In die KAPU hat mich damals der Toby mitgenommen. Den Toby habe ich so richtig ein halbes Jahr vorher auf der Geburtstagsfeier meines Rechtsbeistandes kennen gelernt. Nach der Feier hat es uns in die Untiefen des Wiener Nachtlebens verschlagen und als wir beide uns dann um fünf Uhr in der Früh in einer schrillen Schwulenparty an der Wienzeile wieder gefunden haben und uns eine Kunststudentin gesagt hat, dass wir die selbe Dioptrin-Zahl haben (was sogar gestimmt hat!), da haben wir gewusst, dass wir uns sicher wieder einmal begegnen werden.
Und, das kam dann so: Ich bin wieder einmal nach Linz gezogen. Dankenswerter Weise wurde ich von Toby dort Willkommen geheißen und konnte in der unsteten Übergangszeit auch vorübergehend bei ihm unterkommen. Das war doppelt gut, denn Linz war nicht mehr so, wie ich es verlassen hatte - viele FreundInnen, die dort gelebt haben, sind weg gezogen oder waren im Begriff, das zu tun.
Und jetzt schließt sich der Kreis wieder: letzten Samstag nämlich hatte ich die Ehre, zu Tobys Hochzeit mit Claudia eingeladen zu sein. Im Schloss Traunsee, einer einstigen Württembergischen Sommerresidenz in Neo-Renaissance-Ausführung mit Blick auf das Namen gebende Gewässer, wurde standesamtlich getraut und danach gefeiert. Mit dabei: Garish. Wer Hochzeit hält, kann sie auch hierfür buchen und muss das nicht bereuen: das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt.
Freilich, bei einer fremden Hochzeit aufzutreten, ist für eine durchaus angesagte Indie-Pop-Band motivations- und stimmungsmäßig sicherlich nicht unspannend. Das Publikum, das es hier zu bedienen gilt, ist in erster Linie wegen des Brautpaares da und in zweiter Linie wahrscheinlich wegen Speis und Trank. In der KAPU war das anders, da kamen die Leute sicher nicht nur wegen des Bieres, sondern auch der Garish-Musik wegen. So war es denn auch nicht ganz verwunderlich, dass die Hochzeitsgäste im Schloss anfangs noch etwas Distanz wahrten. Aber, das änderte sich. Denn Garish als Liveband sind keine schlechte Wahl, wenn es darum geht, eine eher disparate Menschenschar zusammen zu führen. Da findet tanzbarer Pop statt, der jedoch nicht zu wild gerät und auch immer wieder Ruhepunkte ansteuert, an denen die Beine der Gäste rasten dürfen. Da wird in deutscher Sprache gesungen, was auch den nicht so Fremdsprachen-Affinen zupass kommt (auch, wenn die Texte selbst eher verrätselt sind). Und, da werden unterschiedliche Instrumente und musikalische Stile in der Garish-typischen, spielerischen wie zugleich technisch-akkuraten Weise vermengt, die sogar eine Prise - das ist jetzt nicht abfällig gemeint - Schlagermusik enthält. Wenn dann der Frontmann auch noch herabsteigt, um Danzers "Weiße Pferde" auf einem Schimmel-Klavier zu geben, ist zu guter Letzt auch noch die Austro-Pop-Fraktion zufrieden gestellt.
Von fader Pflichterfüllung konnte bei all dem keine Rede sein. Garish spielten mehr als zwei Stunden auf und gaben nebenbei auch einiges an ganz frischer, noch unveröffentlichter Ware zum exklusiven Besten. Wobei das neue Material sich bereits jetzt so einfügte, als wäre es schon immer dabei gewesen. Am Ende konnte man auch in Kreisen der Band zufrieden resümieren, was ich nicht vermute, sondern weiß, weil ich es unbeabsichtigt belauscht habe (es gibt Orte, da kommt man einfach nicht aus). Ja, und besagter Toby und seine Angetraute wirkten auch ganz glücklich mit dem Dargebotenen. Und das ist ja das wichtigste, auf so einer Hochzeit.
Bild: Sarah Berger. |
4 Kommentare:
DANKE. :)))
Tolle Hochzeit !!! Toller Auftritt!!! Tolle Kritik !!!
Auch wenn in Wirklichkeit ein echter Kritiker natürlich nicht tanzen darf.
@ toby: Nichts zu danken. Wir bedanken uns nämlich, weil.. *dankeskreislaufbeend*
@ Florian: Ich glaube kaum, dass der Kritiker "getanzt" hat.
doch, doch, hat er, ich habs gesehen!
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