Dass der Austro-Pop sich thematisch gerne dem Unheimlichen und Gruseligen zuwendet, wurde hier in den vergangenen Jahren zum selben Termin bereits eindrucksvoll bewiesen.
Diesmal ist die EAV dran. In Mono.
Danke wie jedes Jahr für den Fund an Alex P.
Donnerstag, 31. Oktober 2013
Dienstag, 29. Oktober 2013
Sonntag, 27. Oktober 2013
Amsterdam in Buchstaben, L-Z
Der zweite Teil meiner Amsterdam-Buchstaben meidet auch heiße und schlüpfrige Themen wie die Zuiderzee und die Ostindische Handelskompanie nicht! Wohlan.
Fortsetzung von hier.
L wie Leinwand
Kinofilme sind in den Niederlanden wie in Skandinavien ganz generell in Originalsprache, mit landessprachlichen Untertiteln. Sehr gute Sache und eine gute Option für den späteren Abend.
M wie Museen
Gibt es sehr viele in Amsterdam. Was gut ist, weil es da an der Küste schon zuweilen regnen kann. So wurden wir nur ein bisschen nass, als wir eines Samstags vor dem Rijksmuseum am Museumsplein eine halbe Stunde auf unseren Einlass warten mussten. Es hat sich aber gelohnt, insbesondere, wenn man der großen Sammlung von Kunstwerken des so unglaublich produktiven 17. niederländischen Jahrhunderts gedenkt. Das Amsterdam Museum empfiehlt sich zum Auftakt eines Amsterdambesuchs, denn es stellt die Geschichte der Stadt in moderner und recht unterhaltender Weise dar. Im Van Gogh - Museum kann man die Entwicklung eines Malers nachvollziehen (s. V) und Konzerte besuchen. Das Stedeleijk Museum oder das Schifffahrtsmuseum haben wir dann zB gar nicht mehr geschafft.
N wie Nahrungsaufnahme
Jetzt einmal ehrlich: Wegen des Essens fährt eh niemand nach Holland. Die Nationalspeise ist ein Gericht, das übersetzt "Stampftopf" heißt und im Wesentlichen aus Kartoffeln und Gemüse zusammen gemanscht wird, worauf man ein Würstchen legt. Außerdem gibt es Pfannkuchen. Das eine Mal, wo wir wirklich einheimisch essen waren, glich mehr einem Raubüberfall, bei dem einem auch noch in den Magen geboxt wird. Aber es wäre unfair, das zu verallgemeinern, sonst war es auf sehr unspektakulärem Niveau solide. Am letzten Tag waren wir dann in einem der zahlreichen argentinischen Restaurants. Das war sehr gut.
O wie Ostindische Handelscompanie
Die Vereenigde Oostindische Compagnie mit Sitz in Amsterdam war Mitte des 17. Jahrhunderts der Handelsgigant der Weltmeere. Bei der Verfolgung ihrer Ziele war die Kompanie freilich, wie alle europäischen Kolonialisten, nicht gerade zimperlich. Man zerstörte Städte, massakrierte ganze Volksgruppen, hielt Sklaven und behandelte auch die eigenen Angestellten zuweilen eher wie Tiere als wie Menschen. Im 18. Jahrhundert ging es mit ihr zu Ende und in den Bankrott. Es gab auch ein westindisches Pendant, das unter anderem eine Insel namens Manhattan erwarb, die dann aber die Engländer weg nahmen.
P wie Prostitution
Ich bin ja jetzt kein puritanischer Verfechter ganz strenger Sittengesetze. Aber, Frauen, die sich öffentlich und spärlich bekleidet hinter Glas räkeln, so als wären sie lebendige Konsumwaren hinter einer Markttheke? Nicht meine Vorstellung von Menschenwürde. Im einschlägigen Viertel gibt's das übrigens auch am hellichten Tag.
Q wie Qual der Wahl
Die hat man hier wirklich. Amsterdam selbst bietet auf verhältnismäßig wenig Fläche (s. I) verhältnismäßig sehr viel Sehenswertes. Allein die diversen Museen (s. M) kann man tagelang besuchen. Dazu kommt, dass Amsterdam in der Randstad Holland gelegen ist, einem Netz von eng beisammen liegenden Städten, zu denen auch Den Haag, Utrecht, Rotterdam oder Delft gehören. Da wird einem nicht fad.
R wie Rembrandt van Rijn
Aus Leiden stammender Mann, der unter seinem Vornamen in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Im Rembrandthuis im ehemaligen Judenviertel kann man sich ein Bild davon machen, wie er gelebt und Bilder gemacht hat. Das Haus wurde mit Hilfe von alten Inventarlisten und - no, na - Gemälden wieder in der Originalzustand versetzt. Es gibt dort auch einen Mann, der nicht gerne fotografiert wird, einem aber gerne demonstriert, wie man Radierungen anfertigt. Außerdem gibt es eine tolle Sammlung eben solcher, die vom Meister selbst stammen. Diese kleinen Kunstwerke haben mich wesentlich stärker beeindruckt als seine großen Gemälde (zB die "Nachtwache" im Rijksmuseum), die mir doch etwas düster (teilweise sicherlich auch zeitbedingt nachgedunkelt) scheinen und für meinen Geschmack etwas zu statische Darstellungen beinhalten. In biographischer Hinsicht erfährt man, dass auch Rembrandt seine düsteren Seiten hatte: sein Vermögen brachte er erfolgreich durch und eine Geliebte, die er nicht heiraten wollte, brachte er erfolgreich ins Spinhuis, das nicht so heißt, weil dort etwa irgendwelche spinnerten Frauen hingekommen wären, sondern weil die Frauen dort Zwangsarbeit leisten mussten.
S wie Säkularisierung
Zwar gibt es in den Niederlanden nach wie vor eine Minderheit strengst gläubiger Christen verschiedener Konfessionen, generell ist aber bekanntlich die Säkularisierung weit fortgeschritten. Das kann man auch in den großen Kirchen erkennen. In der Nieuwe Kerk fanden wir einen Ausstellung über die chinesische Ming-Dynastie vor, in der Oude Kerk gibt es ein Kaffeehaus, in der Zuiderkerk finden Kongresse statt. Das stelle man sich einmal in Wien vor.
T wie Toleranz
Hat in Amsterdam Tradition. Weil in Amsterdam schon im 17. Jahrhundert mehr als nur eine Glaubensrichtung geduldet wurde, zogen viele religiös und weltanschaulich Verfolgte hierher. Dabei waren es eher die Wohlhabenden und Gebildeten, die es schafften, sich ansässig zu machen, denn man wurde durch Sonderabgaben für Neuzuziehende und Andersgläubige sowie durch die generell hohen Steuern ganz ordentlich zur Kassa gebeten. Womit sich die Toleranz für die protestantischen Regierenden auch finanziell sehr ausgezahlt hat (s. U). Damit sich das nicht änderte, hielten sie die Zügel fest in der Hand und ließen gerade so viel Meinungsfreiheit und Mitbestimmung zu, wie ihnen noch akzeptabel erschien. Da war aber immer noch deutlich mehr als irgendwo sonst in Europa. Weswegen das Verlagswesen erblühte und es die philosophischen, naturwissenschaftlichen, aber auch literarischen Autoren in Scharen zu den hiesigen Verlagen zog.
U wie Unternehmergeist
Hat in Amsterdam auch Tradition. Angefangen hat es mit Heringen und deutschem Bier. Irgendwann kamen dann die Tulpenzwiebel (inklusive dramatischer Spekulationsblase), das spanische Gold und schließlich die Gewürze der Ostindischen Handelscompanie (s. O). Durch alle politischen Wirren und Kriegshändel hindurch waren die Menschen in Amsterdam immer sehr gut und erfolgreich darin, Geschäfte zu machen. Im 17. Jahrhundert, dem "Goldenen Zeitalter" erblühten die Niederlande und mit ihnen Amsterdam wirtschaftlich vollends. Voraussetzungen dafür waren ein Land, das an Rohstoffen und landwirtschaftlichem Potenzial arm, aber an urbanen Zusammenballungen schon recht bald reich war und die Menschen schon früh nötigte, innovativ zu sein und sich dem Handel zu verschreiben. Zudem das Fehlen von Feudalstrukturen, besonders nach dem Exodus der Aristokratie in Folge der Vertreibung der Spanier. Wohl wird auch der kapitalistische Geist des Calvinismus seinen Beitrag geleistet haben, ebenso die Anziehungskraft der niederländischen Provinzen für Gebildete und freie Bürger aus ganz Europa (s. T).
V wie Van Gogh
Die Ausstellung im Van Gogh - Museum (s. M) vermittelt den Eindruck, dass er eigentlich nicht besonders begabt war. Die Perspektive hat er lange überhaupt nicht so richtig hinbekommen und die Proportionen waren mehr als einmal verunglückt. Aber Vincent war ein Malerei-Nerd der Sonderklasse und werkte wie besessen an seiner Kunst und an der Zauberkiste der Farbenlehre. Schließlich verpasste er den großen Ruhm nur ganz knapp, indem er zu früh aus dem Leben schied. Heute hängt sein Spätwerk millionenfach gepostert in Wohnzimmern auf der ganzen Welt. Und wir erkennen: das Leben steckt voller Möglichkeiten.
W wie Waag
Das älteste verbliebene mittelalterliche Stadttor von Amsterdam ist De Waag am Nieuwmarkt, das so heißt, weil hier früher die Bauern ihre Waren gewogen haben. Auch zogen hier zeitweise die Chirurgen ein, weswegen dort auch die Anatomievorlesung des Dr. Tulp stattgefunden haben dürfte, die Rembrandt (s. R) gemalt hat. Im Gebäude ist heute ein Café-Restaurant.
X wie XXX
Wir müssen es wahrscheinlich der schon mehrfach erwähnten Liberalität der Niederländer zuschreiben, dass der Pornokanal auf dem TV-Gerät in unserem Appartement mit dem mäßig originellen Code "1234" gesichert war. Wir, nichtsahnend und des Niederländischen nicht mächtig, hofften aber vor unserer erfolgreichen Entschlüsselung auf Film oder Sport, haben daher natürlich sofort erschrocken weiter gezappt. Fox Sports konnten wir dann leider nicht knacken.
Y wie Ypern
Ein Stadt im Westen von Belgien. Aber auch dort spricht man Niederländisch. Echt.
Z wie Zuiderzee
Also: Ursprünglich war da ein See. Dann kam es zu Überflutungen und es entstand für Jahrhunderte die Zuiderzee, wobei es sich um eine Meeresbucht handelte. In den 1930er Jahren baute man dann wieder Deiche und schuf das IJsselmeer, das ein See ist. Komische Sprache.
Fortsetzung von hier.
L wie Leinwand
Kinofilme sind in den Niederlanden wie in Skandinavien ganz generell in Originalsprache, mit landessprachlichen Untertiteln. Sehr gute Sache und eine gute Option für den späteren Abend.
M wie Museen
Gibt es sehr viele in Amsterdam. Was gut ist, weil es da an der Küste schon zuweilen regnen kann. So wurden wir nur ein bisschen nass, als wir eines Samstags vor dem Rijksmuseum am Museumsplein eine halbe Stunde auf unseren Einlass warten mussten. Es hat sich aber gelohnt, insbesondere, wenn man der großen Sammlung von Kunstwerken des so unglaublich produktiven 17. niederländischen Jahrhunderts gedenkt. Das Amsterdam Museum empfiehlt sich zum Auftakt eines Amsterdambesuchs, denn es stellt die Geschichte der Stadt in moderner und recht unterhaltender Weise dar. Im Van Gogh - Museum kann man die Entwicklung eines Malers nachvollziehen (s. V) und Konzerte besuchen. Das Stedeleijk Museum oder das Schifffahrtsmuseum haben wir dann zB gar nicht mehr geschafft.
N wie Nahrungsaufnahme
Jetzt einmal ehrlich: Wegen des Essens fährt eh niemand nach Holland. Die Nationalspeise ist ein Gericht, das übersetzt "Stampftopf" heißt und im Wesentlichen aus Kartoffeln und Gemüse zusammen gemanscht wird, worauf man ein Würstchen legt. Außerdem gibt es Pfannkuchen. Das eine Mal, wo wir wirklich einheimisch essen waren, glich mehr einem Raubüberfall, bei dem einem auch noch in den Magen geboxt wird. Aber es wäre unfair, das zu verallgemeinern, sonst war es auf sehr unspektakulärem Niveau solide. Am letzten Tag waren wir dann in einem der zahlreichen argentinischen Restaurants. Das war sehr gut.
O wie Ostindische Handelscompanie
Die Vereenigde Oostindische Compagnie mit Sitz in Amsterdam war Mitte des 17. Jahrhunderts der Handelsgigant der Weltmeere. Bei der Verfolgung ihrer Ziele war die Kompanie freilich, wie alle europäischen Kolonialisten, nicht gerade zimperlich. Man zerstörte Städte, massakrierte ganze Volksgruppen, hielt Sklaven und behandelte auch die eigenen Angestellten zuweilen eher wie Tiere als wie Menschen. Im 18. Jahrhundert ging es mit ihr zu Ende und in den Bankrott. Es gab auch ein westindisches Pendant, das unter anderem eine Insel namens Manhattan erwarb, die dann aber die Engländer weg nahmen.
P wie Prostitution
Ich bin ja jetzt kein puritanischer Verfechter ganz strenger Sittengesetze. Aber, Frauen, die sich öffentlich und spärlich bekleidet hinter Glas räkeln, so als wären sie lebendige Konsumwaren hinter einer Markttheke? Nicht meine Vorstellung von Menschenwürde. Im einschlägigen Viertel gibt's das übrigens auch am hellichten Tag.
Q wie Qual der Wahl
Die hat man hier wirklich. Amsterdam selbst bietet auf verhältnismäßig wenig Fläche (s. I) verhältnismäßig sehr viel Sehenswertes. Allein die diversen Museen (s. M) kann man tagelang besuchen. Dazu kommt, dass Amsterdam in der Randstad Holland gelegen ist, einem Netz von eng beisammen liegenden Städten, zu denen auch Den Haag, Utrecht, Rotterdam oder Delft gehören. Da wird einem nicht fad.
R wie Rembrandt van Rijn
Aus Leiden stammender Mann, der unter seinem Vornamen in die Kunstgeschichte eingegangen ist. Im Rembrandthuis im ehemaligen Judenviertel kann man sich ein Bild davon machen, wie er gelebt und Bilder gemacht hat. Das Haus wurde mit Hilfe von alten Inventarlisten und - no, na - Gemälden wieder in der Originalzustand versetzt. Es gibt dort auch einen Mann, der nicht gerne fotografiert wird, einem aber gerne demonstriert, wie man Radierungen anfertigt. Außerdem gibt es eine tolle Sammlung eben solcher, die vom Meister selbst stammen. Diese kleinen Kunstwerke haben mich wesentlich stärker beeindruckt als seine großen Gemälde (zB die "Nachtwache" im Rijksmuseum), die mir doch etwas düster (teilweise sicherlich auch zeitbedingt nachgedunkelt) scheinen und für meinen Geschmack etwas zu statische Darstellungen beinhalten. In biographischer Hinsicht erfährt man, dass auch Rembrandt seine düsteren Seiten hatte: sein Vermögen brachte er erfolgreich durch und eine Geliebte, die er nicht heiraten wollte, brachte er erfolgreich ins Spinhuis, das nicht so heißt, weil dort etwa irgendwelche spinnerten Frauen hingekommen wären, sondern weil die Frauen dort Zwangsarbeit leisten mussten.
S wie Säkularisierung
Zwar gibt es in den Niederlanden nach wie vor eine Minderheit strengst gläubiger Christen verschiedener Konfessionen, generell ist aber bekanntlich die Säkularisierung weit fortgeschritten. Das kann man auch in den großen Kirchen erkennen. In der Nieuwe Kerk fanden wir einen Ausstellung über die chinesische Ming-Dynastie vor, in der Oude Kerk gibt es ein Kaffeehaus, in der Zuiderkerk finden Kongresse statt. Das stelle man sich einmal in Wien vor.
Die Oude Kerk. |
T wie Toleranz
Hat in Amsterdam Tradition. Weil in Amsterdam schon im 17. Jahrhundert mehr als nur eine Glaubensrichtung geduldet wurde, zogen viele religiös und weltanschaulich Verfolgte hierher. Dabei waren es eher die Wohlhabenden und Gebildeten, die es schafften, sich ansässig zu machen, denn man wurde durch Sonderabgaben für Neuzuziehende und Andersgläubige sowie durch die generell hohen Steuern ganz ordentlich zur Kassa gebeten. Womit sich die Toleranz für die protestantischen Regierenden auch finanziell sehr ausgezahlt hat (s. U). Damit sich das nicht änderte, hielten sie die Zügel fest in der Hand und ließen gerade so viel Meinungsfreiheit und Mitbestimmung zu, wie ihnen noch akzeptabel erschien. Da war aber immer noch deutlich mehr als irgendwo sonst in Europa. Weswegen das Verlagswesen erblühte und es die philosophischen, naturwissenschaftlichen, aber auch literarischen Autoren in Scharen zu den hiesigen Verlagen zog.
U wie Unternehmergeist
Hat in Amsterdam auch Tradition. Angefangen hat es mit Heringen und deutschem Bier. Irgendwann kamen dann die Tulpenzwiebel (inklusive dramatischer Spekulationsblase), das spanische Gold und schließlich die Gewürze der Ostindischen Handelscompanie (s. O). Durch alle politischen Wirren und Kriegshändel hindurch waren die Menschen in Amsterdam immer sehr gut und erfolgreich darin, Geschäfte zu machen. Im 17. Jahrhundert, dem "Goldenen Zeitalter" erblühten die Niederlande und mit ihnen Amsterdam wirtschaftlich vollends. Voraussetzungen dafür waren ein Land, das an Rohstoffen und landwirtschaftlichem Potenzial arm, aber an urbanen Zusammenballungen schon recht bald reich war und die Menschen schon früh nötigte, innovativ zu sein und sich dem Handel zu verschreiben. Zudem das Fehlen von Feudalstrukturen, besonders nach dem Exodus der Aristokratie in Folge der Vertreibung der Spanier. Wohl wird auch der kapitalistische Geist des Calvinismus seinen Beitrag geleistet haben, ebenso die Anziehungskraft der niederländischen Provinzen für Gebildete und freie Bürger aus ganz Europa (s. T).
V wie Van Gogh
Die Ausstellung im Van Gogh - Museum (s. M) vermittelt den Eindruck, dass er eigentlich nicht besonders begabt war. Die Perspektive hat er lange überhaupt nicht so richtig hinbekommen und die Proportionen waren mehr als einmal verunglückt. Aber Vincent war ein Malerei-Nerd der Sonderklasse und werkte wie besessen an seiner Kunst und an der Zauberkiste der Farbenlehre. Schließlich verpasste er den großen Ruhm nur ganz knapp, indem er zu früh aus dem Leben schied. Heute hängt sein Spätwerk millionenfach gepostert in Wohnzimmern auf der ganzen Welt. Und wir erkennen: das Leben steckt voller Möglichkeiten.
W wie Waag
Das älteste verbliebene mittelalterliche Stadttor von Amsterdam ist De Waag am Nieuwmarkt, das so heißt, weil hier früher die Bauern ihre Waren gewogen haben. Auch zogen hier zeitweise die Chirurgen ein, weswegen dort auch die Anatomievorlesung des Dr. Tulp stattgefunden haben dürfte, die Rembrandt (s. R) gemalt hat. Im Gebäude ist heute ein Café-Restaurant.
De Waag. |
X wie XXX
Wir müssen es wahrscheinlich der schon mehrfach erwähnten Liberalität der Niederländer zuschreiben, dass der Pornokanal auf dem TV-Gerät in unserem Appartement mit dem mäßig originellen Code "1234" gesichert war. Wir, nichtsahnend und des Niederländischen nicht mächtig, hofften aber vor unserer erfolgreichen Entschlüsselung auf Film oder Sport, haben daher natürlich sofort erschrocken weiter gezappt. Fox Sports konnten wir dann leider nicht knacken.
Y wie Ypern
Ein Stadt im Westen von Belgien. Aber auch dort spricht man Niederländisch. Echt.
Z wie Zuiderzee
Also: Ursprünglich war da ein See. Dann kam es zu Überflutungen und es entstand für Jahrhunderte die Zuiderzee, wobei es sich um eine Meeresbucht handelte. In den 1930er Jahren baute man dann wieder Deiche und schuf das IJsselmeer, das ein See ist. Komische Sprache.
Freitag, 25. Oktober 2013
Mittwoch, 23. Oktober 2013
Montag, 21. Oktober 2013
Amsterdam in Buchstaben, A-K
Nach einer Reise ist Alphabet-Zeit! Diesmal im Fokus: Amsterdam.
A wie Amstel
1. Ein in Amsterdam im Jahre 1870 gegründetes und zwischenzeitlich als Bayrische Bierbrauerei Amstel firmierendes Brauereiunternehmen. Mittlerweile ausgewandert in die Provinz sowie vom Heineken-Imperium in Besitz genommen.
2. Der Fluss, der durch Nordholland ins Ijsselmeer fließt und an dessen Mündung - damals noch in die Zuiderzee (s. dazu Z) - im Mittelalter ein Fischerdorf entstanden ist, das Amstelledamme geheißen ward.
B wie Brücken
Amsterdam schaut ein bisschen so aus, als habe man Venedig mit einer norddeutschen oder skandinavischen Stadt gekreuzt. Dazu tragen vor allem die vielen Brücken bei. Nur, dass die im Vergleich zu Venedig (siehe hier) völlig barrierefrei sind. Die berühmteste unter ihnen ist die Magere Brug, der hölzerne Nachbau einer mittelalterlichen Brücke gleichen Namens, für dessen Ursprung es nur Theorien gibt.
C wie Coffeeshop
Das mit den Kaffehäusern ist kompliziert, in Amsterdam. Da gibt es die Coffeeshops, bei denen es sich nicht, wie sonst überall auf der Welt, um klinischen Läden für den schnellen Kaffee-Kick handelt, sondern man Säfte und weiche Drogen bekommt. Wobei letzteres nicht legal ist, aber toleriert wird (s. T). Dann gibt es das Koffiehuis, bei dem es sich um ein klassisches Kaffeehaus handelt und man keine Drogen (außer eben Kaffee) bekommt. Und dann gibt es noch die Braunen Cafés, bei denen es sich in Wahrheit um Kneipen handelt. Zum Glück verrät einem schon der Geruch, mit welcher Art von Etablissement man es zu tun hat.
D wie Dam
Auf die Entstehungsgeschichte der Stadt, die buchstäblich aufs Meer geschüttet bzw. gestellt worden ist, verweisen viele Straßennamen. Da gibt es Dämme, Wälle und Deiche. Der Dam ist schlicht der bedeutendste Platz von Amsterdam, auf ihm sind der Königliche Palast, das eher unansehnliche Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges sowie die Nieuwe Kerk zu finden.
E wie Exzess
Amsterdam ist ja ein bisschen das Las Vegas Europas. Insofern, als bekannt ist, dass es hier in mancherlei Hinsicht etwas lockerer zugeht. Im Fall von Amsterdam betrifft das insbesondere die lockeren Frauen (s. P) und den lockeren Rausch (s. schon C). Davon muss man aber nicht unbedingt etwas mitbekommen und man kann sich der schönen Stadt auch ganz als Kulturtourist hingeben. Erst auf unserer Rückfahrt mit dem Zug zum Flughafen kündete eine Gruppe männlicher Engländern, die rochen, als hätten sie gemeinsam in einem Bierfass übernachtet, sowie ein Mann, der beschloss, sich auf meine Schuhe zu übergeben, davon, was Amsterdam eben auch ist.
F wie Friedhof
In einer fremden Stadt schickt es sich, dass ich auch eine Friedhof besuche. Das hat weniger mit mir zu tun, als mit jemand anderem. Die Details sind weniger gruselig, als es jetzt scheinen mag. In Amsterdam bin ich aber gescheitert. Offenbar würden hier die Toten ins Wasser fallen, weswegen die großen Begräbnisstätten vernünftigerweise außerhalb von Amsterdam angelegt worden sind.
G wie Grachten
Als die Gassen des mittelalterlichen Kerns von Amsterdam zu eng wurden, zog man einen Ring von Grachten (Kanäle) um die Stadt und baute Häuserzeilen. Es war das 17. Jahrhundert und damit das "Goldene Zeitalter" der Niederlande. So schauts dann dort auch aus: ein schönes, altes Grachtenhaus neben dem anderen, eine schier nicht enden wollenden Reihe prächtiger Kulturgüter. In eben so einem typischen Grachtenhaus in der Kaizersgracht logierten wir: schmales Gebäude, hohe Räume und eine gewundene Treppe innen drin, Giebel mit Lastenbalken oben drauf, leicht nach vorne geneigt, damit die Ladung beim Hinaufziehen nicht die Fenster zerdeppert.
H wie Hausboot
Wer es sich leisten kann und einen Platz ergattert hat, parkt sein mehr oder weniger schmuckes Schinakl mitten in so einer historischen Gracht (s. G). Da hat man dann mit Glück sogar einen Anschluss von Gas bzw. fließendem Wasser (ha!) und kann sich beim Abendessen von im Touristenboot fahrenden Chinesen fotografieren lassen.
I wie I Amsterdam Card
Mit diesem Must-Have für jeden Fernreisenden hat dieser bis zu 72 Stunden freien Eintritt in (fast) jedes Museum (s. M) der Stadt und kann mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Wobei letzteres kaum nötig ist, sofern er halbwegs zentral zuhause ist. Denn Amsterdam ist sehr gut mit ausgedehnten Spaziergängen zu ergehen.
J wie Jüdisches Amsterdam
Weil Amsterdam vergleichsweise früh religiöse Toleranz übte (s. T.) und neben den verschiedensten christlichen Konfessionen auch Juden recht gut behandelte, kamen diese aus ganz Europa hierher. Und revanchierten sich, indem sie den politischen Freiheitsgedanken philosophisch weiter ausargumentierten (Spinoza) oder die Vereinigte Ostindische Handelskompanie (s. O) mitbegründeten (Isaac de Pinto). Was im 21. Jahrhundert geschah, ist traurig und bekannt, das Anne Frank Huis ist eines der berühmtesten Mahnmale dafür. Auch das im ehemaligen jüdischen Viertel nächst dem Waterlooplein gelegene Jüdische Museum, das aus drei ehemaligen Synagogen entstanden ist, ist einen Besuch wert.
K wie Künstler, bildende
In Amsterdam wird ein ziemliches Gewese um zwei Männer gemacht, denen man nachsagt, dass sie die Kunstgeschichte nicht ganz unwesentlich beeinflusst haben: Rembrandt und Van Gogh. Ersterer lebte und schaffte im jüdischen Viertel (s. J), letzterer hatte mit Amsterdam eigentlich nur eher peripher zu tun, wohnte hier, so wie an einem Dutzend anderer Orte, nur für kurze Zeit. Aber dafür hat er jetzt sein eigenes Museum (s. M). Ich finde beide gut, halte sie aber auch für ein kleines bisschen überbewertet. Allerdings brauche ich auch dringend ein neues Brillenglas. Mehr zu Rembrandt und Van Gogh übrigens unter R und V.
L-Z folgt..
A wie Amstel
1. Ein in Amsterdam im Jahre 1870 gegründetes und zwischenzeitlich als Bayrische Bierbrauerei Amstel firmierendes Brauereiunternehmen. Mittlerweile ausgewandert in die Provinz sowie vom Heineken-Imperium in Besitz genommen.
2. Der Fluss, der durch Nordholland ins Ijsselmeer fließt und an dessen Mündung - damals noch in die Zuiderzee (s. dazu Z) - im Mittelalter ein Fischerdorf entstanden ist, das Amstelledamme geheißen ward.
An der Amstel |
B wie Brücken
Amsterdam schaut ein bisschen so aus, als habe man Venedig mit einer norddeutschen oder skandinavischen Stadt gekreuzt. Dazu tragen vor allem die vielen Brücken bei. Nur, dass die im Vergleich zu Venedig (siehe hier) völlig barrierefrei sind. Die berühmteste unter ihnen ist die Magere Brug, der hölzerne Nachbau einer mittelalterlichen Brücke gleichen Namens, für dessen Ursprung es nur Theorien gibt.
Die Magere Brug |
Das mit den Kaffehäusern ist kompliziert, in Amsterdam. Da gibt es die Coffeeshops, bei denen es sich nicht, wie sonst überall auf der Welt, um klinischen Läden für den schnellen Kaffee-Kick handelt, sondern man Säfte und weiche Drogen bekommt. Wobei letzteres nicht legal ist, aber toleriert wird (s. T). Dann gibt es das Koffiehuis, bei dem es sich um ein klassisches Kaffeehaus handelt und man keine Drogen (außer eben Kaffee) bekommt. Und dann gibt es noch die Braunen Cafés, bei denen es sich in Wahrheit um Kneipen handelt. Zum Glück verrät einem schon der Geruch, mit welcher Art von Etablissement man es zu tun hat.
D wie Dam
Auf die Entstehungsgeschichte der Stadt, die buchstäblich aufs Meer geschüttet bzw. gestellt worden ist, verweisen viele Straßennamen. Da gibt es Dämme, Wälle und Deiche. Der Dam ist schlicht der bedeutendste Platz von Amsterdam, auf ihm sind der Königliche Palast, das eher unansehnliche Denkmal für die Opfer des Zweiten Weltkrieges sowie die Nieuwe Kerk zu finden.
Am Dam. Königliches Palast (links), Nieuwe Kerk (rechts) |
E wie Exzess
Amsterdam ist ja ein bisschen das Las Vegas Europas. Insofern, als bekannt ist, dass es hier in mancherlei Hinsicht etwas lockerer zugeht. Im Fall von Amsterdam betrifft das insbesondere die lockeren Frauen (s. P) und den lockeren Rausch (s. schon C). Davon muss man aber nicht unbedingt etwas mitbekommen und man kann sich der schönen Stadt auch ganz als Kulturtourist hingeben. Erst auf unserer Rückfahrt mit dem Zug zum Flughafen kündete eine Gruppe männlicher Engländern, die rochen, als hätten sie gemeinsam in einem Bierfass übernachtet, sowie ein Mann, der beschloss, sich auf meine Schuhe zu übergeben, davon, was Amsterdam eben auch ist.
F wie Friedhof
In einer fremden Stadt schickt es sich, dass ich auch eine Friedhof besuche. Das hat weniger mit mir zu tun, als mit jemand anderem. Die Details sind weniger gruselig, als es jetzt scheinen mag. In Amsterdam bin ich aber gescheitert. Offenbar würden hier die Toten ins Wasser fallen, weswegen die großen Begräbnisstätten vernünftigerweise außerhalb von Amsterdam angelegt worden sind.
G wie Grachten
Als die Gassen des mittelalterlichen Kerns von Amsterdam zu eng wurden, zog man einen Ring von Grachten (Kanäle) um die Stadt und baute Häuserzeilen. Es war das 17. Jahrhundert und damit das "Goldene Zeitalter" der Niederlande. So schauts dann dort auch aus: ein schönes, altes Grachtenhaus neben dem anderen, eine schier nicht enden wollenden Reihe prächtiger Kulturgüter. In eben so einem typischen Grachtenhaus in der Kaizersgracht logierten wir: schmales Gebäude, hohe Räume und eine gewundene Treppe innen drin, Giebel mit Lastenbalken oben drauf, leicht nach vorne geneigt, damit die Ladung beim Hinaufziehen nicht die Fenster zerdeppert.
Gracht bei Nacht |
H wie Hausboot
Wer es sich leisten kann und einen Platz ergattert hat, parkt sein mehr oder weniger schmuckes Schinakl mitten in so einer historischen Gracht (s. G). Da hat man dann mit Glück sogar einen Anschluss von Gas bzw. fließendem Wasser (ha!) und kann sich beim Abendessen von im Touristenboot fahrenden Chinesen fotografieren lassen.
Kaizersgracht mit Hausbooten |
I wie I Amsterdam Card
Mit diesem Must-Have für jeden Fernreisenden hat dieser bis zu 72 Stunden freien Eintritt in (fast) jedes Museum (s. M) der Stadt und kann mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Wobei letzteres kaum nötig ist, sofern er halbwegs zentral zuhause ist. Denn Amsterdam ist sehr gut mit ausgedehnten Spaziergängen zu ergehen.
J wie Jüdisches Amsterdam
Weil Amsterdam vergleichsweise früh religiöse Toleranz übte (s. T.) und neben den verschiedensten christlichen Konfessionen auch Juden recht gut behandelte, kamen diese aus ganz Europa hierher. Und revanchierten sich, indem sie den politischen Freiheitsgedanken philosophisch weiter ausargumentierten (Spinoza) oder die Vereinigte Ostindische Handelskompanie (s. O) mitbegründeten (Isaac de Pinto). Was im 21. Jahrhundert geschah, ist traurig und bekannt, das Anne Frank Huis ist eines der berühmtesten Mahnmale dafür. Auch das im ehemaligen jüdischen Viertel nächst dem Waterlooplein gelegene Jüdische Museum, das aus drei ehemaligen Synagogen entstanden ist, ist einen Besuch wert.
K wie Künstler, bildende
In Amsterdam wird ein ziemliches Gewese um zwei Männer gemacht, denen man nachsagt, dass sie die Kunstgeschichte nicht ganz unwesentlich beeinflusst haben: Rembrandt und Van Gogh. Ersterer lebte und schaffte im jüdischen Viertel (s. J), letzterer hatte mit Amsterdam eigentlich nur eher peripher zu tun, wohnte hier, so wie an einem Dutzend anderer Orte, nur für kurze Zeit. Aber dafür hat er jetzt sein eigenes Museum (s. M). Ich finde beide gut, halte sie aber auch für ein kleines bisschen überbewertet. Allerdings brauche ich auch dringend ein neues Brillenglas. Mehr zu Rembrandt und Van Gogh übrigens unter R und V.
L-Z folgt..
Samstag, 19. Oktober 2013
Im Kino # 23: Ron Howard - Rush
USA/D/UK 2013
Ist es ein besonders guter oder ein besonders schlechter Zeitpunkt? Die Formel Vettel langweilt derzeit wieder wie selten zuvor. Da kommt ein aufwändig produzierter Hollywood-Streifen in die Kinos, der sich mit der von manchen so bezeichneten "Goldenen Ära" der Formel 1 in den Siebziger Jahren befasst. Wobei man das mit der "Goldenen Ära" natürlich sehr differenziert sehen muss, schließlich könnte man diese Epoche auch als die "Ära des Blutvergießens" bezeichnen. Ein gefährliches Spektakel war es damals, das nun die Bühne für Ron Howards Film "Rush" abgibt.
Eine Klimax bildet demgemäß auch ein schwerer Unfall: das flammende Inferno, das Niki Lauda 1976 am Nürburgring Teile seines Gesichts und fast das Leben gekostet hätte. "Rush" erzählt Laudas Geschichte ebenso wie jene von James Hunt, dessen britischen Widersacher um die Weltmeisterschaft - und damit die Geschichte einer großen Rivalität. Ron Howard, der selbst kein Formel 1 - Fan ist, sich aber vom Drehbuch hat überzeugen lassen, hat die beiden Protagonisten treffsicher besetzt: der Superhelden-Film-erprobte Chris Hemsworth spielt den lebenslustigen Playboy James Hunt, der feinfühlige und wandlungsfähige Daniel Brühl gibt Niki Lauda.
Trotz dröhnender Motoren und turbulenter Rennstrecken-Action ist "Rush" daher bemerkenswerter Weise vor allem gelungenes Schauspieler-Kino. Es ist dabei vor allem Daniel Brühl, der heraus ragt. Seine Darstellung von Niki Lauda ist geradezu beängstigend gut. Er schafft es, jenes eigentümliche Charisma auf die Leinwand zu bringen, das eine Person wie Lauda ausmacht. Diese mit eisernem Willen gepaarte, kühle Rationalität, die schroff daher kommt, immer auf den eigenen Nutzen Bedacht ist und damit keinerlei Sympathien im herkömmlichen Sinne weckt, diese ja auch gar nicht haben will. Die aber so konsequent, so geradlinig und selbstbewusst wirkt, dass man sich einer Faszination und eines Respekts letztlich nicht ganz zu enthalten vermag.
"Rush" gestattet Lauda freilich in einem entscheidenden Moment auch Sentimentalität, ob das jetzt historisch sein mag oder auch nicht. Und schließlich steuert der Streifen auch auf ein sehr Hollywood-mäßiges Ende zu. Ein Finale, in dem Gegensätze einen Sinn erhalten und sich damit eigentlich auflösen dürfen. Das musste wohl sein. Davor liegt allerdings ein unterhaltender, in den Details stimmiger und zeitweise auch humorvoller Blick in eine vergangene Epoche der Sportgeschichte. Ron Howard findet das richtige Mischverhältnis für Drama und Action und wählt auch das richtige Erzähltempo. Das ist pures Hollywood-Kino, sauberst exekutiert.
"Rush" ist demgemäß so, wie die Formel 1 sein sollte. Nicht fad, voll der Wendungen und des sichtbar-leidenschaftlichen Einsatzes aller Beteiligten.
Meine Wertung: 3.5 aus 5 Sternen
Ist es ein besonders guter oder ein besonders schlechter Zeitpunkt? Die Formel Vettel langweilt derzeit wieder wie selten zuvor. Da kommt ein aufwändig produzierter Hollywood-Streifen in die Kinos, der sich mit der von manchen so bezeichneten "Goldenen Ära" der Formel 1 in den Siebziger Jahren befasst. Wobei man das mit der "Goldenen Ära" natürlich sehr differenziert sehen muss, schließlich könnte man diese Epoche auch als die "Ära des Blutvergießens" bezeichnen. Ein gefährliches Spektakel war es damals, das nun die Bühne für Ron Howards Film "Rush" abgibt.
Eine Klimax bildet demgemäß auch ein schwerer Unfall: das flammende Inferno, das Niki Lauda 1976 am Nürburgring Teile seines Gesichts und fast das Leben gekostet hätte. "Rush" erzählt Laudas Geschichte ebenso wie jene von James Hunt, dessen britischen Widersacher um die Weltmeisterschaft - und damit die Geschichte einer großen Rivalität. Ron Howard, der selbst kein Formel 1 - Fan ist, sich aber vom Drehbuch hat überzeugen lassen, hat die beiden Protagonisten treffsicher besetzt: der Superhelden-Film-erprobte Chris Hemsworth spielt den lebenslustigen Playboy James Hunt, der feinfühlige und wandlungsfähige Daniel Brühl gibt Niki Lauda.
Trotz dröhnender Motoren und turbulenter Rennstrecken-Action ist "Rush" daher bemerkenswerter Weise vor allem gelungenes Schauspieler-Kino. Es ist dabei vor allem Daniel Brühl, der heraus ragt. Seine Darstellung von Niki Lauda ist geradezu beängstigend gut. Er schafft es, jenes eigentümliche Charisma auf die Leinwand zu bringen, das eine Person wie Lauda ausmacht. Diese mit eisernem Willen gepaarte, kühle Rationalität, die schroff daher kommt, immer auf den eigenen Nutzen Bedacht ist und damit keinerlei Sympathien im herkömmlichen Sinne weckt, diese ja auch gar nicht haben will. Die aber so konsequent, so geradlinig und selbstbewusst wirkt, dass man sich einer Faszination und eines Respekts letztlich nicht ganz zu enthalten vermag.
"Rush" gestattet Lauda freilich in einem entscheidenden Moment auch Sentimentalität, ob das jetzt historisch sein mag oder auch nicht. Und schließlich steuert der Streifen auch auf ein sehr Hollywood-mäßiges Ende zu. Ein Finale, in dem Gegensätze einen Sinn erhalten und sich damit eigentlich auflösen dürfen. Das musste wohl sein. Davor liegt allerdings ein unterhaltender, in den Details stimmiger und zeitweise auch humorvoller Blick in eine vergangene Epoche der Sportgeschichte. Ron Howard findet das richtige Mischverhältnis für Drama und Action und wählt auch das richtige Erzähltempo. Das ist pures Hollywood-Kino, sauberst exekutiert.
"Rush" ist demgemäß so, wie die Formel 1 sein sollte. Nicht fad, voll der Wendungen und des sichtbar-leidenschaftlichen Einsatzes aller Beteiligten.
Meine Wertung: 3.5 aus 5 Sternen
Freitag, 18. Oktober 2013
Mittwoch, 16. Oktober 2013
Musikvideo des Monats September 2013
Entsinnt ihr euch der merkwürdigen, animierten Clips, die früher spätnachts auf manchen Sendern gelaufen sind und zu denen Trancemusik zu hören war? Mein aktueller Monatsmeister ist so etwas Ähnliches, aber viel besser. Die Musik ist es in jedem Fall. Das dazugehörige zehnminütige Video entführt uns in ein chaotisches Szenario nach irgendeiner planetaren Katastrophe. So sehe ich das zumindest, aber es steht jedem frei, eine eigene Interpretation zu wählen.
Eine etwas kontroversielle Wahl, ja eh, aber es hat mich unwiderstehlich hinein gesogen.
Wem das jetzt irgendwie zu viel war, der soll sich mit meiner ersten ehrenhafte Erwähnung trösten - dem singenden Schnitzel von They Might Be Giants. Das sollte man gesehen haben!
Eher verstörend, aber zugleich beeindruckend, wirkt wiederum das Video, das die britische Künstlerin FKA twigs zu ihrem Track "Papi Pacify" heraus gebracht hat. Was geschieht hier?
Informativ finde ich hingegen den Film zum Mike Skinner-Remix des Stücks "Cool Like Me" von Fryars. Er wurde auf der Londoner Fashion Week gedreht und jetzt weiß sogar ich, wie ich mich demnächst kleiden werde. Gepunktete Socken und Kopfbedeckungen mit Fell-Bommeln sind schon gekauft.
Eine etwas kontroversielle Wahl, ja eh, aber es hat mich unwiderstehlich hinein gesogen.
Wem das jetzt irgendwie zu viel war, der soll sich mit meiner ersten ehrenhafte Erwähnung trösten - dem singenden Schnitzel von They Might Be Giants. Das sollte man gesehen haben!
Eher verstörend, aber zugleich beeindruckend, wirkt wiederum das Video, das die britische Künstlerin FKA twigs zu ihrem Track "Papi Pacify" heraus gebracht hat. Was geschieht hier?
Informativ finde ich hingegen den Film zum Mike Skinner-Remix des Stücks "Cool Like Me" von Fryars. Er wurde auf der Londoner Fashion Week gedreht und jetzt weiß sogar ich, wie ich mich demnächst kleiden werde. Gepunktete Socken und Kopfbedeckungen mit Fell-Bommeln sind schon gekauft.
Dienstag, 15. Oktober 2013
Sonntag, 13. Oktober 2013
Freitag, 11. Oktober 2013
Donnerstag, 10. Oktober 2013
Road Tunes # 25
Meine beiden Internetbrowser spielen zur Zeit verrückt. Der eine verweigert es, YouTube in einer brauchbaren Weise anzuzeigen, der andere gibt seit kurzem keinen Ton mehr von sich.
Daher verzögert sich das Musikvideo des Monats auch und ist auf nach meine Urlaubsrückkehr verschoben.
Ich weiß infolgedessen auch nicht, ob das Stück von Candy Dulfer zum Anhören ist oder nicht. Aber sie ist aus Amsterdam. Und da bin ich auch grade.
Daher verzögert sich das Musikvideo des Monats auch und ist auf nach meine Urlaubsrückkehr verschoben.
Ich weiß infolgedessen auch nicht, ob das Stück von Candy Dulfer zum Anhören ist oder nicht. Aber sie ist aus Amsterdam. Und da bin ich auch grade.
Dienstag, 8. Oktober 2013
Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats September 2013
The Helio Sequence - Hall of Mirrors
Beaverton, Oregon
Gewonnene Ränge: + 5
Es fügt sich so, dass bei mir zwei Ereignisse alljährlich zusammen treffen. Einmal der sichtbare Beginn des Herbstes. Und dann der Tag, an dem wieder ein Lebensjahr vorüber ist. Da der Herbst gemeinhin mit dem sich ankündigenden Erlöschen und Absterben der Natur in Verbindung gebracht wird und man sich mit zunehmendem Alter auch so seine Gedanken über das Vergangene und die Vergänglichkeit macht, kann das eine recht spezielle Kombination sein.
Diesmal besonders, denn die letzten Woche habe ich verhältnismäßig lange im Büro verbracht, kam ich dann endlich raus, war es finster und kalt. Aber auch sonst war mein stärkster Eindruck der eines trüben, gräulich-weißen Plafond, der über das Land gelegt wurde. Jenes unheimlichen Zwischenwetters, bei dem man nichts von der Sonne zu sehen bekommt, bei dem sich aber auch die Elemente nicht zu Wort melden, indem sich angestaute Spannung in einen herzhaften Regenguss entlädt. Bei dieser Art von Witterung, die es in Linz leider öfter gibt als zB in Wien, befängt mich manchmal ein gewisses Gefühl des Eingesperrtseins, es haftet ihr etwas Klaustrophobisches an. Dazu kommt, dass ich mich in dieser Übergangszeit auch noch "gerne" erkälte - auch nicht so gut. Das alles befördert nicht unbedingt optimistische Gedanken. Es ist zu wenig Licht am Horizont.
Aber zum Glück ist in Wahrheit eh alles sehr gut, bei mir. Und mit zunehmendem Alter lernt man ja auch, die Dinge anders und besser einzuordnen. Nicht mehr zwanghaft gegen unabänderliche Rahmenbedingungen innerlich rebellieren, sondern erkennen, dass es in ihnen immer einen schier unendlichen Gestaltungsspielraum gibt. Gleichsam wie unter der dichten, flach gepressten Linzer Wolkendecke, zu deren Füßen noch immer eine ganze Welt frei liegt.
Kann sein, dass solche Erkenntnisse so etwas wie Weisheit sind.
Kann sein, dass "Hall of Mirrors" auch weise ist. Der Text ist natürlich etwas rätselhaft, aber um Selbst-Reflexion und Sinnsuche dürfte es hier schon gehen. Aber da ist vor allem die Musik, so unaufdringlich wie nachdrücklich, so unspektakulär und dennoch faszinierend. Es ist ein guter Soundtrack, um sich zurück zu lehnen und ein bisschen weise zu sein.
The Helio Sequence - Hall of Mirrors (freier Download via Rolling Stone)
The Helio Sequence - Hall of Mirrors (offizielles Video)
Beaverton, Oregon
Gewonnene Ränge: + 5
Es fügt sich so, dass bei mir zwei Ereignisse alljährlich zusammen treffen. Einmal der sichtbare Beginn des Herbstes. Und dann der Tag, an dem wieder ein Lebensjahr vorüber ist. Da der Herbst gemeinhin mit dem sich ankündigenden Erlöschen und Absterben der Natur in Verbindung gebracht wird und man sich mit zunehmendem Alter auch so seine Gedanken über das Vergangene und die Vergänglichkeit macht, kann das eine recht spezielle Kombination sein.
Diesmal besonders, denn die letzten Woche habe ich verhältnismäßig lange im Büro verbracht, kam ich dann endlich raus, war es finster und kalt. Aber auch sonst war mein stärkster Eindruck der eines trüben, gräulich-weißen Plafond, der über das Land gelegt wurde. Jenes unheimlichen Zwischenwetters, bei dem man nichts von der Sonne zu sehen bekommt, bei dem sich aber auch die Elemente nicht zu Wort melden, indem sich angestaute Spannung in einen herzhaften Regenguss entlädt. Bei dieser Art von Witterung, die es in Linz leider öfter gibt als zB in Wien, befängt mich manchmal ein gewisses Gefühl des Eingesperrtseins, es haftet ihr etwas Klaustrophobisches an. Dazu kommt, dass ich mich in dieser Übergangszeit auch noch "gerne" erkälte - auch nicht so gut. Das alles befördert nicht unbedingt optimistische Gedanken. Es ist zu wenig Licht am Horizont.
Aber zum Glück ist in Wahrheit eh alles sehr gut, bei mir. Und mit zunehmendem Alter lernt man ja auch, die Dinge anders und besser einzuordnen. Nicht mehr zwanghaft gegen unabänderliche Rahmenbedingungen innerlich rebellieren, sondern erkennen, dass es in ihnen immer einen schier unendlichen Gestaltungsspielraum gibt. Gleichsam wie unter der dichten, flach gepressten Linzer Wolkendecke, zu deren Füßen noch immer eine ganze Welt frei liegt.
Kann sein, dass solche Erkenntnisse so etwas wie Weisheit sind.
Kann sein, dass "Hall of Mirrors" auch weise ist. Der Text ist natürlich etwas rätselhaft, aber um Selbst-Reflexion und Sinnsuche dürfte es hier schon gehen. Aber da ist vor allem die Musik, so unaufdringlich wie nachdrücklich, so unspektakulär und dennoch faszinierend. Es ist ein guter Soundtrack, um sich zurück zu lehnen und ein bisschen weise zu sein.
The Helio Sequence - Hall of Mirrors (freier Download via Rolling Stone)
The Helio Sequence - Hall of Mirrors (offizielles Video)
Sonntag, 6. Oktober 2013
Freitag, 4. Oktober 2013
Zerfall
Der Alte vom Gelde attackiert, feuert und klagt seine MitarbeiterInnen, weil die nicht ausreichend Prozente abgeworfen haben. Wie lange dauert es also jetzt, bis sich das gesamte Team von ihm wieder absentiert hat, bis sich die freien Mandatare ihres freien Mandats entsinnen und dieses womöglich wieder auf den Markt werfen? Und was liegt näher als eine ehemalige Gesinnungsgemeinschaft! Und, was kriegen wir dann?
Richtig. Eine schwarz-blaue oder sogar eine blau-schwarze Mehrheit. Und das, wo der Flurschaden, den dieses Experiment beim ersten Mal angerichtet hat, noch lange nicht behoben ist. Schöne Aussichten.
Richtig. Eine schwarz-blaue oder sogar eine blau-schwarze Mehrheit. Und das, wo der Flurschaden, den dieses Experiment beim ersten Mal angerichtet hat, noch lange nicht behoben ist. Schöne Aussichten.
Donnerstag, 3. Oktober 2013
Dienstag, 1. Oktober 2013
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