Wienbesuch. Hotelzimmer im Botschaftsviertel in der Nähe des Belvedere. Die Türme der Karlskirche am Ende der Straße. Am Abend, wenn das beruflich bedingte Tagesprogramm beendet ist, Bilder der nächtlichen Stadt. Und Kino.
Das Gartenbaukino ist das ehrwürdige Premierenkino von Wien. Im Jahr 1919 auf dem damaligen Areal der Gartenbau-Gesellschaft entstanden und 1960 in heutiger Form errichtet, verfügt es über einen einzelnen großen Saal in Theater-Dimension, in dem aktuell 736 Personen Platz finden. Das Kino gehört mittlerweile der Viennale, die hier ihr Festival abhält.
Wie schon hier beschrieben, kann man sich im riesigen Saal des Gartenbaukinos schon etwas alleine vorkommen, wenn einmal gerade nicht der größte Andrang herrscht (damit habe ich nicht gesagt, dass das etwas Schlechtes wäre). Aber ganz so war es diesmal nicht. Schon bei der Ankunft vor dem Kinosaal strömen uns Heerscharen von 60+ - Menschen, angeführt von einer ehemaligen Bildungsministerin entgegen. Sie haben die Spätnachmittagsvorführung von "Das große Museum" von Johannes Holzhausen besucht. In der schon schütterer besuchten Abendvorführung wird uns die Ex-Ministerin auf der Leinwand wieder begegnen.
Auch so eine Wiener Institution, natürlich: das Kunsthistorische Museum. In "Das große Museum" erlaubt uns das selbige einen über mehrere Jahre geweiteten Blick hinter die Kulissen. Am Anfang des Films kommt gleich ein Schocker, den sich Ulrich Seidl nicht besser hätte ausdenken können (ich erwähne das auch, weil wir leider den Trailer für "Im Keller" gesehen haben): ein Mann mit einem Hammer drischt auf einen historischen Fußboden ein. Hier entsteht die neue Kunstkammer.
In der Folge entfalten sich mehrere dokumentarische Händlungsstränge: der Direktor des British Museum, auf englische Weise enthusiastisch, erhält eine Führung, die Organisation durchläuft einen Prozess mit sich in Kreisform aussprechenden MitarbeiterInnen, ein hochrangiger Angestellter wird in den verdienten Ruhestand versetzt, wobei er nicht so wirkt, als würde er sich von seiner Aufgabe trennen wollen. Außerdem lernen wir neue Berufe kennen, die es sich vielleicht noch zu verfolgen lohnen könnte, wie Mottensucher, Reparateur von historischem Spielzeug oder Hängungs-Expertin.
Dazu natürlich jede Menge schöne Bilder von schönen Bildern. Sowie Kamerafahrten durch lange Gänge und über Parkettböden in Räumen, die mit kulturgeschichtlichem Material vollgestopft sind. Viel zu schauen für museo- oder artophile Zeitgenossen.
Am Ende hat man dann zwar nicht unbedingt das Gefühl, dass man da arbeiten möchte, aber hingehen und die, letztlich feierlich unter politischer Patronanz eröffnete, Kunstkammer besichtigten, möchte man schon. War wahrscheinlich so beabsichtigt.
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