Dienstag, 9. Oktober 2012

Ohren(ge)fälliges: Monatsmeister des Monats September 2012

Apparat - Ash/Black Veil
Berlin, Deutschland
Gewonnene Ränge: + 7

Es beginnt mit einem eindringlichen und zunehmend drängenden Klimpern. Nach einiger Zeit vernimmt man das erste, leise Aufseufzen einer Menschenseele. Das Spektrum erweitert sich, neue Klänge, Abläufe, Rhythmen treten hinzu, hervor und nehmen sich wieder zurück. Aus einer Vielzahl  von perkussiven Elementen erhebt sich eine vibrierendes Etwas, eher Wolke sich entladender Teilchen als Teppich, wächst, wird mächtiger. Die Stimme des Sängers zieht langsam und getragen darüber hinweg, bald begleitet von einem hintergründig-dumpfem Dröhnen, das eine unheilvolle Note beimengt, während sich gleichzeitig die hellen Töne sehnsüchtig nach oben strecken.

Bei aller Schwermütigkeit, die dem Track anhaftet, abgebildet auch in der Todesmetaphorik des Titels "Ash/Black Veil", hat er doch auch etwas ungemein Erhebendes, Erbauliches. So als würde er sagen: So ist es nun einmal - und es hat Größe. Zu finden ist dieses Werk auf dem 2011 bei Mute Records erschienenen Album "The Devil´s Walk" von Apparat, das es bis auf Platz 54 der deutschen Albumcharts gebracht hat. Apparat - das ist das nunmehrige Bandprojekt des als solitärer Elektronik-Musiker zu Bekanntheit gelangten Sascha Ring.

Um "The Devil´s Walk" auf den Weg zu bringen, hat sich Ring zu anfangs mit Mitmusikern in einen Küstenort in Mexiko zurück gezogen. Der Titel freilich schlägt eine ganz andere Brücke durch Zeit und Raum, bezieht er sich doch auf das gleichnamige Gedicht von Percy Bysshe Shelley aus dem 19. Jahrhundert. Was nun das so benannte Album mit seinen emotional-introspektiven Texten tatsächlich mit der Namen gebenden Ballade zu tun hat, dieser hochpolitisch-satirischen Attacke eines radikalen, gesellschaftskritischen Geistes auf König, Regierung und Kirche von England, erschließt sich nicht ganz. Bei diesem Titel geht es offensichtlich mehr um Wirkung denn um Schlüssigkeit. Was wiederum etwas zu den vorhandenen, kritischen Stimmen passt (zB hier), die Apparat vorhalten, in dieser seiner aktuellen Veröffentlichung zu sehr die Grenzen zum Plakativen und Effekthascherischen überschritten zu haben.

Auch, wenn das Album womöglich nicht in jeglicher Hinsicht zu überzeugen vermag, so enthält es doch große, ergreifenden Momente. "Ash/Black Veil" zum Beispiel sollte einen spätestens dann überzeugt haben, wenn man es in seiner Bühnenfassung erlebt hat (s. unten)



Freier Download auf der Soundcloud-Seite.





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