Debbie Clarke - Lay Down
Wye Valley, Wales
Gewonnene Ränge: + 10
Es war einmal ein verwunschenes Tal in einem entlegenen Winkel von Wales. Dichte Wälder gaben Blicke frei, auf uralte Weiler ebenso wie auf steinerne Zinnen, von denen einst König Arthus´ Ritter sinnend ins Land geschaut hatten. Im dichten Tann verrichtete der Förster sein Werk. Seine schöne, junge Tochter war stets an seiner Seite. Fröhlich sprang sie über Wurzeln, nahm den Duft der Wildblumen in sich auf, tänzelte über glasklare Bächlein. Und immer, wenn es die Forstarbeit erlaubte, erhob sie ihre wunderschöne Stimme und sang in den grünen Wald hinein, sodass alle Tiere des Waldes ergriffen lauschten und die Melodien an den alten Gemäuern widerhallten.
Das passt, wird sich auch Tony Visconti gedacht haben. Der legendäre Musikproduzent (David Bowie, Thin Lizzy, T.Rex, Boomtown Rats..) musste im fernen New York nicht allzu lange überlegen, nachdem er die E-Mail von der britischen Insel studiert hatte. Eine passende Vermarktungsschiene musste freilich noch her und da kam ihm wohl Deutschland in den Sinn, das Land, in dem sich Popmusik mit dem Label "keltisch" besonders gut verkauft.
Also landete Debbie Clarke bei einem großen deutschen Label, wo sie demnächst ihr Erstlingswerk "Manhattanhenge" (yep!) herausbringt. Und jetzt in Interviews die Geschichte vom singenden keltischen Waldmädchen erzählen darf. Das wirkt schon irgendwie alles etwas kalkuliert und auch die Songs auf "Manhattanhenge" sind ja nicht wirklich originäres Material. Vielmehr handelt es sich ganz überwiegend um zielgerichtet ausgewählte und bearbeitete Cover, etwa von Dylan, Morrissey oder Leonard Cohen.
Debbie Clarke hat ihre Musikkarriere durchwegs entschlossen verfolgt: Gesangsstudium an der Royal Academy in London, E-Mail an Tony Visconti. Sie strebt offenkundig auf jene Gefilde des Mainstreams zu, wo neben Amy McDonald noch etwas Platz ist. Wie oft bei derartigen Acts, ist die erste Single durchaus bemerkenswert und weckt Aufmerksamkeit. "Lay Down", bei dem es sich um ein Cover der 70er - Folkrocker Strawbs handelt, überzeugt durch ein elektrisches Cembalo ebenso wie eine einladende, irgendwie Gospelcountry-artige Grundstimmung. Und ja, natürlich durch Debbie Clarkes beeindruckende Stimme.
Freilich besteht die latente Gefahr, dass sich Derartiges rasch zu konsumistischer Fließbandware auszehrt, wie wir zB bei Lana Del Rey beobachten können, die seit einem Jahr dasselbe Lied immer und immer wieder herausbringt. Debbie Clarkes sehr maue Version von Cohens "Bird on a Wire" mit pseudo-keltischen Trommeln weist auch schon deutlich in eine weniger erfreuliche Richtung.
Debbie Clarke - Lay Down (freier Download)
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