Ich bin dazumals sehr ambitioniert losgestartet. Ich habe damit begonnen, meine 10 Lieblingsplatten (ja, und für alle, die mich deswegen immer wieder geißeln, ich beziehe das gerade auch auf diese silbernen Scheiben) des Jahres 2007 aufzulisten und zu würdigen. Das habe ich sehr ausschweifend getan. So ausschweifend, dass ich an meinen eigenen Ansprüchen letzten Endes gescheitert bin. Irgendetwas, nennen wir es von mir aus "das Leben", ist mir dazwischenkommen, und ich konnte meine allzu ambitioniertes Projekt nicht abschließen. Bis jetzt.
Ich lasse Dinge nur sehr ungern unerledigt im Raum stehen. Nicht, dass ich immer sehr gut darin wäre, meine Angelegenheiten rasch zu erledigen, zu vieles schiebe ich viel zu lange vor mir her. Aber ich tue das definitiv nicht gerne.
Und eine Bestenliste einfach unerledigt offen stehen zu lassen, das geht gar nicht. Das ist Verrat am Leser/der Leserin, an jenen, die gereiht werden sollen, am Autor selbst.
Daher soll die Platten-Bestenliste des Jahres 2007 hier und jetzt zu einem Abschluss gebracht werden.
Und damit ich nicht wieder daran scheitere, werde ich dies nun im Schnellvorlauf bewerkstelligen.
Bevor wir es rasch hinter uns bringen, sei noch einmal ein kurzer Hinweis gestattet: Dies ist kein Ranking der
besten Alben, die im Jahr 2007 erschienen sind. Es ist eine Auflistung jener Scheiben, die ich in diesem Jahr am liebsten gehört habe - unabhängig von ihrem Erscheinungsdatum. Die in der Vergangenheit bereits ausschweifend besprochenen Platten sind entsprechend verlinkt.
Meine 10 am liebsten gewonnenen Platten des Jahres 2007
- 10
Label: American Recordings/Island Def Jam
Jahr: 2006
Genre: Alt Country
- 09
Label: ECM
Jahr: 1985
Genre: Moderne religiöse Musik
- 08
Label: Epic/Sony BMG
Jahr: 1996
Genre: Punk Rock
- 07
Label: Reprise/Rhino
Jahr: 1972
Genre: Pop
- 06
Label: EMI
Jahr: 1993
Genre: Reggae
Hier wäre ein ausschweifender Beitrag geplant gewesen, der sich mit dem vielerorts zu beobachtenden Wiedererwachen der Religiösität, deren Ursachen und Folgen, meiner eigenen Position dazu, sowie meiner eigenen Religiösität bzw. Nicht-Religiösität befasst. Davon hätte ich dann den Bogen geschlagen zu Alpha Blondy, dem ivorischen Reggae-Superstar, den ich am Nuke erlebt habe (kurz nachdem ich Pedi wiedergefunden hatte, der einen halben Tag verschollen war - ich wusste, ich würde ihn hier finden..) und der in seiner Muttersprache Dioula, in Französisch, Englisch, Hebräisch und Arabisch für die Einheit aller Menschen und Religionen singt.
Kurzgefasst: Eine unglaubliche intensive, dichte, leidenschaftliche Liveplatte. Spirituell im besten Sinne.
- 05
Label: Sony BMG
Jahr: 1988
Genre: Roots Rock
Habe die Platte in der Libro-Wühlkiste entdeckt. Wollte sie aber schon immer. Wurde nicht enttäuscht. Habe dann eines der Lieder in den Mittelpunkt meines Weihnachts-Postings gestellt. Eine von diesen Platten, die ganz stark loslegen ("Copperhead Road") und dann einfach bis zur letzten Note nicht nachlassen.
- 04
Label: Morr Music
Jahr: 2007
Genre: Elektronische Musik
Was zu dieser Scheibe zu sagen ist, habe ich hier gesagt.
- 03
Label: V2 Records/Rough Trade
Jahr: 2004
Genre: Singer/Songwriter-Pop
Paul McCartney und Chris Martin von Coldplay sollen große Fans von ihm sein. Da kann er aber wirklich nichts dafür. Ron Sexsmith federt wunderbar melancholisch-melodisch durch diese Platte und am Ende ist man vom Kosmos des Kanadiers so eingehüllt, dass alles, was groß und wichtig erschien, auf einmal ganz klein ist. Aber halt, Paul McCartney, Chris Martin und jetzt auch noch Reinhard May, das geht zu weit! Halten wir uns einfach an Ron Sexsmith.
Er selbst hat "Retriever" übrigens Johnny Cash gewidmet.
- 02
Label: Smi Col/Sony BMG
Jahr: 2006
Genre: Irischer Gitarrenfolk
Und noch eine großartige Liveplatte. Steffi & Gerald, die Irlandexperten, haben mich dankenswerter Weise auf diesen Altmeister von der grünen Insel aufmerksam gemacht. Ein Meister der wahrhaft irischen Sorte, denn er beherrscht es, alle Stimmungslagen der menschlichen Seele in seinen Liedinterpretationen entsprechend zu fassen. Doch eines vergisst er nie: politisch zu sein und Stellung zu beziehen.
- 01
Label: Trikont
Jahr: 2005
Genre: Latin Ska, Cumbia, Reggae, Hip Hop, Salsamuffin, Merenguebeat
Eine Compilation hat es also auf den Thron geschafft. Mit "Mestizo Music, Rebélion en América Latina" ist es dem äußerst verdienstreichen Münchner Trikont-Label gelungen, politisch inspirierte zeitgenössische Popularmusik aus Lateinamerika in einer ziemlich kanonischen Sammlung zusammenzufassen, die einem in die Beine fährt wie kaum sonstwas. Wenn die sozialen Bewegungen auf diese Weise bewegen, dann bewegen sie schon mal ganz gut. Ansonsten darf man Chavez und Co ja durchaus kritisch sehen (wer erinnert sich nicht an das üble Theater in der ARENA..).
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