Mittwoch, 30. Juli 2014

Im Kino # 26: Richard Linklater - Boyhood

USA 2014

Das eigene Heranwachsen wie einen Film ansehen können, die wichtigsten Ereignisse zusammen gefasst auf einer konsumierbaren Zeitstrecke. Die Momente, die Gespräche und Entscheidungen heraus stellen, die Lebens verändernd waren, die den weiteren Verlauf der Dinge beeinflusst haben. Eine reizvolle Vorstellung, die sicher vielen schon gekommen ist und die von oberflächlichen Facebook-Timelines nie erfüllt werden wird, auch wenn sie das vorgaukeln möchten.

Für Ellar Coltrane muss es ein bisschen so gewesen sein, als er "Boyhood" das erste Mal zur Gänze gesehen hat. Zwar zeigt der Film von Richard Linklater nicht seine reale Kindheit, sondern seine Darbietungen in der Rolle des Mason, der Hauptfigur im Film. Aber "Boyhood" tut dies über eine Strecke von zwölf Jahren und wir sehen, wie sich Mason, immer gespielt von Ellar Coltrane, verändert, wie er sich entwickelt. Neben Coltrane war auch der restliche Kern-Cast des Streifens - Patricia Arquette (seine Mutter), Ethan Hawke (sein getrennt lebender Vater) und Lorelei Linklater (seine Schwester) - vom Anfang im Jahr 2002 bis zum Ende der Dreharbeiten 2014 mit dabei. "Ambitioniert" ist für dieses Projekt ein Hilfsausdruck.

Das Ergebnis ist eine 163-minütige Chronik von zwölf Jahren im Leben einer Gruppe von Menschen aus Texas: das Wiedersehen der Kinder mit ihrem aus Alaska zurück kehrenden Vater, die Versuche der Mutter, Glück in einer neuen Partnerschaft und Erfolg in einer neuen Ausbildung zu finden, der Umzug an einen neuen Ort, die sich langsam entwickelnden Zukunfts-Ambitionen von Mason. All diese Dinge, die für die handelnden Charaktere von größter Wichtigkeit sind, die aber für den außen stehenden Betrachter selten immens oder bedeutsam erscheinen.

"Boyhood" vermag es jedoch, trotz seiner einfachen, sich nahezu dokumentarisch anfühlenden Handlung, über die gesamte Spielzeit keine Längen aufkommen zu lassen. Linklater gelingt dies, indem er seine vielen kleinen Szenen knapp hält, zeitlich gut abstimmt und sicher auf den Punkt bringt. Seine Schauspieler helfen ihm dabei mit präzisen, unaufgeregten Darbietungen. Die Kurzweile im Unspektakulären, das ist das wirklich Bemerkenswerte an diesem Werk. Es steckt tatsächlich Leben in dieser "Boyhood" - im doppelten Sinn.

Und auch das von Richard Linklater, möchte man meinen. Die Kinder im Film erinnern an jüngere Alter Egos von Linklater. Wie er wachsen sie in Texas auf, die Mutter unterrichtet, die Kinder entwickeln künstlerische Neigungen. Da passt es das Samantha, die Schwester von Mason, gleich von der Tochter des Regisseurs gegeben wird (und Ellar Coltrane anfangs auch aussticht, aber der holt auf).  Der lone star state ist Hintergrund, ruhig und bieder, aber auch einengend, bedrückend - Menschen mit patriotischen Symbolen an der Haustür, mit Waffen im Schrank.

Da hilft es, wenn ab und zu einmal ein weiser Mensch ins Bild tritt und dem zweifelnden, suchenden Protagonisten den Weg weist. Der eigener Vater kann das sein oder ein Fotografie-Lehrer. In diesen Momenten, in denen Richard Linklater Erkenntnisse ausformuliert, gerät "Boyhood" freilich ein bisschen sehr ins Kalenderspruch-hafte. Allzu inszeniert wird hier auf den Punkt gehauen, allzu angestrengt die Lebensweisheit verbreitet. Das reibt sich, das verträgt sich nicht so sehr mit der schlichten, lebensnahen, fast dokumentarischen Atmosphäre des Filmes. In einer gewissen Weise gilt das auch für etwas, das eigentlich dazu angetan sein sollte, Gefühle der Vertrautheit zu evozieren: die Versatzstücke der Miniatur-Epochen der letzten zwölf Jahre, die der Streifen durchschreitet. Sie wirken zuweilen etwas zu ostentativ hineingesetzt in "Boyhood". Aber das ist wohl der Produktionsweise geschuldet - was einem heute relevant, was einem emblematisch erscheint, kann Jahre später in dieser Rolle befremdlich wirken.

"Boyhood" ist ein spannendes Experiment, ein Wagnis, das man als geglückt bezeichnen darf. Das hat er im Idealfall mit dem Leben gemein. Und er erlaubt auch allen, die die letzte Duodekade in einem kulturell nicht gänzlich anderes geprägte Weltgegend erlebt haben, ein wenig von der verflossenen Zeit, den Moden und Empfindungen nachzuvollziehen. Texas hin oder her. Wenn hier auch nicht alles passt, so fühlt sich doch vieles sehr wirklich an.

Meine Bewertung: 3.5 aus 5 Sternen

Samstag, 26. Juli 2014

Brasilien 2014 # 8: Die WM der Geschmäcke, Teil 3

Fortsetzung von hier.

Achtelfinale


Erster Gruppe A - Zweiter Gruppe B

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              VS.

SIEGER: 











Spinat und Yams geht einmal gut, beim zweiten Mal nimmt Ndole dann den Hut. Die Pebre-Sauce, die ist recht fein, die kann so vielfältig einsetzbar sein.



Erster Gruppe C - Zweiter Gruppe D

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SIEGER: 










Beim Gallo Pinto sinken mir die Lider, die Erdnusssauc´ geht immer wieder.



Erster Gruppe E - Zweiter Gruppe F

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          VS.

SIEGER:













Das Steak, es schmeckt wie Seife, der Käse hat die Reife.



Erster Gruppe G - Zweiter Gruppe H

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                                                                 VS.

SIEGER:











Genug vom Borscht, es merkelt fort.


Erster Gruppe B - Zweiter Gruppe A


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         VS.

SIEGER:

 








Die Erbs´ist grün, die Supp´ist herrlich, das Huhn mit Mango vergleichsweise entbehrlich.




Erster Gruppe D - Zweiter Gruppe C


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SIEGER:











Kein Gegner harrt der Briten Speise, der Sieg ist leicht auf diese Weise.



Erster Gruppe F - Zweiter Gruppe E


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           VS.


SIEGER:








Der Käse rastet schwer im Magen, das wird vom Kabab doch geschlagen.



Erster Gruppe H - Zweiter Gruppe G


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         VS.


SIEGER:











An Europens Küsten lässt sich schmausen, Portugal ist trotzdem draußen.


Fortsetzung folgt..

Dienstag, 22. Juli 2014

Brasilien 2014 # 8: Die WM der Geschmäcke, Teil 2

Fortsetzung von hier.


Gruppe E: Frankreich, Schweiz, Ecuador, Honduras

1. Schweiz - Käsefondue im Brot gekocht

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Wenn man in einem Land lebt, in dem an jeder Ecke ein Berg steht, auf dem Kühe Alpenmilch produzieren, ist es irgendwie nahe liegend, dass ein solcher Käse-Vulkan ersonnen wird. Es war mir ein Fresst!


2. Frankreich - Käseplatte mit Bordeaux

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Käse, Käse, quel fromage! Schaut sehr schön aus, macht Spaß, schmeckt interessant, der Magen findet es aber etwas anstrengend. Da hilft keine Torlinientechnologie, nichts geht mehr rein.


3. Ecuador - Hornado

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Eine südamerikanische Version des Schweinsbratens, immerhin Schwein und nicht Meer- (das wollten wir nicht). Muss man sich trotzdem erst daran gewöhnen. Diesmal noch nicht.

4. Honduras - nicht gekocht



Gruppe F: Argentinien, Bosnien-Herzegowina, Iran, Nigeria

1. Iran - Kabab-Spieße

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Der Kabab-Spieß dreht sich traditionsgemäß von Istanbul bis Hyderabad und folglich auch dazwischen im Iran. Kabab ist eben eine sichere Bank und für die Gruppe F reicht das.


2. Argentinien - Steak vom argentinischen Rind



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Es war seifig wie ein Messi in Normalform, wenn er durch die gegnerischen Abwehrreihen flutscht. Beziehungsweise schmeckte es so und wir wissen nicht warum. Wurde dennoch in der Nachspielzeit von der Berliner Weißen mit einem Schuss hinunter gezwungen.


3. Bosnien-Herzegowina, Nigeria - nicht gekocht


Gruppe G: Deutschland, Portugal, Ghana, USA


1. Deutschland - Sauerkraut und Berliner Weiße mit Schuss

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Kann Deutschland allen Ernstes mit einer Beilage und einem obskuren Getränk (belagern hier ein sich zäh wehrendes argentinisches Steak) den Titel holen? Kann Teamwork also wirklich Berge versetzen? Die Gruppenphase ist mangels allzu großer Konkurrenz zunächst kein Problem.


2. Portugal - Queijada de laranja

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Der portugiesische Orangenkuchen zerging im Mund wie die Selecao das Quinas in der Sonne von Salvador. Den Geschmack habe ich nicht mehr so präsent. Auch glaube ich, dass es eine Caldo Verde - Suppe als Hauptgang gegeben hat, aber deren Spuren sind auf mysteriöse Weise von Sarahs Facebook-Konto verschwunden. Ist Caldo Verde etwa heutzutage unanständiger Foodporn? Mangels Spuren und Erinnerungen Platz zwo.


3. Ghana, USA - nicht verkocht


Gruppe H: Belgien, Algerien, Russland, Südkorea

1. Belgien - Moules Frites

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Das Muscheln etwas Feines sein können, wenn man einmal die natürliche Skepsis eines Binnenländlers abgelegt hat, weiß ich spätestens seit ich Anno 2006 in Frankreich war. Auch diesmal brauchte es wieder einen inneren Anlauf. Aber dann war dem Moulen-Pulen (fast) kein Ende.


2. Russland - Borschtsch

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Der Borschtsch war 2012 - das kann man auch ohne offizielles Ranking sagen - Europameister. Nicht nur wegen des Heimvorteiles. Danach hatten wir ihn ein paar Mal zu Gast, sodass er etwas zu selbstzufrieden wurde, um dem Pacman-artig angreifenden belgischen Muschelmonster Paroli bieten zu können.

3. Algerien, Südkorea - nicht gekocht


K.O.-Phase folgt.

Sonntag, 20. Juli 2014

Brasilien 2014 # 8 : Die WM der Geschmäcke, Teil 1

Der letzte Pfiff wurde gepfiffen. Jogi Löw hat die Lebenspartnerinnen seiner Spieler umarmt. Lionel Messi hat den "Goldenen Ball" im nächsten Container entsorgt. Ganz Brasilien fragt sich, was das Ganze gebracht haben soll.

Neben den Deutschen und dem FIFA-Säckelwart gibt es noch einen weiteren klaren Gewinner: meinen Geschmackssinn. Der hat während der Weltmeisterschaft zahlreiche neue Gerichte aus aller Welt kennen gelernt. 19 der 32 Nationen hat Sarah in den Wochen des Turniers in der Gestalt landestypischer Speisen gekocht und durfte ich folglich verkosten.

Wie aber wäre der Wettbewerb ausgegangen, wenn statt Müller, Messi, James und Co eben jene Mahlzeiten in den Ring gestiegen wären? Das habe ich spaßeshalber durchgespielt.


Die Gruppenphase (nicht gekochte kursiv)

Gruppe A: Brasilien, Kroatien, Mexiko, Kamerun


1. Kamerun -  Ndole 

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Ich meine, immerhin hat Sarah erst einmal eine Yamswurzel auftreiben müssen. Im Gemüseregal vom Nahversorger gibt es da nicht. Zum Glück haben wir einen Afrika-Shop ums Eck und die haben ein Telefon und konnten eine Yamswurzel organisieren - nicht direkt aus Afrika, aber es hat doch etwas gedauert (im Original schaut das übrigens so aus). Bei Ndole wird die gekochte Yamswurzel (gut kochen, sonst ist sie toxisch!) in ein Spinatgericht gelegt. Muss ich nicht im Übermaß haben und nicht jeden Tag. Aber für den Gruppensieg gegen die konventionellere Konkurrenz reicht es einmal.


2. Brasilien - Huhn, Mango und Ananas in Kokosmilch

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Die Kombination kann nicht allzu viel falsch machen. Platz 2 und die Qualifikation fürs Achtelfinale geht sich aus.


3. Mexiko - Chili sin Carne

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Bitte nicht falsch verstehen. Das mexikanische Chili ist imho eine der wichtigsten Erfindungen in der Geschichte des Essens und vielleicht der Menschheit überhaupt. Und die fleischlose Variante ist angesichts der Probleme der Welt eine mehr als sinnvolle..äh..Ergänzung. Aber bei einer Weltmeisterschaft geht es ja auch darum, dass man nicht allzu ausrechenbar ist, sondern womöglich mit neuem Spielssystem überrascht. Daher leider raus.


4. Kroatien - nicht gekocht 



Gruppe B: Spanien, Niederlande, Chile, Australien


1. Niederlande - Erwtensoep

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Eine schöne, schaumige Erbsensuppe. Mit Wurststückchen drin! Gewinnt nicht nur den Preis für das hübschseste Essen, sondern ist auch leicht zuzubereiten und schmeckt famos. Ergo habe ich sogar ich das nachkochen müssen, was was heißen will.


2. Chile - Pebre-Sauce mit chilenischem Wein

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In die Pebre-Sauce kommt so ziemlich alles, was für eine gute, scharfe Sauce recht und schön ist: Chili, Knoblauch, Zwiebel und außerdem Koriander (okay, in Punkto "gut" würde mir Sarah bei letzterem widersprechen). Dann braucht man eigentlich nur mehr etwas Festes zum Hineindippen oder -schwenken. Kann man zB auf Grillfeste mitbringen.


3. Australien - Pavlova

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Weil landestypisch australisch zu essen bedeuten würde, dass man Tierarten verkochen müsste, die man bei uns legal vermutlich gar nicht bekommen kann, eine Baiser-Torte, die nach einer eingewanderten Balletttänzerin benannt ist. Gut, aber haut den gelernten Österreicher nicht um. 


4. Spanien - Andalusischer Salat

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Auch nicht so schlecht, aber diese Gruppe war zu stark für Spanien. Eine wahre "Todesgruppe".



Gruppe C: Kolumbien, Griechenland, Elfenbeinküste, Japan


1. Elfenbeinküste - Fufu in Erdnusssauce

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Yamswurzel hatten wir ja noch übrig (s. Gruppe A). Und der sich nach Maroni-Kartoffel-Hybrid anfühlende Geschmack dieses Gemüses wurde nun in Fufu-Brei gepackt und sodann in vollendeter Weise durch die famose Erdnusssauce aufgefangen. Gibt es irgend etwas, was man nicht in Erdnusssauce tunken kann? Ich kann es mir nicht vorstellen.

2. Kolumbien, Griechenland, Japan - nicht gekocht


Gruppe D: Italien, Uruguay, England, Costa Rica


1. England - Fishfingers and Custard

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Oh My God! Sensation! Prinz Charles kratzt sich ungläubig am Ohr. England ist Gruppensieger und das beim einzigen Wettbewerb, wo das noch unwahrscheinlicher erscheint als im Fußball. Und wie meistens bei den wirklich wichtigen Leistungen der britischen Kultur handelt sich eigentlich um einen Witz. Aber das Gericht, das ein hungriger "Dr. Who" in der gleichnamigen Fernsehserie spontan erfunden hat, kann man durchaus essen.


2. Costa Rica - Gallo Pinto

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Gallo Pinto ist ein Gericht aus Reis und Bohnen, hier gereicht mit Bananen, Maischips und Rahm, das Costaricaner gerne zum Frühstück verspeisen. Genauso wie Fußballweltmeister (Vizeweltmeister und deren Furcht erregende Ersatztorhüter werden dann zum Problem).


3. Italien, Uruguay - nicht gekocht 


Fortsetzung folgt..

Donnerstag, 17. Juli 2014

Musikvideo des Monats Juni 2014

Mit dem Ansteigen der Temperaturen geht es auch - so scheint es - mit der Qualität der Musikvideos nach oben. Der vorangegangene Monat war schon ziemlich fein und der Juni hat diesen Trend noch bestätigt. Die Fülle an guten Videos war so groß, dass es ein echter Nabil fast nicht geschafft hätte. Fast.


 1

 
Patsy - MONOMYTH from Seth Smith on Vimeo.

Dir. Seth Smith

Unheimlich schön unheimlich.


2



Dir. Aaron Duffy, Damian Kulash Jr., Bob Partington

Die Musikvideokünstler, die nebenbei auch Musik machen.


3


Soft as Snow - Halo Heart (Official Video) from Michael Crowe on Vimeo.

Dir. Michael Crowe

Epilepsiewarnung.


4


Ought "Today More Than Any Other Day" from Constellation Records on Vimeo.

Dir. Adam Finchler

Weil es beweist, dass man ein stimmiges Musikvideo auch in der eigenen Nachbarschaft drehen kann. Einfach nur genau hinschauen.


5




Dir. Nabil


Dienstag, 15. Juli 2014

Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats Juni 2014

O´Death - Bugs
 Brooklyn, New York City
         Gewonnene Ränge: + 7

Spätestens als in der Vierziger Jahren Woodrow Wilson Guthrie seine Landarbeiterschuhe auf den Asphalt des Big Apple gesetzt hat, war sie geboren, die durchaus innige Verbindung zwischen New York City und der Folkmusik. Greenwich Village, East Village, Lower East Side stehen in unserem kulturellen Gedächtnis für Kellerlokale, in denen auf akustischen Gitarren geschrammelt und der Zustand der Welt oder einfach nur des eigenen Lebens besungen wird. Vom Gegenkultur-Folk der Sechziger bis zur Anti-Folk-Bewegung jüngerer Tage spannt sich der Bogen.

An die Gegenden auf der anderen Seite des East River denkt man da vielleicht weniger. Aber auch das neo-bohème Milieu des Brooklyn der Nullerjahre hat Folk hervor gebracht. O´Death haben ihre Aneignung alter amerikanischer Weisen zunächst auf eine raue, harsche, angriffslustige Art praktiziert. Lo-Fi und im Geiste des Folkpunk.

Im Laufe ihrer Alben, deren bislang letztes im Jahre 2011 vorgelegt wurde ("Outside"), wurden freilich die Kanten zunehmend geschliffen, die wilden, aus allen musikalischen Windesrichtungen zusammen getragenen, Elemente mehr und mehr zurück genommen. Die Produktion wurde aufgeräumter, klarer. Geblieben ist O´Death freilich der Hang zum Düsteren und Unheimlichen. Der Bandname rührt von einem traditionellen Folksong, in dem Gevatter Tod um Gnade angefleht wird, das setzt dem Tonfall Grenzen.

Dennoch ist "Bugs", der Eröffnungstrack und mutmaßliche Höhepunkt von "Outside", für die Verhältnisse dieser 5-köpfigen Gruppe ein geradezu erbauliches Stück Musik. Da ist das freundliche, helle Gitarrenzupfen zu Anfang, in welches sich dann ruhig und klar der Gesang legt. Dann folgt ein agiles Banjo-Geplucker mit Unterstützung der Rhythmussektion, ehe noch die Geige das Ensemble komplett macht. Schöne Harmonien, souverän zusammen gefügt. Es wären freilich nicht O´Death, ginge es textlich nicht doch wieder um die Auseinandersetzung mit der eigenen Vergänglichkeit. Eine Auseinandersetzung mit einem schockierend aktuellen Bezug, da der Schlagzeuger David Rogers-Berry eben erst eine Chemotherapie wegen Knochenkrebs hinter sich gebracht hatte.

Vor diesem Hintergrund ist es doppelt erfreulich, dass O´Death auf ihrer Website für 2014 ein neues Album angekündigt haben.

O´Death - Bugs (auf Soundcloud mit freiem Download)
O´Death - Outside (Albumstream)


Sonntag, 13. Juli 2014

GewinnerInnen der Jahresumfrage 2012-Preisauslosung # 2

I.W. hat bei Preisauslosung für die Jahresumfrage 2012 den ersten Platz belegt. Und das Meistermenü des Winzers gewählt. Das freut den Koch, wurde doch das lukullische Erlebnis von seiner Hand im Jahr zuvor beinahe von den GewinnerInnen verschmäht.

Dabei ist es wirklich nicht schlimm, ehrlich. Sogar recht gut, wenn man allen Anwesenden Glauben schenkt.

Der Blick der Gewinnerin ist daher definitiv eher als interessiert denn als skeptisch zu deuten!


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Erster Gang: Holländische Erbsensuppe mit Wurst und Walnüssen


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Zweiter Gang: Huhn (nicht zu sehen) mit Erdnusssauce und Reis



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Und was wäre das jetzt?

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Schichtdessert: Himbeeren-Gebrannte Mandeln-Joghurt-Walnüsse-Apfelmus



Noch drei Preisträger to go, dann wird wieder gelost (für die Umfrage 2013). Rechtsbeistand bitte dem Lostopf bereit halten.

Freitag, 11. Juli 2014

Brasilien 2014 # 7: Fünf Gründe, warum Deutschland am Sonntag gewinnen sollte und nicht Argentinien

1. Sicherlich. Kein Team wird sich letztlich auf die Fahnen heften können, durchgängig begeisternden Offensivfußball gespielt zu haben. War bei dieser WM einfach nicht drin. Aber, wenn es Argentinien tatsächlich schaffen sollte, mit der Strategie dieses besonders ausgeprägten "Hinten-alles-dichtmachen-und-vorne-wird-es-eine-Einzelleistung-richten" den Goldpokal zu stemmen, dann wäre das doppelt bitter.

2. Es wäre einfach zu brutal für die Brasilianer. Zuerst die 1:7-Implosion im Halbfinale, dann gewinnt der Erzrivale im Maracana den Titel? Nein, das muss nicht sein.

3. Diese deutsche Fußballer-Generation hat sich einen Titel ganz einfach verdient. Nach alle den Jahren des tollen Spieles, aber knappen Vorbeischrammens am ganz großen Coup.

4. Das Siegerinterview von Thomas Müller.

5. Maradona schweigt.


Bei Punkt 5. muss ich anfügen, dass das wahrscheinlich dadurch aufgehoben wird, das Franz Beckenbauer sich um so mehr zu Wort melden wird.

Wie auch immer, ich habe da ein komisches Gefühl in der Magengrube. Das es eng werden könnte.

Dienstag, 8. Juli 2014

Brasilien 2014 # 6: Blick in die Glaskugel

Vier gewinnt. Also, einer von den Vieren zumindest. Das Halbfinale steht und wir fragen uns, ob das so weiter geht mit den zähen K.O.-Spielen, die zwar gegen Ende spannend werden, davor aber wenig fußballerische Schönheit offenbaren - außer vielleicht für jene, die das exakt getaktete, gleichförmige Verschieben von Mannschaftsformationen als Kunstform empfinden. Aber ich sage: Synchronschwimmen ist auch langweilig. Unerfreulich, dass das einzige Spiel, bei dem die Ordnungen nicht dominierten, bei dem es etwas wilder wurde, dann gleich zum Exzess mit Knochenbrecherfouls geriet. Was erwartet uns aber jetzt in den Semis?

Zum Glück überkommt mich alle zwei Jahre während der großen Fußball-Championaten eine seherische Gabe. Ich weiß dann ganz genau, wie es weiter geht. Leider überkommt mich die seherische Gabe aber immer erst nach Teilnahmeschluss für unser Büro-Tippspiel. Das muss ich monieren.

Aber nachdem ich mich jetzt über Facebook und Twitter noch mit diversen Umbanda-Priesterinnen aus Salvador de Bahia verbunden habe, weiß ich genau, was als nächstes passiert.


Brasilien - Deutschland, 8.7.2014

Vor dem Spiel schockt Jogi Löw die anwesenden deutschen Medienvertreter in einer überraschend angesetzten Pressekonferenz, indem er, gar nicht sehr tiefenentspannt wirkend, trotzig auf den Tisch haut und verkündet: "Ich bin hier der Teamchef, ich ganz allein!". Er erklärt den entsetzten Journalisten, dass er sich die Aufstellung nicht mehr diktieren lasse und daher beschlossen habe eine "etwas andere Variante, sehr flexibel" spielen zu lassen: Manuel Neuer beginnt in der Innenverteidigung ("also entweder ganz innen oder auch rechts oder links außen"), die Position des Torhüters übernimmt an seiner statt Philipp Lahm. "Der Manu freut sich total, dass er endlich vorne spielen darf,"erklärt Löw, "und der Philipp kann eh alles!".

Die Brasilianer beginnen in Belo Horizonte wie gewohnt mit zehn Fußballspielern und Fred als zentraler Attrappe im gegnerischen Strafraum. Auffällig ist, dass sie alle ganz in schwarz gekleidet antreten und Neymar-Perücken tragen, was bei den Deutschen für einige Verwirrung sorgt. Doch für die DFB-Elf kommt es noch ärger: Mario Götze, der von Jogi Löw ebenfalls in die Mannschaftsaufstellung nominiert wurde, bleibt in der Umkleidekabine hängen, weil er nicht aufhören kann, Selfies zu knipsen und auf Twitter und Facebook zu veröffentlichen.

Die zehn Brasilianer erwischen gegen die zehn Deutschen den besseren Start: In der 10. Minute schiebt Hulk den gesamten vor dem deutschen Tor versammelten Spielertross in Richtung Torlinie und irgend ein Spieler - vermutlich ein Innenverteidiger - wurschtelt den Ball über den heftig hüpfenden Philipp Lahm ins Tor. Die Gastgeber sind enthusiasmiert und drängen auf das 2:0. Der Selecao gelingen Ballstaffetten über mehr als zwei Stationen.  

In der 21. Minute entdeckt Ko-Trainer Hansi Flick, als er seinen Twitter-Account checkt, das neueste Selfie von Mario Götze (Kabinenpose Nr. 461 #PartOfGoetze #BRAGER) und schlussfolgert messerscharf, dass Mario Götze nicht im Spiel ist. André Schürrle wird eingewechselt. Mit einem Mann mehr drängen die Deutschen auf den Ausgleich. Kurz vor der Pause ist es so weit: einen Freistoß von Kroos verwertet Manuel Neuer per Kopf zum 1:1. Schockstille in ganz Brasilien. Auch die Tatsache, dass unmittelbar darauf die "Kiss Cam" der Stadionregie Joseph Blatter und Dilma Rouseff ins Bild nimmt, kann die Stimmung nicht wesentlich aufheitern.

In der 58. Minute erobert Manuel Neuer den Ball an der Mittellinie, wird am 16-Meter-Kreis gelegt, schießt den Freistoß und verlängert den Abpraller per Fußspitze zum 2:1 für Deutschland. In einem Krankenhaus irgendwo in Brasilien gelingt es einem Dutzend Pfleger in allerletzter Sekunde einen jungen Mann, der ebenfalls mit der Haartracht der brasilianischen Nationalmannschaft versehen ist, davon abzuhalten, mithilfe von zusammen geknüpften Bettlaken aus seinem Zimmer zu entkommen.

Die Selecao rennt verzweifelt an, die Gangart wird härter. Der Schiedsrichter hat diesmal die Gelben Karten sicherheitshalber gleich ganz zuhause gelassen. Als Marcelo in der 81. Minute plötzlich versucht, mit einem der brasilianischen Militärpolizei entliehenen Wasserwerfer die deutsche Abwehr weg zu spülen (es gelingt auch fast, nur Manuel Neuer bleibt stehen), erhält er eine Ermahnung, wonach er das nächste Mal streng ermahnt wird, dass er beim übernächsten Mal noch strenger ermahnt wird. Und, als der offenbar wieder topfitte Schweinsteiger mit eine Satz drei brasilianische Mittelfeldspieler nieder grätscht, erklärt ihm der Referee, dass das nicht sehr nett war.

Joseph Blatter freut sich über die gezeigte Konsequenz des Schiedsrichters so sehr, dass er Dilma Rousseff, die er immer noch neben wähnt, vor Freude umarmen möchte. Doch die hat das Stadion bereits verlassen, weil sie erfahren hat, dass ihr Amtssitz in Flammen steht. Und auf ihrem Platz sitzt jetzt Angela Merkel, die nicht so gerne umarmt werden möchte.

Von dem Eklat auf der Ehrentribüne bekommen die Spieler nichts mit, sie werfen ihre letzten Reserven in die Schlacht. In der 91. Minute erzielt der eingewechselte Miroslav Klose nach einer Ecke das 3:1 für die Deutschen. Alleiniger Torrekord. Auch das noch. Ronaldo muss von einer Hundertschaft Ordner daran gehindert werden, das Spielfeld zu entern.

Das Spiel ist aus. Hulk zerreißt vor Wut sein Trikot, Dante rezitiert fassungslos Verse, Oscar versteckt sich sogleich in der Eistonne und Fred steht bewegungslos in der untergehenden Sonne von Belo Horizonte.


Niederlande - Argentinien, 9.7.2014

In seinem versteckten Labor tief in den Eingeweiden des Corcovado von Rio sitzt Louis van Gaal an einer riesigen Orgel, deren Orgelpfeifenköpfe erstaunlich an die Gesichter der Spieler der Elf von 1978 erinnern. Johann Cruyff schaut sehr ernst. Van Gaal aber sinniert über seinem nächsten finster-genialen Plan, diesmal um Argentinien aus dem Weg zu räumen und das ersehnte WM-Finale gegen Deutschland zu erreichen.

Nachdem sein Geschöpf, der Penaltykiller "Krul", die Costa Ricaner aus dem Turnier geworfen hat, soll es nun "Krang" richten. Eine drei Meter große Kreatur mit orangener Haut, die darauf dressiert wurde, erstens Lionel Messi auf Schritt und Tritt zu verfolgen (was dessen hochnervöse Spielweise über weite Strecken der letzten Saison erklärt) und zweitens immer dann, wenn Robben zu straucheln beginnt, eine unterschwellige Botschaft an den Schiedsrichter auszusenden..Van Gaal liebt es, wenn ein Plan funktioniert.

Das tut er aber diesmal leider nicht. Weil Van Gaal ihm am Anfang des Spieles eine Umarmung verweigert hat (Van Gaal hat in seinem Leben mutmaßlich noch weniger Menschen umarmt als Angela Merkel), kocht in Krang, der eigentlich nur geliebt werden möchte, jetzt aber unglücklicherweise für die holländische Fußballnationalmannschaft spielt, die Wut hoch und immer höher. In der 30. Spielminute ist es soweit und Krang läuft Amok. Er packt alles, was er zu fassen bekommt und schleudert, kickt es durch die Gegend. Die FIFA-Torlinientechnologie zeigt mehrmals "Tor" an und die Menschen im Stadion jubeln frenetisch, aber es handelt sich nur um Sneijder, Kuyt und Garay.

In der 41. Minute erst kann das Wüten beendet werden, als sich ein kleiner Spatz auf die Schulter von Krang setzt und er in tiefe Melancholie verfällt. Diesen Augenblick nutzt Louis van Gaal, um Krang gegen Nigel de Jong auszutauschen, was freilich am grundsätzlichen Charakter des Spieles zunächst nicht allzu viel ändert.

In der 72. Minute macht Higuain irgendwie das 1:0 für Argentinien. Die durch den Krang-Zwischenfall verunsicherten sowie dezimierten Oranjes finden nicht mehr richtig ins Spiel zurück. In der 90. Minute setzt freilich Arjen Robben an der Strafraumgrenze  zu einem kühnen Dribbling an. Panikartig springen die Verteidiger der Albiceleste aus seiner Laufbahn, doch Robben hebt ab, zieht dreimal über das Stadion und verschwindet dann in Richtung Atlantik und der untergehenden Sonne. Wunderschön. Der Schiedsrichter pfeift ergriffen Elfmeter. Robin van Persie läuft an. Er ist aber von den Ereignissen des Tages dermaßen überwältigt, dass ihm die Tränen in seinen Augen die Sicht nehmen. So befördert er das Spielgerät in den Himmel von Sao Paulo, sodass Sergio Romero glücklicherweise wieder einmal nicht eingreifen muss.

Die Niederlande sind ausgeschieden, Argentinien im Finale.

Cambiasso und Zabaleta liegen sich glücklich in den Armen. Ihr fluffiges Haar bewegt sich traulich in der linden Abendbrise. Sie haben es Belgiens Fellaini nach dem Viertelfinale als Trophäe abgenommen. Argentiniens Coach Sabella muss freilich zu seinem Entsetzen feststellen, dass Lionel Messi spurlos verschwunden ist.

Ergreifende Szenen spielen sich hingegen in der holländischen Kabine ab. Van Gaal umarmt Krang mit den Worten "Ich bin dein Vater!" und verspricht ihm, ihn zu Manchester United mitzunehmen. Die englischen Fußballfans jubeln.

Arjen Robben taucht erst in der neuen Nelson Mandela-Biopic "Schwalben über Robben Island" wieder auf, wo er einen gewitzten Ausbruchskünstler spielt und endlich die ersehnte Anerkennung in Form eines Nebenrollen-Oscars erhält.



Tiefenentspannt!

Montag, 7. Juli 2014

Brasilien 2014 # 5: Blick in den Kochtopf

Zweimal essen wir noch, dann ist Finale.

Hier die Speisen der noch verbleibenden Partien (Menschen, die sich einladen wollen, wie immer gerne gesehen):


Dienstag, 8.7.2014, 22 Uhr, Brasilien - Deutschland, Essen: Brasilianisch

Mittwoch, 9.7.2014, 22 Uhr, Niederlande - Argentinien, Essen: Niederländisch

Sonntag, 13.7.2014, 21 Uhr, Brasilien/Deutschland - Niederlande/Argentinien, Essen: Deutsch, Argentinisch oder Brasilianisch-Niederländisch


Ausführliches zum Thema Fußball gibt es dann morgen an dieser Stelle. Inklusive dem schon über die Jahre bewährten Blick in die Glaskugel..




Donnerstag, 3. Juli 2014

Brasilien 2014 # 4: Ist es wirklich schon so spät?

Verfluchte Spätschichten! Diese Achtelfinali wollen nicht enden. Zuerst wird 90 Minuten gearbeitet, gekämpft und wohl auch gar nicht so selten auf das Tor geschossen. Aber irgendwie scheint es, als ob die Kugel kurz vor dem Einschlag auf eine Störung im Raum-Zeit-Kontinuum träfe und abgelenkt würde oder sich in den Fanghandschuhen der Keeper Magnete befänden, die sie hinein saugen würden. Oder sind es die Beine und Köpfe der Spieler, die durch die Last der K.O.-Runde schwer wie Blei sind und keine rechte Schwungkraft mehr entfalten wollen? Wie auch immer, die Goal Line - Technologie darbt dahin. Null zu Null und Verlängerung.

Und weil das zweite Spiel erst um 22 Uhr beginnt, ist es da schon so spät und der innere Kampf tobt: Schlafen gehen oder nicht? Meistens gewinnt die Vernunft. Meistens. Aber auch da wird die Nacht gekürzt und der Schädel ist am nächsten Tag schwer wie die Kopfball spielenden Köpfe der deutschen Angreifer gegen Algerien.

Favoriten? Hier herrscht rundum Ratlosigkeit. Keiner hat bisher wirklich überzeugt, wirklich mühelos gesiegt. Kolumbien vielleicht, aber dass die Weltmeister werden, traut sich dann doch noch keiner so richtig tippen. Auch bei unserem Bürotippspiel hat niemand auf Kolumbien gesetzt. Dafür einige auf Spanien. Worauf ich gesetzt habe, sage ich lieber nicht.

Die "Furia Roja" von 2010 würde mit den Teams, die 2014 um den Titel rittern, vermutlich kurzen Prozess machen. Aber Spanien ist zu Recht nicht mehr dabei. Und wir fragen uns: Was kommt nach?

Am meisten spielerisches Vermögen, am meisten ballesterische Kreativität hat in diesem Achtelfinale der taumelnden, aber nicht fallenden, Fußball-Großmächte womöglich Belgien demonstriert. Nur mit der Effektivität hapert es noch gewaltig. Und die Abwehrreihe muss erst beweisen, dass sie auch gegen Teams klar kommt, die einen Sturm haben, der diese Bezeichnung auch wirklich verdient.

Gefährlich bleiben die Niederländer. Abgezockt agieren sie, kaltblütig und wie immer nicht ganz innerhalb der Parameter der Fairness. Andererseits: Wenn Marquez Robbens Zehe im Strafraum touchiert, muss er damit rechnen, dass das Konsequenzen hat. Selber schuld. Und Van Gaal hat auch Recht, es geht beim Fußball letztlich nicht darum, dass sich Johann Cruyff eine Träne der Rührung aus dem Augenwinkel wischt, sondern vielmehr darum, aus den gegebenen Mitteln das Maximum heraus zu holen.

Dafür ist ja besonders Griechenland bekannt. Schade, dass Mitroglu den letzten Kopfball gegen die Fluchbezwinger nicht versenkt hat (wieder so ein Kopfball, der sich auf die Hand des Keepers neigte), ich habe mittlerweile eine perverse Freude entwickelt, zu beobachten, wie sich die Hellenen immer wieder weiter wurschteln.

Frankreich wiederum wurschtelt nicht, sondern strebt erhobenen Hauptes durchs Turnier. Offenbar ist alles derart in trockenen Tüchern, dass die bleus es sich leisten können, interessante soziodynamische Experimente mit Benzema und Giroud in ein und demselben Angriff durchzuführen. Was kommt gegen Deutschland? Didier Deschamps höchstpersönlich als hurtiger Linksaußen?  Kein Torhüter? Wobei: Deutschland hat es ja vorgezeigt: Torhüter werden überbewertet! Ein defensiver Mittelfeldspieler, der gelegentlich zurück ins Tor eilt, tut es auch!

Und Brasilien und Argentinien? Zu Argentinien will mir gar nichts einfallen. Und Brasilien, nein , sorry. Ich will nicht glauben, dass eine Mannschaft, die keine bessere Alternative hat als Fred im Sturmzentrum aufzubieten, Weltmeister werden kann. Aber, bitte, lassen wir uns überraschen.

Das ist übrigens der Speiseplan für das Viertelfinale:

Freitag, 4.7.2014, 18 Uhr, Frankreich - Deutschland, Essen: Französisch

Samstag, 5.7.2014, 18 Uhr, Argentinien - Belgien, Essen: Belgisch


Da dürfen sie ruhig verlängern. Da ist Wochenende.


Howard mit den Magnethänden.

Dienstag, 1. Juli 2014

Sensationsfund

Wer paläontologische Entdeckungen machen will, muss dafür nicht in die Wüste Gobi fahren.

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..am Linzer Hauptbahnhof.

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