Zwei Institutionen der deutschen alternativen Populärmusik waren am 24.11.2011 in der TipsArena zu Gast. Thees Uhlmann als Vor-, die Beatsteaks als Hauptband.
Damals, vor Jahren, mochte ich die Beatsteaks. Ich war, glaube ich, sogar ein paar Mal knapp davor, mir eine CD zu kaufen. Ich interessierte mich damals zunehmend mehr für Musik abseits des groben Mainstreams und jene dieser Band erschien mir als besonders geglückte Synthese aus populärer Eingängigkeit und alternativer Glaubwürdigkeit.
Donnerstag also, in der Tips Arena (dazu später). Diese Beatsteaks sind mir grundsätzlich immer noch sympathisch. Eine routinierte Mischung ist das, die uns da entgegen geschmettert wird, aus Rock, Punk, Pop, Reggae, Ska und sogar Hip Hop. Der Frontmann bemüht sich zwischenzeitlich, das Publikum anzuheizen und eine Stimmung zu schaffen, die dem Ruf der Berliner als große Liveband gerecht wird. Er fragt uns, was abgeht und fordert uns auf zu bouncen. Ich frage mich, was letzteres ist und wann ich dieses Wort zum letzten Mal gehört habe. Leider wirken nicht nur die Sprüche und der Gestus etwas altbacken (Rocker, die auf Hip Hop machen, naja..), sondern auch die Musik. Alles, der Rock, der Punk, der Pop, der Ska, der Hip Hop, dieser ganze, eher unschlüssig daher kommende Crossover hat mir nichts (mehr) zu sagen, wirkt auf mich überholt, wenig spannend. So wie tausend Mal gehört und hundert Mal zu oft. Das dargebotene Werk enthält zudem viel zu viele qualitative Lücken, um ein komplettes Konzert stimmungsmäßig zu tragen.
Wobei man jetzt fair sein muss. Die Rahmenbedingungen sind schwierig. Die Atmosphäre der bespielten Halle ist kühl und technokratisch, die Band hat es nicht leicht, ihr Publikum in Stimmung zu bringen. Zumal der Sound an diesem Abend nicht überzeugt, blechern, knarzig, unsauber rüber kommt. Für eine Band wie die Beatsteaks, die stark von der Wucht ihres Klangkörpers und der Qualität ihres Tönens abhängig ist, eine mittlere Katastrophe. Der Funken springt daher auch lange nicht so richtig über, die versammelte Beatsteaks-Gemeinde gibt sich eher hüftsteif und zeitweise fast apathisch. Erst gegen Ende, als die bekannten Hits ins Rollen kommen, taut die Menge auf. Ganz zum Schluss soll es ja dann noch so richtig zur Sache gegangen sein, aber da haben wir die Stätte bereits verlassen.
Sympathisch, wiederum: die Beatsteaks erkennen den Rechtfertigungsbedarf und räumen einerseits eine gewisse Tourmüdigkeit ein, kündigen außerdem an, nächstes Mal aber ganz bestimmt nicht hier, sondern im Posthof aufzutreten.
Letzteres wäre natürlich auch Thees Uhlmann zu empfehlen. Die Widrigkeiten sind bei seinem vorangehenden Auftritt umso erheblicher, singt er doch gegen ein noch größeres publikums- und daher auch stimmungsmäßiges Vakuum an. Außerdem scheint seine Musik und sein Auftreten nicht gemacht für die ganz große Hütte. Daran ändert auch der Umstand nichts, dass er sich vom Tomteschen Schmelz und Pathos mehr in Richtung slicken Indie Rock fort bewegt. Hier wünscht man sich definitiv eine intimerer Atmosphäre herbei - und eine Zuhörerschaft, die wegen Thees da ist. Davon abgesehen schlägt er sich aber wacker, obwohl durchaus den Eindruck ensteht, das ihn etwas (die Beatsteaks? die Atmosphäre?) zur Eile antreibt. Immerhin kann man für den ersten Teil des Abends noch zusammenfassend konstatieren, dass hier Lust auf mehr gemacht wird.
Nächstes Mal im Posthof und von mir aus mit den Beatsteaks als Vorband.
Dienstag, 29. November 2011
Montag, 28. November 2011
Curie der Katzen
Ich bin ja schon von einigen Katzen besessen worden, aber die Mottenkugel ist möglicherweise die schlaueste, die mir bisher begegnet ist.
Nicht alleine, weil sie einem immer wieder Gegenstände vor die Füße legt und mit aufforderndem Maunzen unmissverständlich klar macht, dass sie jetzt Apportieren spielen möchte. Das tun ja Hunde auch, und selbst von einigen Katzen mit dieser Angewohnheit ist mir mittlerweile berichtet worden.
Nein, da ist auch noch die eigenartige Sache mit den abgeschnittenen Stoffquasten. Die haben früher ein merkwürdiges Kleidungsstück meiner Freundin geziert und sind jetzt Mottes liebsten Objekte zum Apportieren. Das einzige Problem dabei ist, dass diese fasrigen, weichen Dinger keine ganz optimalen Flugeigenschaften aufweisen. Aber das lässt sich ändern.
In unserem Wohnzimmer, unter der Soundmaster (bei der die Katzen übrigens mittlerweile die vordere Klappe abgebrochen haben), steht eine große Schüssel mit Wasser. Katzen mögen ja sowas, eine Wasserquelle, die sich in gewisser Entfernung zur Futterstelle befindet. Dort wird getrunken und gelegentlich gespielt.
Und wenn dann Mottenkugel Apportieren spielt, werden dort Zwischenstopps eingelegt. Dann werden trockene Stoffteile hineingetunkt und wieder herausgeholt. Und nachher wird mit dem nassen Teil weiter gespielt. Der Stoff saugt das Wasser in sich auf, wird kompakter, die Aerodynamik verbessert sich und vermutlich ändert sich auch die Anmutung des Gegenstandes mehr in Richtung echte Beute.
Was auch immer die exakte Motivation der Katze für diese regelmäßig beobachtbare Aktion ist, es geschieht offensichtlich intentional und mit der Absicht, das Spielvergnügen in weiterer Folge zu steigern. Das ist eigentlich der Gebrauch von Werkzeug. Das ist so etwas wie eine Kulturleistung, die planmäßige Nutzbarmachung physikalischer Zusammenhänge für die eigenen Zwecke. Also, wenn es einen Physik-Nobelpreis für Katzen geben würde, hätten wir hier eine Kandidatin!
Nicht alleine, weil sie einem immer wieder Gegenstände vor die Füße legt und mit aufforderndem Maunzen unmissverständlich klar macht, dass sie jetzt Apportieren spielen möchte. Das tun ja Hunde auch, und selbst von einigen Katzen mit dieser Angewohnheit ist mir mittlerweile berichtet worden.
Nein, da ist auch noch die eigenartige Sache mit den abgeschnittenen Stoffquasten. Die haben früher ein merkwürdiges Kleidungsstück meiner Freundin geziert und sind jetzt Mottes liebsten Objekte zum Apportieren. Das einzige Problem dabei ist, dass diese fasrigen, weichen Dinger keine ganz optimalen Flugeigenschaften aufweisen. Aber das lässt sich ändern.
In unserem Wohnzimmer, unter der Soundmaster (bei der die Katzen übrigens mittlerweile die vordere Klappe abgebrochen haben), steht eine große Schüssel mit Wasser. Katzen mögen ja sowas, eine Wasserquelle, die sich in gewisser Entfernung zur Futterstelle befindet. Dort wird getrunken und gelegentlich gespielt.
Und wenn dann Mottenkugel Apportieren spielt, werden dort Zwischenstopps eingelegt. Dann werden trockene Stoffteile hineingetunkt und wieder herausgeholt. Und nachher wird mit dem nassen Teil weiter gespielt. Der Stoff saugt das Wasser in sich auf, wird kompakter, die Aerodynamik verbessert sich und vermutlich ändert sich auch die Anmutung des Gegenstandes mehr in Richtung echte Beute.
Was auch immer die exakte Motivation der Katze für diese regelmäßig beobachtbare Aktion ist, es geschieht offensichtlich intentional und mit der Absicht, das Spielvergnügen in weiterer Folge zu steigern. Das ist eigentlich der Gebrauch von Werkzeug. Das ist so etwas wie eine Kulturleistung, die planmäßige Nutzbarmachung physikalischer Zusammenhänge für die eigenen Zwecke. Also, wenn es einen Physik-Nobelpreis für Katzen geben würde, hätten wir hier eine Kandidatin!
Samstag, 26. November 2011
Boss
Für mich einer der perfektesten Songs überhaupt...
Am 12.7.2012 ist er in Wien. Da werde ich wohl dabei sein. Man weiß ja nie, auch Bosse gehen irgendwann in Pension.
Am 12.7.2012 ist er in Wien. Da werde ich wohl dabei sein. Man weiß ja nie, auch Bosse gehen irgendwann in Pension.
Freitag, 25. November 2011
Donnerstag, 24. November 2011
Hart
Indien sucht die Super-Wahnsinnigen? Nichts für zarte Gemüter.
Video nicht mehr verfügbar. Aber, naja, bei dem Groove muss einfach jeder mitmachen.
Dank an Toby.
Video nicht mehr verfügbar. Aber, naja, bei dem Groove muss einfach jeder mitmachen.
Dank an Toby.
Dienstag, 22. November 2011
Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats Oktober 2011
Talco - Tortuga
Marghera, Venedig, Italien
Gewonnene Ränge: +8
Marghera, das ist der Industrie- und Handelshafen, der Venedig am italienischen Festland gegenüber liegt. Als Ende der 1910er Jahre offenkundig wurde, dass die Markusstadt ein solches Areal benötigt, wurde kurzerhand ein Teil von Mestre enteignet und einer Gesellschaft überantwortet, die den gewünschten Hafen aus dem Boden stampfte. Durch die Faschisten wurde das Gebiet vehement ausgebaut. Das hatte eine Reihe von Konsquenzen: einmal zog es Scharen von ArbeiterInnen in das neue Stadtgebiet. Dann bewirkte die hier angesiedelte chemische Industrie erhebliche Umweltzerstörungen in der Lagune von Venedig, die heute auch das historische Zentrum bedrohen. Auch geriet Marghera im Zweiten Weltkrieg in das Visier amerikanischer Luftangriffe. Marghera gilt somit als "hässliche Schwester", als unattraktiver Widerpart zum prächtigen Insel-Venedig. Wer hier wohnt, hat sozusagen die Schönheit direkt vor Augen, lebt aber selbst im industriellen Getto.
Es erscheint schon irgendwie passend, dass die wohl bekanntesten Söhne der Stadt in der Ska-Punk-Band Talco repräsentiert sind. Talco betrachten das Widerständige, das Einnehmen von Positionen gegen den gesellschaftlichen Status Quo als Teil ihres Selbstverständnisses, man könnte sagen, als Teil ihrer DNA. In ihren Stücke findet man immer wieder Bezüge zur italienischen Widerstandsbewegung gegen den Faschismus. Talco spulen die Credi der selbst-erklärten Antifaschisten musikalisch ab: der permanente Kampf gegen den Faschismus, gegen die Ausbeutung des arbeitenden Menschen, gegen Xenophobie, gegen die Zustände im Kapitalismus neoliberalen Zuschnitts, aber auch gegen die Mafia und - aus all dem natürlich folgerichtig - gegen Berlusconis Italien. Aber auch die politische Elite abseits des rechten Lagers bekommt ihr Fett weg: die Linke tritt in Talcos Texten als korrupt, geschichtsvergessen und behäbig auf. Und schließlich wird auch ein weiterer Lieblingsgegner von Linksaußen harsch angegangen: die Politik der Vereinigten Staaten von Amerika.
Bei all diesem Weltrevolutionieren sind freilich auch typisch linke Narreteien wie der Verklärung Che Guevaras oder das weltpolitisch schon recht einseitige Bashing der USA zu bemerken. Immerhin, Huldigungen von Hugo Chavez oder eine undifferenziertes Herumstochern im Nahost-Konflikt bleiben uns erspart(ERRATUM). Talco wahren eben doch einen gewissen Stil.
Auch musikalisch, natürlich. Hier wird schneller, tanzbarer Ska-Punk gegeben, vermengt mit Elementen der italienischen Volksmusik, osteuropäischen und südamerikanischen Stilrichtungen. Als Vorbilder fungierten etwa Mano Negra oder Gogol Bordello. Die Stücke auf dem Zweitwerk "Combat Circus" aus dem Jahr 2006, zu denen auch Tortuga gehört, sind besonders schnörkellos geraten und eignen sich gut als Einstieg ins Oeuvre. Gesungen wir, naturalmente, nicht auf Imperialistisch sondern auf Italienisch. Damit die Welt trotzdem versteht, gibt es auf www.talcoska.com englischsprachige Übersetzungen sämtlicher Talco-Werke.
Und, ein bisschen Revolte liegt derzeit ohnehin allerorts in der Luft. Ob man will oder nicht.
Marghera, Venedig, Italien
Gewonnene Ränge: +8
Marghera, das ist der Industrie- und Handelshafen, der Venedig am italienischen Festland gegenüber liegt. Als Ende der 1910er Jahre offenkundig wurde, dass die Markusstadt ein solches Areal benötigt, wurde kurzerhand ein Teil von Mestre enteignet und einer Gesellschaft überantwortet, die den gewünschten Hafen aus dem Boden stampfte. Durch die Faschisten wurde das Gebiet vehement ausgebaut. Das hatte eine Reihe von Konsquenzen: einmal zog es Scharen von ArbeiterInnen in das neue Stadtgebiet. Dann bewirkte die hier angesiedelte chemische Industrie erhebliche Umweltzerstörungen in der Lagune von Venedig, die heute auch das historische Zentrum bedrohen. Auch geriet Marghera im Zweiten Weltkrieg in das Visier amerikanischer Luftangriffe. Marghera gilt somit als "hässliche Schwester", als unattraktiver Widerpart zum prächtigen Insel-Venedig. Wer hier wohnt, hat sozusagen die Schönheit direkt vor Augen, lebt aber selbst im industriellen Getto.
Es erscheint schon irgendwie passend, dass die wohl bekanntesten Söhne der Stadt in der Ska-Punk-Band Talco repräsentiert sind. Talco betrachten das Widerständige, das Einnehmen von Positionen gegen den gesellschaftlichen Status Quo als Teil ihres Selbstverständnisses, man könnte sagen, als Teil ihrer DNA. In ihren Stücke findet man immer wieder Bezüge zur italienischen Widerstandsbewegung gegen den Faschismus. Talco spulen die Credi der selbst-erklärten Antifaschisten musikalisch ab: der permanente Kampf gegen den Faschismus, gegen die Ausbeutung des arbeitenden Menschen, gegen Xenophobie, gegen die Zustände im Kapitalismus neoliberalen Zuschnitts, aber auch gegen die Mafia und - aus all dem natürlich folgerichtig - gegen Berlusconis Italien. Aber auch die politische Elite abseits des rechten Lagers bekommt ihr Fett weg: die Linke tritt in Talcos Texten als korrupt, geschichtsvergessen und behäbig auf. Und schließlich wird auch ein weiterer Lieblingsgegner von Linksaußen harsch angegangen: die Politik der Vereinigten Staaten von Amerika.
Bei all diesem Weltrevolutionieren sind freilich auch typisch linke Narreteien wie der Verklärung Che Guevaras oder das weltpolitisch schon recht einseitige Bashing der USA zu bemerken. Immerhin, Huldigungen von Hugo Chavez oder eine undifferenziertes Herumstochern im Nahost-Konflikt bleiben uns erspart(ERRATUM). Talco wahren eben doch einen gewissen Stil.
Auch musikalisch, natürlich. Hier wird schneller, tanzbarer Ska-Punk gegeben, vermengt mit Elementen der italienischen Volksmusik, osteuropäischen und südamerikanischen Stilrichtungen. Als Vorbilder fungierten etwa Mano Negra oder Gogol Bordello. Die Stücke auf dem Zweitwerk "Combat Circus" aus dem Jahr 2006, zu denen auch Tortuga gehört, sind besonders schnörkellos geraten und eignen sich gut als Einstieg ins Oeuvre. Gesungen wir, naturalmente, nicht auf Imperialistisch sondern auf Italienisch. Damit die Welt trotzdem versteht, gibt es auf www.talcoska.com englischsprachige Übersetzungen sämtlicher Talco-Werke.
Und, ein bisschen Revolte liegt derzeit ohnehin allerorts in der Luft. Ob man will oder nicht.
Montag, 21. November 2011
Sonntag, 20. November 2011
Samstag, 19. November 2011
Menschenrechts-Lieder # 4
Anlässlich von 50 Jahren Amnesty International.
Artikel 4
Niemand darf in Sklaverei oder Leibeigenschaft gehalten werden; Sklaverei und Sklavenhandel in allen ihren Formen sind verboten.
Freitag, 18. November 2011
Mittwoch, 16. November 2011
Menschenrechts-Lieder # 3
Anlässlich von 50 Jahren Amnesty International.
Artikel 3Jeder hat das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit der Person.
Dienstag, 15. November 2011
Montag, 14. November 2011
Athen in Bildern
Das Licht in Attika hat einen legendären Ruf. Es ist hell und gelb-golden und wird als Attisches Licht als eine Metapher für Aufklärung und Liberalismus gebraucht. Für den Fotografen, so schien es mir zumindest, ist es aber zuweilen eine gewisse Herausforderung.
Ich bin trotzdem zufrieden mit den Bildern, die ich von dort mitnehmen konnte.
Ich bin trotzdem zufrieden mit den Bildern, die ich von dort mitnehmen konnte.
Athen 2011, ein Album auf Flickr.
Samstag, 12. November 2011
Athen in Buchstaben L-Z
L wie Lykavittós
Zwei Erhebungen dominieren die Stadtmitte von Athen. Zum einen natürlich die altehrwürdige, 156 Meter hohe Akropolis mit ihrem weltberühmten Ensemble von Tempeln - allen voran dem Parthenon und dem Erechtheion - und dem anschließenden Areopag-Felsen (s. P). Zum anderen, nordöstlich der Akropolis und jenseits des Syntagma-Platzes gelegen, der Lykavittós (auch lat. Lykabettus), der markante, 277 Meter messende Stadtberg Athens. Manche erinnert dieser schroffe Felsen, der von einem Waldring umgeben ist, an die Tonsur eines Mönches. Auf seinem Haupt befindet sich eine kleine, weiße Kapelle und hinauf oder hinab gelangt man zu Fuß oder mit einer Standseilbahn. Einen Besuch des Lykavittós sollte der Besucher von Athen einplanen, von hier aus hat man den bestmöglichen Blick über die Stadt bis hinaus in den Saronischen Golf.
Zwei Erhebungen dominieren die Stadtmitte von Athen. Zum einen natürlich die altehrwürdige, 156 Meter hohe Akropolis mit ihrem weltberühmten Ensemble von Tempeln - allen voran dem Parthenon und dem Erechtheion - und dem anschließenden Areopag-Felsen (s. P). Zum anderen, nordöstlich der Akropolis und jenseits des Syntagma-Platzes gelegen, der Lykavittós (auch lat. Lykabettus), der markante, 277 Meter messende Stadtberg Athens. Manche erinnert dieser schroffe Felsen, der von einem Waldring umgeben ist, an die Tonsur eines Mönches. Auf seinem Haupt befindet sich eine kleine, weiße Kapelle und hinauf oder hinab gelangt man zu Fuß oder mit einer Standseilbahn. Einen Besuch des Lykavittós sollte der Besucher von Athen einplanen, von hier aus hat man den bestmöglichen Blick über die Stadt bis hinaus in den Saronischen Golf.
Der Lykavittós von der Akropolis aus gesehen. |
M
wie Mykenische Kultur
Erste
Hochkultur auf dem europäischen Festland (18.-11. Jht. v. Chr.).
Benannt nach der bedeutende Palaststätte von Mykene am Peloponnes
(nicht weit von Korinth, s. K), wo Schliemann den "Schatz von
Mykene" ausgrub, darunter die "Maske des Agamemnon".
Bei jener handelt es sich um die goldene Totenmaske eines
bronzezeitlichen Fürsten. Mit dem Marketinggeschick eines
erfolgreichen Geschäftsmannes versehen, hat sie Schliemann König
Agamemnon, dem Anführer der Achäer aus der Homerischen Ilias, auf
die Augen gedrückt. Neider behaupteten allerdings, er habe sie selbst
anfertigen lassen, weswegen sie ihm ähnlich sehe und außerdem
knausrig ausgeführt sei, was natürlich alles Unsinn ist. Die Maske
und den Rest vom Schatz kann man heute im Archäologischen
Nationalmuseum in Athen bewundern (s. N).
N
wie Nationalmuseum, Archäologisches
Neoklassizistisches
Bauwerk aus der Feder des deutschen Architekten Ernst Ziller (s. Z)
sowie museale Institution von Weltrang. Beherbergt die vermutlich
bedeutendste Sammlung von Artefakten aus der griechischen Antike, die
es gibt. Hier treten uns die Anfänge der europäischen
Bildhauerkunst in Gestalt der Kouroi und Koren entgegen, wir sehen
lange Reihen von Vasen der unterschiedlichen Stilepochen und
prachtvoll in Stand gesetzte bronzene Skulpturen. Dazu minoische
Wandmalereien, kykladische Idole und natürlich der Schatz von Mykene
(s. M). Das Archäologische Nationalmuseum in Athen, das ist ein
ganzes Kapitel ("griechische Antike") im
Kunstgeschichtebuch eurer Wahl - in 3D. Und übrigens kommen auch
Freunde der Technikgeschichte auf ihre Kosten, leider bin ich jedoch
beim Mechanismus von Antikythera einfach vorbei gelaufen. Es gab
einfach viel zu viel zu sehen.
Der "Jockey" von Artemision. |
O
wie Olympieion
Einstmals
größter Tempel des antiken Athen. Auf einem grünen Areal östlich der Akropolis und hinter dem Hadrianstor gelegen, können seine noch
vorhandenen Überreste - Säulen aus hellenistischer Zeit- besichtigt
werden. Im Vergleich zur Akropolis scheint dies ein recht
beschaulicher Ort zu sein. Man kann sich auf eine Bank setzen und die
antiken Denkmäler in aller Ruhe auf sich wirken lassen.
P
wie Parthenon
Zweifellos
gehört die Athener Akropolis zu jenen Orten auf der Erdkugel, die
gemeinhin ganz weit oben in der Kategorie "Plätze, die man
gesehen haben sollte, bevor man abtritt" eingeordnet werden. Und
ja, das geschieht völlig zu Recht. Auch wenn die alten Bauwerke auf
ihrem Rücken in den Jahrtausenden ihres Bestehens von den Stürmen
der Geschichte ordentlich gebeutelt und auseinander genommen worden
sind, so ist ihre imposante Größe und die Schönheit ihrer Anlage
nach wie vor klar zu erkennen. Wie eine alte Königin thront sie über
der Stadt. Der Parthenon ist ihr bestimmendstes Element. Er steht mit
seiner Historie für die Wechsel der Geschichte: von dem der Göttin
Athen geweihten Tempel (Parthenon bedeutet "Jungfrauengemach")
über eine byzantinische und eine lateinische Kirche zur osmanischen
Moschee und schließlich zum Magnet touristischer Massensammlungen.
Noch im 17. Jahrhundert soll das Bauwerk weitgehend unversehrt
gewesen sein, dann nahmen es die Venezianer unter Beschuss. Was die
Touristenmassen betrifft, mit denen er nun konfrontiert ist, so haben
sich diese zur Zeit unseres Besuches in diesem griechischen
Streikherbst in vertretbaren Grenzen gehalten. Wer die Akropolis nur
von brütend heißen Tagen in der Hochsaison kennt, sollte ihr
unbedingt zu einem etwas ruhigeren (das ist freilich relativ)
Zeitpunkt eine zweite Chance geben. Ergänzend sollte man unbedingt
auch das moderne Akropolis-Museum besuchen, in dem ausgestellt ist,
was auf der Akropolis gefunden und nicht außer Landes gebracht
wurde.
Q
wie Quittung
Wer
für seine in Athen getätigten Käufe oder in Anspruch genommenen
Dienstleistungen Quittungen haben möchte, sollte sich auf den einen
oder anderen Kampf einstellen.
R
wie Riot Dogs
Man
trifft sie auf allen wichtigen Plätzen der Stadt - die Straßenhunde.
Freundliche und gutmütige Gesellen sind sie. Nur manchmal, da packt
sie der Zorn auf die bestehenden Verhältnisse. Da werden dann aus
griechisch-gelassenen Vierbeinern Wut-Wauwaus, die sich an die Spitze
von Protestzügen setzen. Die Folklore der Athener Demonstrantenszene
ist jedenfalls voller Geschichten über mutige Hunde, die sich an
vordersten Front, noch vor den enthemmtesten Steine werfenden
Wahnsinnigen menschlicher Herkunft, Aug in Aug mit der Ordnungsmacht
bewährt haben. Dem unbefangenen Gast fällt allerdings auf, dass sie
genauso gerne mit der Präsidialgarde mitzumarschieren scheinen wie
mit dem Schwarzen Block. Wer jetzt nicht an eine Spaltung der
Hundewelt in zwei feindliche Lager glauben möchte, kommt somit zu
dem Schluss, dass sie ganz einfach sehr gerne Gesellschaft haben. Was
man ihnen auch nicht verdenken kann.
Ein Hund sitzt vor dem Parlament, Syntagma-Platz. |
S
wie Streik
Protestmärsche,
Ausschreitungen, Straßenschlachten sind nicht so schlimm. Aus der
Sicht des Touristen. Man hat das Gefühl, dass man ihnen irgendwie
schon aus dem Weg gehen, einen Bogen machen kann. Was uns wirklich
Respekt eingeflößt hat, war die Aussicht auf tagelange Streiks. Wenn der öffentliche Verkehr steht, keine Taxis
mehr fahren, die Müllabfuhren ihre Arbeit einstellen (s. U), vielleicht sogar die Geschäfte geschlossen haben, streikende
Fluglosten und Zollbeamte die Ausreise erschweren, kann es schon sehr
unangenehm werden. Nach einer kurzfristigen Krisenkonferenz haben wir
aber beschlossen, darauf zu vertrauen, dass die Griechen auch
irgendwie weiter leben müssen und vermutlich auch nicht alle
ausländischen Gäste verlieren möchten. Gestreikt wurde dann zwar
schon ein wenig , aber es ist gut gegangen.
Syntagma-Platz, Brennpunkt. |
T
wie Trilogie, Athener
Drei
Gebäude, die sich an der Eleftherios Venizelos-Straße (im
Volksmund: "Panepistimou") aneinanderreihen. Konkret: die
Akademie der Wissenschaften , die Universität und die
Nationalbibliothek. Alle sind sie in einem streng an antiken
Vorbildern orientieren Klassizismus gehalten. Entworfen wurden sie
vom Dänen Theophil Hansen (dem wir auch das Parlament in Wien
verdanken), wobei der Deutsche Ernst Ziller (s. Z) bei der Akademie
und der Nationalbibliothek maßgeblich mitgewirkt hat. Diese
Bauwerke sind repräsentativ für das neue Athen, das der erste
griechische König, ein vom antiken Griechenland begeisterter Bayer,
in den 30er und 40er Jahren des 19. Jahrhunderts hochziehen ließ.
Aus einem Ruinenacker, um den ein paar Tausend Menschen wohnten,
wurde in jener Zeit die Hauptstadt Griechenlands.
Nicht die Athener Trilogie, sondern "nur" die Nationalbibliothek. |
U
wie Unrat, Berge davon
Im
noblen Viertel Kolonáki, in dem sich unsere Bleibe befand (s. H), war
vom Streik der Müllabfuhren, welcher die Regierung zwecks
Seuchenprävention sogar zu Notverordnungen zwang, nicht mehr allzu
viel zu sehen. In Randlagen war man allerdings noch nicht so
gründlich.
V
wie Verkehrssituation
Athen
hat in Punkto Verkehr nach wie einen eher üblen Ruf. Vor dem inneren
Auge sieht man eine Smogglocke, in der sich Lenker, die
Verkehrsregeln bestenfalls als freundliche Empfehlung betrachten,
wilde Rennen liefern, wie einst die Athleten beim Olympischen
Wagenrennen. In Wahrheit kann sich der Tourist jedoch recht gefahrlos
in Athens Innenstadt bewegen. Fußgängerzonen haben sich hier breit
gemacht und ein gut aus ausgebautes U-Bahnnetz trägt zur
Erschließung des Areals bei. In der Station Syntagma-Platz findet
sich sogar eine sehenswerte archäologische Ausstellung. Und auch vom
einst gefürchteten Smog war zumindest im Oktober (dem im Übrigen
wohl idealen Monat für eine Athen-Reise) nichts zu bemerken.
W
wie Weile, Eile mit
Fast
beschwörend steht es schon in meinem Reiseführer : "Sie sind
im Urlaub, sie haben es nicht eilig!". Dies ist als Hinweis
darauf gedacht, dass das Lebens- und Arbeitstempo in Griechenland
etwas anders ist als man es aus Mitteleuropa gewöhnt ist. Wobei man
sich vor Verallgemeinerung hüten sollte. Es gibt sie schon, die
Lokale und Cafés, in denen man so schnell Bedienung erfährt wie man
es von zuhause her kennt.
X
wie X
Lateinischer
Buchstabe, der aus dem griechischen "Xi" hervorgegangen
ist, welches wiederum dem Phönizischen "Samech" entstammt.
Die alten Griechen haben ja viele kulturhistorische Großtaten
vollbracht, aber eine der wichtigsten davon, ja womöglich die
grundlegende überhaupt, wird gerne übersehen - weil sie uns so
selbstverständlich erscheint. Gemeint ist die erste alphabetische
Schrift überhaupt, die griechische eben. Es handelt sich um eine
Lautschrift, die Vokale wie Konsonanten kennt und ein hohes Maß an
Rationalität und Beherrschbarkeit aufweist. Mit ihrer Hilfe brachen
die Schriftsteller, Wissenschaftler und Philosophen des antiken
Griechenland zu neuen Ufern auf.
Y
wie Y
Lateinischer
Buchstabe, der durch den römischen Diktator Sulla ins lateinische
Alphabet eingeführt wurde, um die Schreibung griechischer
Fremdwörter zu ermöglichen. Im Griechischen "Ypsilon"
geheißen und aus dem Phönizischen "Waw" stammend, das man
aber wie ein "w" aussprach (das Phönizische war eine reine
Konsonantenschrift). Im Übrigen s. X.
Z
wie Ziller, Ernst
Aus
Sachsen stammender Architekt, der Athen wie kaum ein anderer seinen
Stempel aufgedrückt hat. Als Assistent von Theophil Hansen hier
eingetroffen, stellte er bald in jeden Winkel der Stadt
neoklassizistische Bauten. Mit der Zeit entwickelte er Hansens Stil
fort und ließ zunehmend Stilelemente der Renaissance bzw. der
byzantinischen Zeit einfließen. So waren es origineller Weise die
Deutschen und Dänen, die im 19. Jahrhundert versuchten, den alten
Glanz Griechenlands wieder aufzurichten (vgl. auch T). Wie war das nochmal mit der
Geschichte, die sich als Farce wiederholt?
Villa der Familie Stathatou, heute Museum für kykladische Kunst. |
Freitag, 11. November 2011
Donnerstag, 10. November 2011
Fußballgesichter
Für Fußballfreunde.
Ja, schon wieder ein Link. Morgen noch einer, doch für danach gelobe ich wieder Inhaltliches.
Ja, schon wieder ein Link. Morgen noch einer, doch für danach gelobe ich wieder Inhaltliches.
Mittwoch, 9. November 2011
Kommentieren
Bei all der Aufgeregtheit und dem Gejammer rundherum braucht es manchmal ganz nüchtern-klare Kommentare.
Wer die Aufgeregtheit und das Gejammer mag, kann sich ja danach den Werken eines beträchtlichen Anteils der Standard-Poster zuwenden. Ich persönlich rate aber davon ab.
Wer die Aufgeregtheit und das Gejammer mag, kann sich ja danach den Werken eines beträchtlichen Anteils der Standard-Poster zuwenden. Ich persönlich rate aber davon ab.
Dienstag, 8. November 2011
Bildung?!
Subtile Unterstützung der ORF-Online-Redaktion für das Bildungsvolksbegehren (man achte auf das letzte Wort)?
Quelle: www.orf.at, heute Morgen.
Sonntag, 6. November 2011
Samstag, 5. November 2011
Ein verpasstes Jubiläum
In all den Reise- und sonstigen (dazu später einmal mehr) Vorbereitungen der letzten Wochen habe ich jetzt doch tatsächlich ein bemerkenswertes Jubiläum übersehen.
Dieses Post hier war nämlich das Tausendste. Auf diesem Blog. Erstaunlich, was aus ein wenig Langeweile, etwas Gestaltungswillen und viel Neugierde werden kann.
Warum ich bis heute nicht genug bekommen habe? Keine Ahnung. Muss alles in allem doch irgendwie Spaß machen.
Ich sage das, obwohl ich diesen Beitrag bereits zwei Tage vor seiner Veröffentlichung vorab verfasse, weil ich am Wochenende auf einer Tagung bin und mich nicht auf mein knappes Zeitbudget und die Beherrschung meines neuen Samsung Galaxy Tab verlassen möchte.
Und, ja, solche Momente fühlen sich eigentlich ziemlich wie unbezahlte Pflichterfüllung an und machen eigentlich gar keinen Spaß. Liegt hier gar schon so etwas wie zwanghaftes Verhalten vor? Vielleicht. Aber es rettet einen über die Phasen hinweg, in denen das Ganze sonst einzuschlafen drohte. Nur so konnte es überhaupt zu 1000 Posts kommen.
Wobei ich jetzt gewissermaßen zum Opfer meines eigenen Fleißes wurde. Ursprünglich habe ich mir ausgerechnet, dass sich das Tausendste sehr schön zum Fünf-Jahres-Jubiläum dieses Blogs im Februar 2012 ausgehen wird. Aber mein eigenes Schreibpensum der letzten Monate hat mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt habe ich das Post auch noch einfach vorbeiziehen lassen.
Gefeiert wird also erst im Februar.
Dieses Post hier war nämlich das Tausendste. Auf diesem Blog. Erstaunlich, was aus ein wenig Langeweile, etwas Gestaltungswillen und viel Neugierde werden kann.
Warum ich bis heute nicht genug bekommen habe? Keine Ahnung. Muss alles in allem doch irgendwie Spaß machen.
Ich sage das, obwohl ich diesen Beitrag bereits zwei Tage vor seiner Veröffentlichung vorab verfasse, weil ich am Wochenende auf einer Tagung bin und mich nicht auf mein knappes Zeitbudget und die Beherrschung meines neuen Samsung Galaxy Tab verlassen möchte.
Und, ja, solche Momente fühlen sich eigentlich ziemlich wie unbezahlte Pflichterfüllung an und machen eigentlich gar keinen Spaß. Liegt hier gar schon so etwas wie zwanghaftes Verhalten vor? Vielleicht. Aber es rettet einen über die Phasen hinweg, in denen das Ganze sonst einzuschlafen drohte. Nur so konnte es überhaupt zu 1000 Posts kommen.
Wobei ich jetzt gewissermaßen zum Opfer meines eigenen Fleißes wurde. Ursprünglich habe ich mir ausgerechnet, dass sich das Tausendste sehr schön zum Fünf-Jahres-Jubiläum dieses Blogs im Februar 2012 ausgehen wird. Aber mein eigenes Schreibpensum der letzten Monate hat mir da einen Strich durch die Rechnung gemacht. Jetzt habe ich das Post auch noch einfach vorbeiziehen lassen.
Gefeiert wird also erst im Februar.
Donnerstag, 3. November 2011
Tool Time # 9
Und wieder ein schwerer Schlag meinerseits gegen das Apfel-Imperium!
Wobei ich jetzt eines schon zugeben muss: Tabs sind gar nicht so unnütz wie ich ursprünglich dachte, als es sie nur von Apple gab. Wer sein Internet gerne auf Reisen dabei hat, sich aber nicht mit den vermaledeiten Touchscreens dieser winzigen Smartphones herumquälen will, ist damit eigentlich sehr gut bedient.
Wobei ich jetzt eines schon zugeben muss: Tabs sind gar nicht so unnütz wie ich ursprünglich dachte, als es sie nur von Apple gab. Wer sein Internet gerne auf Reisen dabei hat, sich aber nicht mit den vermaledeiten Touchscreens dieser winzigen Smartphones herumquälen will, ist damit eigentlich sehr gut bedient.
Mittwoch, 2. November 2011
Athen in Buchstaben, A-K
Zurück aus Athen und wie immer eine mit Buchwissen unterfütterte alphabetische Aufarbeitung des Erlebten & Erfahrenen.
B wie Byzantinisches Reich
D wie Dübellöcher Alexanders des Großen
E wie Evzonen
A wie Athena
Altgriechische Göttin der
Weisheit und heidnische Schutzpatronin der Stadt Athen. Soll dieses
Amt in einem Wettstreit mit Meeresgott Poseidon errungen haben (die
alten Griechen liebten Wettstreite aller Art), indem sie den alten
Dreizackträger, der den Athenern eine mäßig begeisternde
Salzwasserquelle darreichte, mit einem Olivenbaum übertrumpfte. Die
in voller Montur aus dem Kopf von Göttervater Zeus Geborene war
nicht nur die Herrin über das Handwerk, die Künste und die
Wissenschaften, sondern auch eine glorreiche Kriegsgottheit, weil die
göttliche Verkörperung der Strategie (als solche: „Pallas
Athena“). LeserInnen der Ilias (wo sie – im ionischen Dialekt -
Athene heißt) erinnern sich gern daran, wie sie etwa
anlässlich der Schlacht um Troja den wilden Kriegsgott Ares her
paniert hat. Zugleich war Athena eine immerdar jungfräuliche
Gottheit (auch die Freundschaft mit Prometheus war nur platonisch),
weswegen ihr wichtigstes Heiligtum auf der Akropolis auch Parthenon
(s. P) heißt. Dass die Stadt Athen nach ihr benannt wurde, ist
eine gängige Annahme, es existiert aber auch eine Theorie, wonach es
umgekehrt war.
Vor der Akademie der Wissenschaften. |
Über tausend Jahre
währendes Reich, das aus dem griechisch geprägten Ostteil des
Imperium Romanum hervorgegangen ist. Hatte einen prägenden und bis
heute fort wirkenden Einfluss auf die Kulturen des südlichen und
östlichen Europas. Von den Kreuzfahrern übel geplündert und 1453
von den Osmanen endgültig beseitigt, emigrierten viele seiner
Gelehrten nach Italien und nahmen einen Schatz mit: das Erbe der
griechisch-römischen Antike. Und dieses fiel bekanntlich im
westlichen Europa auf fruchtbaren Boden. Im Byzantinischen Museum in
Athen kann man einige sehr sehenswerte Exponate aus der
Byzantinischen Ära erleben sowie eine erstaunlich große Zahl an
AufseherInnen (s. J)
C wie Christentum
Die Griechen sind ein für
europäische Verhältnisse sehr gläubiges Volk. Zeugnis davon geben
Bilder von Heiligen und Patriarchen, die an den Wänden von Tavernen
ebenso hängen wie über den Lenkrädern der Busfahrer. Man kann auch
beobachten, dass Menschen sich bekreuzigen, wenn sie bloß an einer
Kirche vorbei fahren. Wenn in der Großen Mitropolis in Athen, der
Hauptkirche des Landes, wichtige religiöse Akte zu zelebrieren sind,
muss auch die gesamte politische Staatsspitze aufmarschieren. Im
Gegensatz zu letzterer dürfte die Kirche in den Zeiten der Krise
wohl kaum Schaden nehmen. Die orthodoxe Kirche ist nicht nur eine
soziale Einrichtung mit erheblichem gesellschaftlichem Einfluss, das
orthodoxe Christentum als solches wird in Griechenland (das über
Jahrhunderte vom Osmanischen Reich fremdbestimmt wurde) als
wesentlicher Bestandteil der nationalen Identität gesehen.
In dieser kleinen Kirche in der Mitropoleos-Straße hat der anti-osmanische Widerstand des nächtens Munition hergestellt. Das Religionsministerium wurde auf Stelzen gestellt, um den Bau zu erhalten. |
D wie Dübellöcher Alexanders des Großen
Laut Reiseführer eines
Mitreisenden einst in den Marmor des Parthenon (s. P) gehauen, um
Verlautbarungen des Makedonen aufzuhängen. Von uns
Kulturgeschichte-Freaks natürlich umgehend fieberhaft gesucht.
Hier glaubt der Rechtsbeistand irrig die Dübellöcher des großen Alexander entdeckt zu haben. Er übersieht dabei allerdings leider ein wesentliches architekturhistorisches Detail. |
E wie Evzonen
Keine neue Rasse aus dem
Delta-Quadranten, sondern griechisch für "die Wohlgegürteten".
Ganz böse Zungen könnten behaupten, die Bezeichnung für die
griechische Präsidialgarde solle vom Rest der Uniform ablenken
-dabei bezieht sie sich lediglich auf das Tragen leichter Waffen. Das
von Griechenlands erster Königin Amalie, ursprünglich eine
bayrische Prinzessin, entworfene Outfit besteht aus einem roten
Käppchen mit über die Schultern fallendem Haarschweif, einem weißen
Röckchen, Strumpfhosen und rosafarbenen Schühchen mit riesigen
Bommeln. So gewandet hält die Blüte des jungen Hellenentums etwa am
Sytnagma-Platz vor dem Parlament Wache, wo es auch zu täglichen
Wachablösen kommt. Jeweils am Sonntag um 11 Uhr marschiert dann zur
Freude der Touristen eine komplette Kompanie auf. Straßenhunde
begleiten diese gemessenen Schritts (siehe R). Wenn ein Krieg
ausbricht, wird die Hälfte der Garde an die Front kommandiert, der
Rest muss die Uniformen anbehalten.
Sicher, die allgemeine
Stimmung war schon einmal besser in Hellas. Verständlich, angesichts
der gegenwärtigen Situation. Aber trotzdem oder vielleicht gerade
deswegen haben die Menschen in Griechenland wenig von ihrer
Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft eingebüßt. Wann immer wir mit
unserem Stadtplan etwas verloren herumgestanden sind oder Rat
gebraucht haben, hat man uns bereitwillig und freundlich geholfen,
zuweilen auch völlig unaufgefordert. Die einzige Schwierigkeit
bestand dann manchmal darin, den Informations- und
Kommunikationsfluss wieder zu bremsen (s. auch W).
G wie "Gastronomie"
Ein irgendwann im 19.
Jahrhundert in Frankreich aus altem Griechisch geschaffener Ausdruck,
der übersetzt so etwas wie "die Regeln des Bauches"
bedeutet. Letzterer muss in Athen nicht darben. Die Hiesigen gehen
gerne aus und gut essen. Die Preise sind nicht im ganz unteren
Segment, aber in Ordnung, dafür wird an der Größe der Portionen
normalerweise nicht geknausert. Und, mit der Qualität waren wir auch
(fast) immer zufrieden. Wärmstens empfehlen können wir ein
progressives und zugleich doch bodenständiges Lokal, dessen Namen
wir leider nicht entziffern konnten. Einfach vom Syntagma-Platz in
die Mitropoleos-Straße abbiegen und gleich das erste Lokal rechts
ist es.
H wie Hotels
Am Syntagma-Platz, dem
Zentrum der Stadt, stehen eindrucksvolle Kästen wie das "Grande
Bretagne" (s. Bild). Wir haben es wie immer vorgezogen, ein
Appartement zu buchen. Mit sehr gutem Erfolg. Nahe dem Syntagma-Platz
situiert und mit Internet, DVD-Sammlung und allerhand nützlichem,
von der Vermieterin gestaltetem Informationsmaterial versehen, konnte
eigentlich nicht viel schief gehen (außer S natürlich, aber dazu
später). Wir können es daher gerne weiter empfehlen.
Landenge, die die
Halbinsel Attika mit dem Peloponnes verbindet. Daher seit den Zeiten
der frühen griechischen Zivilisationen von großer strategischer
Bedeutung. Als Landenge der ideale Ort, um einen Kanal zu bauen,
welcher hier auch mit dem Kanal von Korinth durchaus imposant
ausgefallen ist. Folgt man dem Isthmus von Athen kommend, landet man
in Korinth (s. K).
J wie Jobgarantie
Soeben hat das griechische
Parlament die gesetzliche Grundlage für die Entlassung von gut
30.000 Staatsbediensteten geschaffen. Ihnen allen gehört natürlich
unser Mitgefühl. Allerdings bleibt schon dem oberflächlichen Blick
des unbedarften Touristen nicht verborgen, dass es im öffentlichen
Dienst bei der Effizienz des Ressourceneinsatzes harkt. In den
letzten Jahren habe ich viele Museen besucht, aber derartigen
Heerscharen gelangweilter (aber natürlich sehr freundlicher)
Aufseher, habe ich noch nirgends gesehen. Übertroffen wird dies aber
noch durch den fast schon kafkaesken Endruck des Athener Busbahnhofs.
Wo man nämlich üblicherweise zwei oder drei Fahrkartenschalter
(oder schlicht Automaten) erwarten würde, befinden sich hier gut
zwei Dutzend Schalter. Hinter jedem sitzt ein/e MitarbeiterIn und
verkauft Tickets. Für jeweils eine Destination.
K wie Korinth
Einst eine pulsierende,
antike Weltstadt mit bis zu 300.000 Einwohnern und in römischer Zeit
mehrere Jahrhunderte Hauptstadt Griechenlands, liegt das alte Korinth
heute still und ruhig auf einer Anhöhe des nordöstlichen
Peloponnes. Der tolle Ausblick auf den Golf von Korinth ist
geblieben. Und eine sehr ausgedehnte und reichhaltige
Ausgrabungsstätte samt kleinem Museum, was einen Abstecher aus Athen
definitiv lohnt. Wer über ein größeres Zeitbudget als wir verfügt,
kann auch noch die Zinnen der byzantinischen Burg Akrokorinth
erklimmen.
L-Z folgt.
L-Z folgt.
Dienstag, 1. November 2011
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