Vom Reiz von Krumau war auch Egon Schiele (1890-1918) sehr angetan. Die Mutter des Künstlers stammte aus dieser Stadt und er ist sogar 1911 kurzzeitig ganz dorthin gezogen. Sein Traum vom freien Leben an der Moldau scheiterte aber letztlich am Widerstand der konservativen Kleinbürger, die einen freigeistigen Künstler, der "unsittliche" Werke schuf, nicht in ihrer Mitte dulden wollten. Trotzdem hat Krumau auf Schiele Zeit seines kurzen Lebens eine starke Faszination ausgeübt. Einige seiner bekanntesten Ölgemälde stellen "sein" Krumau dar. Weil sich die Zeiten geändert haben und weil es fremdverkehrswirtschaftlich gut zu verwerten ist, wird das Andenken an den großen Meister der Wiener Moderne heute in Krumau hoch gehalten, insbesondere in dem durchaus einen Besuch lohnenden Egon Schiele Art Zentrum.
Im Sommer versinkt Krumau heute ganz im touristischen Trubel. Gestern, an jenem verschneiten Wintertag, an dem ich das Städtchen das erste Mal besucht habe, hat es sich beschaulich und idyllisch gezeigt. So fiel es umso leichter, zu verstehen, was Schiele dermaßen angesprochen hat (abgesehen davon kann ich derartige Tendenzen ohnehin gut nachvollziehen, mein Krumau ist halt Bad Ischl).
Durch das Schiele Zentrum ist Kunst und durch den Tourismus ist zudem das Kunsthandwerk in Krumau auffällig im Ortsbild verankert. Unser Besuch in Krumau galt Veronika, die nur einen Schneeballwurf vom Schiele Zentrum entfernt als Stipendiatin gerade selbst an einem Kunstwerk schafft. Eine inspirierende Nachbarschaft ist das dort wohl auf jeden Fall.
Die Bilder von diesem sehr schönen Aufenthalt in Krumau sind recht schön geworden. Das wiederum erfordert keine allzu große Kunst, das ist bei diesem Objekt nahezu unvermeidlich.

Egon Schiele, Kleine Stadt II (1912/1913)
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