Das Jahr 2008 war ein Jahr markanter, zuweilen dramatischer Umwälzungen. In die Annalen der Geschichte wird es wohl in erster Linie als das Jahr der hereinbrechenden (wirtschaftlichen) Krise eingehen. Die Wahl Barack Obamas zum US-Präsidenten hat dazu am Ende des Jahres einen euphorischen Kontrapunkt gesetzt. Die Begeisterung um den Hoffnungsträger Obama muss aber natürlich vor dem Hintergrund der Krise gesehen werden. In Zeiten der allgemeinen Verunsicherung tendieren die Menschen dazu, messianische Figuren herbeizusehnen. Bezeichnend wie etwa die, zweifellos mit einem untrüglichen populistischen Gespür ausgestattete, Kronen Zeitung nun den neuen Präsidenten zum Supermann stilisiert. Ein Medium, in dem Menschen dunkler Hautfarbe normalerweise nur mit dem Zusatz "Drogendealer" vorkommen.
Auch für mich persönlich war 2008 ein Jahr des Wandels - und dass, wie kaum ein anderes zuvor.
Dieses Blog hat dieses Jahr begleitet. Freilich nicht im Sinne einer getreulichen Chronik. Vielmehr fasst es, wenn man es retrospektiv liest, schlicht und einfach zusammen, was mich in diesem Jahr jeweils gerade besonders beschäftigt hat, was mir interessant, was mir mitteilungswürdig erschien. Es ist ein sehr subjektiver Blick auf das Jahr ´08.
Jänner
Das Jahr begann für mich ein bisschen müde und ziemlich ratlos. Ein bisschen müde, weil ich im Jahr zuvor geglaubt hatte, parallel das Leben eines arbeitenden Menschen und das eines Studenten führen zu können. Die Umstellung brauchte Zeit und Kraft. Rhythmen und Gewohnheiten waren zu überdenken und zu ändern. Ratlos war der Beginn, weil ich nicht wusste, wo es mit mir hingehen sollte - geographisch, beruflich, persönlich.
Ich bloggte viel - kein Wunder, ich hatte ja genug Zeit. Das Ergebnis war sehr durchmischt: Musik, Sport, Politik. Wenig Persönliches, dafür viel im Internetz Aufgegabeltes. Kein Wunder, mein Leben war schließlich in einen sonderbaren Ruhezustand getreten. Ich beschäftigte mich mit dem Schicksal von Fouad Al-Farhan, dem saudischen "Kollegen", dem sein Engagement für das Recht, kritisch zu denken, zum Verhängnis geworden ist.
Außerdem fand ich erneut im "Venedig des Traunviertels" Obdach - im malerischen Kirchdorf. Dort verweilte ich eine Woche und versuchte J.s Haushalt nicht allzu sehr durcheinander zu bringen.
Februar
Der hohe bloggereitechnische Produktivitätslevel blieb auch im Februar aufrecht. 21, zum Teil recht ausführliche, Postings stehen zu Buche. Ich zog mich zeitweise ins Salzkammergut zurück. Dort gehe ich hin, wenn ich mir der Dinge in aller Ruhe klar werden will. Dort verfolgte ich also auch das sonderbare, "freundschaftliche" 3:3 unserer Fußball-Nationalelf gegen den großen, nördlichen Rivalen. Mein sogleich unter dem unmittelbaren Einfluß des Gesehenen verfasster, nicht gerader Hickersberger-affiner, Beitrag katapultierte mein Blog in nie dagewesene (und nie beabsichtigte)Sphären. Ein Fußballblogger und Online-Standard-Poster hatte den Link über den betreffenden Artikel unters Volk gebracht und mein Blog sogleich in seinem Standard-Posting zu einem der "besten Fußball-Blogs" (der Welt?!) geadelt. Ich hatte damals noch einen Counter installiert und konnte mich bis zur Aufklärung der Angelegenheit über die ständigen Zugriffe auf mein Blog nur wundern.
Die vorhandene Zeit und Muße nützte ich auch dazu, ein Geständnis abzulegen. In einem Akt befreiender Offenheit bekannte ich meine peinlichsten Lieblingssongs.
Auch Politik war in diesem Monat Thema. Ich schrieb meine Gedanken zur Debatte über das Mehrheitswahlrecht nieder und äußerte mich zum nunmehrigen Favoriten auf die US-Präsidentschaft, Barack Obama.
März
Anfang März hatte ich ein spirituelles Erweckungserlebnis, wie es in Phasen der Orientierungslosigkeit nun einmal vorkommen kann. Ein Eremit, der üblicherweise in kontemplativer Versenkung vor seinem Fernseher die Wunder des Kosmos ergründet, weihte mich ein in die Welt von Kanal Telemedial. Es folgte eine kurze esoterische Phase inklusive Gründung einer kleinen Sekte und dem einen oder anderen gemeinschaftlichen telemedialen Abend.
Ich begann mich wieder mehr und mehr auf Linz einzurichten, auch wenn ich noch ein eher provisorisches Dasein fristete.
Große Sportereignisse standen vor der Tür. Während ich die Olympischen Spiele in China sehr kritisch sah, fieberte ich der Euro schon regelrecht entgegen und verfolgte mit Interesse die Vorbereitungen.
April
Plötzlich war ich wieder ganz in Linz. Eben hatte ich noch in Wien die größte Pizza der Welt verdrückt, da fand ich mich schon im Linzer Neustadtviertel wieder und sinnierte darüber nach, was mir an Wien (nicht) abgehen würde. Die Zukunft war ein ungewisses Land. Aber, immerhin, die Dinge waren wieder in Bewegung.
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