Ich bin immer noch stolz auf meinen Schweinsbraten vom letzten Sonntag. Dass, obwohl ich ethische Bedenken haben sollte. Immerhin musste danach jemand ins Krankenhaus und sich die Gallenblase entfernen lassen. Aber, da konnte mein Schweinsbraten nichts dafür, das hatte sich schon vorher abgezeichnet. Dauerhaft schwerer wiegt da schon der Umstand, dass ich eigentlich vom Schweinefleisch Abstand nehmen wollte. Nicht aus religiösen Gründen, sondern weil es mir irgendwie Unbehagen bereitet, Geschöpfe zu essen, die intelligenzmäßig mutmaßlich mit meinen Katzen mithalten können (die übrigens ziemlich schlau sind).
Aber das Ruhm-Kochbuch-Orakel hat zugeschlagen und damit auch seine letzte Manifestation overruled, auf die wir schlicht vergessen haben, weil es einfach schon so lange her ist (ja, das ist meine Schuld). Es hat einen klangvollen Namen aus dem Reich der Fleischgerichte gewählt, der eine erstaunliche Anziehungskraft besitzt. Das bemerke ich jedes Mal, wenn der Braten in unserer Kantine auf den Tisch kommt und sich die Massen an die Essensausgabe drängen. Es gibt Kollegen, die dem Ereignis regelrecht entgegen fiebern.
Ich hätte also eigentlich angenommen, dass die Zubereitung des Schweinsbratens eine komplexe Angelegenheit ist, die viel Kunstfertigkeit erfordert und mich dementsprechend überfordern würde. Das stimmt aber gar nicht. Die größte Kunst besteht offenbar darin, ein gutes Stück Fleisch zu finden. Mir kam dabei zupass, dass sich bei uns ums Eck eine Filiale der letzten echten Fleischer-Kette von Linz befindet.
Nach dem Einkauf im Fachgeschäft folgte das etwas langwierige, aber nicht sonderlich undurchschaubare Koch-Prozedere: das Fleisch wird mit einer Mixtur aus Salz, Kümmel und Knoblauch eingerieben, kommt dann mit etwas Wasser und Knochen in eine Pfanne, die wiederum ins heiße Rohr gestellt wird.
Dann heißt es warten, warten, warten. Im Wesentlichen geht es jetzt darum, stundenlang ein Auge auf den Braten zu haben und sicher zu stellen, dass das Wasser nicht gänzlich verdampft. Wenn das Fleisch "genügend weich" (Ruhm) geworden ist und somit fertig gebraten hat, wird aus Knochen und Mehl noch ein Saft fabriziert. Fertig. Klingt nach nicht viel, dauert aber, wie gesagt, Stunden. Insbesondere mit unserem Backofen.
War aber jede Minute wert. Das Fleisch hatte eine gnadenlos gute Konsistenz und seine Kombination mit dem Knoblauch-Kümmel-Aroma schmeckte vorzüglich. Mir läuft jetzt noch das Wasser im Mund zusammen, wenn ich daran denke.
Das Ganze wäre übrigens nicht passiert, wenn ich Sarah nicht zu Weihnachten Gutscheine für 10 Koch-Experimente geschenkt hätte. Das ist bieder, ich weiß. Aber es wirkt! Ich bin immer noch stolz auf meinen Schweinsbraten. Und, kein Mensch braucht eine Gallenblase.
Nächstes Mal: Schwäbischer Apfelkuchen
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1 Kommentar:
Jetzt bereue ich es doch ein bisschen, dass ich als Preis nicht das Winzer - Menü gewählt habe. Aber das nächste Familienfest kommt bestimmt!
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