Freitag, 25. September 2009

Ein Winzer trifft..

Josef Pühringer

Es war einen wunderschöner Spätsommertag, ich glaube, es war das Jahr 2003. Ich saß in Bad Ischl auf der Esplanade beim Zauner, als ich der Anwesenheit des Landeshauptmannes am Nebentisch gewahr wurde. Ich hatte ihn zuerst gar nicht bemerkt, da er nahezu in einem der großen Sessel verschwand, die man einige Jahr zuvor angeschafft hatte, nachdem niemand geringerer als Helmut Kohl einmal in einem der eng gebauten Vorgängermodelle stecken geblieben war und von der Ischler Freiwilligen Feuerwehr hatte herausgeschnitten werden müssen (der erste Teil dieser Geschichte stimmt, der zweite nicht). Er war von einem Schwadron dunkel gekleideter 20-Jähriger umgeben , die ungemein betroffen dreinschauten, vielleicht weil sie alle bei der JVP waren, aber nur ein Mineralwasser hatten bestellen dürfen. Der Landeshauptmann schaute auch ganz verdrießlich, offensichtlich bitzelte er gerade heftig in sich hinein. Eine gefährliche Situation. Man rechnete irgendwie damit, dass er jeden Augenblick implodieren könnte und ein riesiges schwarzes Loch alles rundherum verschlingen würde, ein Drama aus schreienden Menschen und fliegenden Zaunerstollen.

Die Legende will es ja, dass sich Josef Pühringer jeden Sommer einige Tage in Ischl aufhält, so wie dazumals der Kaiser selig. Nur, dass Pühringer nicht in der Kaiservilla residiert, sondern im Hotel des Ischler ÖVP-Chefs, des ewigen Zweiten der hiesigen Bürgermeisterwahlen. Die befindet sich allerdings in unmittelbarer Nachbarschaft der Kaiservilla. Die halten sie vermutlich frei, falls der Chef der Raiffeisen-Bank einmal spontan in Ischl vorbeischauen möchte.


Erich Haider

Damals, als ich noch im ersten meiner beiden sozialdemokratischen Studentenheime wohnte - genau genommen war es das Jahr 1998 - ereilte uns eines Tages durch unseren radikal-sozialistischen Hausmeister eine mysteriöse Einladung. Die WIST (das war der Heimträger) freue sich sehr darauf, uns kennen zu lernen, hieß es da. Wir seien ganz herzlich ins Hauptheim zu Würstel und Bier eingeladen. Einfach so. Weil man uns so gern habe. Da ich an jenem Abend in Wien war, wurde leider nichts daraus. Daher konnte ich auch nicht die persönliche Bekanntschaft von Erich Haider machen, der dann, so wurde berichtet, zufällig auch anwesend war und mit sehr berührenden Worten seinen harten Lebensweg (Arbeiterkind - Informatikstudium - Ehefrau - SPÖ) schilderte. Er verstehe die Nöte der Studentenschaft und gönne ihnen daher Bier und Würstel von Herzen. Man solle das bei der kommenden Wahl bitte bedenken.

Meine erste persönliche Begegung mit Herrn Haider hatte ich letztes Jahr. Am Vortag hatte sich der wesentlich bekanntere Politiker gleichen Namens auf fahrlässige Art und Weise selbst ums Leben gebracht. Der lebende Haider nahm sehr hastig ein Amnesty-Flugblatt entgegen und verschwand Richtung OK-Platz. Wenige Wochen später schaute er dann auch noch durch meine Bürotüre.


Rudolf Anschober

Herrn Anschober habe ich das erste Mal auf einer Grünen Wahlparty am Uhrfaraner Jahrmarktgelände getroffen, das mag so ca. 2006 gewesen sein. Ich war mit D. und Freundinnen von D. dort, wir wollten primär die Sofa Surfers sehen. Rudi Anschober und Gabriela Moser standen bei einem Tischchen und tranken Sodawasser. Dann kamen die Sofa Surfers und die windschiefe Holzkonstruktion der Jahrmarktbude wackelte wie wild.

Letztes Jahr habe ich Rudi Anschober dann mehrmals in Kaffehäusern gesehen, am hellichten Tag und umgeben von kleineren Menschentrauben. Er war braungebrannt, wie eine lebende Werbefläche für Solarenergie. Vielleicht waren aber auch nur Unmengen von Kaffee dafür verantwortlich.


Manfred Haimbuchner

Manfred ist, ironischer Weise, der einzige Spitzenkandidat mit dem ich per Du bin (zumindest waren wir das, als wir uns das letzte Mal trafen). Er war tatsächlich einer der ersten, mit dem ich mich nach den Vorlesungen auf der Linzer Uni länger unterhalten habe. Abgesehen von der Tatsache, dass sein Vater ein blauer Bürgermeister war, in dessen Fußstapfen er zu treten beabsichtigte, war er eigentlich ein auffällig netter Komilitone. Er erkundigte sich als einziger danach, wie es mir als Neuzuwanderer nach Oberösterreich so ergehe. Ich gab zu, dass ich mich noch sehr fremd fühlte, weswegen ich sogar zum Wienerwald essen ginge. Er lachte mitleidig.

Allerdings soll er im Alkohol geschwängerten Kontext seiner Burschenschaft, in deren Bude angeblich Bilder von sonderbaren Gestalten aus der Vergangenheit an der Wand hängen, auch ganz andere Dinge über Neuzuwanderer gesagt haben. Da war ich aber nicht dabei, davon habe ich nur gehört.


Ursula Haubner

Vielleicht ist mir SEINE Schwester einmal in Bad Ischl begegnet, als sie dort noch an der "Knödlakademie" Kochen und Stricken unterrichtet hat. Aber da war ich dann noch ganz klein und ER war gerade erst FPÖ-Obmann geworden. Sie ist ja auch erst dank IHM politisch groß rausgekommen. Sie ist aber die einzige Spitzenkandidatin, die mir persönlich nicht erinnerlich ist, dafür bin ich IHM schon einmal begegnet (und das tieftraurige "Auf Wiederschauen", dass ER mir damals entgegenwarf, macht mich heute nachdenklich..). Und in Wahrheit gehts ja auch nur um IHN, wie das BZÖ landauf, landab auf allen Plakatwänden verkündet.

5 Kommentare:

Hannes hat gesagt…

Bitte um nähere Aufklärung bezüglich des Heiligen Jörg!

Ein Winzer hat gesagt…

Auch ich kann, so fürchte ich, den Kärntnern die Aufklärung, die sie so dringend benötigen, nicht geben..

Oder, wie war deine Frage genau gemeint?

Hannes hat gesagt…

Eine nähere Beschreibung des Treffens mit St. Jörg. Wie und wann hat er sich melancholisch von Dir verabschiedet!?

Ein Winzer hat gesagt…

An einem Allerseelen-Tag im Ischler Café Zauner (nicht auf der Esplanade, sondern in der Pfarrgasse). Er war in Begleitung seiner Gefährtin (ich rede von Claudia). Er sah alt und müde aus (ich hätte ihn deshalb zuerst fast nicht erkannt), sah mich mit tiefer Traurigkeit an und sagte "Auf Wiederschaun."

Hannes hat gesagt…

das ist eine traurige geschichte...

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