Sleater-Kinney - Bury Our Friends
Olympia, Washington
Gewonnene Ränge: +4
Gestern war es wieder trist. Schafskälte, Regen. Wir stehen auf der Straße, versuchen Menschen zu animieren, unser Anliegen zu unterstützen. Sie eilen vorbei, keiner will irgendwo verweilen, es treibt sie nach Hause. Die, die kommen, sind fordernd. Was machen wir da, was soll das überhaupt. Zeitverschwendung, Geldverschwendung. Die Welt ist ja so schlecht und da können wir nichts dran ändern. Resignation, Fluchtgelüste. Einer will nach Bali auswandern. Macht das die Welt vielleicht besser? Keine Ahnung.
Ich höre freundlich geduldig zu und antworte konstruktiv. Es ist besser für mich, besser für die, besser für alle. Kritik ist ja etwas Gutes, auch wenn sie nicht zur Gänze zutreffen sollte. Sie schärft den Verstand, verbläst Illusionen, lässt bei wirklicher Auseinandersetzung Argumente und Klarheit wachsen. Wer sich dem versperrt, ist ärmer.
Das bedeutet auch, sich eben nicht hinreißen lassen zu geistloser Vereinfachung. Oder zu apathischer Geistlosigkeit. Eine Zielsetzung, die wiewohl auch einen Anspruch jeglicher Kunst bildet, die sich nicht darauf beschränken möchte, bloß unterhaltend zu sein.
Einen derartigen Anspruch darf man auch Sleater-Kinney ruhig unterstellen. Die Band kommt aus dem Riot Grrl- und Queercore-Milieu des US-amerikanischen Nordwestens. Feministische und linkspolitische Motive, eine kritische Grundhaltung spielen bei der Gestaltwerdung ihrer Texte und Musik seit jeher eine wichtige Rolle.
Dabei fuhrwerken Sleater-Kinney freilich zupackend und unverworren, eingängig und geradlinig und verarbeiten gekonnt die musikalische Ideenwelt des Punk, Post-Punk, Indie, Alt- und Stadionrock der letzten zwei Dekaden zu einem Gemisch, dem man sich schwer entziehen kann. Da funkeln die Parolen also in zündenden Gitarrenläufen und großen Refrains.
Wenn ich auch den tiefen Huldigungen der Band durch die Indierock-Presse (noch) nicht immer bedingungslos folgen kann, so muss ich doch feststellen: da ist, wenn nicht das absolute Gegenteil, so doch ein starkes Antidot gegen apathische Geistlosigkeit gegeben. "Exhume our idols, bury our friends!" schallt es uns in dem Song "Bury Our Friends" (Album: No Cities To Love, 2015) frenetisch entgegen. Und wir sind versucht, unmittelbar zurück zu geben: "Ja, verdammt!" - während unser Gehirn noch dabei ist, die Worte in eine für uns passende Botschaft zu decodieren.
Sleater-Kinney - Bury Our Friends (freier Download)
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