Durch alle politischen Wirren und Kriegshändel hindurch waren die Menschen in Amsterdam immer sehr gut und erfolgreich darin, Geschäfte zu machen. Im 17. Jahrhundert, dem "Goldenen Zeitalter" erblühten die Niederlande und mit ihnen Amsterdam wirtschaftlich vollends. Voraussetzungen dafür waren ein Land, das an Rohstoffen und landwirtschaftlichem Potenzial arm, aber an urbanen Zusammenballungen schon recht bald reich war und die Menschen schon früh nötigte, innovativ zu sein und sich dem Handel zu verschreiben. Zudem das Fehlen von Feudalstrukturen, besonders nach dem Exodus der Aristokratie in Folge der Vertreibung der Spanier. Wohl wird auch der kapitalistische Geist des Calvinismus seinen Beitrag geleistet haben, ebenso die Anziehungskraft der niederländischen Provinzen für Gebildete und freie Bürger aus ganz Europa (s. T).
V wie Van Gogh
Die Ausstellung im Van Gogh - Museum (s. M) vermittelt den Eindruck, dass er eigentlich nicht besonders begabt war. Die Perspektive hat er lange überhaupt nicht so richtig hinbekommen und die Proportionen waren mehr als einmal verunglückt. Aber Vincent war ein Malerei-Nerd der Sonderklasse und werkte wie besessen an seiner Kunst und an der Zauberkiste der Farbenlehre. Schließlich verpasste er den großen Ruhm nur ganz knapp, indem er zu früh aus dem Leben schied. Heute hängt sein Spätwerk millionenfach gepostert in Wohnzimmern auf der ganzen Welt. Und wir erkennen: das Leben steckt voller Möglichkeiten.
W wie Waag
Das älteste verbliebene mittelalterliche Stadttor von Amsterdam ist De Waag am Nieuwmarkt, das so heißt, weil hier früher die Bauern ihre Waren gewogen haben. Auch zogen hier zeitweise die Chirurgen ein, weswegen dort auch die Anatomievorlesung des Dr. Tulp stattgefunden haben dürfte, die Rembrandt (s. R) gemalt hat. Im Gebäude ist heute ein Café-Restaurant.
De Waag. |
X wie XXX
Wir müssen es wahrscheinlich der schon mehrfach erwähnten Liberalität der Niederländer zuschreiben, dass der Pornokanal auf dem TV-Gerät in unserem Appartement mit dem mäßig originellen Code "1234" gesichert war. Wir, nichtsahnend und des Niederländischen nicht mächtig, hofften aber vor unserer erfolgreichen Entschlüsselung auf Film oder Sport, haben daher natürlich sofort erschrocken weiter gezappt. Fox Sports konnten wir dann leider nicht knacken.
Y wie Ypern
Ein Stadt im Westen von Belgien. Aber auch dort spricht man Niederländisch. Echt.
Z wie Zuiderzee
Also: Ursprünglich war da ein See. Dann kam es zu Überflutungen und es entstand für Jahrhunderte die Zuiderzee, wobei es sich um eine Meeresbucht handelte. In den 1930er Jahren baute man dann wieder Deiche und schuf das IJsselmeer, das ein See ist. Komische Sprache.
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