Es sind harte Zeiten für den amerikanischen Präsidenten. Die Wirtschaft liegt darnieder, die Arbeitslosenzahlen klettern hinauf, der Krieg in Afghanistan ist verloren, in den öffentlichen Kassen Amerikas herrscht gähnende Leere. Viele Versprechen, die Obama seinen Anhängern gab, konnte bzw. wollte er nicht einlösen. Viele von ihnen wenden ihm den Rücken zu und demonstrieren gegen die bestehende Ordnung, seine eingeschworenen Feinde sammeln sich unterdessen um obskurantistische Fanatiker, die die rechte Mitte vor sich hertreiben.
Für vieles von dem, womit Obama jetzt zu kämpfen hat, kann man ihn nicht verantwortlich machen. Seine beiden inkompetenten Vorgänger, die die Finanzmärkte dereguliert (Clinton, der Demokrat) bzw. die Staatskasse vernichtet (Bush, der Republikaner) haben, haben ihm ein allzu schweres Erbe hinterlassen. Aber Obama musste auch erfahren, dass auch ein noch so geschickt inszenierter Erlöserbonus bald verfliegt, wenn die derart geschürten Erwartungen auf die harte, politische Wirklichkeit treffen. Und, dass der politische Gegner natürlich nicht bereit ist, sich von der allgemeinen Euphorie mitreißen zu lassen und dem Präsidenten in brüderlicher Eintracht auch nur ein Zollbreit zuzuarbeiten.
Es gibt Statistiken, wonach ein US-Präsident, der mit derartigen Wirtschaftsdaten konfrontiert ist, gar nicht wiedergewählt werden kann. Hat Obama dennoch den Funken einer Chance? Vielleicht.
Obamas Chance ist der republikanische Kandidat (von einer Kandidatin brauchen wir nicht mehr zu reden). Die Tea Party hat es geschafft, den Vorwahlkampf thematisch zu dominieren und ein Kandidatenfeld zu hinterlassen, das Obama hoffen lassen darf. Als aussichtsreichste Anwärter gelten momentan Hermann Cain, ein afro-amerikanischer, ehemaliger Pizzakettenbesitzer, der einen fundamentalistischen Rechtskonservativismus von den Gnaden der Koch-Brüder, der Financiers der Tea Party, vertritt, dazu Rick Perry, der evangelikale Gouverneur von Texas, der sich gerne rühmt, mehr als zweihundert Personen ins Jenseits befördert zu haben, sich aber unlängst mit öffentlich halluzinierten Einmarschplänen in Mexiko einigermaßen aus dem Rennen genommen hat. Außerdem die beiden gemäßigten Mormonen Mitt Romney und John Huntsman, die Schwierigkeiten haben dürften, die für einen republikanischen Wahlsieg so wesentlichen Wähler aus dem evangelikalen und christlich-fundamentalistischen Spektrum ausreichend zu mobilisieren, für die das Mormonentum nichts anderes ist als ein heidnischer Kult.
Keiner dieser Kandidaten erscheint unter normalen Umständen geeignet, sich in der vielschichtigen Wählerschaft der Vereinigten Staaten wirklich durchzusetzen. Andererseits: Wähler gehen nur allzu oft eher deswegen zur Wahl, weil sie gegen einen Kandidaten stimmen wollen als aus Begeisterung für einen der antretenden Politiker. Wenn eine echte Protestwahlstimmung gegeben ist, könnte es keine große Rolle mehr spielen, wer auf dem GOP-Ticket anreitet.
Hoffen wir das beste, dass das nicht passiert.
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