Jetzt, wo auch dem hinterletzten, opportunistischen europäischen Politiker klar geworden ist, dass Ghaddafi nichts anderes ist als ein Schwerverbrecher, muss ich ehrlicher Weise meine eigene Verstrickung in das libysche Regime offenlegen:
Ich habe mein Bankkonto bei einer Bank, die zu fast hundert Prozent im Eigentum einer anderen Bank ist, an der das Ghaddafi-Regime zu 2,594% beteiligt ist. Das habe ich erst jetzt, durch die aktuelle Berichterstattung rund um die Haar sträubenden Geschehnisse in Libyen realisiert. Ich habe also mit den Zinserträgen meiner Einlagen die "Herrschaft der Volksmassen" mitgesponsert. Verfluchter globalisierter Finanzkapitalismus!
Natürlich wäre es naiv zu glauben, dass man mit seinen geschäftlichen Transaktionen nicht irgendwo einen Mafiaboss, Ausbeuter oder Tyrannen bereichert. In der globalisierten Welt fließt das Geld auf verschlungenen Pfaden und hat natürlich kein Mascherl, so wie der Atomstrom. Trotzdem ärgert es mich, dass mir das entgangen ist.
Immerhin schaut es ja so aus, also würde bald nicht mehr der metzelnde Revolutionsführer im Investment-Detail stecken. Seine neueste"Ich-verbarrikadiere-mich-und-warte-auf-den-Endkampf" - Haltung lässt die Zeichen auf erweiterten Selbstmord stehen.
Erfreulicher wäre es natürlich, wenn es dazu nicht kommen würde und er sich vor einem Gericht für seine Untaten verantworten müsste. Interessanter Weise fordern das momentan besonders lautstark die Franzosen, die offensichtlich was gut zu machen haben.
Zumindest scheint das Worst-Case-Szenario jetzt sehr unwahrscheinlich: Ghaddafi ermassenmordet sich den Machterhalt, übergibt die Zügel an seinen Filius, der Besserung gelobt und der ganze Clan lässt sich wieder von EU-Politiker hofieren und von Onkel Silvio die Hände küssen.
Mittwoch, 23. Februar 2011
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