Kleine Klubs haben ihr Vorzüge. Da ist die Nähe, die Unmittelbarkeit der auftretenden Gruppe, die nicht nur eine gewisse Intimität schafft, sondern vor allem auch einen ausdifferenzierten, feineren Klang ermöglicht, der beim Dröhnen von großen Bühnen bzw. in großen Hallen oft verloren geht. Der Musikgattung Indie Rock tut das besonders wohl.
Kleine Klubs haben auch ihre Nachteile. Aus der Nähe kann Enge werden, sodass man eingekeilt zwischen anderen Menschen steht, nicht mehr weg und austreten kann. Da glüht und schwitzt man dann vor sich hin und der Kreislauf zweifelt ein wenig daran, ob das wirklich ein Vergnügen ist. Ob die Künstler den kleinen Klub immer genauso für voll nehmen wie die große Bühne, ist im Übrigen auch die Frage.
Das Chelsea in Wien ist an einem Samstagabend ein rechter enger, weil voller Klub. Trauben von Menschen hängen an den Bars, mittendrin schauen Leute Fußball und man muss verschämt vorbei huschen, um ihnen nicht den Blick auf den nächsten Barcelona-Angriff zu nehmen. Ganz hinten unterm Stadtbahnbogen gibt es einen andeutungsweise Kavernen-artigen Raum, in dem eine Bühne aufgebaut ist.
Ab 21:00 sollten da die Beach Fossils antreten. Taten sie aber nicht. Erst gegen 21.45 bemühten sie sich auf die Bühne. Vier junge Herren aus New York, in klassischer Rockbandbesetzung, die zunächst eher desinteressiert wirkten. Frontmann Dustin Payseur bekannte, einen Kater zu haben, machte zwischendurch ein paar Witze (dahin gehend, dass man nicht Beach Fossils, sondern die Vorband der Beach Fossils sei) und bekannte, dass er nicht gut darin sei, Witze zu machen. Anfangs frug man sich sachte, ob da das Publikum wirklich für voll genommen wird, ob die Truppe mit vollem Eifer dabei ist. Haben es die Beach Fossils am Ende nicht so gut verkraftet, dass sie von ihrem ehemaligen Gitarristen auf der Erfolgsspur überholt worden sind? Haben sie die letzte Pitchfork-Kritik, die ihnen Selbstgefälligkeit vorhielt, doch nicht ganz so gut verwunden?
Nach den ersten Nummern wollte ich eigentlich weg, aber die Masse ließ mich nicht. Wie ein Stück Lehm in einem Lehmklumpen steckte ich da fest. Vorne drehten Beach Fossils weiter an der Töpferscheibe. Sie formten mit zunehmender Verve einen sauber vorgetragenen Indiepoprock mit Neigung Richtung Dream Pop und Shoegaze. Des Öfteren dachte ich mir: "drei Nummern noch, dann gehe ich von hier weg". Und aus drei wurden sechs und aus sechs wurden neun, aus neun Stücken schließlich zwölf Nummern. Und am Ende waren eineinhalb Stunden und das Konzert vorbei und ich dachte mir, dass Beach Fossils einen wohl klingenden Livesound mit gar nicht so schlechten Hooks haben. Ein Sound, der bei dem einen Ohr hinein und bei dem anderen wieder hinaus geht und im Durchzug ein sehr angenehmes Gefühl hinterlässt. Und, ich war ganz froh, dass ich gezwungen worden war, da zu bleiben und dem zu lauschen.
Zuweilen haben kleine Klubs eben ihre Vorzüge.
Hernach ging es aber hinaus aus dem Menschen vollen Chelsea, rüber ins Kellergewölbe des Café Concerto. Dort moderierte ein Weihnachtsmann-artig gewandeter Mann vor einer Handvoll Leute überraschender Weise eine orientalische Tanzdarbietung. Es war angenehm luftig und die Musik kam vom Band. Auch nicht schlecht.
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