Mittwoch, 23. September 2009

Das Winzer-Experiment # 4: Frittierter Kraken

Das Buch-Orakel ist gnadenlos. Das, worauf mein Finger in dem alten, aber zeitlosen Kochbuch fällt, das wird gemacht. Fast ohne Widerrede. Eine Ausnahme gibt es nur dann, wenn die Wahl auf ein Gericht fällt, das von meinen Fähigkeiten als blutiger Anfänger derart weit entfernt ist, dass jeder Versuch einer kulinarischen Wahnsinnstat gleichkommt. Unlängst wollte das Buch Wildpastete, aber nach kurzem Blick auf die ellenlange Zutatenliste habe ich abgewunken.

"Gebackener Tintenfisch" klingt zwar eher exotisch, ist aber eigentlich ein deppeneinfaches Gericht. Zumal das Weichtier laut unserem Kochbuch in Wahrheit nicht herauszubacken, sondern (wie mich meine Freundin belehrt hat) lediglich zu frittieren war.

Aber dann war da die Tücke des Objekts. Zuerst in zoologischer Hinsicht: Laut Internetz verwendet man für das Gericht "Gebackener Tintenfisch" am besten einen Kalmar oder eine Sepie. Keinen Kraken. Tintenfisch ist eben doch nicht gleich Tintenfisch. Mangels gründlicher Recherche (und nicht ausreichend differenzierendem Kochbuch - von wegen "Tintenfisch", Herr Ruhm!) lag aber in meiner Küche nun ein Kraken zum Verkochen bereit.


Der war zwar gereinigt, aber, wie man sieht, durchaus noch als Kraken identifizierbar. Das ist für einen gelernten Endkonsumenten von vorfabriziertem Essen doch etwas Neues. Und eine klitzekleine Überwindung.

Zusätzlich stellte sich auch noch die Frage, was von dem faszinierenden Tierchen nun in die Pfanne sollte und was man lieber beiseite schnitt. Das Internetz (der erste verwendete Joker) gab die Auskunft, dass der Kopf tunlichst zu entfernen sei. Dies nicht definitiv, sondern, wie im Internetz üblich, als Mehrheitsentscheidung, aber immerhin. Daher: Kopf ab.



Das hatte allerdings zur Folge, dass die ursprünglich 500g Tintenfisch eine nicht unerhebliche Reduktion erfuhren und nach vollzogener Zubereitung nur mehr ein eher spärliches Mahl ergaben. Dieses war dafür durchaus genießbar - auch dank der laut Kochbuch vorzunehmenden Zugabe von Sauce Tartare.

Nur in optischer Hinsicht war ich nicht hundertprozentig zufrieden. Ich hatte mir in meiner küchentechnischen Ahnungslosigkeit erwartet, dass die Tentakelhaftigkeit der Speise nicht mehr so deutlich hervorsticht. Diese Illusion hat mir aber schon während des Kochens mein zweiter(Freundinnen-)Joker genommen.



Immerhin, nächstes Mal wirds dann deutlich bodenständiger (wenn auch nicht unbedingt einfacher): Einmachsuppe und Erdbeer-Pudding


3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sieht echt lecker aus! Wo hast du den denn gekauft? Nordsee??

LG Steffi

Christine hat gesagt…

ich muss schon sagen: sehr mutig! Hätte mich trotz jahrelanger Koch- Erfahrung da nicht drüber getraut... außerdem ist der Ekelfaktor bei diesem Gericht wahrlich nicht zu unterschätzen ;-)

Hut ab!

Ein Winzer hat gesagt…

@Steffi: Merkur. Und: Danke schön!

@Christine: Ich hatte ja dank Kochbuch-Orakel nicht wirklich eine Wahl..Aber: Danke schön!

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