Wer Islam und Islamismus gleichsetzt und zum Halali auf äußere Symbole des Islam bläst, die per se harmlos sind, nimmt dem Islamismus keinen Zoll seiner Handlungsgrundlage. Im Gegenteil. Wer dies tut, erfüllt Bin Laden und Co den sehnlichsten Wunsch: augenscheinlich zu machen, dass der Islam in der "westlichen" Welt nicht erwünscht ist, dass Islam und "Abendland" unvereinbar und zu einem feindseligen Gegeneinander bestimmt sind. Wer Minarette und Kopftücher ohne jede sachliche Rechtfertigung - lediglich aus unreflektierten Angstgefühlen, Fremdenhass und dumpfem Revanchismus - verbietet, der liefert den Islamisten Argumente für ihre Agitation, der macht womöglich aus indifferenten Muslimen politische, aus politischen Muslimen extremistische, aus extremistischen Muslimen militante Islamisten.
Dass derartige Gesetze auch einen Bruch unserer europäischen Werteordnung bedeuten, einen Verstoß gegen geltendes (Menschen-)recht, dass sei an dieser Stelle nur ergänzt. Ich möchte hier nicht mit rechtlichen Ausführungen langweilen. Aus diesem rechtlichen resultiert aber ein weiteres, ganz massives Problem: ein Glaubwürdigkeitsproblem. Mit welchem Recht, so wird man sich in der islamischen Welt fragen, kann Europa von uns verlangen, die Rechte von Christen und anderen religiösen Minderheiten zu respektieren, wenn Muslime in Europa nicht erwünscht sind und ein Kulturkampf gegen die Praxis ihrer Religion geführt wird?