Sonntag, 9. November 2008

Stockholm in Buchstaben

Ein rasches, ganz subjektives ABC meines Stockholm-Trips.

A wie Armut & Alkoholismus: Ich weiß nicht, wie die das machen, die Stockholmer. Entweder sie verstecken sie irgendwo, die Obdachlosen, die Bedauernswerten, die Gezeichneten. Oder es gibt sie dort wirklich nicht. Vielleicht waren wir ja in den "falschen" Vierteln unterwegs, aber in vier Tagen in Schwedens Kapitale habe ich genau einen Bettler gesehen, der ganz ordentlich daherkam, einen alkoholisierten Menschen getroffen, der sehr fröhlich in der U-Bahn musiziert hat und eine Gruppe von blitzblanken Bahnhof-Punks erblickt, die alle mit feiner Markenkleidung angetan waren. Der durchschnittliche Stockholmer jedenfalls kam ungemein proper-wohlhabend daher.

B wie Balltreten: Die schwedische Fußballnationalmannschaft lächelt einem von diversen Kaugummipackungen entgegen und im Fernsehen werden laufend Partien aus den großen europäischen Fußballligen übertragen.

C wie Computerspiele: Anscheinend sehr populär, wie häufige Werbespots in Fernsehen und Kino - hauptsächlich für Ego-Shooter- andeuten.

D wie Damen: Groß, blond, schlank. Wers mag..

E wie Englisch: Die zweite Muttersprache der Schweden. Löste 1945 (!) Deutsch als Pflichtschulfach ab und ist dank Untertitelung sämtlicher englischsprachiger Filme und Serien auf allen Kanälen in den Zungen der Einheimischen fest verankert.

F wie Fischen: Tun die Stockholmer mitten in ihrer Stadt, auf Brücken oder gar in Kanälen stehend.

G wie Getränke: Das beste Mittel gegen Alkoholkonsum im Übermaß sind nicht die Preise, sondern der Geschmack des hiesigen Bieres. Da verzichtet man gerne.

H wie Heidi Klum: Hat auch im schwedischen Fernsehen eine eigene Castingshow. Allerdings treten hier keine Laufsteggerippe gegeneinander an, sondern ModedesignerInnen..

I wie italienisches Essen: Ja, waren wir. Mehrmals.

J wie Jugendherbergen: Beim nächsten Mal vielleicht doch buchen. Nichts gegen unser nettes Appartment eines schwedischen Psychologiestudenten, aber Jugendherbergen sind hier wirklich sehr originell untergebracht - eine auf einem Schiff, eine in einem ehemaligen Gefängnis..

K wie Kommunikation: Die Möglichkeiten des Kommunizierens werden vom Stockholmer/der Stockholmerin nur genutzt, wenn unbedingt vonnöten (z.B. man ist KellnerIn und muss Bestellungen aufnehmen). Dann aber freundlich und untadelig. Ansonsten schweigt man eher. Auch im öffentlichen Raum, wo sich Beschilderungen und sachdienliche Hinweise in Grenzen halten.

L wie Lärmpegel: Ein Restaurantraum voller Schweden macht demnach weniger Lärm als eine einzige Abendessens-Gesellschaft in unseren Breiten.

M wie Marschmusik: Die Musikkapelle der Königlichen Schlosswache hat altmodisch anmutende Uniformen an, aber der Rhythmus, den sie spielen, ist zünftig neuen Zeiten angepasst und gemahnt an den Karneval in Rio!

O wie Ordnungswidrigkeit: Es ist üblich, erlaubt, ja erwünscht auch bei roter Ampel die Straße zu überqueren, solange kein Auto in der Nähe dräut!

N wie Nacht: Beginnt um diese Jahreszeit schon um ca. 16.30 hereinzubrechen. Zum Glück gibt es Fernsehen.

P wie Preise: Im Großen und Ganzen auf Wiener Niveau. Es gibt vielleicht einen etwas größeren Anteil an etwas teureren Lokalen.

Q wie "Quantum Of Solace": Neuer Bond-Streifen. Am letzten Abend im Sergels-Kino auf Englisch mit schwedischen Untertiteln gesehen.

R wie Rauchen: Verboten!

S wie Schiff: Die "Vasa", jenes designierte Flaggschiff der Flotte von König Gustav II. Adolf, das 1628 auf seiner Jungfernfahrt im Hafen von Stockholm versank und 1961 erstaunlich gut erhalten aus dem Brackwasser gefischt wurde, ist zu Recht die größte Touristenattraktion von ganz Skandinavien. Sehr imposant!

T wie "Trick or Treat": Halloween dürfte im stark säkularisierten Schweden von besonderer Bedeutung sein. Die Feierlichkeiten zogen sich offensichtlich über das ganze Wochenende hin.

U wie Untergrundbahn: Heißt hier Tunnelbanen (oder so ähnlich), ist sehr sauber, manchmal sehr voll und hat die geduldigsten Fahrer der Welt. Mehr als einmal schlenderten wir in der sicheren Gewissheit, diese U-Bahn nicht mehr zu erreichen zum Bahnsteig hinunter, waren jedoch chancenlos..

V wie Vorspeise: (Kraut-)Salat und Brot als Vorspeise ist oft dabei - und inklusive!

W wie Weltrekord: Aufgrund der Mega-Rushhour in der U-Bahn am frühen Freitagnachmittag habe ich bei diesem Spiel vermutlich eine Million Punkte erzielt.

X und Y: Hab ich auch beim Scrabble nie angebracht..

Z wie Zufriedenheit: Man lacht hier eher seltener. Dafür schaut man aber auch nur selten richtig unglücklich drein.

Übermorgen dann: Stockholm in Bildern!

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

ich hatte schon das vergnügen, im stockholmer gef... äh ... in der jugendherberge zu übernachten ;)

Ein Winzer hat gesagt…

Sozusagen hinter schwedischen Gardinen!

Entschuldige, ich konnte es nicht unterdrücken..

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