Sonntag, 8. März 2009

Die Festivalvorhersage von diesem Jahr

Um diese Zeit im Jahr, wenn es draußen noch kalt und ungemütlich ist, beginnen sich bereits die Eckdaten der Festivals des Sommers heraus zu kristallisieren. Das erlaubt uns einen kleinen Blick voraus und allenfalls sogar den Griff zum Stift, um Termine vorzumerken.

Das Beste zuerst: Weil gerade Wahlkampf war, hat Hans-Peter Haselsteiner die Ute-Bock-Stiftung gerettet. Weswegen es auch das vom KV Sozialforum Freiwerk veranstaltete, liebenswürdige Bock Ma´s-Festival in Timelkam weiterhin gibt. Und zwar dieses Jahr von 27. bis 29. August. Lineup steht zwar noch keines fest, aber das steht beim Bock Ma´s ohnehin nicht so sehr im Vordergrund, auch wenn es bisher immer gute Acts zu sehen und zu hören gab (letztes Jahr vor allem: Texta und Mauracher). Aber auf das Bock Ma´s fährt man sowieso zuerst einmal wegen der netten Atmosphäre, außerdem wegen des unübertroffenen Festivalgeländes auf der Burgruine Altwartenstein (auch wenn das Sozialforum dafür anscheinend eine nicht ganz unerhebliche Pacht an eine ortsansässigen Aristokratin blechen muss, zumindest, wenn man einer Mitarbeiterin des Organisationsteams glauben darf, mit der ich mich einmal auf einer Zugfahrt von Wien nach Linz unterhalten habe), wegen dem vielfältigen Angebot (beeindruckend im letzten Jahr: die Diskussion mit Ute Bock) und natürlich wegen der guten Sache. So soll das Fest auf der alten Burg auch dieses Jahr wieder ein Fixtermin sein, so nichts Gravierendes dazwischen kommt.

Auch das Kremser Donaufestival ist ernsthaft ins Kalkül zu ziehen, ist doch die musikalische Aufstellung wieder großartig geraten. Von 22. April bis 2. Mai geben sich hier Acts wie Sonic Youth, Antony & the Johnsons, The Bug oder Coco Rosie das Mikro in die Hand. Vor allem der 1. Mai mit Antony und Coco Rosie scheint fast ein Muss zu sein.

Gute Livemusik bietet erfahrungsgemäß auch das Nuke-Festival. Die Bands, die bisher bestätigt sind, rechtfertigen auch dieses Jahr wieder den Verdacht, das am 17. und am 18. Juli für feine Atmosphäre und engagierte Performances gesorgt sein dürfte. Moby, Jan Delay, Patrice und The Cat Empire haben zugesagt. Und die beste mir bekannte Liveband überhaupt: Calexico. Der Haken an der Sache ist allerdings, dass das Nuke dieses Jahr nicht mehr am Ufer der Traisen im St. Pöltner VAZ über die Bühne gehen wird, da es ins schnöde Pannonien, nach Wiesen, weichen musste.

Dies deshalb, da sich am Rande der niederösterreichischen Landeshauptstadt der große Bruder, das Frequency, das sich nun endlich aus dem Regenloch Salzburgring verabschiedet hat, breit machen wird. Zwischen 20. und 22. August wird es mit einiger Sicherheit, wie jedes Jahr, ein ziemliches Überangebot an großen Namen des zeitgenössischen Pop/Rock zu bestaunen geben. Und man wird wieder wie gehetzt über das Festivalgelände streifen, "um die auch einmal live gesehen zu haben". Die Vorteile des Umzuges liegen auf der Hand: die verbesserte Erreichbarkeit (und vor allem auch Verlassbarkeit) des Festivalgeländes, das nette Ambiente des Festivalgeländes mit der Traisen nebenan, sowie seine Nähe zu städtischer Infrastruktur. Genannt haben bisher unter anderem Mando Diao (deren klägliche Performance am 2006er-Frequency allerdings noch in unerfreulicher Erinnerung ist), Farin Urlaub Racing Team, Kettcar und die International Noise Conspiracy. Das haut einen jetzt zu Recht noch keineswegs um, aber da kommt mit hundertprozentiger Sicherheit noch viel, viel mehr!

Wer mit zeitgenössischer Rockmusik nicht so viel anfangen kann, der ist vermutlich mit dem (etwas irre führender Weise) „Nova Rock“ geheißenen Festival in der schattenlosen Steppe des Burgenlandes ganz gut bedient. Sollte es sich aber in diesem Jahr nicht ausgehen, ist das auch kein Grund zum Verzweifeln - das Lineup wird vermutlich in zwanzig Jahren immer noch genauso aussehen wie im Jahr 2009. Falls es einen aber doch in diese geographische wie musikalische Einöde verschlagen sollte, ein kleiner Tipp: es findet sich sicher eine Horde 16-jähriger HTL-Schüler, mit denen man sich gleich nach der Ankunft derart heftig einen hinter die Binde kippen kann, dass man auch beim gefühlten millionsten Metallica, Placebo, Faith No More oder Tote Hosen – Song des Lebens noch herzhaft mitschunklen und mitgrölen kann!

Auch das Lovely Days verfolgt einen ähnlichen Ansatz, nur sind die dort auftretenden Bands so alt, dass dem Ganzen schon wieder ein gewisser Charme zuzubilligen ist. Vermutlich müsste man aber schon Massen der dort höchstwahrscheinlich von Sandalen tragenden Spät-Hippies und Lederjacken-bewehrten Alt-Rockern feil gebotenen Substanzen konsumieren, um angesichts der auf diesem Festival üblicher Weise in rauer Zahl ihr Unwesen treibenden 70er-Jahre-Mainstream-Bands nicht in heller Panik die Flucht zu ergreifen. Immerhin: mit Deep Purple und Eric Burdon sind den Veranstaltern dieses Jahr zwei zumindest respektable Fänge gelungen. Das Festival findet am 10.7. in Wiesen statt, dauert also nur einen Tag, damit die Festivalbesucher nachher friedlich schlafen gehen können.

Einen Stopp lohnt meist das Pfingst Open-Air im grenznahen Hauzenberg bei Passau. Das Lineup ist meist klein, aber sehr fein, die Festivalgröße so, dass es phasenweise anstrengend sein kann, sich aber alles in allem noch im Rahmen hält. Für die von 29.-31. Mai steigenden Konzerte haben bisher unter anderem Blumentopf und die Stereo MCs zugesagt.

Auch unmittelbar vor den Toren von Linz ist jedes Jahr Festivalstimmung angesagt. Normalerweise zumindest. Dieses Jahr weist die Homepage des Ottensheim Open Air aber bisher nur Informationen über das schon verflossene "OHeim goes Big Little City 2.0" in KAPU und STWST auf. Mal schauen, ob das noch was wird, dieses Jahr. Ich wäre jedenfalls sehr gerne einmal dabei.

Auch das Urban Art Forms stellt für mich Land da, das es noch zu entdecken gäbe. Leider ist es in Wiesen (schon wieder!) und auch musikalisch vielleicht nicht jedermanns/fraus Sache. Dabei wäre diesmal ein Headliner zu begrüßen, der so ziemlich jede Reise (und jeden Gehörschaden) wert sein dürfte: Kraftwerk werden ihren Enkeln vermutlich zeigen, wo der Schaltkreis seinen Strom zapft.

Wer jetzt Lust bekommen hat, der möge sich bitte melden. Aber auch über andere Festivalvorschläge freue ich mich natürlich.

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