Dienstag, 24. April 2007

Epitaph auf einen Trinker

Jetzt sowas zu schreiben wie "schwerer Schlag für die russischen Wodkabrennereien" wäre pietätlos. Boris Jelzin mag vielleicht korrupt und dem Wodka allzu sehr zugeneigt gewesen sein. Er mag mit seiner verfilzten Regierungspraxis auch einiges dafür getan haben, dass Putin hernach seine Säuberungsaktionen und seinen Gang in den Autoritarismus wohlfein legitimieren konnte.


Aber, erinnern wir uns zurück an das Jahr 1991. Im August putschten uniformierte Wiedergänger aus dem Reiche des Sowjetsozialismus. Sie wollten Gorbatschow stürzen, den Wandel stoppen. Ich weiss noch, wie ich damals vor dem Fernsehgerät den Atem anhielt. Es war einer jener Momente, in denen die Weltgeschichte an der Kippe steht, zumindest empfand ich es damals so. Jelzin stellte sich den Putschgenerälen entgegen. Gut, er wusste vermutlich, dass die Armee im Begriff war, ihnen die Gefolgschaft zu verweigern. Aber wer kann schon sagen, wieviel der persönliche Einsatz des Präsidenten Russlands Jelzin dazu beigetragen hat, diese Krise rasch zu Ungunsten der Verfechter der alten Ordnung zu entscheiden?

Jelzin hält seine Ansprache vor den Panzern vor dem Weißen Haus in Moskau, das waren starke Bilder, und sie sind hängen geblieben. Und bei allem Unheil, das von dem Nachfolger jetzt wieder ausgeht: Die Figur des Boris Jelzin vor den Panzern markierte einen der erfreulichsten Wendepunkte des 20. Jahrhunderts - das Ende des so genannten "Kalten Krieges" und der (teil-globalen) Sowjetdiktatur.

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