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Sonntag, 27. Oktober 2013

Amsterdam in Buchstaben, L-Z

Der zweite Teil meiner Amsterdam-Buchstaben meidet auch heiße und schlüpfrige Themen wie die Zuiderzee und die Ostindische Handelskompanie nicht! Wohlan.

Fortsetzung von hier.


L wie Leinwand

Kinofilme sind in den Niederlanden wie in Skandinavien ganz generell in Originalsprache, mit landessprachlichen Untertiteln. Sehr gute Sache und eine gute Option für den späteren Abend.

M wie Museen

Gibt es sehr viele in Amsterdam. Was gut ist, weil es da an der Küste schon zuweilen regnen kann. So wurden wir nur ein bisschen nass, als wir eines Samstags vor dem Rijksmuseum am Museumsplein eine halbe Stunde auf unseren Einlass warten mussten. Es hat sich aber gelohnt, insbesondere, wenn man der großen Sammlung von Kunstwerken des so unglaublich produktiven 17. niederländischen Jahrhunderts gedenkt. Das Amsterdam Museum empfiehlt sich zum Auftakt eines Amsterdambesuchs, denn es stellt die Geschichte der Stadt in moderner und recht unterhaltender Weise dar. Im Van Gogh - Museum kann man die Entwicklung eines Malers nachvollziehen (s. V) und Konzerte besuchen. Das Stedeleijk Museum oder das Schifffahrtsmuseum haben wir dann zB gar nicht mehr geschafft.

N wie Nahrungsaufnahme

Jetzt einmal ehrlich: Wegen des Essens fährt eh niemand nach Holland. Die Nationalspeise ist ein Gericht, das übersetzt "Stampftopf" heißt und im Wesentlichen aus Kartoffeln und Gemüse zusammen gemanscht wird, worauf man ein Würstchen legt. Außerdem gibt es Pfannkuchen. Das eine Mal, wo wir wirklich einheimisch essen waren, glich mehr einem Raubüberfall, bei dem einem auch noch in den Magen geboxt wird. Aber es wäre unfair, das zu verallgemeinern, sonst war es auf sehr unspektakulärem Niveau solide. Am letzten Tag waren wir dann in einem der zahlreichen argentinischen Restaurants. Das war sehr gut.

O wie Ostindische Handelscompanie

Die Vereenigde Oostindische Compagnie mit Sitz in Amsterdam war Mitte des 17. Jahrhunderts der Handelsgigant der Weltmeere. Bei der Verfolgung ihrer Ziele war die Kompanie freilich, wie alle europäischen Kolonialisten, nicht gerade zimperlich. Man zerstörte Städte, massakrierte ganze Volksgruppen, hielt Sklaven und behandelte auch die eigenen Angestellten zuweilen eher wie Tiere als wie Menschen. Im 18. Jahrhundert ging es mit ihr zu Ende und in den Bankrott. Es gab auch ein westindisches Pendant, das unter anderem eine Insel namens Manhattan erwarb, die dann aber die Engländer weg nahmen.

P wie Prostitution

Ich bin ja jetzt kein puritanischer Verfechter ganz strenger Sittengesetze. Aber, Frauen, die sich öffentlich und spärlich bekleidet hinter Glas räkeln, so als wären sie lebendige Konsumwaren hinter einer Markttheke? Nicht meine Vorstellung von Menschenwürde. Im einschlägigen Viertel gibt's das übrigens auch am hellichten Tag.

Q wie Qual der Wahl

Die hat man hier wirklich. Amsterdam selbst bietet auf verhältnismäßig wenig Fläche (s. I) verhältnismäßig sehr viel Sehenswertes. Allein die diversen Museen (s. M) kann man tagelang besuchen. Dazu kommt, dass Amsterdam in der Randstad Holland gelegen ist, einem Netz von eng beisammen liegenden Städten, zu denen auch Den Haag, Utrecht, Rotterdam oder Delft gehören. Da wird einem nicht fad.

R wie Rembrandt van Rijn

Aus Leiden stammender Mann, der unter seinem Vornamen in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Im Rembrandthuis im ehemaligen Judenviertel kann man sich ein Bild davon machen, wie er gelebt und Bilder gemacht hat. Das Haus wurde mit Hilfe von alten Inventarlisten und - no, na - Gemälden wieder in der Originalzustand versetzt. Es gibt dort auch einen Mann, der nicht gerne fotografiert wird, einem aber gerne demonstriert, wie man Radierungen anfertigt. Außerdem gibt es eine tolle Sammlung eben solcher, die vom Meister selbst stammen. Diese kleinen Kunstwerke haben mich wesentlich stärker beeindruckt als seine großen Gemälde (zB die "Nachtwache" im Rijksmuseum), die mir doch etwas düster (teilweise sicherlich auch zeitbedingt nachgedunkelt) scheinen und für meinen Geschmack etwas zu statische Darstellungen beinhalten. In biographischer Hinsicht erfährt man, dass auch Rembrandt seine düsteren Seiten hatte: sein Vermögen brachte er erfolgreich durch und eine Geliebte, die er nicht heiraten wollte, brachte er erfolgreich ins Spinhuis, das nicht so heißt, weil dort etwa irgendwelche spinnerten Frauen hingekommen wären, sondern weil die Frauen dort Zwangsarbeit leisten mussten.

S wie Säkularisierung

Zwar gibt es in den Niederlanden nach wie vor eine Minderheit strengst gläubiger Christen verschiedener Konfessionen, generell ist aber bekanntlich die Säkularisierung weit fortgeschritten. Das kann man auch in den großen Kirchen erkennen. In der Nieuwe Kerk fanden wir einen Ausstellung über die chinesische Ming-Dynastie vor, in der Oude Kerk gibt es ein Kaffeehaus, in der Zuiderkerk finden Kongresse statt. Das stelle man sich einmal in Wien vor.

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Die Oude Kerk.

T wie Toleranz

Hat in Amsterdam Tradition. Weil in Amsterdam schon im 17. Jahrhundert mehr als nur eine Glaubensrichtung geduldet wurde, zogen viele religiös und weltanschaulich Verfolgte hierher. Dabei waren es eher die Wohlhabenden und Gebildeten, die es schafften, sich ansässig zu machen, denn man wurde durch Sonderabgaben für Neuzuziehende und Andersgläubige sowie durch die generell hohen Steuern ganz ordentlich zur Kassa gebeten. Womit sich die Toleranz für die protestantischen Regierenden auch finanziell sehr ausgezahlt hat (s. U). Damit sich das nicht änderte, hielten sie die Zügel fest in der Hand und ließen gerade so viel Meinungsfreiheit und Mitbestimmung zu, wie ihnen noch akzeptabel erschien. Da war aber immer noch deutlich mehr als irgendwo sonst in Europa. Weswegen das Verlagswesen erblühte und es die philosophischen,  naturwissenschaftlichen, aber auch literarischen Autoren in Scharen zu den hiesigen Verlagen zog.

U wie Unternehmergeist

Hat in Amsterdam auch Tradition. Angefangen hat es mit Heringen und deutschem Bier. Irgendwann kamen dann die Tulpenzwiebel (inklusive dramatischer Spekulationsblase), das spanische Gold und schließlich die Gewürze der Ostindischen Handelscompanie (s. O). Durch alle politischen Wirren und Kriegshändel hindurch waren die Menschen in Amsterdam immer sehr gut und erfolgreich darin, Geschäfte zu machen. Im 17. Jahrhundert, dem "Goldenen Zeitalter" erblühten die Niederlande und mit ihnen Amsterdam wirtschaftlich vollends. Voraussetzungen dafür waren ein Land, das an Rohstoffen und landwirtschaftlichem Potenzial arm, aber an urbanen Zusammenballungen schon recht bald reich war und die Menschen schon früh nötigte, innovativ zu sein und sich dem Handel zu verschreiben. Zudem das Fehlen von Feudalstrukturen, besonders nach dem Exodus der Aristokratie in Folge der Vertreibung der Spanier. Wohl wird auch der kapitalistische Geist des Calvinismus seinen Beitrag geleistet haben, ebenso die Anziehungskraft der niederländischen Provinzen für Gebildete und freie Bürger aus ganz Europa (s. T).

V wie Van Gogh

Die Ausstellung im Van Gogh - Museum (s. M) vermittelt den Eindruck, dass er eigentlich nicht besonders begabt war. Die Perspektive hat er lange überhaupt nicht so richtig hinbekommen und die Proportionen waren mehr als einmal verunglückt. Aber Vincent war ein Malerei-Nerd der Sonderklasse und werkte wie besessen an seiner Kunst und an der Zauberkiste der Farbenlehre. Schließlich verpasste er den großen Ruhm nur ganz knapp, indem er zu früh aus dem Leben schied. Heute hängt sein Spätwerk millionenfach gepostert in Wohnzimmern auf der ganzen Welt. Und wir erkennen: das Leben steckt voller Möglichkeiten.

W wie Waag

Das älteste verbliebene mittelalterliche Stadttor von Amsterdam ist De Waag am Nieuwmarkt, das so heißt, weil hier früher die Bauern ihre Waren gewogen haben. Auch zogen hier zeitweise die Chirurgen ein, weswegen dort auch die Anatomievorlesung des Dr. Tulp stattgefunden haben dürfte, die Rembrandt (s. R) gemalt hat. Im Gebäude ist heute ein Café-Restaurant.

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De Waag.

X wie XXX

Wir müssen es wahrscheinlich der schon mehrfach erwähnten Liberalität der Niederländer zuschreiben, dass der Pornokanal auf dem TV-Gerät in unserem Appartement mit dem mäßig originellen Code "1234" gesichert war. Wir, nichtsahnend und des Niederländischen nicht mächtig, hofften aber vor unserer erfolgreichen Entschlüsselung auf Film oder Sport, haben daher natürlich sofort erschrocken weiter gezappt. Fox Sports konnten wir dann leider nicht knacken.

Y wie Ypern

Ein Stadt im Westen von Belgien. Aber auch dort spricht man Niederländisch. Echt.

Z wie Zuiderzee

Also: Ursprünglich war da ein See. Dann kam es zu Überflutungen und es entstand für Jahrhunderte die Zuiderzee, wobei es sich um eine Meeresbucht handelte. In den 1930er Jahren baute man dann wieder Deiche und schuf das IJsselmeer, das ein See ist. Komische Sprache.


Montag, 21. Oktober 2013

Amsterdam in Buchstaben, A-K

Nach einer Reise ist Alphabet-Zeit! Diesmal im Fokus: Amsterdam.

A wie Amstel

1. Ein in Amsterdam im Jahre 1870 gegründetes und zwischenzeitlich als Bayrische Bierbrauerei Amstel firmierendes Brauereiunternehmen. Mittlerweile ausgewandert in die Provinz sowie vom Heineken-Imperium in Besitz genommen.
2. Der Fluss, der durch Nordholland ins Ijsselmeer fließt und an dessen Mündung - damals noch in die Zuiderzee (s. dazu Z) - im Mittelalter ein Fischerdorf entstanden ist, das Amstelledamme geheißen ward.
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An der Amstel

B wie Brücken

Amsterdam schaut ein bisschen so aus, als habe man Venedig mit einer norddeutschen oder skandinavischen Stadt gekreuzt. Dazu tragen vor allem die vielen Brücken bei. Nur, dass die im Vergleich zu Venedig (siehe hier) völlig barrierefrei sind. Die berühmteste unter ihnen ist die Magere Brug, der hölzerne Nachbau einer mittelalterlichen Brücke gleichen Namens, für dessen Ursprung es nur Theorien gibt.
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Die Magere Brug
 
C wie Coffeeshop

Das mit den Kaffehäusern ist kompliziert, in Amsterdam. Da gibt es die Coffeeshops, bei denen es sich nicht, wie sonst überall auf der Welt, um klinischen Läden für den schnellen Kaffee-Kick handelt, sondern man Säfte und weiche Drogen bekommt. Wobei letzteres nicht legal ist, aber toleriert wird (s. T). Dann gibt es das Koffiehuis, bei dem es sich um ein klassisches Kaffeehaus handelt und man keine Drogen (außer eben Kaffee) bekommt. Und dann gibt es noch die Braunen Cafés, bei denen es sich in Wahrheit um Kneipen handelt. Zum Glück verrät einem schon der Geruch, mit welcher Art von Etablissement man es zu tun hat.

D wie Dam

Auf die Entstehungsgeschichte der Stadt, die buchstäblich aufs Meer geschüttet bzw. gestellt worden ist, verweisen viele Straßennamen. Da gibt es Dämme, Wälle und Deiche. Der Dam ist schlicht der bedeutendste Platz von Amsterdam, auf ihm sind der Königliche Palast, das eher unansehnliche Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges sowie die Nieuwe Kerk zu finden.


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Am Dam. Königliches Palast (links), Nieuwe Kerk (rechts)


E wie Exzess

Amsterdam ist ja ein bisschen das Las Vegas Europas. Insofern, als bekannt ist, dass es hier in mancherlei Hinsicht etwas lockerer zugeht. Im Fall von Amsterdam betrifft das insbesondere die lockeren Frauen (s. P) und den lockeren Rausch (s. schon C). Davon muss man aber nicht unbedingt etwas mitbekommen und man kann sich der schönen Stadt auch ganz als Kulturtourist hingeben. Erst auf unserer Rückfahrt mit dem Zug zum Flughafen kündete eine Gruppe männlicher Engländern, die rochen, als hätten sie gemeinsam in einem Bierfass übernachtet, sowie ein Mann, der beschloss, sich auf meine Schuhe zu übergeben, davon, was Amsterdam eben auch ist.

F wie Friedhof

In einer fremden Stadt schickt es sich, dass ich auch eine Friedhof besuche. Das hat weniger mit mir zu tun, als mit jemand anderem. Die Details sind weniger gruselig, als es jetzt scheinen mag. In Amsterdam bin ich aber gescheitert. Offenbar würden hier die Toten ins Wasser fallen, weswegen die großen Begräbnisstätten vernünftigerweise außerhalb von Amsterdam angelegt worden sind.

G wie Grachten

Als die Gassen des mittelalterlichen Kerns von Amsterdam zu eng wurden, zog man einen Ring von Grachten (Kanäle) um die Stadt und baute Häuserzeilen. Es war das 17. Jahrhundert und damit das "Goldene Zeitalter" der Niederlande. So schauts dann dort auch aus: ein schönes, altes Grachtenhaus neben dem anderen, eine schier nicht enden wollenden Reihe prächtiger Kulturgüter. In eben so einem typischen Grachtenhaus in der Kaizersgracht logierten wir: schmales Gebäude, hohe Räume und eine gewundene Treppe innen drin, Giebel mit Lastenbalken oben drauf, leicht nach vorne geneigt, damit die Ladung beim Hinaufziehen nicht die Fenster zerdeppert.

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Gracht bei Nacht

H wie Hausboot

Wer es sich leisten kann und einen Platz ergattert hat, parkt sein mehr oder weniger schmuckes Schinakl mitten in so einer historischen Gracht (s. G). Da hat man dann mit Glück sogar einen Anschluss von Gas bzw. fließendem Wasser (ha!) und kann sich beim Abendessen von im Touristenboot fahrenden Chinesen fotografieren lassen.

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Kaizersgracht mit Hausbooten
 

I wie I Amsterdam Card

Mit diesem Must-Have für jeden Fernreisenden hat dieser bis zu 72 Stunden freien Eintritt in (fast) jedes Museum (s. M) der Stadt und kann mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Wobei letzteres kaum nötig ist, sofern er halbwegs zentral zuhause ist. Denn Amsterdam ist sehr gut mit ausgedehnten Spaziergängen zu ergehen.

J wie Jüdisches Amsterdam

Weil Amsterdam vergleichsweise früh religiöse Toleranz übte (s. T.) und neben den verschiedensten christlichen Konfessionen auch Juden recht gut behandelte, kamen diese aus ganz Europa hierher. Und revanchierten sich, indem sie den politischen Freiheitsgedanken philosophisch weiter ausargumentierten (Spinoza) oder die Vereinigte Ostindische Handelskompanie (s. O) mitbegründeten (Isaac de Pinto). Was im 21. Jahrhundert geschah, ist traurig und bekannt, das Anne Frank Huis ist eines der berühmtesten Mahnmale dafür. Auch das im ehemaligen jüdischen Viertel nächst dem Waterlooplein gelegene Jüdische Museum, das aus drei ehemaligen Synagogen entstanden ist, ist einen Besuch wert.

K wie Künstler, bildende

In Amsterdam wird ein ziemliches Gewese um zwei Männer gemacht, denen man nachsagt, dass sie die Kunstgeschichte nicht ganz unwesentlich beeinflusst haben: Rembrandt und Van Gogh. Ersterer lebte und schaffte im jüdischen Viertel (s. J), letzterer hatte mit Amsterdam eigentlich nur eher peripher zu tun, wohnte hier, so wie an einem Dutzend anderer Orte, nur für kurze Zeit. Aber dafür hat er jetzt sein eigenes Museum (s. M). Ich finde beide gut, halte sie aber auch für ein kleines bisschen überbewertet. Allerdings brauche ich auch dringend ein neues Brillenglas. Mehr zu Rembrandt und Van Gogh übrigens unter R und V.


L-Z folgt..

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Alex P. glaubt weiter an dieses Blog. Und dieses Jahr ist ihm zum Fest der Untoten ein besonders spannender Fund gelungen. Ein Band aus Arge...