Samstag, 8. März 2008

Videohitparade # 3, Teil 2

Die Euro-Tore zum Zungenschnalzen, der zweite Teil, bitteschön!

  • sechs

Euro 1976, 20.6.1976, Tschechoslowakei vs. BR Deutschland, Finale, Crvena Zvezda - Stadion in Belgrad, 7:5 im Elfmeterschießen durch Antonín Panenka

Wenn wir Karel Poborsky zuletzt als fußballerischen Schweijk geehrt haben, so müssen wir nun natürlich auch den Urahn aller Fußball-Schweijks, Antonín Panenka, würdigen, und seinen legendären Heber im Europameisterschaftsendspiel des Jahres 1976 in diese Liste aufnehmen. Kaum zu glauben, mit welcher pfiffigen Coolness der "Mann mit den Radaraugen" (wie er auch genannt wurde) da zu Werke ging und den spielentscheidenden Elfmeter verwertete. Uli Hoeneß war es zuvor gewesen, der seinen Elfer in den Nachthimmel von Belgrad geschossen und somit den Tschechoslowaken die Gelegenheit zum entscheidenden Punch gegeben hatte. Panenka machte es viel besser. Und schrieb sich auch wegen der Art und Weise, wie er diesem Turnier den Schlusspunkt setzte, in die Geschichtsbücher des Sports ein. Seit jener Nacht tragen derartige Strafstöße im Jargon der Sportjournalisten die Bezeichnung "Panenka". Der Europameister Antonín Panenka wechselte übrigens 1981 von seinem Stammverein Bohemians, den Grün-Weißen aus Prag, nach Österreich zu Rapid Wien, wo er zu einer Klublegende wurde. Seine Karriere beendete der vom Fußball Besessene nach Stationen bei St. Pölten, Slovan Wien und dem ASV Hohenau 1993 als 45-jähriger beim niederösterreichischen Dorfverein Kleinwiesendorf. Derzeit ist er der Klubpräsident der "echten" Bohemians.

Ein lesenswertes Panenka-Interview druckte Anfang Dezember der Standard.

  • fünf



Euro 2000, 11.6.2000, Türkei vs. Italien, Gruppenphase, Gelredome in Arnheim, 0:1 durch Antonio Conte in der 52. Spielminute

Was machst du, wenn du im Strafraum läufst, der Ball fliegt in deine Richtung, aber über dich hinweg, weil du zu klein für einen Kopfball bist? Richtig, du machst in affenartiger Geschwindigkeit auf dem Absatz kehrt, hebst ab und drischst das Leder mit einem Fallrückzieher in die Maschen! So geschehen bei der Euro 2000 in der Vorrundenbegegnung zwischen der Türkei und Italien, in der Antonio Conte dieses Kunststück vollführte und seine Azzurri damit 1:0 in Führung brachte (die Partie endete dank eines geschenkten Elfmeters mit 2:1 zu Gunsten Italiens). Der Treffer zeigt die Spielerpersönlichkeit Conte auf einem Höhepunkt, ein offensiver Mittelfeldspieler, der größte balltechnische Versiertheit mit dem unbedingten Willen, nach vorne zu drängen verband. Conte, der als Führungsspieler von Juventus Turin 5 italienische Meisterschaften und eine Champions League gewann, ist derzeit Trainer des Serie B- Vereines AS Bari.

  • vier



Euro 1996, 15.6.1996, Schottland vs. England, Gruppenphase, Wembley Stadion in London, 0:2 durch Paul Gascoigne in der 79. Spielminute

Die Grenze zwischen Genie und Wahnsinn. Im einen Moment malst du noch ein Gemälde, über das die Menschheit noch Jahrhunderte schwärmen wird, im nächsten ist das Ohr ab. Bei Paul Gascoigne verlief diese Grenze meist entlang der weißen Umrandung des Spielfeldes im Fußballstadion. Am Platz war er ein Genie, außerhalb ein Opfer seiner unbeherrschten Persönlichkeit. Kein Wunder also, dass es nach dem Ende seiner Fußballkarriere mit "Gazza" nicht wirklich bergauf ging und die Alkohol- und Gewaltexzesse, die bereits seine aktive Laufbahn begleiteten, nicht zur Vergangenheit wurden. Letztes Lebenszeichen: Einweisung in die Psychiatrie wegen des Angriffes auf einen Hotelportier. Dem Bericht zufolge verspricht sein alter Trainer Kevin Keegan, dass er ihm zur Seite stehen wird.

Was bleibt: Traumtore wie jenes am 15.6.1996 im altehrwürdigen Wembley gegen Schottland, als dem braveheart Colin Hendry, selbst ein ganz Guter jener Zeit, eine Lehrstunde erteilt wurde, von der er sein Leben lang (alp)träumen wird. Und die Hoffnung, dass Paul Gascoigne vielleicht doch eines Tages geholfen werden kann. Sei es auch von Kevin Keegan.

  • drei



Euro 2004, 30.6.2004, Portugal vs. Niederlande, Halbfinale, José Alvalade-Stadion in Lissabon, 2:0 durch Maniche in der 58. Spielminute

Wie sagt der Kommentator so schön: "You could line up all three of the Dutch goalkeepers in this squad and it would still be nestling in the back of the net!" Wie wahr. Dies ist eines jener Tore, bei denen man jedesmal unwillkürlich ein bisschen den Atem anhalten muss, wenn man dem Flug des Balles folgt. Die Portugiesen gewannen am Ende mit 2:1 und zogen ins Endspiel ein. Dort warteten allerdings Otto Rehhagels Griechen, der Alptraum jeder offensiv-spielerischen Mannschaft. Der Rest dürfte bekannt sein.


So, damit wären die 11 schönsten Tore der Euro-Geschichte fast abgeschlossen. Fast, denn es fehlen natürlich noch die zwei großartigsten Treffer, die ich aber sobald als möglich präsentieren werde. Da ich augenblicklich ziemlich damit beschäftigt bin, mich auf einen wichtigen Termin nächste Woche vorzubereiten, stockt das Blog derzeit ein bisschen. Bleibt mir bitte trotzdem gewogen.

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