Nichts kann so billig sein, dass es nicht doch für irgend jemanden von Wert ist. Die Absage des Wiener Michael Jackson-Tribute-Konzertes, zum Beispiel, nutzt der Seite-eins-Kolumnist "dm" der Oberösterreichischen Nachrichten in der gestrigen Ausgabe zu dumpf-populistischem Wien-Bashing.
Nach einigen halbsatirischen Worten über den bekannten Geschehensablauf rund um das im Rohr krepierte Mega-Event, kommt die Schlusspointe: "Und in Wien zollt man nicht Michael Jackson Tribut, sondern der eigenen Unfähigkeit." Hoho, *schenkelklopf*!
Das ist nicht nur eine platte Vereinfachung und pauschale Beleidigung einer großen Gruppe von Menschen (aller Wiener, nämlich), sondern zudem angesichts einer nicht unbeträchtlichen Zahl groß angekündigter und dann doch gescheiterter Linz09-Events besonders peinlich.
Und es entbehrt im Übrigen auch der objektiven Grundlage. Denn dass die Stadt Wien für die gelungene Organisation eines Welt-Ereignisses mit gewaltigem Werbewert und beachtlicher Umwegrentabilität eine Förderung in Aussicht stellt, ist im Kulturbetrieb Gang und Gäbe. Dass die (noch unverbindliche) Förderzusage schließlich wieder zurück gezogen wurde, ist angesichts des offenkundigen Scheiterns der Organisatoren nur professionell. Bei der Entscheidung, ein mögliches Engagement der Stadt Wien derart öffentlich zu verkünden, mögen Wahlkampferwägungen der Wiener SPÖ eine Rolle gespielt haben. Das hat aber noch lange nichts mit einer genetisch oder sonstwie bedingten grundlegenden Unfähigkeit der Wiener zu tun, sondern ist bekanntes Politiker-Verhaltensmuster.
Die Oberösterreichischen Nachrichten täten gut daran, sich zu überlegen, ob sie derartige Ausfälle in Zukunft verantworten wollen, wollen sie als Regionalzeitung und nicht als Provinzblatt durchgehen.
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