Dieses Video ist quasi das österreichische Gegenstück zu "Thriller". Jedoch mit sozialkritischem Hintergrund. Ein Schocker!
Dank an Alex P.
Sonntag, 31. Oktober 2010
Donnerstag, 28. Oktober 2010
Schon wieder
Morgen tue ich es schon wieder. Ich steige in ein Flugzeug, einfach nur, weil ich mir eine andere Stadt (Kopenhagen) und ein anderes Land (Dänemark) anschauen will. Addiert man die tausenden Kilometer, die ich mich unlängst in einem SUV durch die südwestlichen Vereinigten Staaten..äh..chauffieren hab lassen, dann ergibt das ein Jahr mit durchaus beachtlichem ökologischen Fußabdruck. Zugute halten muss man mir allerdings, dass ich kein Auto besitze und sonst die meisten meiner Wege zu Fuß oder mit der Bahn absolviere.
Trotzdem fürchte ich mich ein bisschen vor der Rache von Mutter Natur und insgeheim male ich mir aus, dass die unheimliche Unkrautpflanze, die meine Freundin einmal aus einem Mistkübel gerettet hat und die jetzt auf dem Fensterbrett neben unserem Bett lauert, eines Nachts würgend über mich herfällt: Nimm dies, Umweltstrolch!
New York, Kalifornien, jetzt Kopenhagen. Dazu noch eine Reise nach Berlin per Zug. Wie es dieses Jahr dazu kam? Ich glaube, ich konnte einfach nicht Nein sagen.
Und das hab ich jetzt davon: die Lust, neue Dinge zu sehen, ist schon leicht abgekühlt und ich sitze - auch körperlich erkältet - wieder da und treffe Reisevorbereitungen. Aber egal, im Nachhinein wird es wieder eine bereichernde Erfahrung gewesen sein.
Was ich damit eigentlich sagen will: Ich werde voraussichtlich eine knappe Woche auf diesem Blog Ruhe geben. Dranbleiben lohnt sich aber nicht nur wegen eines Halloween-Specials, das ich bereits vorbereitet habe, sondern auch, weil wir nach meiner Rückkehr endlich erfahren werden, wie die Jahresumfrage 2009 ausgegangen ist. Versprochen!
Eingebildete Bedrohung.
Reale kleine Plagegeister.
Trotzdem fürchte ich mich ein bisschen vor der Rache von Mutter Natur und insgeheim male ich mir aus, dass die unheimliche Unkrautpflanze, die meine Freundin einmal aus einem Mistkübel gerettet hat und die jetzt auf dem Fensterbrett neben unserem Bett lauert, eines Nachts würgend über mich herfällt: Nimm dies, Umweltstrolch!
New York, Kalifornien, jetzt Kopenhagen. Dazu noch eine Reise nach Berlin per Zug. Wie es dieses Jahr dazu kam? Ich glaube, ich konnte einfach nicht Nein sagen.
Und das hab ich jetzt davon: die Lust, neue Dinge zu sehen, ist schon leicht abgekühlt und ich sitze - auch körperlich erkältet - wieder da und treffe Reisevorbereitungen. Aber egal, im Nachhinein wird es wieder eine bereichernde Erfahrung gewesen sein.
Was ich damit eigentlich sagen will: Ich werde voraussichtlich eine knappe Woche auf diesem Blog Ruhe geben. Dranbleiben lohnt sich aber nicht nur wegen eines Halloween-Specials, das ich bereits vorbereitet habe, sondern auch, weil wir nach meiner Rückkehr endlich erfahren werden, wie die Jahresumfrage 2009 ausgegangen ist. Versprochen!
Eingebildete Bedrohung.
Reale kleine Plagegeister.
Mittwoch, 27. Oktober 2010
Wir sind Blödmann
Robert Palfrader als Kaiser hatte so viel Potenzial. Die Idee, ihn im öffentlich-rechtlichen Fernsehen als Hofnarren zu installieren, der über alles und jeden herziehen darf, sich aber gleichzeitig als Mittelpunkt der Welt versteht, weswegen ihm jeder Talk-Gast größten Respekt zu zollen hat, war von einer Qualität, wie man sie im ORF schon lange nicht mehr sah. Für Palfrader bot sich hier nicht nur die Gelegenheit, seine schauspielerischen Fähigkeiten einem sehr großen Publikum zu präsentieren, er fand auch einen perfekten Entwurf zum Persiflieren des Österreichertums vor, den er phasenweise glänzend nutzte.
Und dann das: bei der gestrigen Comeback-Show jagte eine schlechte Pointe die andere, wurde das Publikum durch quälend halblustige Spielchen getrieben, vor allem aber mit immer denselben Adabeis gequält, die ihre Selbstachtung gegen einen Platz im vermeintlichen Hauptabend-Quotengewitter eingetauscht hatten. Eine Gala der Banalitäten, die zu allem Überfluss schlecht durchdacht und geprobt schien und bei der man ganz gerne nachher einmal nicht die Einschaltquote, sondern die Abschaltquote erfahren hätte (unter letztere bin schlussendlich auch ich gefallen).
Natürlich zehrt sich eine Idee wie "Wir sind Kaiser" mit der Zeit etwas aus. Aber, dem mit einer kompletten Verblödelung zu begegnen, ist eine Kapitulationserklärung. Das hat sich der Nationalfeiertag nicht verdient. Und schon gar nicht Robert Palfrader.
Böse Zungen werden jetzt vielleicht sagen, eine operettenhafte Blödelei mit einer Horde Adabeis sei sogar sehr Österreich. Das will ich aber nicht glauben.
Und dann das: bei der gestrigen Comeback-Show jagte eine schlechte Pointe die andere, wurde das Publikum durch quälend halblustige Spielchen getrieben, vor allem aber mit immer denselben Adabeis gequält, die ihre Selbstachtung gegen einen Platz im vermeintlichen Hauptabend-Quotengewitter eingetauscht hatten. Eine Gala der Banalitäten, die zu allem Überfluss schlecht durchdacht und geprobt schien und bei der man ganz gerne nachher einmal nicht die Einschaltquote, sondern die Abschaltquote erfahren hätte (unter letztere bin schlussendlich auch ich gefallen).
Natürlich zehrt sich eine Idee wie "Wir sind Kaiser" mit der Zeit etwas aus. Aber, dem mit einer kompletten Verblödelung zu begegnen, ist eine Kapitulationserklärung. Das hat sich der Nationalfeiertag nicht verdient. Und schon gar nicht Robert Palfrader.
Böse Zungen werden jetzt vielleicht sagen, eine operettenhafte Blödelei mit einer Horde Adabeis sei sogar sehr Österreich. Das will ich aber nicht glauben.
Montag, 25. Oktober 2010
Bücher, fast geschenkt
Wir sind zweimal im Jahr ziemlich hart am Arbeiten, um diesen Flohmarkt auf die Beine zu stellen. Aber das ist überhaupt kein Grund, um da hinzugehen. Auch die Tatsache, dass man damit unsere ehrenamtliche Tätigkeit unterstützen kann, ist nur ein Nebenaspekt (das könnte man auch mit einem Erlagschein).
Vielmehr ist es einfach eine sehr, sehr gute Gelegenheit, die eigene Bibliothek sehr preiswert zu ergänzen.
Samstag, 23. Oktober 2010
Melendez live gegen die Todesstrafe
Der Auftritt von Juan Melendez auf der Kepler-Uni ist auch auf einem Video festgehalten, das auf Vimeo zu sehen ist.
Juan Roberto Melendez in Linz from mucius valerius on Vimeo.
Donnerstag, 21. Oktober 2010
Kronzeuge gegen die Todesstrafe
Siebzehn Jahre, acht Monate und einen Tag - solange saß Juan Roberto Melendez in einem sehr speziellen Trakt eines Gefängnisses in Florida. Bis kurz vor Ende dieses langen Zeitraumes war er der Überzeugung, dass man ihn hinrichten würde. Wäre er nicht in Florida in der Todeszelle gelandet, sondern in einem jener US-Bundesstaaten, in denen vom Urteilsspruch bis zur Hinrichtung weniger Zeit vergeht, so wäre er zu diesem Zeitpunkt vermutlich schon tot gewesen. Und wahrscheinlich hätte niemals irgendjemand erfahren, dass er unschuldig war.
Heute reist Juan Melendez durch die Lande und berichtet von dem, was ihm widerfahren ist. Letzte Woche befand er sich gemeinsam mit seiner Begleitung, der Strafverteidigerin Judi Caruso, auf Einladung von Amnesty International in Österreich. Das Referat für Gesellschaftspolitik der Johannes Kepler-Universität Linz hat diese Gelegenheit ergriffen und ihn zu einer eigenen Veranstaltung am letzen Donnerstag auf der Kepler-Uni eingeladen. Und das ebenso mit Recht wie mit Erfolg: Hundertzwanzig Menschen sind gekommen, um Melendez zu erleben und sie erlebten einen leidenschaftlichen und lebendigen Vortrag, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kam. "Ich mag es, wenn die Leute lachen", sagt Melendez.
Dabei ist die Geschichte, die er erzählt, eigentlich eine tieftraurige. 1984 war es, als ihn ein persönlicher Feind und Polizeiinformant mit dem Mord am Besitzer eines Schönheitssalones in Verbindung brachte. Obwohl es keinerlei Sachbeweise für diese Behauptung gab, wurde Juan Melendez, der dem Prozess mangels Englischkenntnissen praktisch nicht folgen konnte, zum Tode verurteilt. Zeugenaussagen, wonach der wirkliche Täter die Bluttat zugegeben hatte, wurde vom Gericht kein Glauben geschenkt.
In seinem Vortrag berichtete Melendez davon, wie er sich danach fühlte, im Todestrakt. Er erzählte, wie Wut und Hass von ihm Besitz ergriffen, wie er schließlich beschloss, sich das Leben nehmen, wie so viele andere, die in seiner Situation waren. Doch ein herrlicher Traum von seiner Kindheit auf Puerto Rico brachte ihn dazu, seinen Entschluss zu überdenken. Seitdem war er davon überzeugt, dass der Himmel noch etwas mit ihm vorhatte.
Anstatt sich das Leben zu nehmen, begann der Inhaftierte, die englische Sprache zu lernen, er lernte richtig zu lesen und zu schreiben. Er schloss innige Freundschaften mit seinen Mitinsassen und holte sich betend Kraft. Juan Melendez fasste neuen Mut, wenngleich die Bedingungen in der Haft hart waren, wo Ratten in den Zelle lebten und den Todeskandidaten nur eine mangelhafte medizinische Versorgung gewährt wurde.
Mit neuem Mut und neuen Sprachkenntnissen ausgestattet, versuchte er nun, sein Schicksal wieder in die eigenen Hände zu bekommen. Entscheidend dafür, dass dies schließlich gelang, war eine neue Anwältin, die in den Akten ihres Vorgängers ein Tonband fand, das erstaunlicher Weise das Geständnis des Mörders von 1984 enthielt. Das Verfahren gegen Juan Melendez wurde neu aufgerollt, neue Beweismittel tauchten auf, die ihn entlasteten, zugleich den wahren Täter überführten.
Nach siebzehn Jahren, acht Monaten und einem Tag wurde Melendez aus der Haft entlassen. Was er draußen vorfand, war eine Welt, die sich stark verändert hatte ("als ich ins Gefängnis kam, hörten wir noch Audiokassetten" sagt er). Und er hatte einen Mission: die Welt davon zu überzeugen, dass die Todesstrafe Unrecht ist, auch wenn sie in menschlichen Gesetzen stehen mag. Vom Staat Florida, der ihn mehr als siebzehn Jahr unschuldig dem Tode geweiht hatte, erhielt er nahezu keine Starthilfe in seine neue Existenz: 100 Dollar und etwas Kleidung, das war alles.
Juan Melendez ist kein Einzelfall. Er ist bereits die neunundneunzigste Person, die seit der Widereinführung der Todesstrafe in den Vereinigten Staaten im Jahre 1973 aus der Todeszelle entlassen wurde, weil sich ihre Unschuld herausgestellt hat. Irren ist menschlich, aber die Todesstrafe ist es nicht: wo es die Todesstrafe gibt, sterben nahezu zwangsläufig Unschuldige. Und kein Gericht der Welt kann einen Hingerichteten wieder zum Leben erwecken. Die Todesstrafe ist endgültig. Doch auch, wenn es keine Unschuldigen trifft, ist die Todesstrafe wegen ihres grausamen Charakters als unmenschlich zutiefst abzulehnen. Sie hat zudem keine abschreckende Wirkung.
Im Fall der USA kommt noch hinzu, dass Rassismus im fatalen System der Todesstrafe eine wesentliche Rolle spielt. Angehörige von Minderheiten, denen man vorwirft, Weiße getötet zu haben, werden statistisch gesehen weitaus häufiger zum Tode verurteilt als andere Täter. Das Urteil fällen dabei oft Jurys, in denen überproportional viele Weiße sitzen. Denn nur, wer der Todesstrafe grundsätzlich bejahend gegenübersteht, kann nach der inneren Logik der Strafgesetze Mitglied einer solchen Jury werden - und das sind häufig Weiße, die - auch das ist durch wissenschaftliche Untersuchungen untermauert - aufgrund einer ausgeprägten "Law&Order"-Gesinnung dazu tendieren, Entlastendes beiseite zu schieben.
Ich habe die Freude gehabt, Juan und seine Begleiterin Judi (der wir unter anderem die eben wiedergegeben, spannenden Ausführungen zur Rassismus-Problematik verdanken) während ihres Aufenthaltes in Linz kennen lernen zu dürfen. Ich war begeistert vom positiven, aber doch zutiefst ernsthaften Auftreten der beiden, von ihrem tiefen Engagement und von Juans Sinn für Humor. Ich wünsche Juan, dass sich sein größter Traum erfüllt und er noch den Tag erleben wird, an dem unmenschliche Praxis der Todesstrafe von dieser Erde verschwunden ist. Juan Melendez ist mein Kronzeuge gegen die Todesstrafe.
Juan steht nicht alleine. Wer will kann seine Sache unterstützen - zum Beispiel HIER.
Heute reist Juan Melendez durch die Lande und berichtet von dem, was ihm widerfahren ist. Letzte Woche befand er sich gemeinsam mit seiner Begleitung, der Strafverteidigerin Judi Caruso, auf Einladung von Amnesty International in Österreich. Das Referat für Gesellschaftspolitik der Johannes Kepler-Universität Linz hat diese Gelegenheit ergriffen und ihn zu einer eigenen Veranstaltung am letzen Donnerstag auf der Kepler-Uni eingeladen. Und das ebenso mit Recht wie mit Erfolg: Hundertzwanzig Menschen sind gekommen, um Melendez zu erleben und sie erlebten einen leidenschaftlichen und lebendigen Vortrag, bei dem auch der Humor nicht zu kurz kam. "Ich mag es, wenn die Leute lachen", sagt Melendez.
Dabei ist die Geschichte, die er erzählt, eigentlich eine tieftraurige. 1984 war es, als ihn ein persönlicher Feind und Polizeiinformant mit dem Mord am Besitzer eines Schönheitssalones in Verbindung brachte. Obwohl es keinerlei Sachbeweise für diese Behauptung gab, wurde Juan Melendez, der dem Prozess mangels Englischkenntnissen praktisch nicht folgen konnte, zum Tode verurteilt. Zeugenaussagen, wonach der wirkliche Täter die Bluttat zugegeben hatte, wurde vom Gericht kein Glauben geschenkt.
In seinem Vortrag berichtete Melendez davon, wie er sich danach fühlte, im Todestrakt. Er erzählte, wie Wut und Hass von ihm Besitz ergriffen, wie er schließlich beschloss, sich das Leben nehmen, wie so viele andere, die in seiner Situation waren. Doch ein herrlicher Traum von seiner Kindheit auf Puerto Rico brachte ihn dazu, seinen Entschluss zu überdenken. Seitdem war er davon überzeugt, dass der Himmel noch etwas mit ihm vorhatte.
Anstatt sich das Leben zu nehmen, begann der Inhaftierte, die englische Sprache zu lernen, er lernte richtig zu lesen und zu schreiben. Er schloss innige Freundschaften mit seinen Mitinsassen und holte sich betend Kraft. Juan Melendez fasste neuen Mut, wenngleich die Bedingungen in der Haft hart waren, wo Ratten in den Zelle lebten und den Todeskandidaten nur eine mangelhafte medizinische Versorgung gewährt wurde.
Mit neuem Mut und neuen Sprachkenntnissen ausgestattet, versuchte er nun, sein Schicksal wieder in die eigenen Hände zu bekommen. Entscheidend dafür, dass dies schließlich gelang, war eine neue Anwältin, die in den Akten ihres Vorgängers ein Tonband fand, das erstaunlicher Weise das Geständnis des Mörders von 1984 enthielt. Das Verfahren gegen Juan Melendez wurde neu aufgerollt, neue Beweismittel tauchten auf, die ihn entlasteten, zugleich den wahren Täter überführten.
Nach siebzehn Jahren, acht Monaten und einem Tag wurde Melendez aus der Haft entlassen. Was er draußen vorfand, war eine Welt, die sich stark verändert hatte ("als ich ins Gefängnis kam, hörten wir noch Audiokassetten" sagt er). Und er hatte einen Mission: die Welt davon zu überzeugen, dass die Todesstrafe Unrecht ist, auch wenn sie in menschlichen Gesetzen stehen mag. Vom Staat Florida, der ihn mehr als siebzehn Jahr unschuldig dem Tode geweiht hatte, erhielt er nahezu keine Starthilfe in seine neue Existenz: 100 Dollar und etwas Kleidung, das war alles.
Juan Melendez ist kein Einzelfall. Er ist bereits die neunundneunzigste Person, die seit der Widereinführung der Todesstrafe in den Vereinigten Staaten im Jahre 1973 aus der Todeszelle entlassen wurde, weil sich ihre Unschuld herausgestellt hat. Irren ist menschlich, aber die Todesstrafe ist es nicht: wo es die Todesstrafe gibt, sterben nahezu zwangsläufig Unschuldige. Und kein Gericht der Welt kann einen Hingerichteten wieder zum Leben erwecken. Die Todesstrafe ist endgültig. Doch auch, wenn es keine Unschuldigen trifft, ist die Todesstrafe wegen ihres grausamen Charakters als unmenschlich zutiefst abzulehnen. Sie hat zudem keine abschreckende Wirkung.
Im Fall der USA kommt noch hinzu, dass Rassismus im fatalen System der Todesstrafe eine wesentliche Rolle spielt. Angehörige von Minderheiten, denen man vorwirft, Weiße getötet zu haben, werden statistisch gesehen weitaus häufiger zum Tode verurteilt als andere Täter. Das Urteil fällen dabei oft Jurys, in denen überproportional viele Weiße sitzen. Denn nur, wer der Todesstrafe grundsätzlich bejahend gegenübersteht, kann nach der inneren Logik der Strafgesetze Mitglied einer solchen Jury werden - und das sind häufig Weiße, die - auch das ist durch wissenschaftliche Untersuchungen untermauert - aufgrund einer ausgeprägten "Law&Order"-Gesinnung dazu tendieren, Entlastendes beiseite zu schieben.
Ich habe die Freude gehabt, Juan und seine Begleiterin Judi (der wir unter anderem die eben wiedergegeben, spannenden Ausführungen zur Rassismus-Problematik verdanken) während ihres Aufenthaltes in Linz kennen lernen zu dürfen. Ich war begeistert vom positiven, aber doch zutiefst ernsthaften Auftreten der beiden, von ihrem tiefen Engagement und von Juans Sinn für Humor. Ich wünsche Juan, dass sich sein größter Traum erfüllt und er noch den Tag erleben wird, an dem unmenschliche Praxis der Todesstrafe von dieser Erde verschwunden ist. Juan Melendez ist mein Kronzeuge gegen die Todesstrafe.
Juan steht nicht alleine. Wer will kann seine Sache unterstützen - zum Beispiel HIER.
Mittwoch, 20. Oktober 2010
Los 33
Geschmacklos?
Ich würde sagen, das kann man auch manche Vertreter der Massenmedien und der chilenischen Politik fragen.
Ich würde sagen, das kann man auch manche Vertreter der Massenmedien und der chilenischen Politik fragen.
Dienstag, 19. Oktober 2010
Die Macht des Bildes
Bilder können ja so mächtig sein. Da sind zum Beispiel diese zwei kleinen, blonden Mädchen. Sie haben eine Art Sonntagsgewand an und schauen in die Welt wie die reine Unschuld. Man hat sie aber trotzdem eingesperrt, weil man sie in ein Land verfrachten möchte, das sie praktisch nur aus Erzählungen kennen und in dem 37% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt. Erwähnen muss man noch, dass sie dadurch von ihrer suizidgefährdeten Mutter getrennt werden, die in Österreich in einer Klinik bleibt.
Diese Bilder haben auch die eiserne Lady der österreichischen Innenpolitik, die Frau Innenminister, in die Knie gezwungen. Aus Schotter-Mitzi aus dem mutiert plötzlich zur Schlotter-Mitzi, nervöse Geschäftigkeit kehrt ein. Plötzlich werden Fälle von humanitärem Bleiberecht neu geprüft, sogar Bescheide aufgehoben, alles soll humaner, psychologischer werden. Und, es werden Schuldige gesucht, die für das tragische Schicksal der blonden Mädchen verantwortlich sind. Dabei ist es sehr hilfreich, dass man selbst ein Fremdenrecht gezimmert hat, bei dem sich keiner, nicht einmal die zuständigen Behörden, wirklich auskennt.
Die Wien-Wahl hat einem schließlich gezeigt, dass sich die Blauen von der ÖVP nicht überrechtsen lassen. Gegen menschliche Härte kann man nämlich leider mit Menschenverachtung leicht kontern. Für allzu viele ist es ohnehin Pflichtprogramm, dass Ausländer reihenweise abgeschoben werden, ohne das da eine Wimper zuckt, da hatte die FPÖ dann doch wieder die größeren Giftpfeile im Köcher.
Aber hauptverantwortlich sind die Bilder. Ein bärtiger Tschetschene und ein tätowierter Afrikaner, egal wie gut integriert, hätten eher nicht den selben Effekt erzielt. Der Mächtigkeit dieser Bilder waren sich auch die Gegner der Fekterschen Politik sehr wohl bewusst. Die Kampagne gegen-unrecht.at setzte sie demzufolge gehörig in Szene, das emotionale Timing war perfekt gesetzt. Dabei wurde die Sachebene auch nicht unbedingt überstrapaziert, indem unterschiedlichste Thematiken (Bleiberecht, Kinderrechte, Haftbedingungen, Abschiebepraxis) recht kühn durcheinander gemischt wurden. Aber das machte nichts. Den Rest erledigte die Macht des Bildes.
Diese Bilder haben auch die eiserne Lady der österreichischen Innenpolitik, die Frau Innenminister, in die Knie gezwungen. Aus Schotter-Mitzi aus dem mutiert plötzlich zur Schlotter-Mitzi, nervöse Geschäftigkeit kehrt ein. Plötzlich werden Fälle von humanitärem Bleiberecht neu geprüft, sogar Bescheide aufgehoben, alles soll humaner, psychologischer werden. Und, es werden Schuldige gesucht, die für das tragische Schicksal der blonden Mädchen verantwortlich sind. Dabei ist es sehr hilfreich, dass man selbst ein Fremdenrecht gezimmert hat, bei dem sich keiner, nicht einmal die zuständigen Behörden, wirklich auskennt.
Die Wien-Wahl hat einem schließlich gezeigt, dass sich die Blauen von der ÖVP nicht überrechtsen lassen. Gegen menschliche Härte kann man nämlich leider mit Menschenverachtung leicht kontern. Für allzu viele ist es ohnehin Pflichtprogramm, dass Ausländer reihenweise abgeschoben werden, ohne das da eine Wimper zuckt, da hatte die FPÖ dann doch wieder die größeren Giftpfeile im Köcher.
Aber hauptverantwortlich sind die Bilder. Ein bärtiger Tschetschene und ein tätowierter Afrikaner, egal wie gut integriert, hätten eher nicht den selben Effekt erzielt. Der Mächtigkeit dieser Bilder waren sich auch die Gegner der Fekterschen Politik sehr wohl bewusst. Die Kampagne gegen-unrecht.at setzte sie demzufolge gehörig in Szene, das emotionale Timing war perfekt gesetzt. Dabei wurde die Sachebene auch nicht unbedingt überstrapaziert, indem unterschiedlichste Thematiken (Bleiberecht, Kinderrechte, Haftbedingungen, Abschiebepraxis) recht kühn durcheinander gemischt wurden. Aber das machte nichts. Den Rest erledigte die Macht des Bildes.
Montag, 18. Oktober 2010
Sonntag, 17. Oktober 2010
Nachkriegs-Theologie
Wenn man in Österreich unterwegs ist, kann man zuweilen an alten Mauern Denkwürdiges entdecken. Zum Beispiel an einem der historischen Stadttürme von Vöcklabruck.
Mir ist die Entstehungsgeschichte dieser Darstellung nicht bekannt, aber wie mir scheint, haben wir es hier mit einem Ausdruck typisch österreichischer Nachkriegs-Theologie zu tun. Ein gekreuzigter Christus ist hier zu sehen. Zu seiner Rechten befinden sich zwei bemitleidenswerten Frauen, eine davon mit einem (etwas überdimensionierten) Säugling im Arm, es handelt sich hier offensichtlich um Opfer des Hungers oder der Bomben. Zur Linken des Kreuzes stehen zwei andächtig dreinblickende Männer, einer jung, einer alt. Sie sind bewaffnet und tragen jeweils die Uniform der Wehrmacht. Die Inschrift darunter lautet: "Wir starben für dich, uns traf der Lanzenstich, gleich ihm, der an dem Kreuze verblich. Gotte wolle den Frieden erhalten, den wir mit dem Tode bezahlten".
Es wirkt für heutige Augen durchaus befremdlich, dass hier das Schicksal von Soldaten der deutschen Wehrmacht mit jenem von Jesus gleich gesetzt wird. Letzterer wurde bekanntlich Opfer eines Justizmordes. Er starb dem christlichen Glaubensbekenntnis zufolge, um der Welt das Heil zu bringen. Die Soldaten des Dritten Reiches hingegen wurden ausgesandt, um der Welt das Unheil zu bringen. Unter ihren Stiefeln wurde Europa zu einem blutigen Trümmerhaufen, Millionen Menschen, darunter auch Millionen Zivilpersonen, mussten den Vormarsch der deutschen Armee mit dem Leben bezahlen. Richtig ungustiös kann einem die Darstellung erscheinen, wenn man sich vor Augen hält, wen die Christen Jahrtausende lang für den Tod ihres Erlösers verantwortlich gemacht haben. Man könnte in dem Gemälde somit sogar eine ziemlich perfide Verdrehung der Täter-Opfer-Rolle erblicken.
Aber über solche Deutungsmöglichkeiten wird sich der unbekannte Künstler vermutlich überhaupt keine Gedanken gemacht haben. Unmittelbar nach dem Krieg war auch im Hausruckviertel vieles zerstört, die Menschen hatten ihre Brüder, Väter, Söhne im Krieg verloren, es herrschte Not und Ungewissheit über die Zukunft. Flüchtlinge aus den deutschsprachigen Gebieten des Ostens, die alles verloren hatten, kamen hier an. Auf die Frage nach dem "Warum?" konnte die Kirche den Menschen schwerlich sagen, dass ihre Brüder, Väter, Söhne einer Clique von Wahnsinnigen an die Macht verholfen hatten, die, auf einer Basis von zweitausend Jahren christlichem Antisemitismus agierend, das Volk in einen alles zermalmenden Krieg geworfen hatte. Man griff daher zu einem sehr katholischen Ansatz und erklärte den Menschen, dass ihre Leiden im Rahmen eines göttlichen Plans der Erlangung des Friedens dienten.
Das Problematische an dieser Vorgehensweise liegt auf der Hand, blendet sie doch die eigene Verantwortlichkeit für das Geschehene sowie historische Kausalzusammenhänge vollständig aus. Man kann sie aber den damals Verantwortlichen nicht wirklich ankreiden, die doch sehr unmittelbar mit Verzweiflung und Not konfrontiert waren und Wege suchten, den Menschen wieder Lebensmut zu vermitteln. Zu einem wirklichen Problem wurde, dass die Auseinandersetzung mit den historischen Realitäten noch lange Zeit nicht wirklich stattfand, sondern in einem katholisch-österreichischen Opfermythos Zuflucht gesucht wurde. Auch dafür legt die künstlerisch nicht ansprechende Darstellung auf dem alten Vöcklabrucker Stadtturm sehr beredtes Zeugnis ab - immerhin hat sie es bis in die heutige Zeit geschafft. Und selbiges gilt möglicherweise auch für den österreichischen Opfermythos, der in ihr zwar vielleicht nicht unmittelbar zum Ausdruck kommt, aber doch angelegt ist.
Und das kann, wenn wir sehr viel Pech haben, eines Tages wieder eine Clique von Wahnsinnigen für sich nutzbar machen.
Mir ist die Entstehungsgeschichte dieser Darstellung nicht bekannt, aber wie mir scheint, haben wir es hier mit einem Ausdruck typisch österreichischer Nachkriegs-Theologie zu tun. Ein gekreuzigter Christus ist hier zu sehen. Zu seiner Rechten befinden sich zwei bemitleidenswerten Frauen, eine davon mit einem (etwas überdimensionierten) Säugling im Arm, es handelt sich hier offensichtlich um Opfer des Hungers oder der Bomben. Zur Linken des Kreuzes stehen zwei andächtig dreinblickende Männer, einer jung, einer alt. Sie sind bewaffnet und tragen jeweils die Uniform der Wehrmacht. Die Inschrift darunter lautet: "Wir starben für dich, uns traf der Lanzenstich, gleich ihm, der an dem Kreuze verblich. Gotte wolle den Frieden erhalten, den wir mit dem Tode bezahlten".
Es wirkt für heutige Augen durchaus befremdlich, dass hier das Schicksal von Soldaten der deutschen Wehrmacht mit jenem von Jesus gleich gesetzt wird. Letzterer wurde bekanntlich Opfer eines Justizmordes. Er starb dem christlichen Glaubensbekenntnis zufolge, um der Welt das Heil zu bringen. Die Soldaten des Dritten Reiches hingegen wurden ausgesandt, um der Welt das Unheil zu bringen. Unter ihren Stiefeln wurde Europa zu einem blutigen Trümmerhaufen, Millionen Menschen, darunter auch Millionen Zivilpersonen, mussten den Vormarsch der deutschen Armee mit dem Leben bezahlen. Richtig ungustiös kann einem die Darstellung erscheinen, wenn man sich vor Augen hält, wen die Christen Jahrtausende lang für den Tod ihres Erlösers verantwortlich gemacht haben. Man könnte in dem Gemälde somit sogar eine ziemlich perfide Verdrehung der Täter-Opfer-Rolle erblicken.
Aber über solche Deutungsmöglichkeiten wird sich der unbekannte Künstler vermutlich überhaupt keine Gedanken gemacht haben. Unmittelbar nach dem Krieg war auch im Hausruckviertel vieles zerstört, die Menschen hatten ihre Brüder, Väter, Söhne im Krieg verloren, es herrschte Not und Ungewissheit über die Zukunft. Flüchtlinge aus den deutschsprachigen Gebieten des Ostens, die alles verloren hatten, kamen hier an. Auf die Frage nach dem "Warum?" konnte die Kirche den Menschen schwerlich sagen, dass ihre Brüder, Väter, Söhne einer Clique von Wahnsinnigen an die Macht verholfen hatten, die, auf einer Basis von zweitausend Jahren christlichem Antisemitismus agierend, das Volk in einen alles zermalmenden Krieg geworfen hatte. Man griff daher zu einem sehr katholischen Ansatz und erklärte den Menschen, dass ihre Leiden im Rahmen eines göttlichen Plans der Erlangung des Friedens dienten.
Das Problematische an dieser Vorgehensweise liegt auf der Hand, blendet sie doch die eigene Verantwortlichkeit für das Geschehene sowie historische Kausalzusammenhänge vollständig aus. Man kann sie aber den damals Verantwortlichen nicht wirklich ankreiden, die doch sehr unmittelbar mit Verzweiflung und Not konfrontiert waren und Wege suchten, den Menschen wieder Lebensmut zu vermitteln. Zu einem wirklichen Problem wurde, dass die Auseinandersetzung mit den historischen Realitäten noch lange Zeit nicht wirklich stattfand, sondern in einem katholisch-österreichischen Opfermythos Zuflucht gesucht wurde. Auch dafür legt die künstlerisch nicht ansprechende Darstellung auf dem alten Vöcklabrucker Stadtturm sehr beredtes Zeugnis ab - immerhin hat sie es bis in die heutige Zeit geschafft. Und selbiges gilt möglicherweise auch für den österreichischen Opfermythos, der in ihr zwar vielleicht nicht unmittelbar zum Ausdruck kommt, aber doch angelegt ist.
Und das kann, wenn wir sehr viel Pech haben, eines Tages wieder eine Clique von Wahnsinnigen für sich nutzbar machen.
Freitag, 15. Oktober 2010
Dienstag, 12. Oktober 2010
Juan Melendez auf der Kepler-Uni
Ich darf euch hiermit eine Veranstaltung des ÖH-Referats für Gesellschaftspolitik und der Studienvertretung Soziologie ans Herz legen: Juan Roberto Melendez, der mehr als 17 Jahre wegen eines Verbrechens, dass er nicht begangen hat, in einer Todeszelle in Florida gesessen hat, berichtet von seinen Erfahrungen.
Im Anschluss Redebeiträge von Univ.-Prof. Dr. Alois Birklbauer, Institut für Strafrechtswissenschaften und Priv.-Doz. Dr. Helmut Hirtenlehner, Kriminologe und Kriminalsoziologe .
Wo: Hörsaal 3, Johannes Kepler-Universität Linz, Wann: Donnerstag, 14.10.2010, 19.00 Uhr
Im Anschluss Redebeiträge von Univ.-Prof. Dr. Alois Birklbauer, Institut für Strafrechtswissenschaften und Priv.-Doz. Dr. Helmut Hirtenlehner, Kriminologe und Kriminalsoziologe .
Wo: Hörsaal 3, Johannes Kepler-Universität Linz, Wann: Donnerstag, 14.10.2010, 19.00 Uhr
Sonntag, 10. Oktober 2010
Donnerstag, 7. Oktober 2010
Katze im Bild
Jede Menge neue Bilder unserer Katzenschar finden sich hier.
Auch in den USA habe ich viele Fotos gemacht, viel zu viele für das Picasa-Konto. Vielleicht mache ich mir noch die Mühe, eine Alternative aufzustellen. Mal schauen.
Dienstag, 5. Oktober 2010
Sonntag, 3. Oktober 2010
Reflexionsphase
Ja, dieses Blog stockt ein wenig. Vom Sonderfall der fast täglichen USA-Berichterstattung einmal abgesehen, hat sich der Content hier in den letzten Monaten im Vergleich zu früheren Zeiten merklich verringert. Die Gründe dafür sind unterschiedlich.
Arbeitsbelastung ist kein Grund. Ich habe im Frühjahr des letzten Jahres, als jobmäßig außerordentlich viel los war, nachweislich sehr eifrig gebloggt.
Ein Grund dafür ist Facebook. Die Nutzung dieses sozialen Netzwerkes ist zwar intellektuell noch weniger befriedigend als Fernsehen (eine reife Leistung), hat aber dennoch einen unbestreitbaren Suchtfaktor. Es vermittelt einem auf irgend eine Weise den Eindruck, dass hier pausenlos etwas Relevantes geschehen muss - was natürlich nicht der Fall ist - und animiert einen folglich dazu, immer wieder hineinzuschauen, was sich per schnellem Mausklick auch ohne irgend welche Umstände bewerkstelligen lässt. Nur, dass der eine schnelle Mausklick sich in unzählige schnelle Mausklicks verwandelt und man am Ende des Tages feststellt, dass man viel zu viel Zeit damit verbracht hat, zu beobachten, wem was gefällt, wer mit wem "befreundet" ist und was es so an völlig banalen Informationen und sinnfreiem Small Talk auf der Welt gibt.
Nicht, dass Facebook nicht auch seine nützliche Seiten hätte, aber ein Weg, auf besonders qualitative Art seine Zeit zu verbringen, ist es üblicherweise nicht. Ich muss die Nutzung von Facebook daher dringend einschränken, um wieder mehr Zeit für konstruktivere Tätigkeiten wie etwa Blogschreiben zu gewinnen, aber auch um meines Seelenfriedens willen.
Facebook als allein Schuldigen zu identifizieren, wäre aber unfair. Sicherlich war auch bei mir selbst schon einmal mehr Feuer dahinter. Vorlieben, Prioritäten und Motivationslagen ändern sich eben und das Blog ist halt nicht mehr ganz so obenauf.
So kommt es, dass ich mich zur Zeit desöfteren regelrecht dazu zwingen muss, Blogeinträge zu verfassen. Dass ich es aber dann doch tue, ist ein gutes Zeichen für dieses Blog - es zeigt, dass ich nach wie vor stark daran interessiert bin, es am Leben zu erhalten. Denn eines ist klar: wenn die Sache hier einmal zB zwei Wochen ruht, dann ist es wohl vorbei, dann finde ich wohl keine innerliche Rechtfertigung mehr, fortzufahren. Solange mich aber das Gestalterische und das Improvisatorische noch reizt, das das Blogschreiben für mich hauptsächlich ausmacht, wird das, denke ich, nicht passieren.
Arbeitsbelastung ist kein Grund. Ich habe im Frühjahr des letzten Jahres, als jobmäßig außerordentlich viel los war, nachweislich sehr eifrig gebloggt.
Ein Grund dafür ist Facebook. Die Nutzung dieses sozialen Netzwerkes ist zwar intellektuell noch weniger befriedigend als Fernsehen (eine reife Leistung), hat aber dennoch einen unbestreitbaren Suchtfaktor. Es vermittelt einem auf irgend eine Weise den Eindruck, dass hier pausenlos etwas Relevantes geschehen muss - was natürlich nicht der Fall ist - und animiert einen folglich dazu, immer wieder hineinzuschauen, was sich per schnellem Mausklick auch ohne irgend welche Umstände bewerkstelligen lässt. Nur, dass der eine schnelle Mausklick sich in unzählige schnelle Mausklicks verwandelt und man am Ende des Tages feststellt, dass man viel zu viel Zeit damit verbracht hat, zu beobachten, wem was gefällt, wer mit wem "befreundet" ist und was es so an völlig banalen Informationen und sinnfreiem Small Talk auf der Welt gibt.
Nicht, dass Facebook nicht auch seine nützliche Seiten hätte, aber ein Weg, auf besonders qualitative Art seine Zeit zu verbringen, ist es üblicherweise nicht. Ich muss die Nutzung von Facebook daher dringend einschränken, um wieder mehr Zeit für konstruktivere Tätigkeiten wie etwa Blogschreiben zu gewinnen, aber auch um meines Seelenfriedens willen.
Facebook als allein Schuldigen zu identifizieren, wäre aber unfair. Sicherlich war auch bei mir selbst schon einmal mehr Feuer dahinter. Vorlieben, Prioritäten und Motivationslagen ändern sich eben und das Blog ist halt nicht mehr ganz so obenauf.
So kommt es, dass ich mich zur Zeit desöfteren regelrecht dazu zwingen muss, Blogeinträge zu verfassen. Dass ich es aber dann doch tue, ist ein gutes Zeichen für dieses Blog - es zeigt, dass ich nach wie vor stark daran interessiert bin, es am Leben zu erhalten. Denn eines ist klar: wenn die Sache hier einmal zB zwei Wochen ruht, dann ist es wohl vorbei, dann finde ich wohl keine innerliche Rechtfertigung mehr, fortzufahren. Solange mich aber das Gestalterische und das Improvisatorische noch reizt, das das Blogschreiben für mich hauptsächlich ausmacht, wird das, denke ich, nicht passieren.
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