Bilder können ja so mächtig sein. Da sind zum Beispiel diese zwei kleinen, blonden Mädchen. Sie haben eine Art Sonntagsgewand an und schauen in die Welt wie die reine Unschuld. Man hat sie aber trotzdem eingesperrt, weil man sie in ein Land verfrachten möchte, das sie praktisch nur aus Erzählungen kennen und in dem 37% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt. Erwähnen muss man noch, dass sie dadurch von ihrer suizidgefährdeten Mutter getrennt werden, die in Österreich in einer Klinik bleibt.
Diese Bilder haben auch die eiserne Lady der österreichischen Innenpolitik, die Frau Innenminister, in die Knie gezwungen. Aus Schotter-Mitzi aus dem mutiert plötzlich zur Schlotter-Mitzi, nervöse Geschäftigkeit kehrt ein. Plötzlich werden Fälle von humanitärem Bleiberecht neu geprüft, sogar Bescheide aufgehoben, alles soll humaner, psychologischer werden. Und, es werden Schuldige gesucht, die für das tragische Schicksal der blonden Mädchen verantwortlich sind. Dabei ist es sehr hilfreich, dass man selbst ein Fremdenrecht gezimmert hat, bei dem sich keiner, nicht einmal die zuständigen Behörden, wirklich auskennt.
Die Wien-Wahl hat einem schließlich gezeigt, dass sich die Blauen von der ÖVP nicht überrechtsen lassen. Gegen menschliche Härte kann man nämlich leider mit Menschenverachtung leicht kontern. Für allzu viele ist es ohnehin Pflichtprogramm, dass Ausländer reihenweise abgeschoben werden, ohne das da eine Wimper zuckt, da hatte die FPÖ dann doch wieder die größeren Giftpfeile im Köcher.
Aber hauptverantwortlich sind die Bilder. Ein bärtiger Tschetschene und ein tätowierter Afrikaner, egal wie gut integriert, hätten eher nicht den selben Effekt erzielt. Der Mächtigkeit dieser Bilder waren sich auch die Gegner der Fekterschen Politik sehr wohl bewusst. Die Kampagne gegen-unrecht.at setzte sie demzufolge gehörig in Szene, das emotionale Timing war perfekt gesetzt. Dabei wurde die Sachebene auch nicht unbedingt überstrapaziert, indem unterschiedlichste Thematiken (Bleiberecht, Kinderrechte, Haftbedingungen, Abschiebepraxis) recht kühn durcheinander gemischt wurden. Aber das machte nichts. Den Rest erledigte die Macht des Bildes.
Dienstag, 19. Oktober 2010
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