Montag, 5. November 2012

In Concert # 32: Young Magic / Destroyed But Not Defeated / Shy / The Pains Of Being Pure At Heart (Ahoi! Pop-Festival), 1.11.2012, Posthof, Linz

Ganz ohne einschlägiges Vorwissen zu einem Konzert zu gehen, kann auch seinen Reiz haben. Mit keiner der vier Bands, die am Donnerstagabend im Posthof im Rahmen des "Ahoi! Pop"-Festivals aufgetreten sind, habe ich mich vorher intensiver beschäftigt, kaum mehr als einzelne Songs habe ich von ihnen bislang gehört. Zumindest bei zwei derselbigen mag dies ein wenig verwundern. Shy sind aus Linz und hier wohlbekannt und The Pains of Being Pure at Heart werden schon einige Jahre in der Welt der Musikblogs und der Indie-Musikpresse hoch gehandelt.

Aber der Reihe nach.

Den Anfang machten am Donnerstag Young Magic, ein Act, der mir selbst dem Namen nach noch nicht bekannt war. Was aber auch daran liegen mag, dass es eine derartige Inflation von Bandnamen mit dem darin enthaltenen Wort "Young" gibt, das man schon einmal den Überblick verlieren kann. Young Magic kommen aus Brooklyn, sind aber eine Indonesierin und zwei Australier. Sie sind weit gereist und ihr Sound repräsentiert ein Amalgam der rund um den Globus gewonnenen Eindrücke und Einflüsse. Die beiden Australier hämmern mit großen Klöppeln, die etwas an weniger glückliche Momente im Musikunterricht erinnern, auf diverse Schlagunterlagen ein, während die mit einem breiten, schwarzen Hut angetane Frontfrau die Gitarre betätigt und auch singt. Getragen wird das Ganze von einem schwebend-ätherischen, elektronischen Dream Pop-Sound, der in spannungsvollem Gegensatz zu den geradezu tribalistisch anmutenden Rhythmen der Schlagwerker steht. Mag es Young Magic dabei womöglich noch etwas an der letzten Dringlichkeit und Reife mangeln, so weckt ihre Musik doch Interesse. Davon in Zukunft gerne mehr.

Young Magic - Sparkly (Youtube)


Auf Young Magic folgte die erste von zwei österreichischen Bands: Destroyed but Not Defeated. Die neu formierte Truppe versucht sich an einer sehr straighten Version von (Indie?)Rockmusik, die allerdings an jenem Abend beim Publikum im Linzer Posthof auf wenig Begeisterung stieß. Gelangweiltes Warten auf Shy. Meine Begleitung meinte gar, der Livesound der Band klinge wie die Ramones, nur viel zu langsam gespielt. Leider wahr: Ramones auf Ritalin, für mein Empfinden. Das für die Zukunft bitte überdenken.

Destroyed but Not Defeated - Lost in Translation (Youtube)


Um Shy rankten sich ja schon Auflösungsgerüchte, aber sie sind immer noch da und haben jetzt sogar ein neues Album im Gepäck. Am Donnerstagabend wurde den Linzern mindestens soviel Aufmerksamkeit zuteil wie dem im Programmablauf zuletzt (und damit laut Konzertkonvention eigentlich zuerst) gereihten Act. Und das durchaus mit Recht. Shy verkörpern so etwas wie die ganz normale Popband von nebenan. Nicht nur deshalb, weil sie das de facto sind (zwei Bandmitglieder kennt man als Mitarbeiter eines beliebten Linzer Lokales), sondern auch von der Attitüde her. Sympathisch und entspannt treten Shy auf der Bühne auf, so als könnten wir das auch - uns in einem guten Moment einfach da hinstellen und den Saal unterhalten (was natürlich nicht der Fall ist). Unaufgeregte und dennoch souveräne Popmusik liefert die Band dabei ab. Der Sänger macht Tanzbewegungen, die den großen Gestus nur ganz rudimentär andeuten - und dennoch wirkt auch das nicht peinlich, sondern stimmig. Das Shy dem Vernehmen nach einst einen Vertrag bei einem großen Label abgelehnt haben, passt ins Bild. Und trotz (oder wegen?) der sozusagen semi-professionellen Herangehensweise wirkt die Band nach langen Jahren des Bestehens nicht ausgebrannt - im Gegenteil, das gegebene Material vom neuen Album klingt frisch und wie ein zeitgemäßes Update des Bandklangs. Dazu trägt auch die Hereinnahme eines neuen Bandmitglieds bei, das sein elektronisches Handwerks- und Spielzeug mitgebracht hat. Genau da bitte weitermachen.

Shy - April, Mai, Juni (Youtube)


Wenn man nach langer Enthaltsamkeit wieder einmal ein paar Biere trinkt (vor allem auch, weil man darauf eingeladen worden ist), wirkt sich das auf die Wahrnehmung aus. Insoferne war ich bei The Pains of Being Pure at Heart nicht mehr ganz so konzentriert, wie bei den Auftritten davor. Aber, das machte nichts. Denn The Pains of Being Pure at Heart hüllten mich ohnehin ein in den schwelgerisch dahinfließenden Strom ihrer Gitarren getragenen Klangwolke. Die Unterscheidbarkeit der einzelnen Stücke hielt sich für mich dabei in Grenzen. Aber ihr Auftritt funktionierte wie ein großer, intensiver Soundtrack, ein tönender Wohlklang, in dem sich der Rest des Abends auf angenehme Weise verlor. Das dies auch dem restlichen Publikum so ging, konnte man sehen - der Große Saal des Posthof füllte sich nach einem größeren Exodus nach Ende des Shy-Auftritts beharrlich wieder auf. Die gut gemachte Kombination aus der Gefühligkeit von Shoegaze-Pop und der Zügigkeit von Indie Rock vermochte die LinzerInnen durchaus in ihren Bann zu schlagen. Damit darf ich mich dann auch gerne einmal im ganz aufmerksamen Zustand beschäftigen.

The Pains of Being Pure at Heart - Even in Dreams (YouTube)

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