Die Auslosung zur EURO 2012 ist perfekt gelaufen. Eine ganz subjektive Reaktion.
Gruppe A wie anderweitige Beschäftigungen
Polen
Griechenland
Russland
Tschechien
So eine Fußballeuropameisterschaft ist eine ziemliche Herausforderung. Über mehrere Wochen finden täglich Spiele statt, in der Gruppenphase sogar gleich mehrere innert 24 Stunden. Das ist hart. Man muss ja schließlich auch Essen, Schlafen, Blogschreiben und vieles mehr. Bei der letzten Europameisterschaft war ich in der glücklichen Lage, mich in einer Übergangsphase zwischen Arbeitssuche und neuer Stelle zu befinden, weswegen ich den ganzen, heißen Sommer zur freien Verfügung hatte. Das wird diesmal nicht der Fall sein.
Ich bin daher dankbar für die Gruppe A. Die ermöglicht es, schon in der Gruppenphase hin und wieder einen Fußball freien Nachmittag einzulegen und wichtige Sachen zu erledigen (zB zum Boss zu gehen). Ich will dabei jedoch nicht missverstanden werde: Ich schätze grundsätzlich die Teams aus Europas Osten und Südosten und drücke ihnen auch regelmäßig im Sinne eines kontinentalen Ausgleichs die Daumen. Nichts finde ich in der Sportberichterstattung überflüssiger als das stereotype Gesudere österreichischer Sportjournalisten über angeblich mangelnde Attraktivität, wenn osteuropäische Mannschaften als Gegner gezogen wurden - was, bitte, sollen erst die sagen, die gegen Österreicher gelost werden?
Ich tue mir daher etwas schwer damit, es auszusprechen, muss es aber dennoch tun: diese Gruppe ist zweifellos die schwächste Eurogruppe aller Zeiten - obwohl streng genommen drei ehemalige Europameister mitmischen. Und, vor allem ist sie wohl auch die am wenigsten prickelnde, was die Spielanlage der auftretenden Mannschaften betrifft. Alleine das Eröffnungsspiel: Polen gegen Griechenland. Brr. Habt ihr an dem Abend schon was vor?
Gruppe B wie blutige Nasen
Niederlande
Dänemark
Deutschland
Portugal
Ich mache mir ernsthafte Sorgen um Holland. Nicht so sehr, dass sie ausscheiden könnten, das ist natürlich auch im Bereich des Möglichen. Nein, es geht mir eher darum, dass möglicherweise Spiele abgebrochen werden müssen, weil die Niederlande nicht mehr genug Spieler auf dem Platz haben. Wie wir alle wissen, sind die Oranjes ja so etwas wie die Kroaten Westeuropas: großartige Fußballer, aber leider verwechseln sie diesen schönen Sport immer wieder mal mit einer Wirtshausschlägerei. Jetzt ist es so, dass die Niederländer schon aus historischen Gründen bestimmte Gegner kennen, gegen die sie ganz besonders gerne rot sehen. Und die haben sie jetzt praktisch alle zugelost bekommen.
Die Gruppe B verspricht also heiß zu werden, natürlich auch ob ihres unbestreitbar hohen Niveaus. Für die jungen Deutschen ist diese Gruppe gefährlich. Sie bilden derzeit vermutlich das stärkste Nationalteam der Welt, müssen diese Vorschusslorbeeren aber kühl beiseite legen und sich in dieser schweren Vorrundengruppe von Anfang an voll bewähren. Ansonsten könnte aus dem berechtigten Selbstvertrauen rasch destruktiver Frust werden.
Eine Gruppe, bei der es von Anfang an Spitz auf Knopf steht - sowas braucht ein großes Championat!
Gruppe C wie charaktervolle Duelle
Spanien
Italien
Irland
Kroatien
Eine schöne Gruppe. Mannschaften mit ganz unterschiedlichen spielerisch-taktischen Ausrichtungen, mit ausgeprägten Spielcharakteren treffen hier aufeinander. Die Iberer stehen für Schwindel erregenden Kombinationsfußball, die Italiener für technisch makellose Effizienz, die Kroaten mischen brasilianisch anmutenden Ballzauber mit Härte, die Iren schätzt man für ihr unerschöpfliches Kämpferherz.
Für die Spanier wird es nicht einfach. Italien ist wieder stark da, die Kroaten sind fast immer, wenn es darauf ankommt, gefährlich und die Iren äußerst unangenehm zu spielen. Viel wird davon abhängen, wie hungrig die Stars der furia roja nach all den Titeln noch geblieben sind.
Gruppe D wie Demütigungen abschütteln
Ukraine
Schweden
Frankreich
England
Das Prinzip Hoffnung bestimmt die Gruppe D. Nach all den Pleiten und Demütigungen der letzten Jahre stehen die Nationalmannschaften von Frankreich, England, Schweden und der Ukraine vor der Chance, es (wieder) einmal allen zu zeigen: Dass man nämlich die bekannten Namen in den eigenen Kadern auch in große Resultate umsetzen kann. Für die Ukrainer, die in europäischen Qualifikationen ewig knapp Gescheiterten, ist es überhaupt - dank Veranstalterschaft - die erste Chance, sich auf der großen Europabühne zu bewähren.
Die Gruppe D, eine Vorrundengruppe wie ein hoffnungsvolles Resozialisierungsprogramm. Und zwei dürfen nachher weiter machen.
Sonntag, 4. Dezember 2011
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